Wahrheit und Wahrheit
Hi Thorsten,
Was versteht man denn unter einem mythologischen Sinnzusammenhang?
Wie kommst Du darauf, dass die Bibel ein solcher sein soll?
Zumächst: Nicht von „der Bibel“ ist ja die Rede, sondern von den beiden in der Torah enthaltenen Schöpfungserzählungen.
Diese sind zunächst Mythen - mit zahlreichen, bis zu tausend Jahre älteren Vorläufern.
Als Mythos sind sie aber nur aus theologischer resp. religionswissenschaftlicher Perspektive betrachtbar. Das unterscheidet sich von der religionsimmanenten Perspektive eines Gläubigen.
Für diesen ist es irrelevant, ob der Inhalt der Erzählung im historischen, biologischen oder physikalischen Sinne „real“ ist. Zumindest wäre das für einen konsequent denkenden Gläubigen so. Was aber, wie man an den untenstehenden Diskussionen sieht und an dem gesamten „Kreationismus“-Kram, meist nicht der Fall.
Dasselbe gilt für die Generationen von Menschen, unter denen sich dieser Mythos entwickelt hat. Ein Mythos hat nicht die Intention, eine historische, biologisch, physikalische Wahrheit zu formulieren, sondern eine anthropologische Bestimmung des " Hier und Jetzt" zu machen, die für diesen Kult bzw. diese Kultur grundlegend ist.
Daß dies immer wieder in späteren Zeiten von verschiedenen Perspektiven aus verwechselt wird, ist das Schicksal der meisten Religionen.
Zu behaupten, eine Wissenschaft habe eine solche „Geschichte“ widerlegt, ist somit unsinnig, weil es eine Kategorienverwechslung ist. Es ist umgekehrt ebenso eine Kategorienverwechslung, wenn ein Gläubiger eine religiöse „Wahrheit“ als wissenschaftliche „Wahrheit“ mißdeutet und behauptet, sie widerlege diese.
Der religiöse Wahrheitsbegriff, den es nur religionsimmanent gibt, ist ein ganz andere als ein wissenschaftlicher Wahrheitsbegriff. Dieser hat ganz andere Kriterien für sich als der Erstere.
Näheres hierzu (wie unten bereits erwähnt:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Gruß
Metapher