Nationalstolz

Ritterlich und stolz - Nationalstolz

Juergen Trettin und Johannis Rau und manchem Anderen sei folgendes Thaelmann-Zitat ans Herz gelegt, das dieser einem Kerkergenossen schrieb:

„Mein Volk, dem ich angehoere und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit grossem Stolz verehre, ist die deutsche Nation, eine ritterliche, stolze und harte Nation."

Auch ich bin stolz auf die Leistung der Menschen dieses Staates, aber nicht auf solche Politiker !!!

Hi Klaus,

Thälmann war ja auch ein Kommunist, und Schröder und Co. sind wohl Sozialdemokraten oder wollen es zumindest sein, darin liegt wohl der Unterschied…:wink:) (wobei beides recht Sch**** ist)

Ansonsten, naja, der Spruch ist gut, hätte aber genausogut von Hess oder Hitler stammen können. (sind da schon wieder die Gemeinsamkeiten zwischen diversen Gesellschaftsformen zu sehen?)

CIAo

Hierzu ein diametrales Zitat von Schopenhauer:

„Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verräth in dem damit Behafteten den Mangel an
individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte … Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er Stolz seyn könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu seyn…“

Das erklärt m.E. besser das Verhalten von Leuten, die stolz auf ihr Deutschsein sind.

Gruß,

Michael

Hallo Micha,

dieses Zitat wurde vor einigen Tagen schon einmal gepostet. Und die passenden Antworten kamen auch dazu. Bleibt die Frage: Mit diesem Zitat hat Schoppenhauer also Recht? Zählt ein Zitat für die Gesamtheit einer Meinung? Oder ist es doch nur EIN Zitat eines Denkenden, unter Vernachlässigung Andersdenkender?

CIAo und Frohe Ostern

Die Zitatemaus

Danke!

Es beruhigt mich sehr, dass auch Vertreter des w-w-w-Teams zu der Gruppe von Leuten gehören, die das mit dem Nationalstolz ein wenig hinterfragen…

Für mich ein weiterer Grund, hier gerne mitzumachen :smile:

Gruß
Uschi

hi Uschi,

dummerweise verkörpern weder einige Ussr des W-W-W noch einige Selbstauserwählte die Meinung eines ganzen Volkes. Oder besser auch: Gott sei Dank!

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Die meisten Deutschen sind stolz auf ihr Vaterland

Das Bewusstsein der Deutschen im Wandel

Von Klaus-Peter Schöppner

Berlin - „Deutsche - wir können stolz sein auf unser Land.“ Das ist nicht nur eines der Themen, mit denen die Union wieder zur Sachpolitik zurückkehren will. Das ist auch der Text eines SPD-Wahlplakats aus dem Jahr 1972, mit dem Willy Brandt damals seinen unvergessenen Sieg errang. Bereits vor knapp 30 Jahren kam fortschrittlichen Sozialdemokraten das über die Lippen, was ihre jetzigen Aushängeschilder Schröder und Rau als eher peinliche Attacke abtun, weil sie eine politische Diskussion über den Nationalstolz der Deutschen vermeiden wollen. Und damit ziemlich weit neben der Gefühlslage vieler Deutschen liegen. Denn 45 Prozent halten die momentane Diskussion über unseren Nationalstolz für wichtig, 52 Prozent dagegen für überflüssig.
Vornehmlich die Anhänger von PDS und SPD sind gegen eine neue Debatte. Offenbar befürchten sie aus wahlstrategischen Gründen eine mögliche Mobilisierung der eher konservativen Wähler. Das womöglich zu Recht; denn tief im Herzen hat sich das Bewusstsein der Deutschen offensichtlich gewandelt: Immerhin glauben inzwischen 60 Prozent nach einer emnid-Umfrage für N-tv, dass wir Grund haben, auf unser Vaterland stolz zu sein. Nur 35 Prozent glauben das nicht. Unter den Rentnern sind sogar 72 Prozent stolz auf das deutsche Vaterland. Unter den unter 30-Jährigen nur 36 Prozent.
Ziemlich neu ist, dass sich die Mehrheit der Deutschen dazu bekennt, auf ihre Nation stolz zu sein. Ein Grund dafür mag Trittins rüde Attacke gegen die Gemütslage eines großen Teils der Deutschen gewesen sein. Ein anderer das unterschwellige Gefühl, dass es jetzt endlich, 56 Jahre nach Kriegsende an der Zeit ist, auch mal das anerkennen zu dürfen, was wir erreicht haben. Die deutsche Geschichte umfasst schließlich mehr als die Zeit zwischen 1933 und 1945.
Deutschland ist auch Asylaufnahmeland, Land der friedlichen Wiedervereinigung, Wirtschaftswunderland. Doch die Deutschen tun sich immer noch schwer mit jeder Art von Patriotismus, weil sie sich ständig hin- und hergerissen fühlen zwischen der Scham über unsere Verbrechen der Nazi-Zeit und dem Stolz auf das, was vorher oder nachher war. All die umstrittenen Begriffe wie Vaterland, Nation, Heimat, Nationalhymne haben inzwischen große Sympathie bei den Deutschen: Besonders „Heimat“ ist ein Begriff, der 94 Prozent sympathisch ist. „Nation“ und „Nationalhymne“ finden 79 Prozent sympathisch, „Vaterland“ 77 Prozent.
Wer bei uns Nationalsymbole als zu pathetisch, zu deutschtümelnd abtut, der kritisiert eine schweigende Mehrheit. Und wer kritisiert, wenn viele Deutsche nationale Interessen in der Außenpolitik stärker vertreten sehen wollen, der unterstützt die Meinung einer lautstarken Minderheit. Viele Deutsche scheuen sich offenbar immer noch, ihre Meinung offen auszusprechen. Und dulden damit stillschweigend, dass ihr Nationalbewusstsein allzu leicht in die rechte Ecke gedrängt wird. Was inzwischen zu unterschwelligem Frust gegen die Berliner Politik geführt hat: 81 Prozent der Deutschen fordern die Bundesregierung auf, die deutschen Interessen bei internationalen Verhandlungen stärker zu vertreten. Für nur 16 Prozent ist das nicht wichtig. Besonders empfindlich sind die niedrig Gebildeten. Unter ihnen kritisieren gleich 85 Prozent, dass die Bundesregierung häufig zu unterwürfig handle. Fast 70 Prozent der Deutschen fühlen sich weiterhin beunruhigt über die politischen Verhältnisse bei uns. Möglicherweise hat die überall zu spürende große Verunsicherung als Folge von Globalisierung, EU-Erweiterung, Multikulti-Gesellschaft und technischer Revolution nun das Bedürfnis nach emotionaler Geborgenheit gestärkt. Was die Meinungsforscher daran merken, dass sich auf einmal eine Mehrheit wünscht, dass die Politik wieder größeren Wert auf Heimat, Vaterland und Deutschland legen soll. Diese Werte sollen wieder mehr zählen, fordern 68 Prozent der Deutschen. Nur 30 Prozent wollen das nicht.
Die Welt vom 03.04.01

:wink:
Hi Hafenmaus,

dummerweise verkörpern weder einige Ussr des W-W-W noch einige
Selbstauserwählte die Meinung eines ganzen Volkes. Oder besser
auch: Gott sei Dank!

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Das würde ich ja auch nie behaupten! Aber es beruhigt mich, dass es nicht alle sind. Den Welt-Artikel hättest du dir sparen können, den kenne ich schon.
Ich hätte nen netten „Gegenartikel“ aus der SZ. Interesse???

Warum nur immer diese Empfindlichkeiten, wenn einer sich nicht den Nationalstolz an die Brust heften will? Ich lass jedem seinen Stolz auf was auch immer, andererseits erwarte ich aber auch, dass man von mir und anderen (wie etwa dem Bundespräsidenten) nicht fordert, das auch lauthals in die Gegend zu schreien.

Gruß und frohe Ostern
Uschi

huhu uschi,

Das würde ich ja auch nie behaupten! Aber es beruhigt mich,
dass es nicht alle sind. Den Welt-Artikel hättest du
dir sparen können, den kenne ich schon.
Ich hätte nen netten „Gegenartikel“ aus der SZ. Interesse???

Wäre ich sehr interessiert dran, schon wegen der politischen Beeinflussung der Medien.

Warum nur immer diese Empfindlichkeiten, wenn einer sich nicht
den Nationalstolz an die Brust heften will? Ich lass jedem
seinen Stolz auf was auch immer, andererseits erwarte ich aber
auch, dass man von mir und anderen (wie etwa dem
Bundespräsidenten) nicht fordert, das auch lauthals in die
Gegend zu schreien.

Das ist ehrbar. Aber ist es nicht einfach sche****, einfach zu schreiben, „danke, dass Du meiner Meinung bist, deshalb bleib ich hier“ und so weiter und so fort…? Und was das das „In-die-Gegendschreien“ betrifft, niemand verlangt, dass irgendwer irgendwas in die Gegend schreit. Aber wer seine Herkunft, sein Volk, seine Nationalität verleugnet, der hat das Recht verloren, diesem Volk zu dienen oder ihm anzugehören. Mein Statement dazu.

Auch Frohe Ostern

CIAo

SZ-Artikel (Achtung: lang!)
Hi Hafenmaus,

Das ist ehrbar. Aber ist es nicht einfach sche****, einfach zu
schreiben, „danke, dass Du meiner Meinung bist, deshalb bleib
ich hier“ und so weiter und so fort…? Und was das das
„In-die-Gegendschreien“ betrifft, niemand verlangt, dass
irgendwer irgendwas in die Gegend schreit. Aber wer seine
Herkunft, sein Volk, seine Nationalität verleugnet, der hat
das Recht verloren, diesem Volk zu dienen oder ihm
anzugehören.
Mein Statement dazu.

Ich will ja nun nicht wieder diese Diskussion aufs Neue entfachen, aber eine Bemerkung zu deiner obigen Behauptung (von mir fett markiert) sei mir gestattet:
Du scheinst ein Meister des Wort- und Sinnverdrehens zu sein. Niemand (jedenfalls in den ganzen Diskussionen auf diesem Brett hier und auch nicht der Bundespräsident) hat seine Herkunft oder seine Nationalität verleugnet. Oder hat irgendwer behauptet: ich bin kein/e Deutsche/r und will es auch nicht sein?
Wieso sollte man das auch tun? Die Tatsache, dass man/frau Deutsche/r ist und in Deutschland lebt, verpflichtet mich z.B. dazu, mich an die Gesetze hier zu halten, meine Steuern zu zahlen etc., aber doch nicht dazu Nationalstolz (im Sinne von: ich bin stolz, Deutsche/r zu sein) vor mir her zu tragen! Das Recht dazu sei jedem gestattet, aber eine Pflicht kannst du hier m.E. nicht einfordern.

Hier der Text: (Süddeutsche Zeitung, 24. März 2001)

Stolz und Vorurteil

In Westerwellentälern: Über die dümmste Debatte der Saison

Wäre man ein humorbegabter Mensch, dann wäre die große deutsche Debatte der letzten Woche vor allem ein Anlass zu ständig sich steigernder Heiterkeit. Es hat ja zweifellos etwas, einer ganzen Nation dabei zuschauen zu dürfen, wie sie unter dem Sofa liegt und auf Kommando nachschaut, ob sie noch etwas Zusätzliches findet, worauf sie stolz sein könnte: Die Bild-Leserin Susanne Püttmann ist stolz auf Deutschland, „weil es hier dunkles Brot gibt“, der FAZ-Autor Guido Westerwelle hingegen ist „stolz auf die Menschen in diesem Land“. Gibt es ein stolzeres Gefühl, als die Hoffnung – in unserer Eigenschaft als deutsche Schwarzbrot- Esser –, vielleicht selber Westerwelles Stolz sein zu dürfen? Leider muss man dann lesen, dass der W. keine deutsche Fahne hinter seinem Schreibtisch hängen hat, was wiederum den deutschen Kolumnisten Mainhardt Graf Nayhauß schwer irritiert. Nein wirklich, so lustig war eine deutsche Debatte schon lange nicht mehr.

Man könnte sie natürlich auch anders sehen, und das hätte dann nicht nur damit zu tun, dass man vielleicht gar nicht so humorbegabt ist wie man immer gedacht hat. (Wir kommen noch darauf, warum wir da ein Problem haben könnten.) Beispielsweise könnte man sich über die Wucht gewisser Medienkampagnen erschrecken, wenn es wirklich stimmt, dass an einem einzigen Tag 14684 Leser bei Bild angerufen haben, um der Zeitung die gewünschte Portion nationaler Begeisterung zu apportieren. Oder man könnte sich Sorgen machen über eine bedeutende Abteilung der politischen Klasse des Landes. Am Wochenende sind wichtige Wahlen – und in den Tagen davor bekämpfen Union und FDP die heraufziehende Rezession und die Katastrophen der Landwirtschaft mit einem Wettbewerb in der Frage, wer wohl am stolzesten auf Deutschland ist.

Sie würden das nicht tun, wenn es ihnen die Demoskopen nicht empfehlen würden, weshalb man an dieser Stelle nicht ohne eine Zwischenbemerkung auskommt: Die handelt von der Frage, woher es wohl kommen mag, dass auch zu Beginn des Dritten Jahrtausends offenbar ein derart großes Bedürfnis nach dumpfem Nationalrausch im Lande besteht, dass man damit sogar Auflage zu machen und Wahlkämpfe zu gewinnen hofft. Eine ganze Reihe von Gründen gibt es dafür – aber nicht der unwichtigste ist gewiss der, dass es, spiegelverkehrt zum Stolz auf Deutschland, seit langem auch ein Phänomen gibt, das man am besten immer noch mit dem Wort Inländerfeindlichkeit beschreiben kann; die geht auch den Aufgeklärten manchmal ganz schön auf die Nerven, nicht nur unter jüngeren Leuten.

In manchen gebildeten Kreisen gehört es seit langem zum guten Ton, im ersten Teil eines Satzes den deutschen Hang zum Vorurteil zu geißeln, um dann im zweiten Teil das Deutsche als solches grässlich zu finden. Eine ganze Generation ist mit diesen Vorgaben aufgewachsen und hat fälschlich gedacht, es würden ihr die Sünden der deutschen Geschichte vergeben, wenn sie nur auch davon ausgingen, es gebe ein geheimnisvolles Gen, das die Deutschen besonders widerlich-reaktionär mache. Günter Grass ist nur einer dieser Vorgaben- Erteiler – aber wer dabei war, hat noch den stürmischen Beifall im Ohr, den der Dichter bekam, als er Anfang der 90er Jahre in seiner legendären Rede an den Münchner Kammerspielen die Deutschen im Zusammenhang mit Anschlägen auf Asylbewerberheime schlicht mal in „Täter, Mitläufer und schweigende Mehrheit“ sortiert hat. (Später hat ihm dieses Pauschalurteil, wenn der Eindruck nicht täuscht, ein wenig leid getan, zum Beispiel als sich das gleiche Volk ziemlich einhellig über seinen Nobelpreis gefreut hat. Um nicht zu sagen, dass es stolz darauf war.)

Der Weltgeist geht fremd

In dieser Abteilung der deutschen Diskussionskultur ist der Deutsche immer fettbäuchig, kulturlos, borniert – was übrigens sofort nicht mehr stimmt, wenn die selben Deutschen in ihre Bestandteile als fröhliche Rheinländer, freche Berliner, sinnliche Bayern zerfallen, je nachdem, aus welchem Landstrich der einzelne Deutschen-Kritiker gerade selber stammt. Vor allem aber sind die Deutschen humorlos, wie erst zu Beginn dieser Woche wieder der Fernseh-Unterhaltungskünstler Alfred Biolek in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel festgestellt hat: Deutsche, war daraus zu lernen, „haben wenig Humor“ – außer Biolek natürlich, der sich seinen Humor aber auch nur mit der Tatsache erklären kann, dass („da muss mal ein Seitensprung gewesen sein“) in seiner Ahnenreihe wohl irgendwann ein Jude mitgemischt hat. „Von seiner Mentalität her“ sei er jedenfalls jüdisch, hat Biolek seinen Interviewern anvertraut – eine Erbgutschleicherei, gegen die sich zu wehren die deutsche Juden vermutlich keine juristischen Möglichkeiten haben.

Nun darf man natürlich nicht die Maßstäbe verlieren: Was wir hier vorfinden an Flagellantismus, mag zwar ein wenig die stolzen Dummheiten am anderen Ende der Skala erklären, kann sie aber nun wirklich nicht rechtfertigen. Die entscheidenden Fragen beginnen ja erst an dieser Stelle: die Frage zum Beispiel, wieso eigentlich neuerdings der Begriff Stolz so positiv besetzt sein soll. Hier besteht wirklich einmal Diskussionsbedarf. Müsste das Volk nicht von den Etymologen darüber aufgeklärt werden, dass der Stolz von der Stelze kommt, auf der man versucht, über den Köpfen anderer Leute herum zu stolzieren, so lange, bis einem die Beine weg geschlagen werden? Und müssten nicht die Theologen davon predigen, warum die Bibel voller finsterer Drohungen ist über die Stolzen, die irgendwann zuschanden werden, voller Gebete an den Herrn, er möge – wie es beim Psalmisten heißt – seinen Knecht vor den Stolzen bewahren?

Wenig spricht dafür, dass der Stolz sein derzeit so gutes Image verdient hätte. Sowieso noch nie bewährt hat er sich im Umgang der Völker untereinander. Wenn es einen roten Faden in der Geschichte gibt, dann hangeln sich an ihm entlang die Stelzengänger der ganzen Welt, die ständig ihren Landsleuten und sich selbst erklären müssen, was Sache ist: Dass Serbien eine heilige Nation ist, und Bulgarien – weil es den ersten Zaren hatte – „die ruhmreichste aus der ganzen slawischen Völkerschaft“ und dass der deutsche Charakter sowieso jeden anderen überstrahle. Sind solche Sprüche vernünftig, haben sie den Menschen je geholfen, ihr Leben glücklicher und friedvoller zu leben, hat es den Deutschen geholfen, als dem Dichter Friedrich von Stolberg 1774 in seinem Gedicht Mein Vaterland „der Freude Tränen herabstürzten“, weil er ein Deutscher war? So war das natürlich nie und nirgends: Superlative in eigener Sache haben den Zweck, die Konkurrenten zu demütigen – und dafür ist dann jedes Argument recht, ob man nun über die allergrößten Dichter zu verfügen behauptet oder über die allertorgefährlichsten Mittelstürmer. In schlimmeren Fällen – und die Weltgeschichte ist voll schlimmerer Fälle – muss der Wahrheitsbeweis irgendwann auf den Schlachtfeldern angetreten werden. Nur dann ist bewiesen, dass Bulgarien am ruhmreichsten ist und also seine Nachbarn überfallen darf; nur dann ist klar, wozu wir es haben, das deutsche Vaterland - wo Zorn vertilgt den welschen Tand, wie Ernst Moritz Arndt so feurig gedichtet hat, mit schrecklichen Folgen in drei Kriegen.

Hätte man nicht hoffen dürfen, solche Erfahrungen seien inzwischen angekommen im Bewusstsein selbst führender Unions-Politiker? Hätte man nicht hoffen dürfen, dass die Politiker in einer zusammenwachsenden Welt wenigstens auf die kindischen Triumphgesten zu verzichten gelernt haben? Und verstanden haben, dass Vaterlandsliebe sich aus vielen Quellen speisen darf, am wenig sten aber aus Stolz? Man durfte, stellt sich jetzt heraus, nur solange darauf hoffen, bis wieder Landtagswahlen anstanden und kein rechtes Thema zu finden war.

Vaterlandsliebe? Natürlich ist die erlaubt, vermutlich ist uns der Reflex dazu angeboren, weil es nun einmal naheliegt, die Sprache, die Landschaften, die Bücher besonders gerne zu haben, die man am besten kennt, seit Kindesbeinen. Mancher ist aus solchen Gründen noch lieber ein Bayer als ein Deutscher, aber auch das ist nicht zwingend vorgeschrieben. Überhaupt ist der Mensch, was die lebenslange Suche nach seiner Identität betrifft, ja ziemlich kompliziert angelegt, weshalb es auch dem nicht stolzen Deutschen passieren kann, dass er, wenn er in einem Roman von John Updike mal auf einen Deutschen stößt, insgeheim hofft, der möge nicht schon wieder als humorlose Knallcharge gezeichnet sein.

Nichts ist gegen solche Reflexe zu sagen, nichts gegen die inbrünstige Hoffnung, es beim nächsten Fußball-Länderspiel den arroganten Holländern endlich wieder zu zeigen: Ein Fußballspiel, bei dem man nicht für „die Unseren“ schreit, ist sterbenslangweilig. Aber müsste man nicht inzwischen verstanden haben, dass der ganze unterhaltsame Wettbewerb nur funktioniert, so lange alle wissen, dass er nur ein Spaß ist? Spaß zu verstehen ist allerdings das Letzte, was man jemandem wie Thomas Goppel nachsagen kann – sonst könnte er unmöglich dieses Tremolo in seine Stimme legen, wenn er dem Bundespräsidenten vorwirft, er sei nicht stolz genug auf Deutschland.

Sein Bundesgenosse Guido Westerwelle, demnächst Vorsitzender einer liberalen Partei, hat Johannes Rau vorgehalten, er sei „zu verkrampft“ in Sachen Nationalstolz. In derselben Woche, in der diese intelligente Debatte tobte, hat die CSU in Karlsruhe gegen die rechtliche Besserstellung von Homosexuellen zu klagen beschlossen. Da wüsste man gerne, wie stolz Westerwelle darauf ist, sich solche Verbündete gesucht zu haben.

HERBERT RIEHL-HEYSE

:wink:
Huhu Uschi,

Du scheinst ein Meister des Wort- und Sinnverdrehens zu sein.

Das sind wohl eher andere, meinst nicht auch? Nur komisch, dass dann geschrieen wird, wenns andersrum läuft…

Niemand (jedenfalls in den ganzen Diskussionen auf diesem
Brett hier und auch nicht der Bundespräsident) hat seine
Herkunft oder seine Nationalität verleugnet. Oder hat
irgendwer behauptet: ich bin kein/e Deutsche/r und will es
auch nicht sein?

Diverse Äusserungen lassen dies vermuten, sorry…

Wieso sollte man das auch tun? Die Tatsache, dass man/frau
Deutsche/r ist und in Deutschland lebt, verpflichtet mich z.B.
dazu, mich an die Gesetze hier zu halten, meine Steuern zu
zahlen etc., aber doch nicht dazu Nationalstolz (im Sinne von:
ich bin stolz, Deutsche/r zu sein) vor mir her zu tragen! Das
Recht dazu sei jedem gestattet, aber eine Pflicht kannst du
hier m.E. nicht einfordern.

Yep. Würd ich auch nie machen. Hab nur meinen Standpunkt dazu nochmals geäussert, und das wirst auch Du mir gestatten, oder etwa doch nicht? Wie so oftmals?

Zum Artikel: Der ist ebenso Rot eingefärbt wie der von mir gesetzte Schwarz gefärbt ist. Dies beweisst die Unsinnigkeit dieses Themas, aber solange immer wieder mit Zitaten um sich geschmissen wird, die eine nicht unerhebliche Mehrheit für blöd erklärt, wirds nicht aufhören…

In diesem Sinne

CIAo

armutszeugnis
je lauter ihr hier alle „bla bla ich bin aber stolz ein deutscher zu sein bla bla“ schreit, oder es von „hohen tieren“ verlangt, umso trauriger wird eigentlich das bild das ihr abgebt. ihr könnt nicht die mücke darauf stolz sein, wer oder was ihr seid, nur darauf was ihr im laufe eures lebens daraus gemacht habt.
grüße, rené

Hi Hafen- (oder Zitatemaus *g*)!

dieses Zitat wurde vor einigen Tagen schon einmal gepostet.
Und die passenden Antworten kamen auch dazu. Bleibt die Frage:
Mit diesem Zitat hat Schoppenhauer also Recht? Zählt ein Zitat
für die Gesamtheit einer Meinung? Oder ist es doch nur EIN
Zitat eines Denkenden, unter Vernachlässigung Andersdenkender?

Ich kann dir, was das Thema Nationalstolz angeht, nur zustimmen. Zu dem Zitat kann ich nur sagen, dass auch Leute wie Adenauer oder Brandt stolz auf ihr Land waren. Aber diese Herren haben ja nichts geleistet, oder? Nein, sie werden zwar von vielen als die 2 besten deutschen Bundeskanzler angesehen, aber sie haben natürlich keine Leistungen auf die sie Stolz sein können.
Einige bezeichnen Patrioten (genau davon reden wir hier schließlich) als arm, dumm, Skinheads, Rechtsextreme, Leute, die nicht auf eigene Leistungen stolz sein können und wollen ihnen vorschreiben, was sie zu denken und zu fühlen haben. Das ist intolerant³!
Es zwingt sie niemand Nationalstolz zu haben, aber dann sollten sie anderen wenigstens ihren lassen ohne gleich so zu argumentieren.
Wiederum andere behaupten, Franzosen, Amis, Italiener, Japaner etc. dürften stolz auf ihr Land sein, Deutsche aber nicht. Und solche werfen Patrioten dann vor, sie würden andere Länder abwerten…
Leider ist es fast schon üblich nicht mehr zwischen rechts, rechtsradikal, rechtsextrem, patriotisch, konservativ, nationalistisch und nationalsozialistisch zu unterscheiden.
Wo wir schon bei Zitaten sind: Das sagte Michael Schumacher im Zeit-Interview:
Sind Sie stolz, ein Deutscher zu sein?:
„Diese Frage hat man mir vor einigen Jahren schon einmal gestellt. Ich habe damals mit Nein geantwortet. Der Grund: Damit bringt man die Parole der Neonazis zu sehr in den Blickpunkt. Andererseits, habe ich mir später gedacht, warum diese Rücksichtnahme auf eine Minderheit, die Krawall macht. Im Prinzip haben wir Deutschen schon Eigenschaften, die lobenswert sind, die uns sehr weit gebracht haben. Deshalb möchte ich auch stolz sein.“

Und noch eine Definition von Patriotismus und Nationalismus:
Patriotismus: Vaterlandsliebe
Nationalismus: übersteigertes Nationalgefühl
Quelle: Wahrig, deutsches Wörterbuch

Cya, Car

siehe Archiv…
*gähn*

bin ich auch nicht zuständig für den Mord an Juden, Sintis…
Hallo, René,
warum zahle ich dann Wiedergutmachung? Ich habe nachweisbar nichts damit zu tun. Also kann ich weder stolz noch beschämt sein. Ich hab´s ja nicht verursacht. Nicht mal indirekt durch Tolleranz.
Ebenso bin ich nicht zuständig für die Arbeitslosen, den Sch… den die Regierungen machen, die…
Warum zahle ich eigentlich Steuern?
Warum zahle ich eigentlich die Abgabe für die jungen Bundesländer? War ich schuld, dass die 45 Jahre Misswirtschaft getrieben haben (ob selbstverschuldet oder durch die Sovjets ist jetzt nebensächlich).
Schau mer mal, was das Finanzamt dazu sagt!
Grüße
Raimund

Hallo,

ich wollte mich eigentlich in dieser Diskussion zurückhalten, aber nachdem immer wieder so ein Unsinn verzapft wird, verweise ich auf meine Homepage, auf der ich für März 2000 meinen Standpunkt dargelegt habe.

http://www.phidi.de/aktuell/aktuell.html und
http://www.phidi.de/phimonat/phimonat.html .

Sorry.

Grüße

Thomas Miller

Ich hab mir ja vorgenommen…
… das ich mich da raushalte, aber nun ja…

Hi allerseits
nachdem mal wieder in dieser Frage wunderbar aneinander vorbeidiskutiert wird, gebe ich auch mal meinen senf dazu.

Man kann seinen „Stolz“ entweder aus positiven Werten beziehen, also von Einzelleistungen und Gruppenleistungen. Dies ist dann der „Stolz“ auf etwas. Er ist die Folge (!) des eigenen Selbstbewusstseins
Z.B. Ich bin in diesem Sinne stolz auf das naturwissenschaftliche Weltbild (eine Gruppenleistung), obwohl mein Beitrag dazu eher marginal ist *g*.

Allerdings kann man seinen Stolz auch aus negativen Werten bezihen, wenn beispielsweise „die anderen“ als weniger Wert angesehen werden. Dies ist natürlich vollkommen irrational. Hier dient der Stolz zur Gruppenabgrenzung.Der Stolz dient in diesem Fall als Quelle für das Selbstbewusstsein.

Dummerweise scheint sich der laut artikulierende „Nationalstolz“ a la Deutschland Deutschland über alles… hauptsächlich aus negativen Werten zu speisen.
Der positive „Nationalstolz“ ist viel leiser. das kann man nicht herbeireden, entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht.

mal so ein paar Gedanken
Gruss
und frohe Ostern
Mike

Nur ein Satz:
Huhu Mike,

Der positive „Nationalstolz“ ist viel leiser. das kann man
nicht herbeireden, entweder man hat ihn, oder man hat ihn
nicht.

Aber ässuern darf man ihn nachwievor nicht, dann wird man „geschlachtet“

:wink:)

Auch Dir viele Eier

CIAo

Hallo alle,

ich verfolge diese schwachsinnige Diskussion nun schon einige Zeit.
Wenn Ihr keine anderen Probleme habt, geht es Euch ja richtig gut.

Trotzdem Frohe Ostern
Michael

Hallo Michael,

die Frage ist doch, WER damit Probleme hat?

Nur mal so…

Auch Frohe Ostern

CIAo

Naja
Hi Reiko

Leider ist der Ausdruck „Nationalstolz“ aufgrund gewisser Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte negativ besetzt, und wird penetrant von Rechtsradikalen instrumentalisiert.
(Drum verwende ich ihn auch so ungern)
Man kann „Stolz auf Deutschland“ sein… Gründe dafür gibt es viele. Immerhin hat jeder Deutsche daran einen, wenn auch noch so geringen Anteil.
(manchmal schäm ich mich auch für Deutschland… dafür gibt es auch genügend Gründe *g*… wenn man z.B. in Mallorca am Ballermann vorbeigeht…)
Nur den „Stolz, Deutscher zu sein“ den versteh ich nicht so ganz. Ist doch Zufall, oder, wo und als was ich geboren bin.

Die andauernden Aufschreie zeigen mir, das die „Stolz“-Debatte sehr nötig ist, sie müsste nur mal etwas sachlicher geführt werden.

Auch Dir viele Eier

Zwei reichen *g*

Frohe Ostern
Mike