Latein oder Französisch?

Hi zusammen,

bis zum Zwischenzeugnis muss entschieden sein, ob der Schultyp, den meine Tochter fürderhin beschreiten soll, neusprachlich (7. Latein, 9. Französisch) oder sozialwissenschaftlich (7. Französisch, kein Latein) sein soll.

Ich hätte gerne ein paar knackige Argumente für Latein (ich bin nämlich dagegen). Nur, eines will ich gleich entkräften: Ich glaube, dass das Lernen einer weiteren romanischen Sprache von einem soliden Französisch aus exakt genauso gut (oder schlecht) funktioniert wie von Latein aus.

*neugierig*
Stefan

hallo,

ich kann kein latein, habe es nie gelernt, aber ich kann italienisch, ergo vertehe ich die spanier, auch wenn ich es nicht gut spreche, und franzosen kann ich relativ gut verstehen, wenn sie langsam sprechen.
sofern es sich bei latein nicht um medizinische fachwörter handelt, kann ich es grossteils sinngemäss verstehen.

da ich englisch kann, kann ich mich somit also überall durchschlagen :wink:

gruß

sonja
*die eigentlich nicht weiss, wozu man latein brauchen muss*

aus der Seele…
…gesprochen hast du mir. Aber immerhin gibt es einige Studiengänge, die das Latinum fordern. Das kann doch nicht nur an der Kirchengeschichte liegen, da muss es doch auch Argumente geben???
Lateiner sagt doch was!

ich kann kein latein, habe es nie
gelernt, aber ich kann italienisch, ergo
vertehe ich die spanier,
sonja
*die eigentlich nicht weiss, wozu man
latein brauchen muss*

eben
S_

Da kommt es wohl auch auf die Sprachbegabung und -begeisterung Deiner Tochter an, oder? Wenn sie es mit den Sprachen nämlich nicht so hat, wären drei Fremdsprachen wohl nicht so ganz das Richtige… :wink:
Ich finde, Latein ist sehr wohl eine gute Grundlage für romanische Sprachen (war selbst auf dem neusprachlichen Zweig), allerdings liegt meine Begabung auch in diesem Bereich.
Was die Studiengänge angeht, die ein Latinum erfordern, so sind die Regeln da meines Wissens gegenüber früher sehr locker; man kann diese auch ohne Latein studieren und muß nur im Grundstudium zusätzlich Latein belegen (medizinische und juristische Fachterminologie hat mit dem Schullatein sowieso recht wenig zu tun)
Grüße, Anita

Da kommt es wohl auch auf die
Sprachbegabung und -begeisterung Deiner
Tochter an, oder? Wenn sie es mit den
Sprachen nämlich nicht so hat, wären drei
Fremdsprachen wohl nicht so ganz das
Richtige… :wink:

Das ist absolut das Hauptargument!
Ich fand Mathe und Phsyik schon immer 1000
mal interessanter als jede Sprache. Von
daher hatte ich E und L und bin auf den
math-naturwiss. Zweig gegangen und bin froh
darum! Auch wenn es alt-ägyptisch oder so
gewesen wäre, Hauptsache keine dritte
Sprache!!!
Jetzt, während des Studiums hatte ich dann
zwischen all der Mathe und Physik auch mal
wieder Lust auf eine neue Sprache und habe
angefangen Spanisch zu lernen - SUPER!

Viele Grüße Claudia

Sprachbegeisterung

Da kommt es wohl auch auf die
Sprachbegabung und -begeisterung Deiner
Tochter an, oder?

Das ist absolut das Hauptargument!

hmmm, aber kurz oder mittelfristig gesehen ist es im einen und im anderen Fall eine Sprache, nur eben, dass es etliche Millionen Menschen auf der Welt gibt, die die eine sprechen, aber nur eine handvoll Fanatiker die andere!
Ich finde die 6. Klasse etwas früh, um wirklich Interesse festzustellen. Ich denke das steht und fällt mit den Lehrenden. Mit ihrer Englischlehrerin ist sie höchst zufrieden -> sie lernt und hat den Ehrgeiz Englisch zu können (die volle Überfliegerin ist sie aber weder in Englisch noch in Mathe). Mit der Lehrerin in Französisch wär eh schon alles klar, aber wie wir alle wissen, kanns ja leider eben auch gaaanz anders kommen…

…immer noch kein Bombenargument für Latein?

Dank derweil
S_

Hallo,
ich glaube, Latein ist eher eine Art Überbleibsel aus den großen Zeiten des humanistischen Gymnasiums. Als ich in der Schule war (kann mich gerade noch so erinnern :smile:), hieß es, das Erlernen von Latein würde ein klares, strukturiertes Denken fördern - behauptete jedenfalls mein Lateinlehrer (naja…). Nach meiner Erfahrung kann Latein aber sehr schnell zum Problem werden, wenn man nicht sowieso schon eine gewisse Vorliebe für Form und Struktur hat.
Also wieder kein Argument für Latein - ich empfehle Französisch…
Liebe Grüße
Susanne

Hi Stefan,

was verstehst Du unter „knackig“?
Rein praktische Argumente werden Dich niemals zu Latein führen. Niemand spricht es, für Theologie, Geschichte und andere Fächer an der Uni kann man es meist nachholen. Es lohnt sich nur, weil es Teil unserer Kultur und Geschichte ist. Weil die Sprache von großer Klarheit und Schönheit ist. Weil es ein wunderbares Erlebnis ist, die Texte von Cäsar, Cicero oder Cato im Original lesen zu können. Mit einem Wort: weil es bildet.

Max

knackige Argumente
Ich probier’s; doch gleich vorweg: es ist tatsächliche eine Frage der Bildung (als Gegenbegriff zu „Ausbildung“). Im Restaurant nützt mir Latein wenig, bei Geschäftsabschlüssen auch nicht, aber:

  • wenn ich schon pragmatisch denke, dann sollte ich in der Schule lieber Latein lernen, weil ich die modernen Sprachen später viel schneller und leichter im betreffenden Land beherrschen lerne. Meine (nicht üblen) Kenntnisse in modernen Fremdsprachen habe ich jedenfalls nicht auf der Schule gelernt. Das nachträgliche Lernen von Latein auf der Uni (und wer weiß schon mit 12, was er später studiert?) ist eine Quälerei.

  • Latein ist DIE europäische Sprache. Lerne Latein und du hast ganz umsonst leichten Zugang zum Verständnis dieses Kontinents. Latein ist eben übernational. Die Nationalsprachen sind erst seit 200 Jahren bedeutend, Latein seit 2000!

  • In keinem anderen Fach wird soviel übersetzt wie im Lateinischen. Erst durch Übersetzung (also durch Auseinandersetzung mit einer anderen Sprache) bekommt man Sprachgefühl und Gewandtheit in der eigenen Sprache.

  • Nicht nur für romanische Sprachen profitiert man von Latein, sondern auch für deutsche Grammatik, die zu wesentlichen Teilen aus dem Lateinischen übernommen wurde. Die Kenntnis und das Verständnis von Fremdwörtern muss ich ja nicht extra erwähnen.

  • die Sache mit strukturellen Denken ist erwiesen. Interessanterweise gehen gute Mathe- mit guten Lateinnoten einher. (Wir gehen immer von einem mindestens durchschnittlich guten Unterricht aus - aber erfahrunsggemäß sind die meisten Altsprachler begeistert von ihrem Fach, und das spürt man als Schüler).

Fazit: wenn ich zu sehr auf Nützlichkeit und AUSbildung achte, enge ich mich (oder mein Kind) viel zu stark ein. Gerade in der gegenwärtige Wissensexplosion ist eine fundierte Bildung das beste, was man Kindern mitgeben kann. Das ist kein Plädoyer gegen moderne Sprachen, die notwendig sind. Aber ich behaupte, in diesen Fächern wird übermäßig auf Anwendbarkeit/Nützlichkeit geachtet, und viel Nachdenkswertes kommt nicht vor.

Andreas

P.S. Ja, schlagt mich, Ihr Neusprachler :smile:

Hi Max,

Es lohnt sich nur, weil es
Teil unserer Kultur und Geschichte ist.

OK, das ist ein knackiges Argument für mich!

Weil die Sprache von großer Klarheit und
Schönheit ist.

Ich finde Portugiesisch, Französisch, Spanisch und Italienisch schöner und nicht minder klar…

Weil es ein wunderbares
Erlebnis ist, die Texte von Cäsar, Cicero
oder Cato im Original lesen zu können.

Dieses wunderbare Erlebnis blieb mir leider in 8 qualvollen Lateinjahren gänzlich verborgen! Schade. Mühsam komme ich nun, mit reichlich Abstand dazwischen, dahin, eine zarte Ahnung davon zu entwickeln wovon du sprichst…

Mit einem Wort: weil es bildet.

Japp, auch das ist für mich ein Argument, nur, ist jemand der Französisch spricht weniger gebildet, als jemand, der Latein lesen (und vielleicht sogar verstehen :wink:) kann?

Danke für deinen Kommentar
S_

strukturiertes Denken

Als ich in der
Schule war (kann mich gerade noch so
erinnern :smile:), hieß es, das Erlernen von
Latein würde ein klares, strukturiertes
Denken fördern - behauptete jedenfalls
mein Lateinlehrer (naja…).

Soweit ich weiss konnte aber genau das in empirischen Untersuchungen nicht nachgewiesen werden!

Nach meiner
Erfahrung kann Latein aber sehr schnell
zum Problem werden, wenn man nicht
sowieso schon eine gewisse Vorliebe für
Form und Struktur hat.

Oder wenn mensch pauken doof findet und in der Situation überhaupt keinen Sinn in Latein entdecken will…

Also wieder kein Argument für Latein -
ich empfehle Französisch…
Liebe Grüße
Susanne

Danke!
S_

Super: knackige Argumente
Hi Andreas,

  • wenn ich schon pragmatisch denke, dann
    sollte ich in der Schule lieber Latein
    lernen, weil ich die modernen Sprachen
    später viel schneller und leichter im
    betreffenden Land beherrschen lerne.

Wer hat das untersucht? Das halte ich eben für ein Vor-Urteil. Wieso sollte das Erlernen einer fremden Zunge leichter von Latein aus als von Frz. aus gehen?? Wer war das noch, der 36 lebende Spachen sprach (Herr Berlitz oder so jemand), der sagte, die ersten 5 sind zäh bis zehn ists mühsam und ab dann gehts wie von selbst. Das ist die Geschichte mit dem Vorwissen: Je mehr ich weiss desto leichter lerne ich dazu. Da bringt aber Latein keinen Vorteil, oder?

Meine (nicht üblen) Kenntnisse in
modernen Fremdsprachen habe ich
jedenfalls nicht auf der Schule gelernt.

Gar nicht? Nicht wenigstens das grammatikalische Gerüst, ein paar Vokabeln und vielleicht ein paar Standards?

Das nachträgliche Lernen von Latein auf
der Uni (und wer weiß schon mit 12, was
er später studiert?) ist eine Quälerei.

Das denke ich, hängt von der Motivation ab. Wer ohne Latein Medizin machen will, muss eben auch das lernen. Angesichts des ganzen sonstigen Wahnsinns doch wohl eher ein Klacks!

  • Latein ist DIE europäische Sprache.
    Lerne Latein und du hast ganz umsonst
    leichten Zugang zum Verständnis dieses
    Kontinents. Latein ist eben übernational.

„ganz umsonst“, du sagst es :wink:! Na toll, weil die es gewagt haben alles in Europa zu vernichten ausser ihrer ach so tollen Kultur und weils schon sooo lange her ist, soll ich mich mit dem Idiom der Krieger auseinandersetzen?

  • In keinem anderen Fach wird soviel
    übersetzt wie im Lateinischen. Erst durch
    Übersetzung (also durch
    Auseinandersetzung mit einer anderen
    Sprache) bekommt man Sprachgefühl und
    Gewandtheit in der eigenen Sprache.

Und warum wird soviel übersetzt? Weils nix anderes zu tun gibt! Jedenfalls nicht reden. Und die Gewandheit in einer anderen Sprache kommt erst mit dem Verständnis und das erst im Austausch mit anderen Menschen. Widerlegst du dich hier nicht selbst, indem du sagst, du hättest deine Sprachen nicht auf der Schule gelernt? Wie dann? Etwa im Land selber? Indem du mit Menschen *gesprochen* hast? Aha!!!

  • Nicht nur für romanische Sprachen
    profitiert man von Latein, sondern auch
    für deutsche Grammatik,

Stimmt, aber die kann ich mir im Deutschen auch geben, oder?

  • die Sache mit strukturellen Denken ist
    erwiesen. Interessanterweise gehen gute
    Mathe- mit guten Lateinnoten einher.

UUUPS. Das meine ich anders in Erinnerung zu haben. Hast du eine Quelle? Ich kann dir eine n=1 Studie nennen, bei der eine Mathe 1 mit einer Latein 5 fast 6 zusammenkam und das über Jahre hinweg…

(Wir
gehen immer von einem mindestens
durchschnittlich guten Unterricht aus -
aber erfahrunsggemäß sind die meisten
Altsprachler begeistert von ihrem Fach,
und das spürt man als Schüler).

HAHAHAHAHA. Entweder ich hatte überdimensionales Pech oder deine Aussage ist schlicht nicht haltbar.

Fazit: wenn ich zu sehr auf Nützlichkeit
und AUSbildung achte, enge ich mich (oder
mein Kind) viel zu stark ein. Gerade in
der gegenwärtige Wissensexplosion ist
eine fundierte Bildung das beste, was man
Kindern mitgeben kann.

Cäsar und Cicero kann ich auch auf deutsch lesen. Ich kann ja auch kein hebräisch um die Geschichten in der Bibel zu lesen… Viel wichtiger als die Bemühungen von Cäsar zu verstehen, dem Senat Kohle für seine räuberischen Feldzüge aus dem Kreuz zu leiern fände ich z.B. die Auseinandersetzung mit den europäischen Denkstukturen und die sollte man eher bei den griechischen Vorsokratikern suchen! Auch hier kann ich den Vorteil von Latein nicht sehen!

Das ist kein
Plädoyer gegen moderne Sprachen, die
notwendig sind. Aber ich behaupte, in
diesen Fächern wird übermäßig auf
Anwendbarkeit/Nützlichkeit geachtet, und
viel Nachdenkswertes kommt nicht vor.

Das kam in meiner Lateinerfahrung auch nicht vor. Da ging es um grammatikalische Spitzfindigkeiten und Vokabelnpauken, aber eben nicht um das Nachdenken. Das musste ich mir son selber und nach der Schule holen…

P.S. Ja, schlagt mich, Ihr Neusprachler

-)

Wo werd ich! Bin ich Cäsar? Wer anders denkt wird abgemurkst? Nö nö, lieber austauschen und reden reden und nochmal reden! Wem schreibst du denn so auf Lateinisch? *Pardon!*

Wir haben einen schönen Dissens, darum danke ich dir!
S_

  • die Sache mit strukturellen Denken ist
    erwiesen. Interessanterweise gehen gute
    Mathe- mit guten Lateinnoten einher.

UUUPS. Das meine ich anders in Erinnerung
zu haben. Hast du eine Quelle? Ich kann
dir eine n=1 Studie nennen, bei der eine
Mathe 1 mit einer Latein 5 fast 6
zusammenkam und das über Jahre hinweg…

Hi Stefan,

vielleicht hast Du eine falsche Vorstellung von mir. Mir ging es auf der Schule genauso. Ich habe in Latein schrecklich gestanden und bin deshalb auch sitzengeblieben. Studiert habe ich Physik, da nützt Latein auch nicht viel. Ich ärgere mich auch daß ich mich im Urlaub nicht besonders gut auf französisch verständigen kann. Trotzdem möchte ich die Erinnerung an meinen Lateinunterricht und die übriggebliebenen Kenntnisse nicht missen. Altein beinhaltet für mich eben den Großteil der gemeinsamen europäischen Kultur.
Die Griechischen Philosophen haben dazu natürlich die Grundlagen gelegt, aber mit Sokrates war die Philosophie ja nicht zu Ende.

Max

P.S. Schönen Gruß von meiner Frau. Die hat Latein in der Schule gehasst, hat Theologie studiert und es dafür gebraucht (und braucht es heute noch). Sie rät trotzdem NICHT dazu es an der Schule zu machen.

per aspera ad astra??? Caseum!!!
Hi Max,

Ich habe in Latein
schrecklich gestanden und bin deshalb
auch sitzengeblieben.

War das eine prickelnde Erfahrung??

Studiert habe ich
Physik, da nützt Latein auch nicht viel.

Ja.

Ich ärgere mich auch daß ich mich im
Urlaub nicht besonders gut auf
französisch verständigen kann. Trotzdem
möchte ich die Erinnerung an meinen
Lateinunterricht und die übriggebliebenen
Kenntnisse nicht missen.

?? Das klingt mir ein bisschen nach Läuterung durch Qual. Das wollte ich meiner Tochter gerne ersparen, noch dazu wo es Alternativen gibt. Wieso kannst du nicht auf die zähen Stunden in Latein pfeiffen? Ist das eine Art Rechtfertigung für dich, dafür dass du nicht laut schreiend davongelaufen bist aus dem „Unterricht“? Nach dem Motto „für irgendwas muss es doch gut gewesen sein“?
Sorry, aber deine pro-Latein Argumente scheinen unter dem Strich doch böse zu leiden…

Altein
beinhaltet für mich eben den Großteil der
gemeinsamen europäischen Kultur.

Na und? Heisst ja nicht, dass ich mir den Teil der Kultur schenken muss, aber Jahre der(fakultativen) Tortur stehen eben für mich nicht gleichgewichtig neben dem „Bildungszuwachs“.

P.S. Schönen Gruß von meiner Frau. Die
hat Latein in der Schule gehasst, hat
Theologie studiert und es dafür gebraucht
(und braucht es heute noch). Sie rät
trotzdem NICHT dazu es an der Schule zu
machen.

Wenn das nicht überzeugend ist…
Deiner Frau einen solidarischen Gruß
und noch einen Dank
S_

Hi nochmal :smile:

ich habe damals (8te Klasse)nicht nur in Latein schlecht gestanden, sondern auch in Mathe, Biologie, Erdkunde und Englisch subausreichende Leistungen gezeigt. Und es war auch nicht so daß ich Latein schrecklich fand. Ich konnte es nur nicht besonders. Das große Latinum habe ich dann immerhin noch mit 3 geschafft. Wie auch immer, ich wünsche Euch, Dir und Deiner Tochter, daß Ihr die richtige Entscheidung trefft.

Max

in gratiam *wasauchimmer*mus
Hi Max,

ich soll von meiner Frau schöne Grüsse bestellen, sie findet deine Argumente sehr schön und ist aber auch eher von der nicht-Latein-Fraktion, weil’s ihr in Latein ähnlich ging wie mir.

'n schönen Abend
S_

Vergnügen oder Quälerei
Hallo Stefan

  • wenn ich schon pragmatisch denke, dann
    sollte ich in der Schule lieber Latein
    lernen, weil ich die modernen Sprachen
    später viel schneller und leichter im
    betreffenden Land beherrschen lerne.

Wer hat das untersucht?

Is so, glaub mir. Das was ich z.B. in 5 Jahren Englisch auf der Schule gelernt habe war doch eher ein Witz. Ich bin nach der 10. für ein Jahr in die USA. Andere Austauschschüler dort, die überhaupt KEIN Englisch konnten vorher, waren nach 3 Monaten so gut wie ich.

Das nachträgliche Lernen von Latein auf
der Uni (und wer weiß schon mit 12, was
er später studiert?) ist eine Quälerei.

Das denke ich, hängt von der Motivation
ab. Wer ohne Latein Medizin machen will,
muss eben auch das lernen. Angesichts des
ganzen sonstigen Wahnsinns doch wohl eher
ein Klacks!

Was Medizin angeht, kann ich nicht mitreden. Aber als ich mich vor Jahren an der Uni Münster für einen Magisterstudiengang (Sinologie, Indologie) eingeschrieben hatte, war eine der Bedingungen das kleine Latinum. Da ich eh keinen Abschluss machen wollte, konnte ich das links liegen lassen, aber alle meine Kollegen durften im ersten Semester erstmal Latein pauken, statt das zu machen, was sie eigentlich wollten, und wozu sie motiviert waren.

Sie es doch einmal so. Egal was du in der Schule machst, ob Latein oder Französisch, es wird dir im Grunde genommen nicht allzuviel „fürs Leben“ bringen. ABER, wenn du im Nachhinein ein Studium machen willst, für das du zumindest das kleine Latinum brauchst, ist es eine Quälerei. Willst du aber später mal unbedingt Französich (oder eine andere Fremdsprache lernen) machst du das gerne und es ist dir ein Vergnügen.

Ich würde meiner Tochter jedenfalls zu Latein raten.

Gruss
Marion

Hi Marion,

Wer hat das untersucht?

Is so, glaub mir.

Hmm.

aber
alle meine Kollegen durften im ersten
Semester erstmal Latein pauken, statt das
zu machen, was sie eigentlich wollten,
und wozu sie motiviert waren.

gibt es ein Studium in dem mensch ausschliesslich die Sachen machen kann, die er/sie will?? Wenn dem jedoch nicht so sein sollte, wieso dann ausgerechnet nicht Latein pauken? Warum überhaupt wird das Latinum für Magisterstudiengänge gefordert? Wenn das mit dem Lesen alter Quellen zusammenhängt, dann ok, aber sonst?? Und da würde ich doch gerne etwas über Forschung wissen von wegen strukturiertem Denken und Latein.

ABER, wenn du im Nachhinein ein
Studium machen willst, für das du
zumindest das kleine Latinum brauchst,
ist es eine Quälerei.

Meines Wissens gibt es die Unterscheidung in grosses und kleines Latinum schon seit über 10 Jahren nicht mehr und die Sache mit der Quälerei, fürchte ich, ist mit 12 Jahren einfach schwerer zu ertragen als mit 22. Und eine Quälerei ist auch dann (im Studium) weniger wahrscheinlich, wenn Latein einfach Sinn macht (eben zum Quellen lesen und verstehen). Wenn es offensichtlich keinen macht lassen sich einige Lehrstühle auch Wege einfallen, das Latinum zu ersetzen, etwa durch gute Noten in einer anderen Domäne.

Willst du aber
später mal unbedingt Französich (oder
eine andere Fremdsprache lernen) machst
du das gerne und es ist dir ein
Vergnügen.

Ja, unterschreib ich dir!

Ich würde meiner Tochter jedenfalls zu
Latein raten.

Ich danke dir, wenn du mich auch (noch) nicht überzeugen konntest.
Gruß
S_

Hallo Stefan und alle anderen Pro-und-Contra-Lateiner,

bevor ich nun meine Meinung kund tue, zuerst mal 'ne kurze Frage an Stefan: Was möchte denn Deine Tochter? Ich meine, hat sie eher Spaß an Sprachen (auch Deutsch!) oder mag sie Mathe lieber?
Nun zu meiner Erfahrung: Ich war im naturwissenschaftlichen Gymnasium, hatte Englisch in der 5., Französich in der 7. und dann Latein in der 9. Durch die Prüfung zum (damals noch) kleinen Latinum bin ich mit allen Ehren durchgerasselt und habe auch nix studiert, wo ein Latinum gefordert gewesen wäre. Meine Lateinerfahrung war also sehr kurz (3 Jahre) und schmerzhaft. Allerdings habe ich erst in dieser Zeit die deutsche Grammatik wirklich verstanden. Und hatte damit natürlich auch gewisse Vorteile in franz und englisch. Natürlich, hätte ich in der Schule die gleiche Zeit für die deutsche Grammatik aufgewendet und Fremdwörter gelernt wäre ich auch nicht dümmer (oder ungebildeter oder was auch immer). Nur: Das macht man ja nicht. Auf jeden Fall nicht so intensiv im Unterricht und privat schon gar nicht.
Ich würde also Deiner Tochter - vorausgesetzt sie mag Sprachen (siehe oben) - dazu raten, Latein zu wählen. Franz lernt man meiner Erfahrung nach im Schüleraustausch sowieso 1000mal besser, als in der Schule…

Grüße

Petzi

Hi Petzi,

Was
möchte denn Deine Tochter? Ich meine, hat
sie eher Spaß an Sprachen (auch Deutsch!)
oder mag sie Mathe lieber?

Sie mag sowohl Sprachen als auch Mathe können. Lernen mag sie leider beides (noch) nicht. Von daher sehe ich keinen Vorsprung für eine Seite. Viel spreche ich mit ihr, nur, sie kann das halt einfach nicht einschätzen, weder Lat. noch Frz. Deshalb frage ich stellvertretend hier im Brett, um möglichst viele Argumente so und so zu raffen, die ich ihr dann brühwarm weitergebe.
Nur, die Entscheidung wird bei uns Alten bleiben…

Meine
Lateinerfahrung war also sehr kurz (3
Jahre) und schmerzhaft.

Ja, eben, das höre ich ja nun wirklich nicht zum ersten Mal.

hätte ich
in der Schule die gleiche Zeit für die
deutsche Grammatik aufgewendet … wäre ich :auch nicht
dümmer (oder ungebildeter oder was auch
immer). Nur: Das macht man ja nicht.

Hm, das ist ja wohl wahr…

Ich würde also Deiner Tochter -
vorausgesetzt sie mag Sprachen (siehe
oben) - dazu raten, Latein zu wählen.

Ich danke dir für den Rat und werde auch ihn mit in die Entscheidung einbeziehen!
S_