Hallo,
ich hoffe ich bin hier richtig. Im Archiv wusste ich nicht so
recht, wonach ich suchen soll:
Ich höre immer häufiger in den Medien, (was z. T. auch von
Kindern bestätigt wird) dass es angeblich kaum noch Frauen
gibt, die z. B. selbstgemachten Kartoffelbrei, Kartoffelsuppe,
Bratensoße ohne Soßenpäckchen, Mehlschwitze etc. kochen
können.
Also den Geschlechterbezug kann man wohl weglassen, aber ja, es ist offenbar tatsächlich so, dass immer weniger Menschen diese Grundfähigkeit in ein von Mama und Papa unabhängiges Leben einbringen und sich dann auch nicht mehr aneignen. Schau doch mal in die Einkaufswagen in der Schlange an der Kasse vor und hinter mir. Da wird mir regelmäßig schlecht, und ich bedauere insbesondere die armen Kinder, die mit minderwertigstem Müll vollgestopft werden, nur weil Mama und Papa sogar das Nudelwasser anbrennen lassen würden. Dabei ist der Mist sogar noch teuer, und wenn da neulich im Fernsehen aus einem bekannten Wohngebiet unserer Landeshauptstadt eine Sozialleistungsbezieherun klagte, dass sie ja auch so gerne mal ihren Kindern frisches Obst mit in die Schule geben würde, dafür aber das Geld nicht reiche, und man sie im nächsten Moment sieht, wie sie einen ganzen Korb TK- und Tütenware aus dem Supermarkt schleppt, dann bekomme ich einen unglaublich dicken Hals. Die Guteste hätte nun wirklich Zeit selbst für eine angemessene Ernährung der Kinder zu sorgen, und ein Huhn heute für eine Suppe zu kochen, und das Fleisch morgen anderweitig einzusetzen, wie es bei uns selbst im Doppelverdiener Akademiker-Haushalt mit zwei Mal deutlich über 40h-Woche gemacht wird, kommt sicher billiger als TK-Gyros. Also Geld ist da sicher kein gutes Argument gegen anständige Küche.
Und auch die Sache mit der Zeit ist eine vorgeschobene Geschichte. Wir haben in den letzten Jahren es oft genug gehabt, dass meine Frau knapp 80h-Wochen inkl. Wochenenden und Abendterminen geschoben hat, und ich auch mit 40h nicht ausgekommen bin. Natürlich kann man dann jeden Abend reihum die Lieferservices abklappern, oder sich das feinste vorstellbare Microwellen-Fresschen aufwärmen. Allein es geht auch anders. Und wenn die liebte Göttergattin dann um 23:00 endlich nach Hause kam und sofort sich um die Katzen und den Hund kümmerte, hatte der liebe Göttergatte immer problemlos in maximal 20 Minuten ein handwerklich gekochtes Essen auf dem Tisch. Klar, da waren auch mal ein paar Frischteigwaren aus dem Kühlregal dabei, und die Frutti di Mare waren eine Mischung aus dem TK-Beutel, aber es hat eigentlich nie eine Dosensuppe (höchstens mal als Ergänzung zu einer Scheibe Brot) oder echte Fertiggerichte (weder TK-Beutelware noch Fertigmahlzeiten) gegeben. Das ist einfach nur eine Frage der Prioritäten, und des erlernten Geschicks am Herd.
Bei meinen Eltern wurde Küchen- und Tischkultur sehr gepflegt, und es gab keinen Mittag, an dem meine Mutter nicht ein anständiges, selbst gekochtes Essen auf den Tisch gestellt hätte. Mit drei Kindern und einem Pflegefall im Haus reichte ihre Belastung sicher auch an die berufstätiger Mütter heran. Trotzdem hat es ihr eigentlich immer auch Spaß gemacht zu kochen, und sie hat diese Begeisterung auch weiter gegeben. Meine Frau und ich kochen ebenso leidenschaftlich, und es kommt heute noch fast jeden Tag etwas Neues auf den Tisch. Vollkommen egal, wie spät es ist, und was wir an Arbeit hinter uns haben. Schon mit jetzt knapp einem Jahr genießt unser Nachwuchs inzwischen die dadurch gegebene Vielfalt, und lässt sich so hoffentlich auf Dauer von uns anstecken.
Gruß vom Wiz