Aussprache von Namen in Originalsprache?

Soll hier Kindern vorgelesen werden?

Nein, es ging um eine Vertonung eines ursprünglich englischsprachigen Buches.

Völlig überzogen, ja sogar albern käme es mir vor, wenn jemand
etwa arabische, chinesische, slawische Namen in einem
deutschen Kontext völlig korrekt ausspräche - das tun ja nicht
mal unsere TV- und Radio-Kommentatoren.

Vollkommen richtig. Aber geht es bei der Frage nicht eher darum, ob man nun Maikel oder Michael sagen soll, Ritschat oder Richard etc.? In Synchronfilmen heißt es immer Maikel und Ritschat, und die sagen sogar Mista, Määm und Dääd.

Ich glaube, die richtige Antwort wäre, sich übersetzte Bücher erst gar nicht anzutun.

Der Frage wird m.E. in Deutschland ohnehin zu viel Bedeutung
beigemessen. Franzosen, Spanier, Amerikaner sehen das viel
unbekümmerter, und mit ihnen wahrscheinlich der größte Teil
der Menschheit.

Stimmt.

Grüße Bellawa.

Ich glaube, die richtige Antwort wäre, sich übersetzte Bücher
erst gar nicht anzutun.

Sehe ich genauso!
Nur leider muss man dafür ziemlich viele Sprachen lernen :frowning:
Da habe ich mir z.B. die Göttliche Komödie zweisprachig gekauft - für 81 Euro zwar, aber das war’s wert!
Und von Ilias habe ich (neben dem deutsch-griechischen Gesamtwerk) die zweite Hälfte in einer Ausgabe von 1816, ebenfalls zweisprachig; mit lateinischer Übersetzung :smile:

Weniger anspruchsvolle Texte (bzw. englische Bücher) kaufe ich mir aber auch nur noch im Original.

mfg,
Che Netzer

Moin Axurit,

in Fällen wie François, Zapatero, Gijón, Xavier (frz., span., kat.) würde ich wohl eine (mehr oder weniger) approximativ korrekte Aussprache wählen.
François - wie im Frz.
Zapatero - /sapatero/; nicht /θaˈpatero/ mit gerolltem r
Xavier

  • bei frz. Original: /ksavje/
  • bei spa. Original: /xavjer/; nicht mit bilabialem /β/, /r/ nicht gerollt
  • bei kat. Original: wie spa., weil ich kein Kat. kann (aber ich habe nachgeschlagen und weiß jetzt, dass man das x im Kat. wie das deutsche sch ausspricht)

Ganz generell würde ich bei spanischen Namen in einem deutschen Kontext

  • das r nicht mit der Zungenspitze rollen
  • den IPA-Laut /θ/ durch /s/ ersetzen
  • den IPA-Laut /β/ je nach Orthographie als /b/ oder /v/ sprechen
  • ñ und ll wie /nj/ bzw. /lj/ sprechen
  • die Verschlusslaute /p/, /t/, /k/ wie im Deutschen aspirieren

Noch eine Korrektur in meinem vorherigen Kommentar; dort schrieb ich

Metz bleibt /mäs/

aber ich meinte Metz bleibt mäts (halt wie im Deutschen).
Zur Aussprache der Stadt gibt es übrigens eine Kontroverse in F: sehr viele Lothringer sprechen den Namen deutsch aus; das kenne ich noch aus eigener Anschauhörung aus meiner saarländischen Zeit.
Andere bevorzugen die frz. Aussprache wegen der zweimaligen Besetzng der Stadt durch unsere Vorfahren.
Ein Beispiel für die Diskussion findest Du hier http://fr.wikipedia.org/wiki/Discussion:Metz#Prononc…

Grüße
Pit

Themaorientierter Sommerlochstopfer
Moin zusammen,

da sind mir noch ein paar witzige Dinge eingefallen, über die Ihr euch vielleicht ebenfalls amüsieren könnt.

In Spanien war es noch bis Ende des 20. Jahrhunderts nicht unüblich, die Vornamen ausländischer Geistesgrößen sogar zu übersetzen; das habe ich in spanischen Texten und Buchhandlungen selbst gesehen. Beispiele findet man immer noch im Netz:

Carlos Marx
http://www.google.de/search?q=%22Carlos+Marx%22&hl=d…
Federico Schiller
http://www.google.de/search?q=%22Federico+Schiller%2…
Juan Sebasti á n (mit Akzent!) Bach
http://www.google.de/search?q=%22Juan+Sebasti%C3%A1n…

Zumindest die Familiennamen hat man nicht übersetzt, was ja bei Bach leicht möglich wäre.
Dramen von Wilhelm Schüttelspeer oder Schüttelbirn, (William Shakespeare), Hans Wurzel (Jean Racine), Peter Krähe (Pierre Corneille), Fabeln von Hans vom Bronn (Jean de La Fontaine) – wär das nicht nett?

Der Titel von Goethes Rede Zum Schäkespears Tag ist übrigens auch sehr originell. http://de.wikisource.org/wiki/Zum_Sch%C3%A4kespears_Tag

In diesem Zusammenhang darf der Sketch von Herrn Pirol natürlich nicht fehlen (Der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des Pirols, des Wappentieres der Familie von Bülow. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechtes ist Vogel Bülow eine gängige Bezeichnung für den Pirol. http://de.wikipedia.org/wiki/Loriot )
Original: http://www.youtube.com/watch?v=ZygK3yvUee4
Text: http://jc-log.jmirus.de/index.php/site/comments/683/
RemakeNeufassung: http://www.youtube.com/watch?v=2bLpKDBOWDU

Grüße
Pit

Hi,

Völlig überzogen, ja sogar albern käme es mir vor, wenn jemand
etwa arabische, chinesische , slawische Namen in einem
deutschen Kontext völlig korrekt ausspräche - das tun ja nicht
mal unsere TV- und Radio-Kommentatoren.

Da komme ich als Sinologe – obwohl ich dir sonst in allen Punkten zustimme und es genauso mache – ins Stirnrunzeln. Ich denke, man kann grob sagen, fremdsprachige Namen sollten grob so ausgesprochen werden, wie sich die fremden Laute ins deutsche Phonem- und Silbensystem integrieren lassen. Fremde Laute werden durch den nächstbesten deutschen Laut ersetzt. Das klappt prima, sollte auch bei Chinesisch gut gehen, es gibt da recht gute Entsprechungen.
Das klappt auch oft, die Namen werden oft ausgesprochen wie es korrekt im Mandarin lautet, nur eben mit starkem deutschen Akzent und ohne Töne.
Leider hört man anderswo auch Aussprachen von Sprechern, die wirklich keine Ahnung haben, wie man die Namen ausspricht, auch bei Sendungen über China. So sprach der Sprecher einer Sendung über Yunnan neulich die Namen wirklich grässlich falsch aus. Ein „zh“ ist im Deutschen „dsch“, der Sprecher spricht stimmhaftes „s“. „Xiong“ wäre „Chjong“ („Schjong“ wär auch i.O.), der Sprecher spricht „Ksi-ong“ (zweisilbig), sagt „Kwu“ für „Qu“ (besser: Tschü). Da wurde also nicht die approximative Aussprache getroffen, sondern willkürlich die Aussprache vom Pinyin erraten. Den Familiennamen Zhu spricht man eben fast exakt wie „Dschü“ aus, nicht „Su“ (-sanne).

Bei eingebürgerten Begriffen muss man das meiner Meinung nach natürlich nicht tun. 风水 darf gerne „Feng-Schuie“ bleiben und muss nicht „Föng-Schuej“ werden. 功夫 kann „Kong-Fuh“ bleiben, das nähere „Gung-Fuh“ muss nicht sein.

Grüße,

  • André