Hi Wollang.
Ich bin Schweizer, bekomme :aber verständlicherweise :ziemlich deutlich mit…
Mitbekommen und das Mitbekommene auch zu begreifen, sind
offenkundig verschiedene Stiefel.
Ebend.
Man will also Arbeitslose :rekrutieren um sie :irgendwelche „öffentlichen“ :Arbeiten verrichten zu lassen wobei ich letztens auch von :dieser :Spargel-stechen-Geschichte :gehört habe, und dort geht es :doch um einen Privaten, der :die Arbeitslosen als billige :Arbeiter einsetzen will/soll).
Gratulation! So viel Entstellendes in einen einzigen Satz zu
packen, muß Dir erst einmal jemand nachmachen. Es geht nicht
allgemein um Arbeitslose, sondern um Menschen, die nicht aus
der Arbeitslosenversicherung bezahlt werden, sondern
Unterstützung aus Steuermitteln erhalten.
Richtig: Man hat die Arbeitslosenversicherung so weit gekürzt, dass AL nur noch 1 Jahr lang ALG erhalten und danach zum Sozialfall werden, auch wenn sie 40 Jahre einbezahlt haben.
Hier sind also keinesfalls alle ALG II - Empfänger an ihrer Lage selbst schuld.
Arbeitsfähige
Bezieher von Sozialhilfe konnten in D schon immer von ihrer
Gemeinde zur Arbeit herangezogen werden. Das praktizierten
bisher nur wenige besonders engagierte Gemeinden und wird nun
überall zur kommunalen Aufgabe.
Es dürfen aber keine Arbeiten vorgegeben werden, die durch andere Jobs derzeit erledigt werden (o.s.ä.). Fakt ist aber, daß eine nicht unbedeutende Anzahl dieser Leute mit 1-€-Jobs als Billigsklaven zum Ersatz normaler Arbeitsplätze aus Kostengründen eingesetzt wurden.
Es gab schon in der
Vergangenheit Versuche, Hilfebezieher als Erntehelfer
einzusetzen. Immerhin erledigen alljährlich mehrere
hunderttausend vorwiegend polnische Arbeitskräfte diese Jobs.
Für weniger Geld, als es ALG II gibt, da in Polen die offizielle Arbeitslosenzahl stellenweise bereits bei 50% liegt (also definitiv niemand mehr nen Job hat) (160 x 4 (3) € = 640€ (480€)).
Die Versuche sind allesamt gescheitert, weil die
Hilfeempfänger nach kurzer Zeit einfach nicht mehr zur Arbeit
erschienen oder sich krank meldeten. Deshalb weigern sich
hiesige Landwirte in vielen Fällen, weitere Versuche in dieser
Richtung zu unternehmen. Mit unzuverlässigen Kräften
vergammelt nämlich die Ernte.
Sie erhalten Hartz IV und :arbeiten für einen € pro
Stunde…
Beim Spargelstechen oder an anderer Stelle als Erntehelfer
arbeitet definitiv niemand für 1 € pro Stunde. Überhaupt
arbeitet in D kein Mensch für 1 € pro Stunde. Jede
gegenteilige Behauptung ist schlicht gelogen. Die Zahlungen
aus öffentlicher Kasse an jeden einzelnen Hilfeempfänger
bestehen aus Bargeld, Miete, Heizung, Krankenversicherung und
Rentenversicherung summieren sich auf 800 bis 1.000 € pro
Monat. Wird ein Hilfeempfänger zur Arbeit herangezogen,
geschieht dies in aller Regel - wenn überhaupt - nur für
wenige Wochen oder Monate und überwiegend in Teilzeit. Legt
man Arbeitszeit, die zusätzliche Zahlung von min. 1 €/h und
die gesamte Hilfeleistung zugrunde, kommt ein Stundenlohn
zwischen 7 und 10 € heraus.
Bei 10-15h/Woche gerechnet…
Ob dabei überhaupt ein Mehr herasuskommt oder der AL nicht sogar noch zuzahlt, wenn er für diesen Verdienst zur Arbeit gezwungen wird, ist auch nicht so sicher. Faherten u.ä. sind dabei nämlich inbegriffen.
Polnische Erntehelfer verdienen
übrigens je nach Art der Arbeit und Leistung um 8 €/h.
Das hat noch nichtmal 50% der Ossis. Wo soll das sein?
…was spricht dagegen, diese :Zwangsarbeit-Jobs…
Zwangsarbeit ist etwas anderes! In D wird ausnahmslos niemand
zur Arbeit gezwungen. Wenn ein arbeitsfähiger Mensch
staatliche Hilfe haben will, die zahlende Gemeinde hat Arbeit
zu erledigen und der Hilfeempfänger will nur Geld ohne
Gegenleistung, gibts Gegenwind.
Genau das ist Zwangsarbeit. Er wird einerseits gezwungen, Geld zu besitzen um staatlich (systemimmanent) auferlegte Kosten zu begleichen, andererseits wird er von der Möglichkeit eines ordentlichen Verdienstes ausgegrenzt. 75% der Leistungen gibt ein AL - II dafür aus, um Kosten zu decken, für die er nichts kann.
In Deutschland genießt jeder
Erwerbslose ein nötigenfalls lebenslanges
Rundum-Sorgenfrei-Paket mit Krankenversicherung,
Altersversorgung, einer warmen Wohnung und Bargeld, das knapp
bemessen ist, aber für eine bescheidene Lebensführung ohne
weiteres reicht. Wo auf dem Globus gibts üppigere Versorgung?
In Kuba. Da ist sie wesentlich besser.
…offiziell als normale :Stelle anzubieten…
„Normale Stellen“ werden vom privaten Arbeitsmarkt geschaffen.
Gewöhnliche gewerbliche Tätigkeit ist keine staatliche Aufgabe
und mit staatlichen Strukturen auch nicht zu leisten.
Anders: durch den Staat wird die Ausgrenzung am Arbeitsmarkt erst geschaffen.
Gruß
Frank