Hallo Denis.
Heisst das, das der Mensch vor dem Verzehr nicht mal die
geistige Reife eines Haustieres hatte?
Das Problem hier wie bei allen Bibel-Auslegungen fängt ja schon mit der Übersetzung an. Wenn du den Text so genau analisieren willst, dann solltest du auch bereit sein, dich darauf einzulassen, dass du hier mit Übersetzungen arbeitest.
So ist meine: „So ist der Mensch also wie das eine seiner Wahl Überlassene geworden, selbst zu wissen was gut ist und bös…“
Eine Übersetzung welche mit dem hebräischen Text arbeitete und diesen sprachlich genauer versucht zu fassen, nach der schon ganz andere Schlüsse möglich sind und viele deiner Frage nicht mehr so plausibel erscheinen.
Hier war die Erkenntnis also nicht mehr Folge der Tat, sondern die Tat selber wird als Ausdruck des Versuchs der Erkenntnis angesehen. Diese Übersetzung ist hier aber nicht beliebig so gewählt, sondern deckt sich mit vielen anderen jüdischen Auslegungen dieser Stelle.
Der Mensch erscheint hier also eben nicht triebgesteuert sondern sehr wohl mit freiem Willen mit welchem er vor die Wahl tritt sich für den Weg des Lebens oder den des Todes zu entscheiden. Und der Mensch, Adom entschied sich hier bewusst für Letzteren.
Rabb. Hirsch erklärt bei „achar mimenu“ (was oben mit „seiner Wahl überlassen geworden“) das „achar“ in der ganzen Tora „eines aus zweien oder mehreren“ bezeichnet und „mimenu“ bedeutet nach rabbinischer Tradition „von ihm, von seiner Entscheidung, seiner Wahl abhängig“.
Diese kleine Stelle hebt also schon hervor, was bei deiner Übersetzung („wie einer von uns geworden“) kaum auffiehl, dass vor der Tat der Mensch schon wusste was gut und böse ist und er hier bewusst wählte. So kann man auch an anderen früheren Stellen zeigen, dass diese Auslegung mehr als berechtigt ist und der Mensch eben nicht erst durch die Tat zum Erkennenden wurde. Seine Erkenntnis lag hier darin, zu erfahren, was es heisst, eine Sünde zu begehen, was dann der folgende Text durch das Verstecken und die Frage an Adom: „Wo bist du, wo stehst du“? auch weiterführt.
Mit anderen Worten: War der Mensch ursprünglich nur als
göttlicher Goldhamster oder Urzeitkrebschen geplant?
Nein, der Mensch wurde von anfang an in seine Verantwortung gestellt (siehe Genesis 1:26f) und dadurch vom Tier unterschieden, welches alleine dem Plan G’ttes folgen kann. Dennoch könnte man daraus folgern, dass das eigentliche Ziel sehr wohl Gehormsamkeit ist, aber eben von sich heraus und freiwillig.
„Lasst uns Menschen machen nach unserem Abbild“
Und wenn’s zu ähnlich wird - ist es auch wieder nicht recht?
Nein, da der Mensch diese Stellung in der Welt ja behält, er soll ja weiterhin Stellvertreter G’ttes auf Erden sein und wirkend in die Welt eingreifen. Und hierbei war die Wahl, der freie Wille von Anfang Teil dieses Gewollten und auch nach der Tat, nach der ersten Sünde, werden ja nur die Folgen dieser Tat aufgezeigt und benannt, was vorher schon klar gesagt wurde: „denn an dem Tage, an welchem du von ihm issest, musst du sterben“. Der Mensch, Adom, wurde durch die Tat also sterblich, lebte nicht mehr, wie vor der Tat noch angedacht, ewiglich. Diese Folge, „Strafe“ der Tat kann man auch wieder in den Zusammenhang zu der Tat selber stellen, was ich jetzt aber einmal auslasse, da dieses dann auch dazu führt, was eigentlich gut und böse ist etc.
Ich weiss, dass es ein alter Text ist, den ich nicht wörtlich
nehmen sollte, aber mir verschliesst sich der höhere Sinn -die
Bedeutung- des Ganzen.
Vielleich ist auch genau das der Fehler, dass sich nicht versucht wird, dem Text exakt und wörtlich anzunähern?!
Gruss,
Eli