Vater verweigert Umgangsrecht!

Hallo Leute,

heute habe ich eine Frage zu einem sehr ungewöhnlichen Vorfall:

Ein Vater lebt seit sechs Jahren getrennt von seinen Kindern (11 u. 8 J. alt) und deren Mutter. Immer wieder hat es in diesen sechs Jahren Stress wegen dem Umgang gegeben. Der Vater fiel sehr oft durch Unzuverlässigkeit und Verantwortungslosigkeit auf. Vor zwei Wochen verkündete er, er wolle keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern haben und jetzt will er jeglichen Umgang verweigern. Zwischenzeitlich hat das Familiengericht eine Verfahrenspflegschaft eingesetzt. Gegenüber dieser VV haben die Kinder ausdrücklich betont, dass sie den Vater besuchen möchten. Was kann das Gericht tun, um den Vater von seiner Pflicht zu überzeugen?

Schon mal Danke für Eure Antworten!

Micha

Hallo Leute,

heute habe ich eine Frage zu einem sehr ungewöhnlichen
Vorfall:

Ein Vater lebt seit sechs Jahren getrennt von seinen Kindern
(11 u. 8 J. alt) und deren Mutter. Immer wieder hat es in
diesen sechs Jahren Stress wegen dem Umgang gegeben. Der Vater
fiel sehr oft durch Unzuverlässigkeit und
Verantwortungslosigkeit auf. Vor zwei Wochen verkündete er, er
wolle keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern haben und jetzt
will er jeglichen Umgang verweigern. Zwischenzeitlich hat das
Familiengericht eine Verfahrenspflegschaft eingesetzt.
Gegenüber dieser VV haben die Kinder ausdrücklich betont, dass
sie den Vater besuchen möchten. Was kann das Gericht tun, um
den Vater von seiner Pflicht zu überzeugen?

Schon mal Danke für Eure Antworten!

Hallo,

man kann niemand zwingen, dass er/sie Umgang mit den Kindern hat.

Es ist schon traurig genug, wenn ein Elternteil den Kontakt zu Kindern abbrechen muss, weil der andere Elternteil, bei dem die Kinder leben, Druck auf die Kinder ausübt und diesen das Leben zur Hölle macht, wenn sei den anderen Teil besuchen. Solche Verzichte sind schlimm.

Es ist auch traurig, wenn ein Eltenrteil dem anderen Elternteil das Besuchsrecht entzieht.

Unverständlich ist mir jedoch, wie man freiwillig ohne Grund auf das Recht der Kinder auf Besuch verzichten will. Denn offenbar gibt es hier ja keine Gründe, dass der andere - frühere - Partner die Kinder nach einem Besuch schikaniert oder diesen den Besuch sogar verweigert.
Sollte hier die Mutter „bestraft“ werden sollen, wäre dies blanker Unsinn. Die Kinder werden gestraft.

Grüsse Günter

Die Polizei wirds regeln oder so :frowning:(

Die Polizei wirds regeln :frowning:

Dem Mann werden Handschellen angelegt, auf dem Rücken
und er wird unter Zwang zu seinen Kindern gebracht.

Dort ist er verpflichtet, seinen Kindern z. B. aus
einem Buch vorzulesen. Ein anwesender Polizeibeamter
blättert immer um.

Oder wie stell ich mir das vor ???

Wenn die Story so stimmt :

  1. Schade um jede Zeile, um jeden Gedanken an diesen Mann,
    reinste Zeitvergeudung !
  2. Man kümmere sich um die geschuindenen Kinder !

Hallo Günter

Sollte hier die Mutter „bestraft“ werden sollen, wäre dies
blanker Unsinn. Die Kinder werden gestraft.

Das habe ich im Bekanntenkreis bei getrennten Paaren schon mehr als einmal erlebt, dass die Kinder geärgert wurden, aber die Mutter gemeint war. So krass wie in diesem Fall allerdings noch nicht.

Viele Günter Thea

Hallo Micha,

Ein Vater lebt seit sechs Jahren getrennt von seinen Kindern
(11 u. 8 J. alt) und deren Mutter.

Wie alt ist der Vater? Ist er evtl. bereits sehr jung „Vater“ geworden? Die Kinder waren demnach bei Trennung 5 und 2 - war es eine „gewachsene“ Beziehung zwischen Mann und Frau und sie bekamen Wunschkinder oder sind sie eher „ungewollt“ Eltern geworden? Das wäre mal interessant für die Fragenbeantwortung.

Der Vater fiel sehr oft durch Unzuverlässigkeit und
Verantwortungslosigkeit auf.

Das sieht nämlich sehr danach aus. Mann/Frau lernen sich kennen, Beziehung geht durch Höhen und Tiefen, „nebenbei“ entstehen Kinder und er trennt sich wieder. Sie fühlt sich sitzen gelassen, möchte ihn trotzdem mit einbeziehen, um „Entlastung“ zu haben, da sie vielleicht noch keinen neuen Partner hat und sich (noch) nicht auf ihren neuen Weg konzentriert.

ODER…

er wolle keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern haben und jetzt will er jeglichen Umgang verweigern.

… könnte auch sein, dass sein „Traum“ von Familie, inkl. Frau „haben“, Reihenhaus und Hund und Co. ist bei Trennung geplatzt ist und er kriegt es jetzt nicht mehr (Selbstmitleid) auf die Reihe. Zum Trennen gehören immer Zwei, aber vielleicht überwiegt hier doch (s)ein Part daran und weil er das weiß, will er nicht ständig daran erinnert werden und bricht lieber den Kontakt ab, statt sein Herz bluten zu lassen.

Nächste Variante - er hat eine neue Beziehung und will nicht mehr den Spagath zwischen altem und neuen Leben. Ist schlimm, aber manche Menschen möchten ihre Vergangenheit endgültig ab (weg) schließen, so, als ob es sie nie gegeben hätte.

Gegenüber dieser VV haben die Kinder ausdrücklich betont, dass
sie den Vater besuchen möchten.

Das ist nur eine Behördenperson, die sich gar nicht in das Denken/Fühlen aller Beteiligten hineinversetzen kann! Wenn hier einer überhaupt an den Vater „appelieren“ kann, wären es die Kinder/die Mutter selbst, mit einem Treffen/Gespräch/Brief - und zwar ohne Vorhaltungen und Schuldzuweisungen!

Was kann das Gericht tun, um den Vater von seiner Pflicht zu überzeugen?

NEIN! Warum soll ein Gericht hier Kontakt erzwingen? - Nutzt es den Kindern, wenn sie Zeit mit Jemanden verbringen, der seelisch gar nicht in der Lage dazu ist und es unterbewusst die Kinder spüren lassen würde?
IMHO hat er die Trennung zur Familie selbst noch nicht verarbeitet und kann daher auch nicht Freizeitaktivitäten mit den Kid’s genießen/verbringen und es würde eher allen (!) schaden, statt nutzen!
Tschö Schnute

Hallo Leute,

erstmal ganz herzlichen Dank für Eure bisherigen Antworten. Hm… ob die Mutter mit der Weigerungshaltung des Vaters bestraft werden soll, ist nicht ganz klar. Folgendes ging dem Boykott voraus (bzw. noch einige Zusatzinfos): Der Vater ist seit verg. Jahr wieder verheiratet und hat mit seiner neuen Frau zwei Kinder. Immer wieder berichteten die Kinder aus erster Ehe nach den Besuchen beim Vater davon, dass ihr Halbbruder (3 Jahre alt) geschlagen wurde und sogar blaue Flecken und rote Streifen am Po hatte. Nach dem letzten Besuchs-WE erzählte eins der Kinder, der 3-jährige Halbbruder sei mit einem Gürtel verdroschen worden. Daraufhin rief die Kindesmutter der unseren Fall betreffenden Kinder beim Jugendamt an und fragte, was sie tun könne. Da mit dem Vater keine Basis für ein Gespräch besteht, konnte sie also ihn nicht darauf ansprechen. Der war bei diesem Vorfall auch garnicht zu Hause. Das Jugendamt hat dann beim Vater uns seiner neuen Gattin nachgefragt. Daraufhin ist der Vater von seiner Ehefrau vor die Wahl gestellt worden, dass entweder die Besuche seiner Kinder aus erster Ehe ausbleiben oder sie die Scheidung einreiche.

Alle Versuche der eingesetzten Verfahrenspflegerin und der Mutter, den Vater bzgl. dieser weitreichenden Entscheidung nochmal zum Nachdenken anzuregen sind gescheitert.

Jetzt wird die Verfahrenspflegerin ihren Bericht an das Familiengericht schicken und evtl. gibt es dann eine Verhandlung. Der Vater kündigte allerdings schon an, das Verfahren verzögern zu wollen.

Also ist jetzt wohl Abwarten angesagt…

Bis dahin! Micha

Hallo nochmal,
also bei

seit verg. Jahr wieder verheiratet und hat mit seiner neuen
Frau zwei Kinder.
… berichteten nach Besuchen, dass ihr Halbbruder (3 Jahre alt) geschlagen wurde und sogar blaue Flecken und rote Streifen am Po hatte. … sei mit einem Gürtel verdroschen worden.
Daraufhin ist der Vater von seiner Ehefrau vor die Wahl gestellt worden, dass entweder die Besuche seiner Kinder aus erster Ehe ausbleiben oder sie die Scheidung einreiche.

Himmel! Was muss denn dort vorgefallen sein, dass man einen Dreijährigen derartig maßregelt und züchtigt? Ich würde die Familie anzeigen!
In welche Atmosphäre soll die erste Frau ihre Kinder „schicken“? Das würde ich mir aber sehr genau überlegen! Kann sie ihre Kinder nicht davon abhalten den Vater in seinem neuen Zuhause aufzusuchen? Wenn überhaupt, wäre da nicht ein Kontakt erstmal mit ihm allein und zum Beispiel mit einem Besuch im Tierpark o. ä. erstmal sinnvoller, anstatt im Hause der zweiten Ehefrau und neuen Kinder?

Offensichtlich kommt das neue Paar mit so manchem nervlich nicht zurecht, wenn sie ihre Kinder mit Schlägen „erziehen“ oder wenn gleich das Wort „Scheidung“ als Druckmittel in der Luft hängt - hier wird wohl nur mit „Wenn Du nicht tust was ich will dann…“ also mit Zuckerbrot und Peitsche gearbeitet - um so besser, wenn die „ersten“ Kinder da nicht hin müssen.

Die erste Frau sollte mit ihren Kindern sich auf ihr eigenes Leben, ihren eigenen Freundes- und Familienkreis konzentrieren, selbst so oft es geht, mit ihnen was unternehmen.
Laßt den Vater „in Ruhe“, stellt das Besuchsrechtsverfahren ein und laßt Zeit vergehen.
Alles kommt im Leben immer so, wie es kommen soll.
Die Kinder werden älter und regeln schlußendlich alles mal selbst - vielleicht will ja auch eines Tages der Vater selbst wieder Kontakt und da Zeit und Ruhe eingekehrt ist und hier nicht mit der Brechstange vorgegangen wurde, hat sich vielleicht auch wieder die zweite Frau eingekriegt, oder aber - sie haben sich evtl. auch getrennt - dann stand aber die Trennung sowieso schon ins Haus, bei solchen Äußerungen würd ich mich jedenfalls nicht wundern.
Tschö Schnute

Hallo Schnute,

in vielen Punkten, die Du geschrieben hast, muss ich Dir recht geben. Allerdings ist der Elternteil, bei dem die Kinder leben immer verpflichtet, positiv auf die Kinder einzuwirken, damit das Umgangsrecht ausgeübt werden kann. Und natürlich wäre die Mutter dumm, den Kindern den Umgang zu verweigern, wenn diese ihn einfordern. Das Problem scheint ja hier auch nicht der Vater an sich, sondern eher seine neue Gattin zu sein. Des Öfteren ließen die Kinder schon verlauten, dass diese Frau doch „am besten verschwinden sollte“.

Auch ein Versuch der Mutter, dem Vater den Vorschlag zu machen, die Besuche auf neutralem Boden - also auch nicht bei ihm zu Hause - zu machen, stießen auf Widerstand. Es wird wohl auf eine Verhandlung hinauslaufen und dann wird entgültig geklärt, wie es weitergeht.

In einem Punkt hast Du definitiv recht: Es wäre besser, die Kinder würden bei der Mutter in Ruhe und Frieden leben und irgendwann selbst entscheiden, ob sie den Vater nochmal besuchen möchten.

Ich gebe mal Laut, wenn ich was Neues weiß!

Micha

Hallo Micha,

erst mal die rechtliche Seite: der Vater ist nach § 1684 BGB verpflichtet Umgang mit seinen Kindern auszuüben. Es gibt Urteile, die sogar den Vater eines Seitensprungkindes zu Umgang verpflichten. Dann gibt es Urteile die sagen, wenn der Umgangsberechtigte nicht will, dann wäre es für die Kinder schädlich. In diesem Fall dürfte das Letztere nicht zutreffen, da ja der Vater am „Wollen gehindert“ wird.

Jetzt zu der moralischen Seite: diesem Vater möchte ich gerne einen Tritt in seinen Hintern geben oder die Ohren lang ziehen. Er ist als Vater für seine Kinder aus allen Beziehungen mit verantwortlich. O. K. ich rege mich sofort wieder ab.

Nun erfährt er von seinen älteren Kindern, dass ein Kleinkind (dazu noch sein eigenes) mit einem Gürtel verprügelt wird. Statt das Kind zu nehmen und die Frau zum Teufel zu schicken, schickt er seine älteren Kinder dahin und überlässt deren kleines Halbgeschwisterchen schutzlos der prügelnden Mutter.

In diesem Fall hat er gute Chancen, das ABR für das kleine Kind zu bekommen, wenn er dokumentieren kann, dass die Mutter dieses Kind verprügelt.

Lösungsvorschläge: es sollte mal jemand mit diesem Vater sprechen, der eine ähnliche Situation hinter sich gebracht hat. Jugendämter sind nicht sehr effektiv. Hier hätten sie ja gegen diese Kindesmutter schon längst eingreifen müssen.

Es gibt im Internet Seiten speziell für Väter. Bitte diesen Vater, doch mal auf www.vafk.de zu gehen und sich dort Rat zu holen. Die Lösung die er jetzt macht, den Kopf in den Sand stecken, seine älteren Kinder abzulehnen und das Kleinkind während seiner Abwesenheiten schutzlos dieser „Mutter“ zu überlassen bringt auf die Dauer keine Lösung.

Irgendwann wird er diesem Druck sowieso nicht mehr standhalten können und dann hat er keine Chance mehr das Kind mitzunehmen und zu schützen und eine Entfremdung zu seinen älteren Kindern ist dann auch eingetreten.

Die vorgeschlagene Lösung vom in Ruhe und Frieden leben der ersten beiden Kinder bei deren Mutter ist eine ziemlich schlechte. Diese Kinder denken nämlich oft an ihr schutzloses Halbgeschwisterchen. Sie werden durch die Vaterausgrenzung nämlich geschädigt. Selbst der Gesetzgeber hat das inzwischen (seit 1998) erkannt und schreibt im oben zitierten Paragrafen, dass die Kinder ein Recht auf jeden Elternteil haben.

In einem zweiten Posting werde ich die tatsächliche Geschichte eines Vaters (ist im Forum von www.vafk.de zu finden) stellen. Peter, so heißt der Mann hat ähnlich, wie der Vater oben sein älteres Kind „abgelehnt“ und kämpft jetzt ziemlich arg mit seinem Gewissen. Peter spricht bestimmt auch gerne mit diesem Vater von Mann zu Mann.

Gruß
Ingrid

p.s.: ich mache hier eine Verbeugung vor der Mutter der älteren Kinder für ihr engagiertes Eingreifen. Sie hat an das Leid des ihr fremden Kindes gedacht und sie will ihren Kindern weiter den Vater erhalten.

Hallo Micha,

hier die Geschichte eines Vaters, der sich auch von seiner damaligen Frau in eine für ihn und seine Kinder nicht gute Situation hat drängen lassen:

PAS: nicht immer nur werden Kinder dazu gebracht ihre Eltern und/oder Geschwister abzulehnen, nein auch Eltern können dazu gebracht werden ihre Kinder abzulehnen. Hier meine Geschichte:

Ich bin 1955 geboren und habe 1979 das erste Mal geheiratet, also mit 24 Jahren. 1981 wurde unsere Tochter Katharina geboren. Es war, das kann ich mit Sicherheit auch für meine Frau Maria sagen, eine harmonische Ehe. Doch leider verstarb sie im Sommer 1986 plötzlich an einer Lungenembolie, zwei Monate bevor sie 29 Jahre alt wurde.

Ende Mai 1988 lernte ich meine zweite Frau Alice kennen, sie war zwei Jahre jünger, lebte in Scheidung und hatte einen Sohn, der bei seinen Vater lebte. In der Anfangszeit verlief auch alles normal, meine Tochter freute sich, wenn wir am Wochenende zu Alice und ihrer Familie fuhren (circa 45 km entfernt). Auch der Kontakt zu meinen ersten Schwiegereltern war bis dahin in Ordnung.

Irgendwann wurde der Entschluss gefasst, dass wir zusammenziehen und heiraten wollten. Bei meiner ersten Schwiegermutter traten Verlustängste auf. Obwohl ich versuchte mit ihr darüber zu reden, spitzte sich die Lage zu. Ich machte ihr den Vorschlag, dass ich meine Tochter regelmäßig am Wochenende zu ihr bringen würde. Es gab ja genügend Gelegenheiten, zum Beispiel wenn wir einmal rausgehen wollten. Es half nichts.

Der Umzug fand im Sommer 1989 statt und im Dezember 1989 haben wir geheiratet.

Am Anfang waren es nur Kleinigkeiten die ich von Alice zu hören bekam, wenn ich Nachmittags von der Arbeit kam: Katharina macht die Hausaufgaben nicht ordentlich. Sie hat das Butterbrot weggeworfen und so weiter. Ich führte das Ganze darauf zurück dass sie nach dem Tod meiner Frau von allen Seiten – auch von mir – verwöhnt worden war. Deshalb schenkte ich dem an Anfang auch keine große Bedeutung.

Im Laufe der Zeit wurden die Vorwürfe durch Alice immer mehr: Katharina hat heute nichts gegessen, sie hat ins Bett gemacht – was meine Tochter bestritten hatte.

Gleichzeitig hat meine erste Schwiegermutter das JA mit eingeschaltet. Auf Anraten vom Arzt (nicht JA!) habe ich einen Kinderpsychologen zur Rate gezogen. Mindestens 12 Mal bin ich mit meiner Tochter zu dem 50 km entfernten Kinderpsychologen gefahren.

Im Sommer 1991 machte das JA den Vorschlag, meine Tochter (gerade 10 Jahre alt) in Pflege zu den Großeltern zu geben. Innerlich stellte ich mir immer die Frage, was ist das Richtige? Bringe ich meine Tochter zu den Großeltern und sie hat Ruhe, oder versuche ich es weiter, dass sie bei mir bleibt – und trage die Verantwortung dass sie ein psychologisches Wrack wird.

Von Seiten meiner Frau und deren Eltern wurde mir förmlich die Pistole auf die Brust gesetzt: „Entweder Katharina geht zu den Großeltern, oder du kannst ausziehen“. Das Ganze wurde noch dadurch unterstrichen, das Alice sagte: „Herr Mayer (JA) hat gesagt, wenn du nicht auf seinen Vorschlag eingehst, macht er dich so schlecht, das man dir das Sorgerecht entzieht!“ Hatte Herr Mayer das wirklich gesagt, oder war es wieder eine von vielen Lügen?

Mit dem Glauben, das es für meine Tochter das Beste ist, habe ich sie in den Sommerferien zu den Großeltern gebracht und dort in der Schule angemeldet. Mein Gedanke war, dass ich sie regelmäßig in der Woche besuchen werde (Die Großeltern wohnten auf dem Weg zur Arbeit). Es war leider nur ein Wunschdenken.

Ab hier beginnt die Entfremdungstaktik!!

Als erstes wurden von Alice ohne mein Wissen, die persönlichen Sachen, wie Malarbeiten aus dem Kindergarten, Bastelsachen oder alte Schulhefte meiner Tochter „entsorgt“.

War es eine innere Eingebung von mir, auf jeden Fall hatte ich zu diesen Zeitpunkt die Fotoalben aus meiner ersten Ehe zu meinen Eltern gebracht. Andere Sachen aus der Zeit vor meiner 2. Ehe mit Alice sind spurlos verschwunden.

Sämtliche Gegenstände, sei es Möbel, Porzellan oder sonstige persönliche Sachen wurden mit der Zeit ausgetauscht oder entsorgt. Erst im Nachhinein fiel mir auf, das noch nicht einmal ein Foto meiner verstorbenen 1. Frau im Kinderzimmer meiner Tochter stand – warum nicht, wie konnte ich das zulassen, es war doch ihre Mutter.

Wollte ich nach der Arbeit bei meiner Tochter einmal vorbeischauen, so lag immer etwas Wichtiges an, wir müssen dort hinfahren, das muss noch erledigt werden… Wurde im Familienkreis der Name meiner Tochter erwähnt, wurde sie von meiner Frau schlecht gemacht: Die konnte nicht die Uhr ablesen, hat sich den Hintern nicht richtig abgeputzt… Es waren alles Vorwürfe, die ein Außenstehender nicht kontrollieren konnte. Aber einmal ausgesprochen, bleiben solche Aussagen für immer im Gedächtnis der Anderen haften. Mit der Zeit vermied ich es den Namen von Katharina auszusprechen, aus Angst das weitere haltlose oder übertriebene Vorwürfe von meiner Frau ausgesprochen wurden.

Briefe die meine Tochter geschrieben hatte, wurden vorher geöffnet. Bevor ich sie zu lesen bekam, wurde dementsprechend vorher ein Kommentar abgegeben „So schreibt doch kein Mädchen von 12 Jahren, ist ja richtig kindisch…“.

Trotz allen habe ich ihr zurück geschrieben, am Anfang mit Wissen meiner Frau, später heimlich, und das mit damals 38 Jahren. Den letzten Brief den ich mit Wissen meiner Frau schrieb, war 1993 als meine zweite Tochter geboren wurde. Kommentar: „Wie kann man nur so was Geschnörkeltes schreiben“.

Regelmäßig rief meine Tochter noch bei uns zu Hause an. Da war ich schon so weit, dass ich am Telefon „kurz angebunden war“. Nur ein paar Sätze, sonst nichts. Später rief meine Tochter mich im Büro an. Da war ich gesprächiger vor allen Dingen freier.

Mitunter dauerten die Gespräche 20 – 30 Minuten. Wir hatten uns ja so viel zu erzählen! Nicht ich hatte den Kontakt aufrechterhalten, sondern meine Tochter.

Zu Hause(?) wurde die Situation immer unerträglicher. War es dass meine Frau ahnte dass ich heimlich Kontakt zu Katharina hatte oder war es ihre Mentalität? Ich fuhr Morgens frohgelaunt zur Arbeit, aber mit Bauchschmerzen nach Hause. Wenn ich so richtig fertig war, nahm ich mir heimlich einen Tag Urlaub, und fuhr in die nächste Großstadt. Den ganzen Tag machte ich einen Bummel durch die Fußgängerzone.

Obwohl ich den Namen meiner Tochter nicht mehr aussprach, fing meine Frau ohne dass es ein Grund dafür gab, wieder an sie schlecht zu machen.

Im Frühjahr 1996 fragte mich Katharina, ob sie nach der Hauptschule die Hauswirtschaftsschule besuche dürfte. Die Noten waren entsprechend gut, dass ich zustimmte. Auf die Frage wann die Anmeldung ist, schlug ich ihr vor, dass ich zur Anmeldung mitfahre.

Diesmal habe ich zu Hause mit offenen Karten gespielt, und es meiner Frau gesagt. Als dann von ihr und meiner Schwägerin so Aussagen kamen: „Was willst du denn da, du hast hier deine Familie, das ist Verrat“, war mir auf einmal bewusst, das ich jetzt endlich das Richtige tue – ich bin mit meiner Tochter zu Anmeldung gefahren.

Auf einmal war ich der Taugenichts, der nichts kann, jede Arbeit von mir wurde lächerlich gemacht, also ich war auf einmal so schlecht wie meine Tochter Katharina. Harmonie (Umarmung) gab es nicht mehr, wenn ich den Versuch machte sie zu umarmen, bekam ich als Antwort „ So wie du dich benommen hast, will ich nicht“,

Im April 1997 drei Tage vor meinem Geburtstag, bekam ich morgens die Vorhaltung:
„Wenn du dich nicht änderst, kannst du dein Geburtstag alleine feiern“ An diesen Tag bin ich aus dem Haus ausgezogen.

Gut zwei Monate später lernte ich meine jetzige Frau Christine kennen. Ich war nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung, sondern wollte mich nur unterhalten, unter Menschen sein. Am Anfang war es nur Unterhaltung, dreimal haben wir uns durch Zufall wieder gesehen. Später war es Kameradschaft, bist du nächste Woche auch wieder hier? Dann kam die Freundschaft, sie war auf einer Geburtstagsfeier eingeladen und wollte nicht alleine hingehen.

Mit der Zeit wurde es „Liebe“. Ihr Mann war ein Jahr vorher durch einen Autounfall verunglückt, und sie hat vier Kinder. Februar 1998 sind wir zusammengezogen, und im Juni 2000 haben wir geheiratet. Es ist zwar manchmal hart mit vier Kindern, aber es wird keines abgeschoben! Ich habe aus Fehlern gelernt.

Meine älteste Tochter versteht sich sehr gut mit Christine und sie hat noch weitergelernt und ist Erzieherin im Kindergarten. Meine zweite Tochter ist am Anfang auch gerne gekommen, aber als abzusehen war, dass es mit der neuen Frau etwas Ernstes wurde, möchte (darf?) sie nicht mehr kommen.

Wenn ich mit meiner zweiten Tochter alleine war, so war es noch vor ein paar Monaten, hat sie viel gelacht. Das Thema über ihre Mutter war für mich Tabu. Ich habe ihr vielmehr aus meiner Kindheit erzählt und sie hat gerne zugehört. Doch wenn wir telefonierten, war sie ganz anders. Vermutlich wurde sie wieder darauf aufmerksam gemacht, das ich „abgehauen“ war.

Ich kann nicht böse auf sie sein, denn ich habe selbst erfahren, wie man in diesen Sog hineingezogen wird. Wenn ein Mann wie ich von 38 Jahren, nicht in der Lage war früh genug zu erkennen dass man isoliert wird, wie sollen es denn dann die Kinder erkennen.

Die Entfremdungstaktik kommt nicht von heute auf morgen, sondern wird stufenweise aufgebaut. Beim ersten Widerspruch wird man klein diskutiert.

Einen Dank an meine älteste Tochter, die immer den Kontakt zu mir aufrechterhalten hat. Einen Dank an meine Frau Christine und den Kindern die zeigen wie schön Familie ist.

Peter

April 2005

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