Schmerzen

Hallo,

in welcher Religion fügen sich die Menschen selbst Schmerzen zu? Aus welchen Gründen wird dies praktiziert?

Vielen Dank für eure Antworten!

Markus

Hallo,

auf jedem Fall im Christentum. Heutzutage allerdings eher selten. Es wird Kasteiung genannt. http://de.wikipedia.org/wiki/Kasteiung

Das japanische Seppuku (Harakiri) hat keinen religiösen Hintergrund.

Gruß
Ingrid

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Bei den Schiiten gibt es einen Feiertag, bei dem dem Tod des 2. Imam (der in einer Schlacht fiel) gedacht wird, dabei finden Prozessionen statt, bei die Teilnehmer sich Verletzungen zufügen.

Japanische Buddhisten haben Selbstmummifizierung betrieben.

div. asiatische Religionen sehen Askese vor, wenn man das als Verletzung sieht. Schmerzhaft kann es allemal sein.

lg
Kate

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Hallo Kate,

Japanische Buddhisten haben Selbstmumifizierung betrieben.

Das interessiert mich jetzt ja doch. Wie geht das denn?

Sehr gespannte Grüße

Avera

Hallo Ingrid,

in welcher Religion fügen sich die Menschen selbst Schmerzen
zu? Aus welchen Gründen wird dies praktiziert?

auf jedem Fall im Christentum. Heutzutage allerdings eher
selten. Es wird Kasteiung genannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kasteiung

Wieso selten? Besonders eklige Varianten römisch-katholischer Kasteiung kann man Jahr für Jahr am Karfreitag auf den Philippinen erleben.

http://web.ard.de/galerie/galerie1/index.phtml?id=54…

[Mod: Bemerkung gemäß der Brettbeschreibung gelöscht - M.]

Gruß Gernot

Hallo,

in welcher Religion fügen sich die Menschen selbst Schmerzen
zu? Aus welchen Gründen wird dies praktiziert?

im Prinzip in allen Religion.
Sich „Unwohlsein“ zuzufügen dient der eigenen Disziplinierung.
Diese Disziplinierung dient der Willenstärkung um „Versuchungen“
zu widerstehen welche den Zielen der religiösen Vorgaben
widersprechen (negatives abtöten) oder um Kraft zu bekommen sich den
religiösen Vorgeben zu stellen (positives stärken)
Die Palette des bereitens von „Unwohlseins“ ist breit.
Sie reicht von „Bußübungen“ über „Verzichtsübungen“ (z.Bsp.Fasten)
bis eben auch zu den von Dir angesprochenen Selbstverletzungen.
Es kann aber auch solche Handlungen geben in denen die ursprüngliche
Intension nicht mehr zu erkennen ist wie das bei Menschen eben so ist.
Gruß VIKTOR

Trance-Techniken
Hi Markus,

die gezielte Zufügung von Schmerzen ist eine von vielen Trancetechniken, die man im Zusammenhang mit religiösen Praktiken findet. Es sind, so kann man zusammenfassend sagen, asketische Techniken („Askese“ heißt ja „Übung“), die die Loslösung und Unabhängigkeit geistiger Bewegungen oder Zustände von körperlichen Empfindungen und Verfassungen zum Ziel haben.

Man findet sie sowohl in christlichen Kontexten (z.B. in der Schule der deutschen und spanischen Mystik), in den islamischen Sufi-Bewegungen, als auch in hinduistischen (die sog.„Fakire“), sibirischen, zentralafrikanischen, nordamerikanischen und in polynesichen Religionen.

Andere, aber letztlich mit denselben Zielen verbundene Trance-Techniken, sind z.B. der Tanz in elementaren, vollkommen konstanten Rhythmen (Sufismus, altaischer und nordostsibirischer Schamanismus, zentralafrikanische und nordamerikanische Kulte, christliche Prozessions-Traditionen in Italien). Diese Techniken haben auch in der Musikgeschichte Niederschlag gefunden, z.B. in der sog. „Minimal Music“ (Terry Riley, Steve Reich, Philipp Glas) oder im Techno.

Dann auch der gezielte Gebrauch von psychotropen Pflanzen (Zentral- und Südamerika, altindische, altpersische, altgriechische Kulte).

Weiter auch andere, mit Körpertechniken verbundene Askesen (Yoga, daoistische Meditationstechniken) oder eben auch reine Wort- und Gesangstraditionen wie die sog. „Litanei“, wie sie sich im Judentum und Christentum findet.

Das Ziel der Trance ist die Ekstase oder die Enstase, die man ganz oberflächlich betrachtet als eine Art Out-of-Body-Erfahrung bezeichnen kann. Es geht um eine Befreiung von allen somatischen Bedingungen und mentalen Willensstrukturen des sinnlich-empirischen Ego.

Gruß
Metapher

Google auch mal nach Geißel, geißeln, Geißelung
Kasteien wurde dir ja auch schon genannt.
na und Fakire sind dir vermutlich schon selbst eingefallen
Gruß Susanne

Hallo,

Japanische Buddhisten haben Selbstmumifizierung betrieben.

etwas genauer: es ist eine Praxis, die in der esoterischen Shingon-Sekte angewandt wurde und traditionell auf den Gründer Kuukai (空海, 774-835 u.Z.), genannt Kobo Daishi (弘法大師) zurückgeführt wird.

Da es sich um einen recht bizarren Aspekt japanischer Religiosität handelt, hat er in letzter Zeit recht viel Beachtung gefunden, obwohl die Praxis ausgesprochen selten war - Angaben über die Anzahl dieser sokushinbutsu (即身仏) genannten Mumien schwanken zwischen 16 und 24. Freilich ‚gelang‘ der Prozess auch nicht immer …

Durch das gesetzliche Verbot des Selbstmordes (übrigens auch in Großbritannien gesetzliche Norm) erlosch diese Praxis gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Das interessiert mich jetzt ja doch. Wie geht das denn?

Es ist ein sehr zeitaufwendiger Vorgang (etwa zehn Jahre). Kernpunkte sind extreme Reduktion des Körpergewebes und Dehydration, hinzu eine Art ‚Imprägnierung‘ des Körpers durch eine Spezialdiät. Ausführlicher ist der Prozess hier beschrieben: http://www.agorajournal.org/2005/Lowe.pdf

Eine Literaturliste zum Thema kann man hier finden: http://www.japan.uni-muenchen.de/CK2Mats/Biblio_JapR… (ab S. 10 unten)

Freundlliche Grüße,
Ralf

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Halo Markus,

in welcher Religion fügen sich die Menschen selbst Schmerzen
zu? Aus welchen Gründen wird dies praktiziert?

das ist unabhängig von der Religion. Selbstverletztendes Verhalten kann als Persönlichkeitsstörung in jeder Kultur und bei Angehörigen aller Religionen auftreten. Einige Religionen, wie etwa der Islam schiitischer Prägung oder etwa der Katholizismus haben dazu allerdings von vornherein eine gewisse Affinität, wodurch Leute, die mit entsprechender Prädisposition in einen solchen Kulturkreis hineingeboren werden, besonders gefährdet sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverletzendes_Verh…

Gruß Gernot

Hallo Markus,

in welcher Religion fügen sich die Menschen selbst Schmerzen
zu?

Ja, ich erinnere mich an meine röm.kath.geprägte Kindheit.
Besonders wärend Bußgottesdiensten musste oft sehr lange hingekniet werden.
Da ich als Kind meisst aufgeschlagene Knie hatte war dies immer sehr Schmerzhaft für mich.

Aus welchen Gründen wird dies praktiziert?

Es ist wohl eine Form von büßen und Demut.
Für mich wars aber auch die Angst vor der Backpfeife.

Viele Grüße
Markus