Hallo Jule,
ich glaube, im ersten Teil liegt ein Misverständnis vor:
Und wo ist das Problem? Es sind die KINDER, die dafür gradestehen sollen, wenn sie ihre Aufgaben nicht gemacht haben, nicht die Eltern:
Das ist mir schon klar.
Ich bezog meinen Satz auf etwas anderes:
Es ging ja in deinem ersten Beitrag darum, dass zum Beispiel im Hort die Erzieherinnen nicht für die HA der Kinder verantwortlich sein können. Dass HA u.a. ein Lernkontrolle sind und deshalb natürlich auch fehlerhaft sein dürfen (so hatte ich es zumindest verstanden).
In dem Zusammenhang hattest du geschrieben:
Diejenigen, die es nicht aushalten, dass ihre Kinder mit unvollständigen oder fehlerhaften Aufgaben aus dem Hort kommen, sind die Eltern.:
Lernkontrolle = bei unvollständigen und fehlerhaften Aufgaben zeigt der Schüler, dass er etwas nicht verstanden hat.
Unvollständige Aufgaben bedeuten aber meist, dass der Schüler eine Strafe bekommt. Unvollständig heißt dann nicht: er hat einen Teil der Aufgaben nciht verstanden und deshalb nicht gemacht, sondern: er war zu faul und hat den Teil einfach weg gelassen.
Und solange es dafür Strafen gibt, finde ich, ist es klar, dass Eltern wollen, dass ihre Sprösslinge mit vollständigen HA nach Hause kommen.
So hatte ich dein „unvollständig“ jedenfalls verstanden.
Ist das tatsächlich so?:
Also ich erlebe es zumindest so, wobei „erleben“ hier von meinem Jüngsten ausgeht, der jetzt die 9. Klasse eines Gymnasiums besucht.
In der Grundschule hieß es auf der einen Seite oft: Schule ist Lehrersache, bitte Eltern, mischt euch da nicht ein.
Mit zunehmendem Alter hieß es aber immer öfter:
Das kann in der Schule nicht geleistet werden, dafür ist das Elternhaus zuständig.
Sei es, wegen der Verkürzung durch G8, wegen größerer Klassenstärken oder aber deshalb, weil es immer öfter unruhigere Klassen gibt: es wurde in der 5. Klasse schon gesagt: keiner wird hier ohne Nachhilfe durchkommen. Wir gehen davon aus, dass Ihr Kind Nachhilfe bekommt.
Und: wir können hier nicht alles vermitteln. Wir können uns nicht um jeden Einzelnen kümmern und wir können beim Lernstoff nicht in die Tiefe gehen. Das muss im Elternhaus passieren.
Wir hatten dann bereits in der Grundschule Elternabende, auf denen es vermehrt darum ging, Eltern beizubringen, wie was gemacht wird (wie wird schriftlich multipliziert in der Schule? Wie wird das Z geschrieben (also wo wird mit dem Stift angesetzt)? usw.) Also ging ja die Schule davon aus, dass man mit bei den HA saß.
Ich sehe es durchaus so wie du und das nervt mich auch wirklich total: Dass es diese „mein-Kind-muss-das-beste-sein“ Mentalität gibt. Auf einem Elternabend, auf dem es um Mobbing in der Klasse und um fehlendes soziales Miteinander ging, war eine nicht seltene Eltern-Meinung (nicht meine!): ok, solange mein Kind irgendwie das Abitur macht, ist mir der Rest egal. Es soll Leistung bringen. Wie es das macht: mir wumpe.
Oder dass Eltern versuchen, ihren Kindern Lernstoff, der noch gar nicht dran ist, beizubringen, damit es hervorstechen kann…
Das alles sehe ich natürlich auch.
Teilweise kann man diese Diskrepanz auch hier im Brett nachlesen:
Fragt eine Mutter nach einer Aufgabe in einem bestimmten Buch, heißt es: dafür bist du doch gar nicht zuständig. Das muss dein Kind alleine machen. Was haben die Eltern mit den HA zu tun?
Liest man andere Beiträge, dann liest man (ich weiß jetzt nicht genau, wo): ist das ein „gutes“ Elternhaus"? Nehmen sich die Eltern Zeit für die HA?
Also: vom Grundsatz her sind wir einer Meinung. Allerdings sieht die Praxis nun mal oft anders aus. Zumindest nach meiner Erfahrung.
Gruß
shannon