Hallo,
ich war gestern bei einer öffentlichen Gerichtsverhandlung und die beiden parteien haben vor gericht einen vergleich über einen Betrag X geschlossen. Die Richterin fragte daraufhin den Anwalt der Klägerin ob sie „dringendes Anraten“ benötigen. Der Anwalt der Klägerin bejahte dies, aber was bedeutet das jetzt eigentlich?
wird das Geld dann irgendwie schneller gezahlt?
Gruß
Stefan
Hallo,
nein, da geht es um die Rechtslage und das voraussichtliche Urteil, wenn es zu keinem Vergleich kommt.
Angenommen jemand meint, er sei im Recht, der Anwalt sagt aber, das Risiko sei aber sehr hoch, dass das ein Gericht anders sieht. Nun bekommt der Anwalt trotzdem Klageauftrag, vor Gericht teilt das Gericht dann dem Anwalt mit, dass es das mit dem Klageanspruch doch kritisch sehe und einen Vergleich empfiehlt, der weit von dem entfernt ist, was der Mandant sich vorstellt. Dann ist es zur Überzeugung des Mandanten schon sehr hilfreich, wenn das Gericht seine Einschätzung in Form eines „dringenden Anratens“ mitteilt. Will heißen: Mit 99%iger Wahrscheinlichkeit geht es schlechter aus, wenn das ausgeurteilt werden muss.
VG
EK
Hallo zusammen!
Weiterer Grund: Nach Vergleichsabschlüssen beginnt bei rechtsschutzversicherten Parteien der nächste Kampf: Der Versicherer mosert nämlich regelmäßig rum, so habe man aber nicht gewettet und die Kosten für den Vergleich solle man jetzt aber mal schön selbst zahlen, wenn man nicht die Eier in der Hose habe, einen Rechtsstreit durchzuziehen bis zum Sieg. Das „dringende Anraten“ dient dann als Argumentationshilfe.
danke [owT]
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