Hallo,
wie wäre es mit der Bibel? Und dann wirklich lesen?
Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; des kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
(Johannes, Kap 9, 1ff)
Das steht so in der Bibel. So, und nun denken wir mal nach. Jesus heilt ihn nicht durch ein Wunder sondern dadurch, dass er ihm einen Brei auf die Augen streicht. Es wird sogar ausdrücklich erwähnt, dass er auf die Erde spuckte und aus irgendetwas auf dieser Erde und seiner Spucke eben diesen Brei machte. Wo ist also das Problem? Das Problem ist,
a.) dass wenn man in einer Gegend mit viel Viehzucht auf die Erde spuckt, dort entweder Erde oder Kuhfladen findet. Wenn man jedoch im dortigen Klima auf eine Kuhfladen spuckt, den kräftig umrührt (einen Brei daraus macht) dann passiert das, was uns im Papyrus Ebert bereits aus der Zeit von rund 2600 v.Chr. durch den Arzt Imhotep beschrieben wird. Da wächst was (heute wissen wir, dass es ein Verwandter des guten alten Penicillin-Pilzes ist).
b.) Problem Nummer zwei ist doch offensichtlich, dass Du Jesus die Fähigkeit zur Diagnostik absprichst. Es gab ja viele Ursachen für Erblindung. Aber die häufigste war eine Augenvereiterung, die heute den Namen Ophtalmica Militarica trägt. Diese durch eine bakterielle Infektion hervorgerufene Krankheit wird unter verschiedenen Namen bereits in der Antike beschrieben. Sie befiel vor der Einführung des Penicillins höäufig Neugeborene und Menschen in beengten Verhältnissen (also sehr gerne grassierte sie durch Armeen, deshalb auch der Name). Bei Neugeborenen geschah die Infektion of bereits in den Tagen nach der Geburt, man sprach also fälschlicherweise von „blind geborenen“. Ohne Behandlung erfolgte eine lebelslange Reinfektion. Jemand mit dem Verstand eines Jesus und seinem offensichtlichen Wissen konnte diese Krankheit diagnostizieren und offensichtlaich auch heilen.
Und zu Tobias:
a.) Es gibt kein Buch Tobias. Welchen also meinst Du? Mt9, Mk2 und Lk2 sprechen vom gleichen, leider, wie in diesen Evangelien üblich, ohne Details (was man ja nicht Jesus anlasten kann sondern höchstens den Autoren). Da ist auch nicht von einem Rollstuhl die Rede (was ja implizieren würde, der Gelähmte konnte zumindest sitzen) sondern immer von einem im Bett liegenden. Da diese Evangelien wie gesagt nicht sehr detailliert sind, ist es schwierig, hier genau zu sagen, was Jesus getan hat. In Frage kommen mehrere Methoden (zusätzlich zu „Wundern“). Mein persönlicher Favorit ist Mentuhotep (bekannter für seine Beschreibungen offener Brüche) der u.a. etwa zur Zeit der späten Dritten oder beginnenden Vierten Dynastie in Ägypten sogenannte Krampflähmungen heilte. Ich tippe vor allem aus zwei Gründen in diese Richtung:
1.) Die Schriften lagen in Kopie wiederum in Alexandria, dem logischen Ort für eine Ausbildung in Ägypten (und Jesus verwendet ja beim Blinden eine Rezeptur, die er eigentlich nur von dort haben konnte).
2.) Da hier Lähmung beschrieben wird (wenn auch nicht lebenslang), aber keine Schmerzen, halte ich die heutige Benennung des Abschnittes („Der Gichtbrüchige“) für sachlich unrichtig. Was vielleicht ein Diskussionspunkt wäre, sollte diese Bezeichnung für diesen Abschnitt irgendwo vor Irenäus von Lyon auftauchen.
Zum Abschluß eine Anmerkung zu Medizin und eine Frage zu Jesus:
a.) Glaubst Du`wirklich, die moderne Medizin kennt alle Tricks?
b.) Was ist falsch daran, wenn ein Jesus einen Kranken, gleich welcher Art, mit überlegenem Wissen statt mit Wundern heilt. Es ist doch so oder so eine gute Tat (die allerdings durch seine Kommentare moralisch vielleicht etwas an den Ecken angraut). Was soll ein „Wunder“ denn beweisen? Dass er Gottes Sohn war? Lassen wir also Jesus da mal selbst zu Wort kommen:
Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten. Siehe, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz ausgeht vom Osten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier. (Mt24, 15ff)
Sagt er hier nicht selbst, dass Wunder nichts bedeuten? Dass sie gar nichts bedeuten können, wenn jeder „falsche Christus und jeder falsche Prophet“ ebenfalls solche Wunder wirken kann?
Nach wie vor empfehle ich also, die Bibel GRÜNDLICH zu lesen, um ein Verständnis zu erreichen.
Gruß
Peter B.
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