Der weibliche Mond

In anderen Sprachen ist der Mond vom Artikel her ja meistens weiblich (La Luna), auch gilt ja der Mond in der symbolik eher für das weibliche Prinzip.
Weiß jemand, warum der Mond im deutschen Sprachgebrauch den männlichen Artikel erhalten hat? Wie sind überhaupt die Artikel zugeteilt worden, gibts da Näheres dazu?

Hallo D.G.Didi,

ich habe leider auch keine genaue Antwort auf deine Frage, aber eine interessante These gefunden:

"Ich denke immer im Sinne von „le soleil“ und „la lune“, das Umgekehrte in unserer Sprache ist mir konträr, so daß ich immer machen möchte „der große Sonn“ und „die Möndin“ so geht es einem oft, daß man mit dem äußerlichen Benehmen der Sprache uneins ist und ihr Innerstes meint. (Aus einem Brief von Rainer Maria RILKE an Nanny WUNDERLY VOLKART vom 4.2.1920)

Was immer RILKE sich unter dem „Innersten“ der Sprache vorgestellt haben mag, sein „Uneins“ Sein mit dem „äußerlichen Benehmen der Sprache“ zielt auf zentrale sprachwissenschaftliche Fragen nach der grammatischen, semantischen und kognitiven Funktion der Kategorie Genus. Am Beispiel der unterschiedlichen Genuszuweisungen an Sonne und Mond in verschiedenen Sprachen kann man die Fallstricke der linguistischen Analysen deshalb so anschaulich demonstrieren, weil es sich bei ihnen zwar um »unbelebte« Objekte handelt, die aber auf dem Umweg über Personifikationen bzw. mythische Symbolisierungen als (männliche) Sonne Mond Gottheiten oder als Ehepaare in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche Genuszuweisungen erhalten (ROYAN, CORBETT). Offensichtlich besitzen Sonne und Mond beide sowohl weibliche als auch männliche Konnotationen, so daß die wechselnden Genus Zuschreibungen je nach Kultur und Zeitgeist durch passende geschlechtsspezifische Argumente gestützt werden können. Aus diesem kosmologischen Beispiel und seinen geschlechtstypisierenden Interpretationen lassen sich eine Reihe sprachwissenschaftlicher und sprachphilosophischer Fragen ableiten, zu deren Lösung die verschiedensten linguistischen Teilfächer nur in interdisziplinärer Kooperation beitragen können."
(gefunden hier: http://www2.uni-muenchen.de/frauenbeauftragte/genuss…, da steht noch einiges mehr zu diesem Thema…)
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Nun ja, und rein gefühlsmäßig ist für mich die Sonne eher das weibliche, wärmende, Leben spendende Element, während der Mond doch eher das kalte, abweisende, schroffe und damit eher das männliche Prinzip verkörpert…
Hoffentlich krieg ich jetzt für mein Gefühl keine Prügel von Männern, die sich mit meinen Assoziationen evtl. nicht identifizieren können…

Gruß
Uschi

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Nachtrag *grins*

(gefunden hier:
http://www2.uni-muenchen.de/frauenbeauftragte/genuss…, da
steht noch einiges mehr zu diesem Thema…)
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Nein, bei der URL handelt es sich nicht um eine Sex-Seite oder eine Seite zur Anleitung von Sex-Genuss, auch wenn das auf den ersten Blick so aussehen könnte *lol*

Uschi (die die URL erst nachträglich genauer angeguckt hat und jetzt wirklich schmunzeln muss…)

Hallo D. G.,

Uschi hat sich in spekulative Bereiche begeben. Da ist es oft schwer, zu entscheiden, was richtig ist.

Aber man kann sicher sagen, dass in der griechisch-römischen Tradition „der“ Sonne mit einem männlichen Gott assoziiert wurde, etwa Helios oder Apollo, „die“ Mond dagegen mit Semele oder Artemis.

In der germanischen, aber auch der littauischen oder arabischen, ebenso in der mexikanischen Tradition dagegen, wird „Sonne“ als weibliche, „Mond“ als männliche Gottheit verstanden.

Dazu: Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, Bd. II, S584 ff: "Das volk pflegte sich bis auf die spätere zeit, von sonne und mond redend, gern auszudrücken ‚frau sonne‘, ‚her mond‘.

In seiner Grammatik, Bd 3, 349, 350 ist Jacob Grimm ausführlicher auf Benennung und Geschlecht von Sonne und Mond eingegangen.

Beste Grüße Fritz

in den romanischen sprachen ist der mond weiblich und die sonne männlich. das stammt aus der entsprechenden mythologie. wahrscheinlich die griechische, die über die römer ins lateinische gelangte. dort gibt es eine mondgöttin (selene glaub ich) und einen sonnengott (helios). in anderen sprachen ist es eben anders.

metapher weiß darüber sicher mehr!

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Hallo D.G.,

zwar kann ich in der Sache nicht weiterhelfen, als es hier schon versucht wurde, aber dennoch etwas hinzufügen:

  1. seltsamerweise ist es auch in Japan der Mond und die Sonne

  2. Wer damit nicht klarkommt, und lieber einen weiblichen Mond hätte (wegen des Zykus der Frau) der wende folgenden Trick an (wie ich es tue):

Auch wenn es DER Mond ist, kann er doch EINE Göttin haben, wie eine Anima. Ebenso für DIE Sonne, die also EINEN Gott haben kann.

Alles Gute
Michael

Götter-Geschlecht
Es ist und bleeibt ein religionshistorisches Problem, warum in den Religionen und Kulturen den beiden Gestirnen mal männliche und mal weibliche Namen gegeben werden.

Zu unterscheiden ist noch:

  1. ob die Wörter für Sonne und Mond selbst als grammatisches Geschlecht masculinum oder femininum sind
  2. ob Sonne und Mond Göttergestalten selbst sind
  3. ob der Sonne und dem Mond Göttergestalten nur assoziiert werden
  4. ob die Sonnen- oder Mond-Götter auch einen eigenen Kult hatten

Über die germanischen Bezeichnungen weiß ich (entgegen lehitraots freundlicher Annahme *k*) auch nicht mehr als Fritz bzw. J. Grimm (in Grimms „Grammatik“ habe auch ich noch nicht nachgelesen, und in der „Mythologie“ steht auch nur, daß es halt so ist), und zu dem was noch weiter erwähnt wurde (Michaels Info, daß auch in Japan der Mond männlich ist, war mir neu), läßt sich noch hinzufügen, daß auch die baltischen und slawischen Religionen männliche Monde und weibliche Sonnen hatten.

Ferner ist sanskrit „nisch“ männlich, und die ägyptischen Mondgötter Thot und Chons sind ebenfalls Männer.

Auch die Suche in anderen Religionen würde nur das Resultat bringen, daß es mal so und mal so ist… eine Begründung gibts nicht. Das ist genauso aber bei anderen Göttern, die für anderes zuständig sind: „Fruchtbarkeit“ ist mal weiblich (lat. Ceres), mal männlich (altsyr. Adonis), der „Himmel“ ist mal weiblich (ägypt. Nut) mal männlich (griech. Ouranos) usw. Ebenso ist es mit der Erde (ägypt. Geb ist männlich, griech. Gaia weiblich)…

Für die Geschlechter von Sonne und Mond in den romanischen Sprachen frz. it. span. sind jedenfalls die lat. sol und luna verantwortlich.

Gruß
Metapher

„so sind alle
Wörter auf er, ling, ier, ismus maskulin,“

Wie es z.B. mit DER* Leiter ist.

-
-
-

* Der --> mask. ;-}

Vielen Dank…
…auch wenn die Frage also sich durch das Dunkel der antiken Religionen nicht so ganz völlig beantworten läßt, ist manch interessantes Wissenswertes gefallen - also danke an alle!

„Ja, wir haben eine Macho- Sonne, während die Deutschen so ein weibliches bißchen haben, das nicht richtig wärmen kann…“

Gruß

J.

Hallo Michael,

  1. seltsamerweise ist es auch in Japan der Mond und die Sonne

Das Japanische kennt kein grammatisches Geschlecht. Wo soll da „der“ Mond oder „die“ Sonne herkommen?

Gruß Kubi

  1. seltsamerweise ist es auch in Japan der Mond und die Sonne

Das Japanische kennt kein grammatisches Geschlecht. Wo soll da
„der“ Mond oder „die“ Sonne herkommen?

mythologisch meinte ich.

Alles Gute
Michael

Kalauer und nette Geschichte
Servus Didi !

Ein Uralt-Kalauer zur Frage, warum der Mond männlich ist: „Er muß !!! ein Mann sein. Alle vier Wochen voll und immer benebelt!“ (Har. har har). Nicht ganz ernst gemeint.
Zu Deiner zweiten Frage, wie die Artikelzuordnungen entstanden ist, zwar keine wissenschaftliche Begründung, aber eine (wie ich finde) nette Geschichte aus einem Werk des Kinderbuchautors James Krüss: „Mein Urgroßvater und ich“, das sich im Rahmen einer Erzählhandlung in spielerischer, liebevoller, kindgerechter Weise mit dem Phänomen der deutschen Sprache beschäftigt (dauert etwas länger, aber wer will…, sinngemäß wiedergegeben)
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Vor vielen Jahren machte ein Kongress von Sprachwissenschaftlern eine Schifffahrt auf dem Nil und man gelangte an ein seltsames Bauwerk. Ein großer Sandhügel, darauf wie bei einer Wippe ein breiter und sehr langer Holzbalken, an dessen Enden jeweils eine kleine Hütte aufgebaut ist; die Überreste des Turmbaus zu Babel. Man einigt sich darauf, daß dieser historische Ort als Ausgangspunkt der Sprachverwirrung dazu geeignet sei, die Sprachen neu zu systematisieren, speziell die Artikelzuordnungen. Folgende Vorgangsweise wird festgelegt: Man verteilt sich gleichmäßig auf die beiden Hütten an den Enden des Balkens, damit die Wippe im Gleichgewicht bleibt. Weiterhin werden vier Behälter bereitgestell. Ein großer, auf dem Boden vor der Wippe, der kleine Steinplättchen enthält, auf denen alle Substantive vermerkt sind. Ein Wissenschaftler nimmt ein Plättchen mit einem Substantiv, liest es laut vor, und aufgrund der Einigung der Linguisten wird diesem Wort der entsprechende Artikel zugeordnet. Die Zuordnung erfolgt derart, daß an einem Ende der Wippe ein Behälter für die weiblichen Substantive aufgehängt wird, am anderen Ende einer für die männlichen, und zu seinen Füßen einer für die Neutra. Je nach Entscheidung wird das Steinplättchen in einen der drei Behälter gegeben. Bei den meisten Sprachen gibt es keine Probleme, nur als es an das Deutsche geht, geschieht es, daß der Behälter mit den weiblichen Substantiven immer voller wird, sich die Wippe bedenklich nach einer Seite neigt, und die ganze Konstruktion aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Schnell greift man in den Sammelbehälter und wirft eine Handvoll Steine in den „männlichen“ Behälter, das war aber zuviel und die Sache droht in die andere Richtung zu kippen. NAch einigem Hin und Her der Ausgleichsversuche ist das Gleichgewicht wieder hergestellt und der Rest der Steine wird, um nicht ernuet ein Ungleichgewicht zu produzieren, in den Behälter für Neutrum geschüttet. Und als dann alles aufgelistet ist, stellt man fest, daß es z.B. der Fuß, die Wade, das Knie, die Hand, der Finger, das Gelenk und eben auch das Gestirn, die Sonne, der Mond heißt.
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Grüße aus Wien
Helmut

hallo Didi
War es nicht die „Germanisierung“ unter Adolf welche aus der der „Frau Luna“ im täglichen Sprachgebrauch einen maskulinen Mond machte?
Jedenfalls fand ich diese Antwort vor einigen Jahren in der Oxford-uni library, als ich mich mit dem selben thema ( waerend meiner „English-Language-Lehrzeit“ ) befasste.

that’s all for now
guenther

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Wohl ein Irrtum…

Weiß jemand, warum der Mond im deutschen Sprachgebrauch den
männlichen Artikel erhalten hat? Wie sind überhaupt die
Artikel zugeteilt worden, gibts da Näheres dazu?

War es nicht die „Germanisierung“ unter Adolf welche aus der
der „Frau Luna“ im täglichen Sprachgebrauch einen maskulinen
Mond machte?
Jedenfalls fand ich diese Antwort vor einigen Jahren in der
Oxford-uni library, als ich mich mit dem selben thema (
waerend meiner „English-Language-Lehrzeit“ ) befasste.

Hi Günther
Hier irrt die Oxford Uni Library
nachdem in meinem Herder-Lexikon aus Kaisers Zeiten (1907) der Mond bereits eindeutig mit männlichem Artikel ausgestattet ist, dürfte diese Deutung wohl nicht zutreffen.
Gruß
Mike

Hallo Mike
Ich bin überzeugt das was du schreibst seine Richtigkeit hat. Ich kann den masculinen Artikel bis 1858 zurück verfolgen und die meisten germanisten müßßten es noch besser können.
Ich zitiere aus: Oxford-paper for shooling and literatura 1858;
„…the Philological Society passes a resolution calling for a new dictionary of English historical principles and new languages. On some Deficiencies in our English Dictionaries.“ (es folgt hier eine kleine aufzählung von wörtern aus der indo-europäischen sprachen-familie. In dieser aufzählung erscheint auch luna, the moon, der mond, la luna, lua,…
Ich hatte den artikel in erster instance nur geschrieben um auf die Gender-Veränderungen im täglichen Sprachgebrauch aufmerksam zu machen. Mein Großvater sagte nicht mond er sagte „frau luna“ ohne den poetischen Beigeschmack.

Nice chatting
guenther

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…dieses Volkslied dürfte auch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben, und da heißt es doch eindeutig „der Mond“…

Gruß

J.

Hallo Jose

Natürlich kenne ich auch Matthias Claudius der dieses lied um 1775-1778 schrieb. Der kleine hinterhalt ist der, das Matthias Claudius hier den Mann in Frau Luna ansprach, welcher schon seit unbekannten zeiten in Luna wuchs und auch wieder abnahm. Irgendwo existieren auch Märchen darüber

vieleicht kannst du sie finden
guenther

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Hi Guenther
Ich glaube du hast den wunden Punkt der diskussion berührt. Auch
dort wo J. Grimm dem Objekt Mond den maskulinen Artikel ‚der‘
zufügt, ist fraglich ob er nicht auch hier den ‚Mann im Mond‘
meint. Hinweise darauf habe ich in Japan gefunden, ( neutraler
Mond ) als ich unter Grimm’s Law ( sound shift in der
Indo-Europäischen Sprache ) nachschaute.

chomonkai
eve

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