Hurzsche = Hotel? (Sächsisch)

N’Daach,
Meine Mutter (spricht Obersächsisch, kommt aus Leipzig, genau wie ich auch) verwendete neulich den Ausdruck „Hurzsche“ in Bezug auf ein altes runtergekommenes Hotel — was man sonst so als Kaschemme bezeichnen würde.

Ich kannte das Wort vorher nicht. Hat meine Mutter das nur eben so aus dem Ärmel geschüttelt, oder gibt’s das tatsächlich in dieser oder einer ähnlichen Bedeutung? Aussprache ist [ˈhʊɐ̯ʦʃə]. Kennt das Wort IRGENDJEMAND sonst?

Danke & Gruß,

  • André

Lautschrift wo??

N’Daach,
Meine Mutter (spricht Obersächsisch, kommt aus Leipzig, genau
wie ich auch) verwendete neulich den Ausdruck „Hurzsche“ in
Bezug auf ein altes runtergekommenes Hotel — was man sonst so
als Kaschemme bezeichnen würde.

Ich kannte das Wort vorher nicht. Hat meine Mutter das nur
eben so aus dem Ärmel geschüttelt, oder gibt’s das tatsächlich
in dieser oder einer ähnlichen Bedeutung? Aussprache ist
[ˈhʊɐ̯ʦʃə].

Hei Andy, sorry, helfen kann ich dir da nicht, aber du vielleicht mir. Woher hast du die Lautschrift?? Ich hab da nix auf meiner Tastatur.Und auch sonst bin ich PC mäsig, bis auf Berichte schreiben, Lernprogramme verwenden und „internetten“, eher
minderbegabt…Vielleicht kannst du mir ja helfen?
LG! Allu

Kennt das Wort
IRGENDJEMAND sonst?

Danke & Gruß,

  • André

…ähnlich kenne ich es…
Tach Andre,

Kennt das Wort
IRGENDJEMAND sonst?

ich kenne das Wort wohl auch, bei uns in der Gegend (= westliches Westfalen, also östliches Ruhrgebiet) sagt man alte „Hutze“ oder „Huzze“ oder „Hutsche“ oder selten auch „Hucke“ (Lautschrift kann ich leider nicht tippen), wenn man ein altes, renovierungsbedürftiges oder etwas heruntergekommenes Haus meint.
Wenn man Leuten z. B. vom Kauf abraten will, sagt man gerne: „Was? Für die alte Hutze sollze sooooooviel Kohle hinblättern tun?..unglaublich…,“ verbunden mit nicht enden wollendem Kopfschütteln.
Gerne auch genommen in Abwandlung mit dem Adjektiv klein, z.B. Die kleine, alte H. willste dir ans Bein binden? Du hasse doch nich mehr alle!"
Also, so kenn ich datt von bei uns inne Ecke :smile:

Als ich mal nachgegugelt habe, fand ich noch andere Bedeutungen:
Hutze:
Marine: Ventilationsrohr mit einer in den Wind drehbaren Schraube,
getrocknete Birne, Dörrobst,
Karosserieöffnung als Lufteinlass

Hutsche:
Kröte/ Frosch,
Fußbank, Schemel, kleiner Schlitten,
bayerisches Schimpfwort für Frauen

Dir noch einen schönen Tag, Finjen

Hutzsche ?
Hallo, André,

das könnte mit dem Verb „hutzen“ = gemütlich mit Freunden zusammen sitzen, plaudern, tratschen, ein bisschen süffeln zusammen hängen.

Am „Hutzenabend“ tifft man sich in der „Hutzenstube“ zum „Hutzen“.

Das kann auch in einem „Beisl“, einer „Kneipe“, einer „Kaschemme“, einer „Absteige“, einem „Bumslokal“ stattfinden.

Gruß Fritz

das könnte mit dem Verb „hutzen“ = gemütlich mit Freunden
zusammen sitzen, plaudern, tratschen, ein bisschen süffeln
zusammen hängen.

Hallo mitnand,
ja, so kenne ich es auch, aber als „hutschen“, von den Verwandten aus dem Egerland.
Der SCHMELLER kennt „huzzen“ im Sinn von „ausgehen“ für die Oberpfalz und als „hutsen“ im Erzgebirge.
Wohingegen „hutschen“ im Bair. „schaukeln“ bedeutet, wofür man in der Oberpfalz und im Egerland aber „hetschen“ sagt.
So dass nach Auskunft meiner Gewährsleute nach ihrer Ankunft in Bayern 1945 ff. dort das Staunen groß war, als sie sagten, sie würden jetzt zu ihren Verwandten „hutschen gehen“.
Schöne Grüße!
H.

Hm, ich glaub, das passt nicht, es war deutlich ein -r- enthalten (postvokalisches -r im Sächsischen machen jene Vokale pharyngal), und es bezog sich auf ein wirklich heruntergekommenes, kakerlakenverseuchtes Drecksloch von einem Hotel, dass wir in einer Fernsehreportage sahen…

Gruß,

  • André

Hi André,

das klingt mir eher nach „Hornzsche“ - was man umgangssprachlich als arg runtergekommenes „Wohnklo“ deuten kann :wink: Egal ob Zimmer oder Bude, Hauptsache runtergekommen.
Bea aus Dresden

Grüß Dich Fritz,
ich glaube auch nicht, daß Hurzsche das selbe Wort wie
Hutzestuben ist. Es hört sich zwar ähnlich an, aber das
zusätzliche „r“ und das fehlende „stube“ am Ende passen
einfach nicht. An gemütlich zusammenhocken oder furtgehn
wird die Mutter von Andre wohl auch net gedacht haben.
Das „Hornzsche“ aus Dresden scheint dagegen mit dem Leipziger
„Hurzsche“ verwandt zu sein. Es ist mir nur noch nicht klar
woher das Wort kommt. Manche Obersächsischen Wörter z.B.
„Plinsen“ sind unabhängige Wortenwicklungen zum
Oberdeutschen/Süddeutschen.
Auch wenn im Vogtland und im Erzgebirge viele süddeutschen
Einflüsse zu hören sind, haben diese Gegenden in Sachsen eine
Sonderstellung. Ich kann mich nur wiederholen, daß ich mir
nicht vorstellen kann, daß die Leipziger und Dresdner ein
zusätzliches „r“ eingebaut haben und das „Stube“ weggelassen
haben.
Andre, vielleicht kannst Du Deine Mutter fragen was sie dazu
meint. Ich werde auf jeden Fall auch mal meine Freundin aus
Sachsen (Dresden) fragen ob sie „Hornzsche“ oder „Hurzsche“
kennt und woher das kommt.
Servus
Roland

n’ Daach, André,
klang das nicht eher wie „Horntie“ - also „Horntsche“ auf gut sächsisch?
So jedenfall kenne ich den Ausdruck für eine heruntergekommen Bude, eine verwahrloste Wohnung.

„Hutzen“ als das Zusammenhocken mit den Nachbarn und Freunden kenne ich von meinem Schwiegervater (Leubsdorf Krs Flöha). Aber das hat mit der „Honrtsche“, die ich eher aus dem Leipziger Tonfall kenne, nichts zu tun.

Eine Erklärung für die Herkunft des Ausdrucks kann ich allerdings auch nicht liefern.

Gruß
Eckard

Eine Erklärung für die Herkunft des Ausdrucks kann ich
allerdings auch nicht liefern.

Nachtrag:
hier eine Vermutung, dass es aus dem Sorbischen stammt: „hornca“ (Zimmer, Stube)
http://iq.lycos.de/qa/show/8828/Ursprung+des+Wortes+…
Das Wort ist auch zu finden in http://www.gladitz-online.de/wortliste.htm

Gruß
Eckard

3 Like

Bingo
Hallo, Eckard,

damit hast dus getroffen. :wink:

Bergmanns Kleines Sächsisches Wörterbuch, S.90:

Horns’sche f. ‚ärmliche, verwahrloste Behausung, baufälliges Haus, schlechte Wohnung, altes, schmutziges Bett‘ die hausen dorte in so ner alten Horns’sche. - Wohl mit slawischer Herkunft, etymologisch zu russisch gornica ‚Zimmer, Stube‘, sorbisch hornca.

Habs erst jetzt gefunden, da ich vorher nur bei: hu-, aber nicht bei: ho- suchte.

Auch die unten genannten Plinsen sind slawisch-sobischen Herkunft: blinc.

Gruß Fritz

2 Like

Das „Hornzsche“ aus Dresden scheint dagegen mit dem Leipziger
„Hurzsche“ verwandt zu sein. Es ist mir nur noch nicht klar
woher das Wort kommt. Manche Obersächsischen Wörter z.B.
„Plinsen“ sind unabhängige Wortenwicklungen zum
Oberdeutschen/Süddeutschen.

Hornzsche, das Wort kenn ich! Bezeichnet glaube ich allgemein etwas altes, schäbiges, heruntergekommenes, denke ich. Vielleicht sagte sie’s auch so, und hat nur genuschelt oder ich hab’s falsch gehört. Ja, ich werd sie mal danach fragen.

Dankenden Gruß!

  • André

Ja, das hat Robert etwas weiter unten auch vorgeschlagen. Ich glaub, das könnt’s wirklich gewesen sein. „Hornzsche“ kenn ich auch tatsächlich. :smile:

Übrigens sagt mein sächsisches Wörterbuch dazu:
Horns’che f. ›ärmliche verwahrloste Behausung; baufälliges Haus; schlechte Wohnung; altes, schmutziges Bett‹ _die hausen dorte in so ner alten Horns’che. – Wohl ein Wort mit slaw. Herkunft, etym. zu russisch gornica ›Zimmer, Stube‹, sorb. hornca.

Ich denke, damit wäre das Rätsel gelöst und sogar die Herkunft entschlüsselt.

Liebe Grüße,

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]_

Hallo, Eckard,

damit hast dus getroffen. :wink:

Bergmanns Kleines Sächsisches Wörterbuch, S.90:

Horns’sche f. ‚ärmliche, verwahrloste Behausung,
baufälliges Haus, schlechte Wohnung, altes, schmutziges Bett‘
die hausen dorte in so ner alten Horns’sche. - Wohl mit
slawischer Herkunft, etymologisch zu russisch gornica
‚Zimmer, Stube‘, sorbisch hornca.

Japp, das muss es sein. Danke!
Hätte mal vorher den ganzen Thread zuendelesen sollen, bevor ich selbst den Eintrag da rausschreibe. *g*
Ein tolles Buch übrigens, wie ich finde. :smile:

Gruß,

  • André