Vorneweg: Ich überlege seit einer Stunde, ob ich dieses Frage hier überhaupt stellen kann. Auch weiß ich nicht, ob meine Frage in das Unterforum „Medizin“ passt, da es sich generell um etwas psychisches handelt, das Problem aber wenn überhaupt, nur über den Weg zum Arzt geregelt werden kann.
Hier schreibt die Mutter einer 16-jährigen Schülerin (Gymnasium).
Meine Tochter leidet seit vielen Jahren an extremem Übergewicht.
Wir haben schon viele Versuche gestartet, ihre Ernährungsgewohnheiten in die richtigen Bahnen zu lenken und das Gewicht somit zu reduzieren.
Nicht nur einmal haben wir uns professionelle Hilfe von Ernährungsberatern geholt. Es ging immer eine Zeit lang gut.
Aber irgendwann nahmen wir (Ich möchte mich und meine Familie nicht aus der Verantwortung ziehen) unsere alten Gewohnheiten wieder an.
Meine Tochter wiegt jetzt ca. 120 Kg.
Meine eigentliche Frage ist diese:
Seit der 5. Klasse ging es bei meiner Tochter im Sportunterricht Berg ab. In der 8. Klasse setzte ihr ein Lehrer eine 5 ins Zeugnis.
Zum Glück war es nur das Zeugnis zum Halbjahr, sonst hätte sie das die Versetzung gekostet. Obwohl meine Tochter so gut es ging am Sportunterricht teilgenommen hat, sie ist eigentlich kein Mensch, der sich vor unangenehmen Dingen drückt, oder gar schwänzt, stellte der Lehrer meine Tochter als faul und unsportlich dar.
Im zweiten Halbjahr hatte sie dann einen anderen Lehrer, der ihr zuerst die 4 eintrug, durch die 5 seines Kollegen konnte er keine allzugroßen Sprünge machen, und im nächsten Jahr sogar die 3.
Dieser Lehrer verlies die Schule allerdings.
Jetzt ist meine Tochter in der 11. Klasse und hat einen Lehrer, der sehr auf die korrekte Leistung seiner Schüler aus ist.
Durch die Regelung, dass ab der 11 die Klassenverbände aufgelöst und Kurse gebildet werden, ist meine Tochter jetzt mit Schülern in einem Kurs, die ihr mit Blicken und Worten klar machen, dass sie, so dick wie sie ist, nicht sportlich sein kann.
Über die Jahre hat meine Tochter schon viele schlechte Erfahrungen gesammelt. Wie das eben an Schulen oft der Fall ist.
Bei den Aufwärm-Übungen, dem Joggen, läuft sie immer allein und als Schlusslicht der Gruppe. Die anderen ziehen an ihr vorbei, lachen und reden über sie. Sit-Ups oder Liegestütze … daran ist garnicht erst zu denken.
Durch diese Vorkomnisse hat meine Tochter mittlerweile panische Angst vor den Sportstunden. Sie weint viel und häufig, wenn sie über den Sportunterricht erzählt. Auch mein Mann und ich teilen die Sorgen mit ihr, dass sie irgendwann wieder an einen Lehrer gerät, der sie mit einer 5 bewertet.
Jetzt in der Oberstufe kommt es auf jede Note an.
So eine 5 zieht den Durchschnitt ziemlich in die Tiefe.
Besonders wenn man bedenkt, dass die meisten Kinder ihres Alters im Sport ohne große Anstrengung auf eine 3 oder 2 kommen.
Mein Mann und Ich haben uns aus den vielen diversen Gründen bereits mehrere Male Gedanken über eine Befreiung vom Sportunterricht gemacht.
Am Dienstag war wieder einer dieser Tage, an denen meine Tochter ganz verstört aus dem Sportgebäude gekommen ist. Sie ist ins Auto eingestiegen und hat dort erstmal die ganze Fahrt über keinen Ton rausgebracht. Immer nur ihrer Musik über den MP3-Player gelauscht.
Dieses Verhalten macht mir enorm große Sorgen.
Heute habe ich mich nun einmal im Internet erkundigt.
Dort steht unter Anderem, dass ein Kind trotz ärztlicher Bescheinigung nicht automatisch davon befreit ist, zum Unterricht zu kommen. Das wusste ich nicht.
Nun macht es ja wenig Sinn, sie vom eigentlichen Sport befreien zu lassen, wenn sie dann trotzdem dort die Zeit verbringen und den Mitschülern zugucken müsste. Damit wäre sie dem Spott der Mitschüler ja nur noch mehr ausgesetzt.
Ich weiß nicht weiter und hoffe nun, bei Ihnen Rat zu finden.
Meine Fragen:
- Ist es überhaupt möglich und für den Arzt zu vertreten, ein Kind in ihrer Lage vom Sportunterricht zu befreien?
- Müsste sie eventuell tatsächlich beim Sportunterricht erscheinen.
Kennt sich jemand mit so einem Fall aus?
Ich weiß immer noch nicht, ob es die richtige Entscheidung war, mein Anliegen hier vorzutragen, aber ich würde gern wissen, ob es vom Grundgedanken überhaupt möglich ist, sie befreien zu lassen, bevor wir damit dem Hausarzt die „Bude“ einrennen.
Für Hilfe wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichem Gruß.
Martina