Alt, Pflegefall und Desaster für die Kinder

Hallo,

Naja, ich bin 50 - da wäre das etwas verfrüht, zumal ich bislang fit bin. Bis es ernst wird, kann sich noch viel ändern.

Eben!!!

Dann würde ich dir eher empfehlen, dein Leben neu aufzustellen
und mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was in den
übernächsten Jahren passieren könnte.

Wäre ich meine Katze, würde ich mir um meine Zukunft und die meiner Kinder keine Sorgen machen?
Ich bin aber nicht meine Katze (leider). Warum soll ich nicht die Zukunft planen / sichern? Sorgst Du nicht für ein Alterseinkommen (Rente oder sonstwas)? Rechnest Du einfach auf Sozialhilfe?

Du scheinst mehr in einer momentanen Lebenskrise zu hängen.
Vielleicht schilderst du das mal deinem Hausarzt/deiner
Frauenärztin, evt. mit der Bitte zur Überweisung an einen
Psychologen/Psychotherapeuten.
(Im Brett Wissenschaften-&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:sychologie wird dir sicher weitere
Hilfe zu solchen Fragen gegeben werden können)

Danke für die gut gemeinten Ratschläge (wie kommst Du da übrigens auf Frauenärztin - ich glaube kaum, dass der Zustand meiner Eierstöcke oder Gebährmutter mir bei der Lebensrestplanung helfen könnte), aber ich stecke nicht in einer Lebenskrise, sorry, wirklich nicht, komme im Gegenteil sehr gut zurecht, trotz zwei pubertiernder Kinder.
Ich will mich nicht gleich jetzt tot machen. Erst, wenn not tut.

Ich habe erlebt, dass es manchmal verdammt schnell gehen kann mit dem Abbau der Gesundheit und gehe daher nicht grundsätzlich davon aus, dass ich 60 oder 70 oder sonstwas werde - der Zufall (blöder Unfall, schnelle Krankheit) kann jederzeit zuschlagen. Das ist wurscht, wenn man alleine ist. Wenn man Kinder hat, deren Vater obendrein schon tot ist, muss man sich über solche Eventualitäten schon mal Gedanken machen - besser zu früh, als zu spät.

Ich bin durch einen Fernsehbericht darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Pflegeversicherung, in die ich monatlich einzahle, der Meinung ist, Demenz wäre kein Versicherungsrelevanter Pflegefall. Typisch Versicherung.
Kann mich an einen Bauernhof ín meinem Geburtsort erinnern, der bei einem Orkan arg zu Schaden kam. Kommentar der Sturmschadenversícherung: das war kein Sturm, sondern ein Orkan, wir zahlen nicht.
Damit ist die Versicherung Gericht-sei-dank damals nicht durchgekommen.
Aber bei Demenz geht das offenbar. Sind die Richter dement geworden?

Ich mache mir jedenfalls lieber jetzt Sorgen, als wenns zu spät ist.

Gruß, Paran

Hallo paran,

Ich frage mich schon, ob es nicht Möglichkeiten gäbe, die
Pflegeversicherung, für die man zwangsweise Beiträge zahlt,
dazu zu bringen, auch für Demenzkranke die Pflege zu zahlen -

vielleicht so: http://www.aerzteblatt.de/archiv/109146/Pflegeversic…

ein entsprechender Fernsehbeitrag dazu hat mich arg
verunsichert. Sollten nicht alle über 45 auf die Straße gehen
und gegen diesen Quatsch demonstrieren? Oder kann man die
Pflege einklagen?

Wie oben im Artikel geschrieben, ist diese Idee auch schon bei der Politik angekommen.

Hoppla, es geht nicht um Sozialhilfe, es geht um einen
Versicherungsanspruch, der nicht gewährt wird.
Mach bitte aus Versicherten keine Sozialhilfeempfänger!

Blöderweise funktionieren Versicherungen auch nur, wenn es viele Einzahler, aber nur wenige Leistungsbedürftige gibt. Und wenn die Versicherung nicht reicht, kommt halt der Sozialhilfeträger ins Spiel.

Eine Zusatzversicherung kann ich mir nicht
leisten, sehe auch keinen Sinn darin.

Wenn die allgemeine Pflegeversicherung mehr Fälle finanzieren soll, wird das schon ganz ohne Zusatzversicherung teuer.

Gruß, Karin

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Hallo paran,

so sehr können Forumseinträge einen falschen Eindruck bewirken.

Nach deinen ersten Postings habe ich (anscheinend nicht nur ich) dich für eine ältere Dame gehalten, die sich Sorge um das Erbe der Kinder im Falle einer Pflegebedürftigkeit macht. Und bei dir auch einen akuten Suizidgedanken vernommen.

Nach deinem „Outing“ als 50-jährige Alleinerziehende mit zwei pubertierenden Kindern (?) stellt sich die Sache unter einem anderen Licht dar. Dahingehend ist auf mein Verweis auf die Frauenärztin gemeint (Stimmungsachwankungen in der Menopause), den ich daher nochmal unterstreiche.

Und zu deiner vorherigen Frage: Ja, das ganze Vermögen meiner Großeltern wurde für die Pflege aufgebraucht, mein Vater und seine Schwester als Gutverdiener haben anschließend über die Pflegeversicherung hinaus zuzahlen müssen.
Meine Oma mütterlicherseits hatte kein Vermögen, meine Mutter musste nix zahlen, das Sozialamt hat alle Kosten im Pflegeheim übernommen.
Hier gibt es u.a. noch Infos

Ich weiß auch nicht, wie Demenz in der Pflegestufe eingestuft wird.
Ich habe mal gegoooglt für dich: Pflegestufe bei Demenz
Liebe Grüße
p.s. Wichtiger als Geld war in beiden Fällen die Anwesenheit der Angehörigen.

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Hallo,

was will man da mit objektiven Erkenntnissen langjähriger beruflicher Erfahrungen machen, wenn es doch verunsichernde Fernsehberichte gibt? Sorry, aber Du willst hier einfach etwas konstruieren, oder an etwas glauben, was so in der von Dir hier verbreiteten pauschalen Plattheit nun mal einfach nicht stimmt.

Wir haben schon im beschriebenen eigenen Fall damals Pflegestufe drei durchgesetzt - und daran selbstverständlich nichts verdient, und ich weiß auch nicht, was diese spitze Bemerkung soll. Und heute ist es deutlich leichter bei Demenz eine vernünftige Einstufung zu bekommen, auch ohne dass man böse anwaltliche Briefe schreiben müsste. Und ja, bei Fremden verdient der böse Anwalt mit dieser Arbeit im Falle des Falles tatsächlich sogar Geld, weil er dummerweise eben auch irgendwo vom leben muss, und nicht alleine von Luft und Liebe lebt, wie Ärzte, Krankenschwestern, … nun mal auch. Erstaunlicherweise sind Mandanten in vielen Fällen dann sogar sehr dankbar, wenn man sich eines solchen Falls - der üblicherweise von hohen Aufwand bei mäßigen Abrechungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist - annimmt.

Im Übrigen empfehle ich noch mal unvoreingenommenes Lesen meines Beitrags, was das Thema Sozialhilfeniveau angeht: Da geht es keinesfalls darum statt einer nicht zahlenden Pflegeversicherung auf das Sozialamt im Falle einer Demenz zuzugreifen, sondern um einen ganz allgemein zu beobachtenden Anteil „kurioser“ Menschen, die egal ob Demenz, oder sonst wie hilfebedürftig, so irre sind, sich nicht einfach vom eigenen Geld die letzten Jahre so angenehm wie möglich zu gestalten, und sich statt dessen darüber beklagen, dass Versicherungen, Sozialhilfeträger, … nicht mehr für das wenige Geld leisten, was im Gesamtsystem nun mal drin ist, und dann tatsächlich lieber auf diesem Niveau leben, nur um Kindern die selbst genug Möglichkeiten haben ihr eigenes Leben zu finanzieren, unbedingt ein möglichst großes Erbe zu hinterlassen. Sorry, aber was man irgendwo aus dem Sozialsystem erhalten kann, sollte nur - und das ist betrüblich genug - ein Thema für Leute sein, die über keine eigenen Mittel verfügen sich darüber hinaus ein nettes Leben zu gestalten. Wer Geld hat, hat deshalb zwar nicht mehr und nicht weniger Anspruch auch über das Sozialsystem in dem vorgesehenen Maße Leistungen zu nutzen, soll darüber hinaus aber bitte nicht klagen, dass dies nicht ein den eigenen Ansprüchen gerecht werdendes Leben finanziert, sondern das eigene Vermögen in beliebiger Größenordnung für ein beliebig schönes Leben nutzen. Und wenn dann am Ende nichts mehr für die Erben übrig ist, … vollkommen egal.

Gruß vom Wiz

Hallo Paran,

Ich bin durch einen Fernsehbericht darauf aufmerksam gemacht
worden, dass die Pflegeversicherung, in die ich monatlich
einzahle, der Meinung ist, Demenz wäre kein
Versicherungsrelevanter Pflegefall. Typisch Versicherung.

wie oben erwähnt, habe ich auch nicht gerade gute Erfahrungen mit dem Medizinischen Dienst gemacht (bei meinem krebskranken Vater hieß es eine Woche vor seinem Tod: „Stufe II, Ihr Vater kann ja noch sitzen“). Mein dementer Stiefopa wurde auch nur auf Stufe I gesetzt, mein Mann konnte nicht mehr „begutachtet“ werden, da ihn der Krebs zu schnell dahingerafft hat.

Bei meinem Vater wurde die Pflegestufe nach seinem Tod von der Versicherung hochgesetzt (rückwirkend seit der ersten Antragsstellung). Mein Mann wurde ohne Begutachtung auf Stufe III gesetzt - und das sogar rückwirkend, soll heißen vier Wochen vor Antragsstellung. Das fand ich schon sehr „kulant“. Aber ich habe natürlich auch nachhaken müssen.

Ja, bei Demenz tun sie sich sicherlich noch schwer, aber es bewegt sich auch etwas.

http://www.mds-ev.de/3866.htm

Ich mache mir jedenfalls lieber jetzt Sorgen, als wenns zu
spät ist.

Das kann ich nur allzu gut verstehen - meinen Mann hat es innerhalb von drei Monaten nach Krebs-Diagnose im Alter von 45 Jahren dahingerafft.

Es ist aber schade, dass Du den Versicherungsunternehmen so wenig traust, denn das sind die, die Deinen Kindern nach Deinem Tod das nötige Kleingeld (und eventuell auch mehr) geben werden, damit Du unter die Erde kommst.

Viele Grüße

Kathleen

Hallo,

Dein Beitrag sagt mir zwar nicht viel Neues (Patientenverfügung etc, muss ich mal machen, weiß ich und steht auf dem Plan), aber er war nett, Danke dafür.

Und verm. hast Du recht, dass der Selbstmord meines Vaters für mich eine Erfahrung ist, die mich diese Möglichkeit als akzeptable Alternative sehen läßt - was es für mich nicht weniger sinnig macht.

Die Vorstellung, so dement zu sein, dass man niemanden, auch die eigenen Kinder nicht mehr erkennt, dass einem praktisch alles dauernd fremd ist, macht mir mehr Angst. Das muss für die Betroffenen wirklich schlimm und sehr stressig sein. Diesen Zustand möchte ich für mich vermeiden. Da wärs mir auch wurscht, ob das den Verwandten recht ist oder ob die von mir, ohne mein Wissen, Abschied nehmen möchten.

Ein Abschied allerdings ist wichtig. Das habe ich bei meinem Vater vermisst. Ein Brief für jeden hätte gereicht, wäre schön gewesen. Das weiß ich, werde ich also gegebenenfalls machen. Aber das kann ich nur machen, wenn ich nicht dement im Endstadium bin.

So, Schlafenszeit. Gruß, Paran.

Hallo!

Die Vorstellung, so dement zu sein, dass man niemanden, auch
die eigenen Kinder nicht mehr erkennt, dass einem praktisch
alles dauernd fremd ist, macht mir mehr Angst. Das muss für
die Betroffenen wirklich schlimm und sehr stressig sein.

In der Übergangsphase ist das für die Betroffenen bestimmt schrecklich, wenn sie ständig die verloren gegangenen Fähigkeiten betrauern müssen und mühsam erlernen müssen, „loszulassen“. Erst recht natürlich, wenn diese Entwicklungsaufgabe stark angstbesetzt ist.
Für die bereits Dementen gilt dies aber nicht mehr so sehr. Manche erleben in der Demenz ein Maß an Lebensglück, das sie ihr ganzes Leben lang nicht hatten.

E.T.

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Hallo Paran,

es gibt für Demenzkranke - vermutlich - keinen richtigen Zeitpunkt, an dem sie einen Weg einschlagen können, den sie sich für den ‚Fall aller Fälle‘ ausgedacht haben.

Ganz einfach deswegen, weil sie nicht merken, dass und wie sehr sie dement werden und ihr Umfeld lange Zeit ebenfalls nicht.

Ich glaube nach der eindringlichen persönlichen Erfahrung mit meiner Schwiegermutter und meiner Tante, dass Menschen mit beginnender bzw. fortgeschrittener Demenz sich in keiner Phase ihrer Erkrankung auch nur ansatzweise darüber bewußt sind, WAS sie alles vergessen haben und was sie alles noch tun wollten oder auch nicht.

Sorry - aber ich weiß nicht, ob im Alter die Diagnose ‚Krebs‘ schrecklicher ist, als die Diagnose ‚Demenz‘

LG
Maralena

Hallo Maralena,

Sorry - aber ich weiß nicht, ob im Alter die Diagnose ‚Krebs‘
schrecklicher ist, als die Diagnose ‚Demenz‘

mein Stiefopa mit Demenz wirkte jedenfalls nicht so unglücklich in seinen letzten Lebenswochen wie mein Vater und mein Mann mit Hirnmetastasen - womit sich (u.a. durch die Ödem-Bildung) das Hirn auch verabschiedet hat! Mal ganz abgesehen davon, dass Demenz keine Schmerzen verursacht, man daher kein Morphium benötigt, das zur Verstopfung etc. führt.

Demenz macht Angst, da niemand die Kontrolle über sich selbst verlieren will - aber meiner Ansicht nach immer noch besser als Krebs.

Krebs bedeutet immer Hoffnung auf „Heilung“ (OPs, Chemos, Bestrahlung) - die Ärzte sind da ja sehr gut drin. Bei Demenz gibt es keine Hoffnung, und es ist auch gut, dass nach der Überwindung der „Zwischenphase“ in dem Menschen Ruhe herrscht. Und so kam es mir bei meinem Stiefopa vor!

Liebe Grüße

Kathleen

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Hallo,

kann man verschiedene Krankheitsbilder miteinander vergleichen?

Vermutlich nicht nur ich habe die verschiedensten „Arten“ von Gebrechen und Tod schon erlebt. Sterben würden alle am „liebsten“ im Schlaf, vom Schlag getroffen, ohne dass man selber darüber nachdenken müsste.

Nun gibt die Medizin heute so viele Möglichkeiten, bei einer akuten Diagnose vielleicht nicht ewig leben zu werden, aber doch auch Versprechen auf Heilung, lebenswerte Lebensverlängerung (u. a. Palliativmedizin) und auch ein lebenswertes Leben im irreversiblen Zustand*.

Wenn ich mich in meiner Umgebung umschaue, hat es genau das alles gegeben. Suizide kamen auch bei Schwerstkranken nicht vor, sie hingen zu sehr am Leben, versuchten jeden Tag noch mitzunehmen. Die im Freundeskreis passierten Suizide hatten nichts mit körperlicher Krankheit zu tun. Mit finanziellen Gründen auch nicht.

Ich denke, der Mensch will eigentlich lieber leben :smile:
Grüße

*Gerade heute wurde in der Lokalzeitung über ein Projekt berichtet, demente Menschen mit Musik und künstlerischer Betätigung befriedigende Aufgaben zu geben, wohl mit Erfolg.

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Hallo,

was das mich unter die Erde bringen angeht, ist das nötige Kleingeld und noch ein guter Rest eher vorhanden, wenn ich nicht jahrelang im Heim herumvergetiere.

Was Deine Erfahrungen angeht - ja, hört sich verhältnissmäßig gut an. Ist ev. auch von Versicherung zu Versicherung verschieden. Aber dass die erst zahlten, als klar war, dass es nicht um dauerhafte Zahlungen gehen würde, kann man auch anders deuten. Peanuts werden von Versicherungen meist anstandslos gezahlt.

Ich bin inzwischen in einem Alter, in dem man viele Bekannte mit langwierig kranken Eltern hat, da hört man auch viel über die Pflegestufeneinteilung. Alle raten zum `Halbtot´ stellen, wenn es um dauerhafte Pflege zuhause oder im Heim geht.

Eigene Erfahrungen habe ich da kaum, meine Anverwandten sind auch alle rel. schnell an Krebs gestorben ohne vorher groß Pflegebedürftig zu sein.

Und bei echter Demenz ist Pflegestufe 1 ein schlechter Witz, oder?

Gruß, Paran

Hallo,

mein Mann ist mit gerade mal 41 Jahren gestorben, meine Schwester ist mit 58 an Altersepilepsie erkrankt - welche Garantie habe ich denn, dass ich gesund älter als 50 werde??

Kannst Du mir das garantieren und zahlst Du die Pflege im Fall, dass es anders kommt? Wenn ja, darfst Du meckern soviel Du willst.

Andernfalls erlaube mir bitte, mir meine Gedanken zu machen, wann ich es für richtig halte. Ich plane lieber ein bißchen vor, denke früher darüber nach, als hinterher unvorbereitet im Zugzwang zu sein.

Eine Entscheidung zum Selbstmord ist schließlich eine gravierende - da wird man wohl mehr als ein paar Jahre für eine Entscheidung in Anspruch nehmen dürfen. Schadet jedenfalls nicht.

Und ja, man kann 50 sein und pubertierende Kinder haben - auch weit jüngere Kinder wären möglich.

In Punkto Menopausenprobleme muss ich leider alle Mediziner und (Küchen-)Psychologen enttäuschen - mir gehts bislang bestens damit.

Gruß, Paran

Hallo aqua~alta,

kann man verschiedene Krankheitsbilder miteinander
vergleichen?

nein, definitiv nicht! Als ich nach der ersten Krebs-OP meines Mannes darauf gewartet habe, dass mich die Ärzte endlich zu ihm lassen, bin ich mit einer Frau meines Alters ins Gespräch gekommen. Ihr Mann hatte einen Verkehrsunfall und lag seit 14 Tagen im Koma. Die Ärzte wussten nicht, ob er jemals wieder erwachen wird und schließen fast aus, dass er jemals wieder der „Alte“ sein würde. Der Mann meiner Cousine (auch mein Alter) hatte einen Schlaganfall und sitzt seitdem im Rollstuhl mit einer geöffneten Schädeldecke.

Es gibt bei todbringenden Krankheiten kein „Schlimmeres“.

Vermutlich nicht nur ich habe die verschiedensten „Arten“ von
Gebrechen und Tod schon erlebt. Sterben würden alle am
„liebsten“ im Schlaf, vom Schlag getroffen, ohne dass man
selber darüber nachdenken müsste.

Ja, das sind die „glücklichen“ Tode - ohne Sterben.

lebenswertes Leben im irreversiblen Zustand*.
*Gerade heute wurde in der Lokalzeitung über ein Projekt
berichtet, demente Menschen mit Musik und künstlerischer
Betätigung befriedigende Aufgaben zu geben, wohl mit Erfolg.

Meine damalige Professorin hat nach ihrer Emeritierung bereits 2003 eine Stiftung gegründet (http://www.bethusy-huc-stiftung.de), daher sind mir Förderprojekte nicht unbekannt. Das Projekt „Darf ich bitten!“ findet wohl sehr großen Anklang.

Ich spiele mit meiner über 90-jährigen Oma fast täglich Rommé (auch wenn es Tage gibt, an denen ich ihr bei jeder Runde erklären muss, dass sie noch nicht anlegen darf), wenn ein nettes Lied im Radio läuft, drehe ich die Lautstärke hoch und fordere sie zum Tanzen auf! Ich lege ihr Gedichte zum Vorlesen vor die Nase, fordere sie auf, mal die „Bürgschaft“ etc. aufzusagen. :smile: Ich denke, ihr geht es gut! Aber sie befindet sich noch in der Zwischenphase, in der ihr bewusst ist, dass ihr Hirn nicht mehr so funktioniert. Sie hat bei ihrer Schwester und ihrem Mann mitbekommen, was es bedeutet.

Vor einem Jahr wurde bei meinem Mann ein Nierenzellkarzinom diagnostiziert. Meine Oma hat immer wieder gefragt, wo er denn sei. Ich habe ihr bestimmt, 50x erklärt, dass er Krebs hat. Das fiel mir beileibe nicht leicht. Ich habe sie mit ins Krankenhaus genommen und sie nachts geweckt, als mein Mann gestorben war. Sie hat ihn noch einmal auf die Stirn geküsst - und seitdem hat sie es auch verstanden.

Suizide kamen auch bei Schwerstkranken nicht
vor, sie hingen zu sehr am Leben, versuchten jeden Tag noch
mitzunehmen.

Das ist auch meine Erfahrung. Mein Mann hat mich einen Tag vor seinem Tod noch gebeten, „etwas zu tun, da er nicht mehr könne“, am Todestag strampelte er im Bett rum, stand auf und ging noch einmal auf Toilette…ihm war ohne ärztlichen Befund schon lange vorher klar, dass sein Gehirn betroffen war, er ist aber trotzdem stets „dankbar“ gewesen. Jedenfalls hat er sich stets bei den Ärzten, Krankenschwestern etc. bedankt…

Die im Freundeskreis passierten Suizide hatten
nichts mit körperlicher Krankheit zu tun. Mit finanziellen
Gründen auch nicht.

Auch das ist meine Erfahrung. Die vier Suizide in meinem Bekanntenkreis waren alle psychisch begründet.

Liebe Grüße

Kathleen

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Hallo,

das hört sich interressant an - aber wie soll ich das glauben, da die Behauptung von einem offensichtlich nicht Dementen stammt?

Kann ja sein, dass das Gehirn irgendwann so zerfressen ist, dass man glücklich grinsend vor sich hin sabbert - für 2500 Euro im Monat.

Sorry, wenn ich immerwieder die Kosten ins Spiel bringe, aber wenn man sich überlegt, dass eine Näherin in Bangladesch 35 Euro im Monat verdient für einen harten Job, dann sind 2500 im Monat für die Pflege von jemnadem, der das kaum noch mitbekommt viel Geld - das man eben auch einer solchen Näherin zukommen lassen könnte statt sein spätdementes Glück zu genießen - wenn man es da überhaupt noch genießt.

Mal ganz davon abgesehen, das jeden Tag 2500 nicht demente Menschen, darunter viele Kinder, verhungern.
Angesichts solcher Zustände soll ich für eventuell noch ein bißchen fröhlich sein, möglichst alt werden und viel Geld verbraten?
Ist irgendwie nicht mein Ding.

Ich möchte mich weder überflüssig noch bezuschusst und schon garnicht beides gleichzeitig und zu überteuert fühlen.

Gruß, Paran

MOD: Off-Topic-Bemerkung gelöscht

Hallo,

Wir haben schon im beschriebenen eigenen Fall damals
Pflegestufe drei durchgesetzt - und daran selbstverständlich
nichts verdient, - habt Ihr als Anwaltskanzlei umsonst gearbeitet?? Das glaube ich jetzt schlicht nicht.

und ich weiß auch nicht, was diese spitze

Bemerkung soll. : Die soll nur klarstellen, dass Ihr einen Job macht, z.B. juristisch Pflegestufen durchsetzten und das natürlich nicht für lau - das würde auch niemand erwarten.

Und heute ist es deutlich leichter bei Demenz

eine vernünftige Einstufung zu bekommen, auch ohne dass man
böse anwaltliche Briefe schreiben müsste. Und ja, bei Fremden
verdient der böse Anwalt mit dieser Arbeit im Falle des Falles
tatsächlich sogar Geld, weil er dummerweise eben auch irgendwo
vom leben muss, und nicht alleine von Luft und Liebe lebt, wie
Ärzte, Krankenschwestern, … nun mal auch. Erstaunlicherweise
sind Mandanten in vielen Fällen dann sogar sehr dankbar, wenn
man sich eines solchen Falls - der üblicherweise von hohen
Aufwand bei mäßigen Abrechungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist

  • annimmt.

Ich gönne jedem der arbeitet seinen Lohn, auch Anwälten. Aber ich finde es desaströs, dass ein versicherter Demenzkranker Anwälte einschalten (und bezahlen) muss, um seine Pflegestufe anerkannt zu bekommen.

Schuld daran sind nicht die Anwälte der Kranken, sondern die Anwälte der Versicherungen, das ist mir schon klar.
Aber solange es Anwälte braucht um Pflegestufen durchzusetzen, bedingt das auch Aufträge und damit Einnahmen für Anwälte - je mehr Problem, desto mehr Job für Anwalt - würde ich mal auf naiv-ökonomischer Basis vermuten.
Zahnärtze leben nicht von gesunden Zähnen, Ärtze nicht von gesunden Menschen und Anwälte nicht von rechtlich klaren Verhältnissen.
Als Problemlöser profitiert man zwangsläufig am Auftreten von Probemen.

Im Übrigen empfehle ich noch mal unvoreingenommenes Lesen
meines Beitrags, was das Thema Sozialhilfeniveau angeht: Da
geht es keinesfalls darum statt einer nicht zahlenden
Pflegeversicherung auf das Sozialamt im Falle einer Demenz
zuzugreifen, sondern um einen ganz allgemein zu beobachtenden
Anteil „kurioser“ Menschen, die egal ob Demenz, oder sonst wie
hilfebedürftig, so irre sind, sich nicht einfach vom eigenen
Geld die letzten Jahre so angenehm wie möglich zu gestalten,
und sich statt dessen darüber beklagen, dass Versicherungen,
Sozialhilfeträger, … nicht mehr für das wenige Geld leisten,
was im Gesamtsystem nun mal drin ist, und dann tatsächlich
lieber auf diesem Niveau leben, nur um Kindern die selbst
genug Möglichkeiten haben ihr eigenes Leben zu finanzieren,
unbedingt ein möglichst großes Erbe zu hinterlassen. Sorry,
aber was man irgendwo aus dem Sozialsystem erhalten kann,
sollte nur - und das ist betrüblich genug - ein Thema für
Leute sein, die über keine eigenen Mittel verfügen sich
darüber hinaus ein nettes Leben zu gestalten. Wer Geld hat,
hat deshalb zwar nicht mehr und nicht weniger Anspruch auch
über das Sozialsystem in dem vorgesehenen Maße Leistungen zu
nutzen, soll darüber hinaus aber bitte nicht klagen, dass dies
nicht ein den eigenen Ansprüchen gerecht werdendes Leben
finanziert, sondern das eigene Vermögen in beliebiger
Größenordnung für ein beliebig schönes Leben nutzen. Und wenn
dann am Ende nichts mehr für die Erben übrig ist, …
vollkommen egal.

Da werden jetzt gezahlte Versicherung und Sozialhilfeträger in einen Topf geworfen - das passt nicht. Sozialhilfe ist etwas ganz anderes, als ein Anspruch auf eine Versicherungsleistung.
Und irgendwie Irre´ ist alles andere als medizinisch korrekt. Mal abgesehen davon, dass meine Pflegeversicherung nicht ausschließt, dass ich irgendwann mal Pflege wegen irgendwie Irre´ brauche.

Anwälte sind wahrscheinlich Privat versichert und kennen den Modus operandi nicht. Man kann einer Pflichtkrankenverischern nicht beitreten ohne gleichzeitig in eine Pflegeversicherung einzuzahlen. Leider habe ich nie einen Versicherungsvertrag über diese Pflegeversicherung erhalten, weiß nicht, welche Leistungen dort geboten oder garantiert werden etc, die Irrenversicherung ist also erstmal nciht ausgeschlossen. Ich darf zahlen, das ist klar. Was ich erwarten darf ist nicht klar.

Außerdem habe ich mich nicht darüber beklagt, dass ein dementes Leben via Versicherung meinen Ansprüchen gerecht werden müsste (bitte genauer lesen) - ich habe dem kürzeren Weg ins Nirvana auch aus rein persönlichen Gründen den Vorzug gegeben.
Das ist denn doch was anderes, als Sozialkassen belasten wollen. Dieser Vorwurf ist also total haltlos und daneben.

Gruß, Paran

Der Wert eines Menschenlebens
Hallo,

Sorry, wenn ich immerwieder die Kosten ins Spiel bringe, aber wenn man sich überlegt, dass eine Näherin in Bangladesch 35 Euro im Monat verdient für einen harten Job, dann sind 2500 im Monat für die Pflege von jemnadem, der das kaum noch mitbekommt viel Geld - das man eben auch einer solchen Näherin zukommen lassen könnte statt sein spätdementes Glück zu genießen - wenn man es da überhaupt noch genießt.

Diskussionen über das, was „unwertes“ Leben betrifft, haben wir in diesem Land zu anderen Zeiten wohl weitaus genug ertragen müssen.

Wenn es dich also glücklich macht, bring dich um - aber versteige dich nicht dahin, Urteile darüber fällen zu wollen, wann ein Mensch das Recht hat, weiterzuleben und wann nicht oder was das kosten darf oder nicht.

Inzwischen denke ich übrigens, dass dein Geld, das du im Falle einer potentiellen Demenz zu sparen gedenkst, ganz aktuell in eine Therapie gut investiert wäre. Das würde vermutlich die Neigung zu gewissen Gedankenkonstrukten drastisch reduzieren.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

wer hier lebenswertes von nicht lebeswertem Leben scheidet, ist die Industrie, nicht ich.
In armen, für unsereines arbeitenden Ländern, haben die wenigsten Menschen eine Kranken- oder Rentenversicherung. Viele, auch Kinder, sterben an Krankheiten, die hierzulande problemlos behandelbar wären.
Aber damit wir billige (Kinder-)Klamotten bei H&M etc. kaufen können, müssen sich dort Frauen den ganzen Tag abmühen, ohne auch nur eine Chance auf medizinische Versorgung ihrer Kinder zu haben, von Schule und Kleidung mal ganz zu schweigen.

Kurz: ein Leben in Bangladesch ist so gut wie oder komplett nichts wert. Ein Leben in Deutschland ist einige Zehntausend Euro wert (Preis für eine Chemotherapie, die ein Leben ev. um 2, 4 oder 6, mit viel Glück um mehr Monate verlängert - oder aber auch nicht - ist oft Glückssache, und auch das hält sich angesichts der vielen Krankenhausaufenthalte, Nebenwirkungen und falscher Hoffnungen in Grenzen).

Mit dem, was hierzulande eine Chemotherapie kostet, könnten in Bangladesch etliche Kinder zur Schule gehen und obendrein gut ernährt werden.
Das unwerte Leben findet momentan also offenbar in Bangladesch statt.

Ich fände es gut, wenn man sich z.B. im Krebsfall eine Chemotherapie verscheiben lassen könnte, dann aber statt die Behandlung in Anspruch zu nehmen, die Kosten derselben spenden könnte. Wäre m.E. ein schönes Gefühl, mit dem eigenen Tod noch anderen zu helfen.
Bei ca. 4000 Euro Krankenkassenbeitrag im Jahr, möchte ich mal mehr sehen als 3 mal Pickelcreme für die Kids oder eine Zahnreparatur bei mir.

Gruß, Paran

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das hört sich interressant an - aber wie soll ich das glauben,
da die Behauptung von einem offensichtlich nicht Dementen
stammt?

Oh. Das ist ganz einfach. Such dich mal um nach einer guten Einrichtung für Demenzkranke. Möglichst eine Modelleinrichtung. Eine Demenz-WG bspw. Und dann verbringst du dort mal einige Stunden, am Besten mehrfach. Denn man muss sich darauf einlassen, weil die Uhren sich anders drehen.

Du wirst sicher feststellen, dass du ein völlig falsches Bild vor dem Monster Demenz hast. Und du wirst sehr wahrscheinlich sehen oder besser spüren, dass die Menschen tatsächlich glücklich sind. Und dass der Umgang mit ihnen auch einem selbst viele besondere Glücksmomente bescheren kann. Das ist nämlich durchaus ansteckend, das mit diesem Glück. Weil es zu eigenen Glücksmomenten führen kann, wenn man die Welt aus den Augen eines Dementen betrachtet.

Hallo,

da hast Du sicher recht. Selbst zu bemerken, dass man Dement wird, ist verm. das größte Problem an der Geschichte.

Aber ich kanns ja zumindest versuchen.

Es würde mich arg wurmen, wenn das Geld, für das meine Eltern (die vor allem) und ich hart gearbeitet haben und mit dem ich meinen Kindern den Start ins Leben erleichtern möchte (Studium oder andere Ausbildung, ev. ein Startkapital für eine eigene Existenz oder ein Notgroschen für schlechte Zeiten etc.) dafür draufginge, dass ich dement in einem Heim sitze - selbst, wenn ich da noch ein paar Jahre weg von der Welt glücklich wäre - ohne mich daran erinnern zu können.

Das erscheint mir für mich recht wertlos und für die Kinder eine schwere und ev. lange Belastung, nicht nur finanziell!

M.E. hat unsereins ohnehin ein verdammt gutes Leben, verglichen mit vielen anderen auf der Welt.
Da muss ich (und damit meine ich wirklich nur mich persönlich) nicht darauf bestehen, den letzten Rest noch teuer und nervlich belastend für meine Kinder und ev. Enkel `abzusitzen´.

Gruß, Paran