'Weiss der Geier'

Hallihallo!

Kennt jemand von Euch den Ursprung des Sprichwortes: „Weiß der Geier“?

Vielen Dank und noch einen schönen Tag,
cheetha

Hallo, Cheetha,
Das ist eine der vielen Redewendungen, in der der Teufel mit einer harmloseren Bezeichnung vermieden wird. Denn es bring Unheil, den Gotseibeiuns mit Namen zu nennen, er könnte sich gerufen fühlen.
Gruß
Eckard

Hallo !

Hol dich der Geier!, Daß dich der Geier (hole)!, Hol mich der Geier!, Pfui Geier!, Weiß der Geier! Der Geier steht in diesen und ähnlichen Verwünschungs- und Beteuerungsformeln verhüllend für Teufel. In üblen Ruf kam der Geier ähnlich wie der Rabe dadurch, daß er ein Aasfresser ist. Schon Hugo von Trimberg (‚Renner‘, V. 19465ff.) bringt daher den Geier mit dem Teufel in Zusammenhang:

Swâ groze herren varent über lant,
den volgent die gîre sâ zehant …
alsam varent die tiufel gern,
swâ strît ist, tanz, tabern,
wan sie der sêle wartent dâ.

Die Redensarten sind seit dem 15. Jahrhundert bezeugt, aber sicher älter. Bei Kaspar Stieler (‚Stammbaum‘ 644) heißt es 1691: »Daß dich der Geyer hole / ut te Dii perdant«. Andreas Gryphius (‚Dornrose‘ 59,19) nennt in einem Fluch Geier und Rabe zusammen: »Daß dich bots Geyer, bots Rabe!« In einem Brief aus dem Jahre 1756 schreibt G.E. Lessing: »Wer Geier heißt Ihnen ein falsches System haben?« Die Kindsmörderin in der Volksballade von der Rabenmutter verwünscht sich in der Fassung bei Erk- Böhme (Liederhort Nr. 212c) mit folgenden Worten:
So wahr, daß ich deine Mutter bin,
Komm auch der Geier gleich nach mir!
Mundartlich sind diese Verwünschungsformeln auch in Landschaften vorgedrungen, in denen der Name des Vogels selbst nicht bekannt ist, so rheinisch ‚Dat gäf de Geier!‘: da hast du wohl recht!; ‚Er froit den Geer dernoch‘ (schlesisch), ‚wenn de nuer bim Geier wärscht!‘ (elsässisch), ‚a werd ei Geiers Kîche kummen‘ (schlesisch).
Auch die früher häufige, heute noch mundartlich übliche Redensart ganz des Geiers auf etwas sein: begierig nach, versessen auf etwas sein, gehört in diesen Zusammenhang, ebenso der redensartliche Vergleich wie ein Geier sein (ein Geier sein): habgierig sein.
Vgl. die Begriffe ‚Aasgeier‘ und ‚Pleitegeier‘, Aas, Pleite.

O. KELLER: Die antike Tierwelt 2 (Leipzig 1913), S. 30-36; R. THIBAUT: ‚Le proverbe des vautours et du cadavre‘ (Lk 17: 37, Mt 24: 28), in: Nouvelle revue théologique, 58 (1931), S. 57-58; E. HOFFMANN-KRAYER: Artikel ‚Geier‘, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 456-463; E. UND L. GATTIKER: Die Vögel im Volksglauben (Wiesbaden 1989), S. 480-488.

Wie ein Geier sein. Grandville: G.W., Bd. 2, S.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Geier, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 2082 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 522 ff.) © Verlag Herder]

mfG Conrad

Pleitegeier

Vgl. die Begriffe ‚Aasgeier‘ und ‚Pleitegeier‘, Aas,
Pleite.

Man sollte hierbei erwähnen, dass der ‚Pleitegeier‘ nichts mit einem ‚Geier‘(Vogel) zu tun hat. Es ist vielmehr eine Lautverschiebung aus ‚Pleitegeher‘, also jemand, der Pleite geht.

Markuss

2 Like

Hallo, Eckard, Conrad und Markuss,
schmeißt doch mal eure Sachen zusammen und ich mach eine FAQ draus!

Gruß Fritz MOD und FAQuer

Pleitegeier ist kein Geier
Hallo zusammen,

der Pleitegeier ist meines Wissens kein Federvieh als solches sondern die augenzwinkernde Umschreibung des Adlers, der auf dem ‚Kuckuck‘ - sprich: auf dem amtlichen Pfandzeichen eines deutschen Gerichtsvollziehers - zu sehen ist… Wenn man sich die alten Bilder etwas genauer anschaut, sieht der Adler tatsächlich wie ein Geier aus. :wink:

Grüße

Renee

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noch ein senf
dazu:smile:
*pleite* gehen…kommt, meines wissens nach aus dem hebräischen *pletah* und bedeutet nichts anderes als *entrinnen*, *fliehen*, auf der flucht (vor den gläubigern) sein…hat also, m.E. wirklich nix mit dem federvieh zu tun…
ich lass mich aber gerne, wie immer, eines besseren belehren!
lieben gruss aus wien, jenny

Na, dann mal ausführlich aus dem Kluge zitiert, liebe Jenny,

Pleite Sf std. stil. (19.Jh.). Aus dem Rotwelschen übernommen (dort ist im 18.Jh. belegt _Blede machen_für »durchgehen, entfliehen«). Aus wjidd. pleite »Bankrott;fort, weg« aus hebr. p’leta(h) »Rest, Überbleibsel, Rettung, Entrinnen«, spät auch »Bankrott«. Dazu Pleitegeier mit verschiedenen Anwendungen (z.B. auf das Pfändungssiegel mit dem Adler), angeregt durch wjidd. Pleite-geier »Pleitegeher«.

Gruß
Eckard

Und dann wäre da noch …
… Matth.24,28 , wo da geschrieben stehet:
„Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“

Dieser Vogel ist seit dem 9.Jh. in der deutschen Sprache bezeugt, sein Name stammt aus dem ahd. gir, und wird dann zu Geier als eine Substantivierung zu einem allerdings erst später belegten Adjektiv *gira- »gierig«. (Kluge)

Zu dem Wortstamm gehört wohl auch noch der Geifer, der dem Gierigen im Munde zusammenläuft oder aus den Lefzen trieft.

Gänsegeier (Gyps fulvus) gab es in Deutschland noch bin ins 13. Jh. als Brutvogel. Sie sind trotz ihres Gewichts von bis zu 8,5 kg großartige Flieger. In weniger von Menschen besiedelten Gebieten übernehmen sie die Aufgabe der Gesundheitspolizei, indem sie Aas beseitigen.

Gruß
Eckard

Vielen Dank, lieber Eckard:smile:
das *kluge* büchl ist wieder mal dort, wo ich gerade nicht bin…*lach*…aber dann scheint mich ja meine erinnerung nicht zu sehr getäuscht zu haben…
nochmals dank und lieben gruss aus wien,
jenny

Hallo zusammen!

Vielen Dank für Eure Antworten. Ihr habt mir sehr geholfen.

Liebe Grüße,
cheetha