Buddhismus

Liebe Experten,

ich suche ein Buch über Buddhismus. Es sollte nicht eine bestimmte Glaubensrichtung abhandeln, sondern eher eine umfassende Darstellung sein. Allerdings sollte diese Darstellung keine „einfache“ Einführung sein, sondern eher fachwissenschaftlichen Ansprüchen Geltung tragen. Ich wäre Euch für Tipps sehr dankbar!!!

Mit besten Grüßen,

Humbert

Die rororo-Monographien sind eigentlich eher Biographien und es gibt sie zu allerlei wichtigen Leuten aus Politik, Literatur und eben auch zu Buddha. Die fand ich sehr gut als fachwissenschaftliche Einführung, die ich für die Schulprüfung brauchte. Aus der selben Reihe hab ich für die Uni Georg Büchner verwenden können, was meinProf ok. fand, also scheinen sie auch für Wissenschaftler als Einführungsliteratur ok. zu sein. In dem Band zu Buddha werden die verschiedenen Richtungen (insbes. Mahajana und Therawada) bearbeitet, ihr jeweiliger Ursprung und die verbreitungsgeschichte, ich glaub Zen war auch dabei, bin mir aber nicht mehr sicher, da ich da noch ein Extra-Buch zu hab. bin dann aber von abgekommen…
Aber zum schauen welche Richtung einem eher zusagt und wozu man sich näher informieren möchte ist es ganz gut.
Gruß Susanne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Humbert,

Es sollte nicht eine bestimmte Glaubensrichtung abhandeln,

Buddhismus hat mit Glauben nichts zu tun. Das eben gerade ist der Unterschied zu Religionen von denen der Buddhismus keine ist.

sondern eher eine umfassende Darstellung sein.

Über was? Die Inhalte der Doktrine? Oder eher ein geschichtlicher Abriß über bisher Gewesenes, einzelne Traditionen des Buddhismus und ihre teils unterschiedlichen Herangehensweisen?

Allerdings sollte diese Darstellung keine „einfache“ Einführung sein, :sondern eher fachwissenschaftlichen Ansprüchen Geltung tragen.

Bücher zur Doktrine zeichnen sich durch eben jene kausalen und wissenschaftlich nachvollziehbaren Zusammenhänge aus, schließlich geht es eben nicht um ‚Glauben‘, sondern darum, daß ein jeder die Erfahrungen des Buddha machen kann, so er sich an die Instruktionen der Doktrine hält - dafür steht das, was heute Buddhismus genannt wird.

Die geschichtliche Entwicklung dieser Philosophie läßt sich gut in Lexika nachschlagen. Um sich mit der Doktrine (Dhamma) vertraut zu machen, empfehle ich folgendes Buch:

Bhikkhu Bodhi: Der edle achtgliedrige Heilsweg
Beyerlein&Steinschulte
ISBN3-931095-28-2

Hierin wird Punkt für Punkt die Lehre erklärt und veranschaulicht unter Verwendung von Texten des Buddha aus dem Pali-Kanon. Ich selbst habe bislang kein anderes Buch gefunden, welches derart nüchtern, kompetent und kurzgefaßt den Dhamma und seine Zusammenhänge aufzeigt.

Ergänzend empfehle ich:
Die Lehre des Buddha und ihre wesentliche Bedeutung
R.G. de S. Wettimuny
HSG: Buddhistische Gesellschaft München e.V.
ISBN: 978-3-8334-9041-5 Buch anschauen

allerdings tatsächlich ‚ergänzend‘, denn ohne Grundkenntnisse zur Doktrine aus voran gennanten Buch, wird dieses u.U. schwer verständlich sein, da viel Bezug auf die Original-Lehrreden des Buddha in Pali (das ist die Sprache, in der derzeit Buddha kommunizierte)genommen wird.
Andererseits werden hier tw. Zusammenhänge in sehr übersichtliche Schaubilder gefaßt, die für Präsentationen dienlich sein können.

MfG, Ted

Hallo Humbert,
Einführungen in der von dir gewünschten Art gibt es reichlich - gute und weniger gute. Empfehlen möchte ich:

Edward Conze
Der Buddhismus
ISBN: 3170135058 Buch anschauen

Hans W. Schumann
Buddhismus.
Stifter, Schulen und Systeme
ISBN: 3720526526 Buch anschauen

Heinz Bechert, Richard Gombrich
Der Buddhismus.
Geschichte und Gegenwart
ISBN: 34064213

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ted,

Es sollte nicht eine bestimmte Glaubensrichtung abhandeln,

Buddhismus hat mit Glauben nichts zu tun. Das eben gerade ist
der Unterschied zu Religionen von denen der Buddhismus keine
ist.

ich denke, Du gehst da etwas zu streng mit jemandem um, der erst einen Zugang zum Dharma sucht. Zum einen ist der Unterschied zwischen shraddha / saddha und Glaube so himmelweit nicht, dass es völlig ungerechtfertigt wäre, von einer Religion zu sprechen - zumal, wenn man ‚Religion‘ als soziologisches Phänomen auffasst, wie etwa Durkheim.

Zum anderen ist eigentlich recht unmissverständlich, was gemeint war -

eher eine umfassende Darstellung

Da nun gleich zwei Bücher zu empfehlen, die sich darauf beschränken, ausschließlich die Sicht der Theravada-Tradition darzulegen, ist wohl nicht so ganz adäquat - auch wenn ich das Buch von Bhikku Bodhi kenne und schätze. Wäre speziell nach dem Buddhismus in Sri Lanka, Burma, Thailand und Kambodscha gefragt worden, wäre an Deiner Empfehlung nichts auszusetzen.

Allerdings sollte diese Darstellung keine „einfache“ Einführung
sein, sondern eher fachwissenschaftlichen Ansprüchen Geltung tragen.

Da hättest Du auch gleich das Visuddhimagga empfehlen können …

Die geschichtliche Entwicklung dieser Philosophie läßt sich
gut in Lexika nachschlagen.

Da hätte mich interessiert, welche Lexika (gleich mehrere!) Du da im Auge hast. Ich kenne kein einziges, mit der man die geschichtliche Entwicklung der Übermittlung des Buddhadharma „gut“ nachvollziehen kann. Lexika wie der ‚Notz‘, Keowns etwas Mahayana-lastiges Lexikon oder Nyanatilokas völlig auf den Theravada-Bereich beschränktes ‚Buddhist Dictionary‘ können gute Hilfsmittel sein und das Verständnis einer nicht allzu simplen „Einführung“ erheblich erleichtern - für den von Dir empfohlenen Zweck sind sie schlicht unbrauchbar.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

ich denke, Du gehst da etwas zu streng mit jemandem um, der
erst einen Zugang zum Dharma sucht.

Da hast du wohl recht.

Da nun gleich zwei Bücher zu empfehlen, die sich darauf
beschränken, ausschließlich die Sicht der Theravada-Tradition
darzulegen, ist wohl nicht so ganz adäquat

Auch hier hast du wohl recht - es erschien mir jedoch adäquat mit jener Tradition zu beginnen, die sich auf die Texte Buddhas direkt bezieht und nicht auf die folgenden, die jeweils eigenes hinzugezogenes Gut ebenso schwergewichtig behandeln, denn dies kann für einen Einsteiger doch recht verwirrend sein.

MfG, Ted

Danke!!!
Vielen lieben Dank für Eure Hilfe! Kann mich nun mit Material eindecken.

Mit den besten Grüßen,

Humbert

Hallo Ted

es erschien mir jedoch adäquat
mit jener Tradition zu beginnen, die sich auf die Texte
Buddhas direkt bezieht und nicht auf die folgenden, die
jeweils eigenes hinzugezogenes Gut ebenso schwergewichtig
behandeln

es ist ein immer wieder erhobener aber nichtsdestotrotz wissenschaftlich nicht belegbarer Anspruch, der theravadische Palikanon gebe als einziger Buddhas Lehren wieder, alle anderen Schulen benutzten „eigenes hinzugezogenes Gut“.

Es gab einen (in Übersetzungen im chinesischen Tripitaka überlieferten) ‚nördlichen‘ Sanskritkanon, der zu deutliche Unterschiede zum Palikanon aufweist, als dass es sich nur um verschiedene Redaktionen handeln könnte. Darüber hinaus hat bereits 1894 Minayeff nachgewiesen, dass es im Palikanon selbst Widersprüche gibt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ältere und jüngere Schichten zurückzuführen sind. Das alles ist kaum verwunderlich - schließlich setzte die Tradition schriftlicher Überlieferung dessen, was Buddha gelehrt hat oder haben soll, erst frühestens vier Jahrhunderte nach seinem Tod ein.

Wir haben in den unterschiedlichen buddhistischen Traditionen einen hohen Vorrat an gemeinsamen Lehren. Dabei handelt es sich gerade um die Kernaussagen aller Schulen. Das ‚Buddhistische Bekenntnis‘ der DBU gibt diese Aussagen in komprimierter Form wieder.

Was darüber hinaus ‚authentisch‘ ist oder nicht, ist in den seltensten Fällen mangels belastbarer Quellen wissenschaftlich nachzuweisen. In der Regel handelt es sich ohnehin lediglich um Unterschiede in der Didaktik.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Moin Humbert,

ich schließe mich Ralfs Empfehlung von Conze und Schumann an (das dritte von ihm empfohlene Buch kenne ich (noch) nicht). Beide geben einen sehr guten Überblick und bleiben bei allem wissenschaftlichen Anspruch doch auch für Nicht-Kenner verständlich, wobei ich persönlich Schumann bevorzuge. Beide schwächeln jedoch erheblichen beim Vajrayana. Dies ist um so bedauerlicher, als dass der Vajrayana gerade auch im Westen immer mehr Anhänger findet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vajrayana

Irgendwie finde ich die beiden Bücher mittlerweile etwas angestaubt :smile:

Ein meiner Meinung nach sehr gelungene neuere Publikation auf dem Markt ist das Buch von Burkhard Scherer: „Buddhismus - Alles was man wissen muss“, ISBN 3579064126 Buch anschauen

Da steht schon mal eine Menge drin, inklusive vielen Zitaten, Quellenangaben, Literaturliste und Adressen. Ich würde dir empfehlen, hiermit anzufangen.

oder mal einen Blick in die FAQ:1513

Gruß
Marion