Heidschi Bumbeidschi

Mich beschaeftigt derzeit ein Kinderlied, das meines Wissens aus dem bayrischen Wald stammt: Heidschi Bumbeidschi. Nun habe ich eine dunkle Erinnerung daran, dass es damit eine tiefere Bewandtnis hat, und zwar dergestalt, dass der Begriff Heidschi Bumbeidschi irgend etwas mit dem türkisch-arabischen Raum zu tun hat. Bibt es da vielleicht eine Parallele zur Kinderbuchfigur des Hadschi Bratschi? Wer weiß dazu mehr?

Mich beschaeftigt derzeit ein Kinderlied,
das meines Wissens aus dem bayrischen
Wald stammt: Heidschi Bumbeidschi. ?

Heidschi Bumbeidschi ist in der Tat ein bayerisches Kinderlied, und der Titel ist wahrscheinlich nur Lautmalerei.

Heidschi Bumbeidschi ist in der Tat ein
bayerisches Kinderlied, und der Titel ist
wahrscheinlich nur Lautmalerei.

Bei Volksliedern ist das ja so eine Sache, aber ich glaube, es war ein böhmisches Lied.

Andreas

Der Titel ist
wahrscheinlich nur Lautmalerei.

Sorry, aber das glaube ich eben nicht!

Ich glaube, es war ein
böhmisches Lied.

Worauf stützt sich Dein Glaube?

Danke für Eure Antworten
Sepp Gladitsch

Ich glaube, es war ein
böhmisches Lied.

Worauf stützt sich Dein Glaube?

Auf die Angabe in meinem Weihnachtsliederbuch. Aber bitte, die meisten Volkslieder werden mehreren Regionen zugeschrieben.

Andreas

Habe nochmal nachgesehen in meinem bayerischen Liederbuch. Dort steht folgendes:

"Die altbayrischen Kinder machen „heide, heide“, wenn sie schlafen. Sollte dieses Wort mit dem Griechischen „heude“ (= schlafe) zusammenhängen? Dann wäre das „Heidschibumbeidschi“ gar auch dem „heude, mu paidion (= schlafe, mein Kindlein!) zu erklären? Vielleicht hat das wiegenlied einer griechischen Amme, die vor Jahrhunderten ein deutsches Fürstensöhnchen damit in den Schlaf gesungen hat, das Hofgesinde zur Nahcahmung angeregt? (Hinweis durch Enders, Moissl und Rotter, Wien).“

Anmerkung: Soweit in meinem Liederbuch von 1950. Mir selbst scheint diese Deutung ein bißchen weit hergeholt …

Habe nochmal nachgesehen in meinem
bayerischen Liederbuch. Dort steht
folgendes:

"Die altbayrischen Kinder machen „heide,
heide“, wenn sie schlafen. Sollte dieses
Wort mit dem Griechischen „heude“ (=
schlafe) zusammenhängen? Dann wäre das
„Heidschibumbeidschi“ gar auch dem
„heude, mu paidion (= schlafe, mein
Kindlein!) zu erklären? Vielleicht hat
das wiegenlied einer griechischen Amme,
die vor Jahrhunderten ein deutsches
Fürstensöhnchen damit in den Schlaf
gesungen hat, das Hofgesinde zur
Nahcahmung angeregt? (Hinweis durch
Enders, Moissl und Rotter, Wien).“

Anmerkung: Soweit in meinem Liederbuch
von 1950. Mir selbst scheint diese
Deutung ein bißchen weit hergeholt

Liebe Regina!

Danke für Ihre Bemühungen!
Bum! Die Erklärungen aus diesem Liederbuch von 1950 haben mich fast umgehauen!
Altbayrische Kinder, die „heide, heide“(?) machen, wenn sie schlafen.
Griechische Ammen in deutschen Fürstenstuben!
Ein bißchen sehr weit hergeholt, das alles!
Eine andere Spur scheint mit da vielversprechender zu sein. Mit freundlicher Genehmigung darf ich den
Musikethnologen Dr. Bremberger zitieren, der mir zum Thema folgendes übermittelt hat:

"In den letzten zehn Jahren habe ich so gut wie alles, was zum Thema „Türkenbild in der Volkskultur“ geschrieben wurde, gelesen, nur: Außer diesen wenigen Zeilen von den Kröhers habe ich nie mehr etwas zu diesem Lied gefunden.
Ich würde Ihre Überlegung (daß der Begriff Heidschi etwas mit dem Islamischen Hadschi zu tun hat A.v.m.) auch nicht ganz von der Hand weisen. Das mit
dem Hadschi stimmt weitgehend, und auch den Begriff Bombaci (sprich:
Bombadschi) gibt es. Die Endung -ci bedeutet: jemand, der zu tun hat mit
…; also ein Bombaci ist jemand, der mit Bomben zu tun hat (was auch
immer darunter zu verstehen ist.) Es ist jedenfalls eine militärische
Funktion für eine Person; heute werden Bomber darunter verstanden. Ob es
im Osmanischen ein Hauptmann der Artillerie ist, glaube ich nicht
unbedingt, aber dies ließe sich in jeder Fachbibliothek nachschlagen.
Und ob jemand im Militär wirklich mit dem Titel Hadschi Bombadschi
hausieren ging, kann ich mir auch nicht so recht vorstellen; möglich daß
das „Hadschi“ aus spielerischen, onomatopoetischen Gründen dem
Bombadschi vorgestellt wurde.

Bekannt ist, daß auf dem Balkan christliche Knaben von Osmanischen
Soldaten entführt und für den Sultanshof erzogen wurden, aus ihnen
rekrutierten sich die Janitscharen, die Privatarmee des Sultan. Auf
diese „Knabenlese“ könnte sich das Lied beziehen; andererseits kann es
sich auch einfach auf die permanente Kriegssituation beziehen; immerhin
war die Grenze zwischen Osmanen und Habsburgern jahrhundertelang
militärisch umstritten, Reibereien waren an der Tagesordnung - und da
stehen beide, Osmanen und Habsburger gleich da: Übergriffe über die
Grenze mit Kidnapping, Terroraktionen, Plünderungen gab es hüben wie
drüben.

Meiner Meinung nach muß es sich nicht unbedingt auf die konkrete
„Türkengefahr“ (wie man damals schrieb) beziehen. Es gibt international
etwa ein Dutzend Typen von Schlafliedern. Einer davon nennt Bedrohungen,
um das Kind zum Schlafen zu bringen - nach dem Motto: Wenn du jetzt
nicht still bist, dann kommt der schwarze Mann / der Türke / der Schwede
/ der böse Drache / die Hexe … und holt dich. Das mag als Stereotyp
weitergetragen worden sein. Es wird (auch in dem Text der Kröhers) mit
der Vorstellung gespielt, die Mutter singt das Kind in den Schlaf und
vor der Tür ziehen die feindlichen Soldaten auf; so konkret sehe ich das
aber nicht…
Mit freundlichen Grüßen Bernhard Bremberger"

Soweit der zitierte Artikel! Ich behaupte nun einfach kühn, daß man bei den Erklärungen dieses Liederbuches das Erscheinungsjahr 1950 nicht übersehen darf.
5 Jahre nach dem 2. Weltkrieg war es wohl nicht opportun, irgendwelche Bedrohungsbilder zu transportieren. Viel edler und unverdächtiger war es da wohl, das Land der Griechen mit der Seele (und wenn es sein mußte auch in bayrsichen Kinderstuben) zu suchen.
Aber bitte, auch das ist wieder nur so eine Vermutung, über die man reden könnte…

Heude, mu paidion, heude