kein Buch, aber erst einmal eine Arbeitsanweisung
Hallo tilli!
ich habe hier kinderlieder aus notenbüchern ohne akkorde und
ein keyboard.
nun würde ich mich gerne in die lage versetzen, akkorde zu den
takten zu schreiben.
Fang erst einmal ganz einfach mit drei Akkorden an (Dieter Bohlen verdient Millionen damit!) Diese drei Akkorde heißen Tonika, Subdominante und Dominante.
Nun wirst Du fragen, wie Du die findest. Ich gehe mal davon aus, dass Du Tonleitern aufstellen kannst, und kümmere mich erst einmal nur um Dur-Tonleitern (für Kinderlieder sollte das genügen). Ich nehm mal als Beispiel eine D-Dur-Tonleiter, weil die weder zu einfach noch zu verrückt ist. Also: D E Fis G A H Cis D.
Von dieser Tonleiter nimmst Du zunächst den Grundton (1. Stufe, im Beispiel also D). Den entsprechenden Dreiklang (in dem Fall Dur, wir haben ja eine Durtonleiter) nennst Du Tonika.
Dann nimmst Du den vierten Ton der Tonleiter (also G) und nennst den Dreiklang Subdominante. Schließlich noch den fünften Ton (im Beispiel A), der liefert die Dominante.
Wenn man etwas mit Tonika, Subdominante und Dominante beschreibt, nennt man das eine „funktionale Analyse“. Wenn ich stattdessen von D-Dur, G-Dur und A-Dur spreche, ist das eine „harmonische Analyse“. Harmonische Analysen bieten sich an, wenn ich etwas Fertiges habe und z.B. Gitarre dazu spielen will - da brauch ich die Akkorde. Will ich mir selbst eine Begleitung ausdenken, brauch ich Funktionen. Ich stell jetzt mal die Bezeichnungen gegenüber:
Harmonie: D G A
Funktion: T S D
Was die Abkürzungen bedeuten, weißt Du jetzt. Nun geht’s zur Sache.
Du kannst natürlich wild rumprobieren, eventuell schulst Du dadurch Dein Gehör: denn jede Funktion hat einen speziellen Klang. Mit etwas Übung hörst Du schon im „inneren Ohr“, welche Funktion Du brauchst.
Bevor Du diese Erfahrung hast, bietet sich natürlich ein wenig Systematik an. Dazu musst Du Dir bewusst machen, welcher Ton der Tonleiter in welcher Funktion vorkommt. Wieder am Beispiel D-Dur: Das D ist in der Tonika und in der Subdominante, das E nur in der Dominante, das Fis nur in der Tonika, (das G verschieb ich kurz auf später,) das A in Tonika und Dominante, das H in der Subdominante, das Cis in der Dominante. Wenn Du also irgendwo in Deiner Melodie ein betontes H hast, kannst Du nur G-Dur dazu spielen.
Eine Sonderrolle nimmt das G ein, denn dazu geht nicht nur G-Dur, sondern auch A-Dur. (Bei Dominanten klingt es gut, wenn sie als Septakkord gespielt werden, also A-Cis-E-G.)
Ein Beispiel: Alle meine Entchen. D-Dur:
Melodie: D E Fis G | A A | H H H H | A | G G G G | Fis Fis | A A A A | D.
mögl. Harmonien: D D D D G G D G G D D D D D
G A A A A A A A G
Es sind also nicht so viele Töne, wo Du Dich entscheiden musst, was Du spielst.
Klar sollte sein: Wenn das Lied in D-Dur steht, dann fängt es in D-Dur an und hört in D-Dur auf. G-Dur kommt also hier nicht in Frage.
Als nächstes solltest Du wissen, dass die Standard-Funktionsfolge (die sogenannte „authentische Kadenz“) T-S-D-T ist. Nach der Dominante die Subdominante zu spielen, klingt ungewohnt (probier’s einmal aus!), also hat sich auch der zweite Zweifel gelegt.
Der dritte Hinweis, den ich Dir geben möchte, ist folgender: Der Schluss hört sich mehr nach Schluss an, wenn vor der Tonika eine Dominante kommt.
Schließlich bleiben so noch drei „Geschmacksfragen“ übrig, die Du ausprobieren musst. Schließlich spielst Du es so, wie Du es im Ohr hast; besonders seltsam klingt keine der übriggebliebenen Varianten.
Melodie: D E Fis G | A A | H H H H | A | G G G G | Fis Fis | A A A A | D.
mögl. Harmonien: D D D D G G D G G D D D A D
A D D A A A A D
D G A
A A A
Ich würde es abwechslungsreich, aber nicht zu hektisch gestalten wollen und deshalb taktweise harmonisieren. Damit fällt dann noch einmal etwas weg, und es bleiben drei Möglichkeiten:
Melodie: D E Fis G | A A | H H H H | A | G G G G | Fis Fis | A A A A | D.
mögl. Harmonien: D D G D G D A D
D A
A A
Meine Wahl wäre die zweite Variante, die funktional wie folgt aussieht:
T-T-S-T-D-T-D-T.
Mit diesem Funktionsschema kannst Du das Lied jetzt in allen Tonarten spielen, Du musst Dir nur jeweils überlegen, wie Tonika, Subdominante und Dominante aussehen.
Mehr Feinheiten bei Bedarf oder dem Tonsatzlehrer Deines Vertrauens 
Liebe Grüße
Immo