Bürokratisches Monstrum - wie man beim Bürgergeld wirklich sparen kann

hi,

Es ist die logische Konsequenz der ganzen Geschichte, dass der Zwang (Geld) aufrecht gehalten werden muss und das Grundeinkommen daher so niedrig ist, dass mans auch bleiben lassen kann.
Oder im Umkehrschluss: es ist so niedrig, dass man es auch einführen kann - es ändert nix.
Oder genauer: es darf sich nichts großartig ändern, was den Ansatz der ganzen Aktion irgendwie fragwürdig erscheinen lässt.
Pessimistisch wie ich eben bin, gehe ich zudem davon aus, dass die Aktion mehr Lücken hervor bringt, als sie schließt.

Und da ich nun der Meinung bin, mir würde es locker reichen, bin ich eher skeptisch, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen.
In ein paar Jahren bin ich dann also dafür.

Dass ein paar Verwaltungsangestellte eingespart werden (das ist seit langem die positivste Umschreibung für baldige Arbeitslose) sehe ich eher unsinnig an.
Ich persönlich mag Modelle, in denen Arbeiter beschäftigt werden, egal ob nötig oder nicht, Hauptsache jeder geht arbeiten oder tut zumindest aufrichtig so als ob.

Solang mir selbst nicht der Gedanke kommt, übriges Geld am Monatsende zu verschenken, fehlt mir jeder Ansatz zu verstehen, warum auch nur einer sich nicht am ‚Ganzen‘ beteiligen sollte, solang er es könnte.

Einzig die Sorge, dass eine Generation gezüchtet wird, die sparsam ist, um nicht arbeiten zu müssen, könnte letztlich das positivste sein.
Das wäre als Ziel akzeptabel, nur das System würde sich so nicht tragen.

grüße
lipi

Mir kommt es eher ein wenig Infantli vor zu sagen: Das wird sicher billiger, ohne wenigstens Näherungswerte oder Größenordnungen nennen zu können in denen sich das bewegt?
Dann behaupte ich einfach mal: Das wird nicht billiger sondern teurer. Frag nicht nach warum ich das sage, oder wie ich drauf komme, ich sag das einfach so. Und ich habe Recht weil ich das so festgelegt habe.
Verstehst Du worauf ich hinaus will: Wer etwas behauptet muss es belegen. und ein soches Konstrukt wie ein (fast) bedingungsloses Grundeinkommen ist nicht einfach so mal eben umgesetzt. Ich kann mal eben so ausprobieren ob mir evtl eine andere Brotsorte zum Frühstück besser schmeckt. Wenn nix wird, ist nicht viel kaputt, kauf ich eben wieder das alte. Aber so komplett die Staatsfinanzen umbauen, da muss man schon mehr liefern, als nur zu sagen: Das passt schon.

Nachtag:
Rechnen wir doch mal frei von der Leber weg:
Im Alter zwischen 20 und 60 Jahren gibt es derzeit (2022 neuere Zahlen hab ich beim Statistischen Bundesamt nicht gefunden) 43635541 Bürger.
Leider liegen mir keine Zahlen vor, wieviele davon Berufstätig sind, und wieviele nicht.
Unter die nicht berufstätigen fallen ja nicht nur Arbeitslose, sondern zB auch Hausfrauen/Männer, die keinen eigenen Beruf haben, und vom Ehepartner versorgt werden. Alle diese würden ja Grundeinkommen bekommen. Nehmen wir mal grob die Hälfte an.
Also 21817770. Dazu kommen die Rentner Personen über 60. -> 24862231.
Also zusammen 46680001 Personen die Grundeinkommen bekommen würden, ohne selbst zum Steueraufkommen beizutragen.
Macht also allein für diese Leute 560 160 012 000 Euro Jährlich, die irgendwo her kommen müssten. Allein für die Rentner müsste man da noch was drauf packen, weil ein Rentner ja doch oft mehr als 1000 Euro bekommt, obwohl die Rente immer noch zu klein ist.
Der Bundeshaushalt 2024 beträgt 460 000 000 000 Euro. Davon wird aber nicht nur Grundeinkommen bezahlt sondern vieles andere mehr.
Also entweder besteuerst Du die Arbeitende Bevölkerung so hoch, daß die alle auch zum Arbeiten aufhören, weil sie noch Geld mitbringen müssten um Arbeiten gehen zu können, oder Du musst die große Gelddruckmaschine anwerfen.
So weit kannst Du die Bürokratie gar nicht schrumpfen, daß am Ende mehr Geld übrigbleibt, als wenn man gar nichts bezahlt.

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Und dann meinst Du, dass 1000 Euro Bürgergeld für die Leute eine Alternative sind? Das ist doch völlig unlogisch.

Es gab in Finnland ein kleines, zeitlich befristetes Projekt mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für Langzeitarbeitslose. Die wesentliche Erkenntnis war, dass die Leute zufriedener bzw. psychisch gesünder waren als vorher. Der Effekt, dass die Leute tendenziell besser wieder in den Arbeitsmarkt fanden, hat sich nicht wie erwartet eingestellt. Nun muss das aufgrund des Ansatzes und der Befristung/Laufzeit des Projektes nicht viel sagen, aber die größere Zufriedenheit der Betroffenen kann man wohl als gegeben hinnehmen.

Jeder hat seine Parsönliche Grenze. Bei 1000 Euro werden es vermutlich nur wenige sein, aber ein 1000 Euro Bürgergeld wird kaum reichen. Und schon das ist nicht finanzierbar, wie oben ausgerechnet. Bei 2000 Euro werden schon mehr Leute das übelegen anfangen bei 5000 Euro wirst Du nur noch wenige finden, die den Job machen.
Die Aussage ist: Die Jobs werden nur gemacht, wenn das Gehalt da, entsprechend höher ist, als das Grundeinkommen.
Wie viel höher als das Grundeinkommen das Gehalt sein muss, hängt von der schwere/Attraktivität des Jobs, und der Persönlichen Einstellung des Mitarbeiters ab.

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Und diese Aussage halte ich für falsch. Natürlich spielt das Gehalt eine Rolle, aber das Gehalt ist doch nicht alles. Wenn es nur ums Geld ginge und die Präferenzen der Arbeitnehmer keine Rolle spielten, warum arbeiten dann noch so viele Menschen in der Kranken- und Altenpflege? Ein schlechtbezahlter Knochenjob mit viel Stress, großer Verantwortung und wenig Wertschätzung seitens der Arbeitgeber.

Wenn es nur ums Geld geht, warum arbeiten dann so viele Menschen als Erzieher, Tagesmutter o.ä.? Sobald die eigenen Kinder endlich aus dem Haus sind, hat man auf einmal ganz viele fremde Kindern an der Backe, die Rumschreien, ständig etwas von einem wollen und nicht einmal ansatzweise im Haushalt mithelfen wollen bzw. können.

Wenn es nur ums Geld geht, warum arbeiten so viele Menschen für den Mindestlohn in der Gastronomie als Spülhilfe oder Servicekraft? Viel Stress und Gerenne, schlimme Arbeitszeiten bei oft unzureichender Planbarkeit.

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Diesen Satz bitte mit dazu nehmen, dann sieht meine Aussage nämlich ganz anders aus.
Und selbst bei den Krankenpflegern, Erziehern etc wirst Du keinen finden der den Job für nix macht. Auch die wollen Geld dafür. Nicht umsonst wird derzeit wieder in Krankenhäusern gestreikt etc.

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Der Satz ändert nichts. Dass so viele Menschen für geringe Gehälter mit Menschen arbeiten (Pflege, Erziehung, Betreuung), ist nur dadurch zu erklären, dass sie etwas aus ihrer Arbeit mitnehmen, was sich nicht in Euro bemessen lässt. Genauso erklärt auch nur das das Heer der Millionen ehrenamtlich tätigen Menschen. Für mich zwar auch nahezu unverständlich, aber vielleicht macht es manchen Menschen Spaß, wenn sich andere Menschen darüber freuen, wenn sie Essen serviert bekommen. Und vielleicht macht es Menschen auch Spaß, den ganzen Tag draußen und dabei körperlich tätig zu sein oder anderen, durch Kanalrohre zu kriechen oder in Kläranlagen zu arbeiten. Genauso wird es Millionen Menschen geben, die sich nicht vorstellen können, den ganzen Arbeitstag lang mit Zahlen, aber kaum etwas mit anderen Menschen zu tun zu haben.

Natürlich gibt es für jeden Arbeitnehmer eine Grenze, ab der er lieber das bedingungslose Geld nimmt, anstatt arbeiten zu gehen. Aber so zu tun, als würde ein Bürgergeld von 1000 Euro dazu führen, dass massenweise Menschen die bezahlte Arbeitslosigkeit vorziehen würden, geht doch völlig an der Sache vorbei. Tatsache ist doch, dass selbst mit dem Mindestlohn am Ende ein viel höherer Betrag in der Kasse ist als bei einem Bürgergeld/bedingungslosen Grundeinkommen von 1000 Euro.

Der DGB hat das mal fein säuberlich vorgerechnet:
Bürgergeld hat Hartz IV abgelöst | DGB

Die linke Spalte zeigt jeweils das Einkommen mit Mindestlohn und Sozialleistungen; dagegen kannst Du dann ja mal 1000 Euro pro Erwachsenem rechnen und meinetwegen 500 Euro für jedes Kind bis 12, 14 oder 16.

Deswegen habe ich das in dieser Pauschalität auch nie behauptet.

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Über welche konkrete Zahl möchtest Du denn sprechen? Dass die wenigsten noch arbeiten gehen werden, wenn sie 5000 Euro pro Kopf ohne Fragen bar auf die Kralle bekommen können, ist offensichtlich. Wenn Du die Gefahr bei 1000 Euro nicht siehst: super. Die Einschätzung teile ich.

Worüber reden wir dann jetzt aber genau? Mehr als 1000 Euro pro erwachsenem Kopf hat m.E. bisher noch niemand gefordert, also sind wir wieder bei 1000 Euro - also dem Betrag, bei dem wir beide keine Sorge haben, dass massenweise Menschen aus der Arbeit in die soziale Hängematte fallen. Und wenn wir nicht bei 1000 Euro sind: wo sind wir dann?

Oder wolltest Du nur einfach mal ohne jeden Anlass und ganz allgemein eine Gefahr skizzieren, die sich aber nicht einmal am Horizont abzeichnet?

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Die Gefahr besteht eben darin, daß ein 1000 Euro pro Kopf einkommen ohne was zu tun, erstmal wie weiter oben gesagt schon nicht finanzierbar ist, aber andererseits eben zum Leben nicht reicht. Also bräuchten die, die nicht arbeiten können (wollen lassen wir mal außen vor, die sind selbst schuld), noch zusätzliche Finanzhilfen, oder man müsste das Geld generell aufstocken, und dann beginnt de Teufelskreis. Dann ist das Geld irgendwann so hoch, daß man davon leben kann, aber dann beginnen die ersten ihre Jobs aufzugeben, also müsste die Gehälter steigen. Dann steigen die Preise, und dann muss das Grundeinkommen steigen und dann wieder die Löhne und so weiter.
Also: Entweder Grundeinkommen maximal 1000 Euro oder weniger, dann kann man es auch gleich lassen, das haben wir nämlich schon, oder man macht es höher, dann beginnt sich die Spirale zu drehen.

Verstehe ich nicht. Wieso sollten 1000 Euro pro Erwachsenem nicht ausreichen, wenn das Bürgergeld heute niedriger ist? Oder möchtest Du damit sagen, dass das Bürgergeld auch schon nicht ausreichend ist?

Im Grunde geht es doch um folgendes: das Grundeinkommen muss so hoch sein, dass man davon leben kann, soll aber nicht so hoch sein, dass die Leute reihenweise ihre Arbeit hinwerfen. Diesem Satz wird wohl niemand widersprechen.

Es geht also nur noch um die Frage, wie hoch das Grundeinkommen in Euro sein soll und genau an der Stelle willst Du Dich nicht festlegen. Also ist die Diskussion letztlich vollkommen sinnfrei, weil eigentlich keiner genau weiß, über was diskutiert wird.

Nota bene: ich halte auch nichts vom bedingungslosen Grundeinkommen, aber ich halte auch nichts davon, über unklare Sachverhalte unter der Prämisse zu diskutieren, dass die bei aller Unklarheit doch ganz sicher irgendwie nicht gut sind.

Ich denke den Aspekt der Höhe des Grundeinkommens lassen wir mal so stehen.
Der wichtigere Punkt den ich angesprochen habe, ist ohnehin einfach die Tatsache, daß ein solches Grundeinkommen nicht finanzierbar ist. Weil eben viel mehr Geld benötigt würde, als aktuell im gesamten Bundeshaushalt vorhanden.

Ich werde es noch lange nicht leid: das ist erst der zweite Schritt. Aber gut.

Du gehst von anderen Zahlen aus. Nach den meisten Modellen sind alle Volljährigen zu 100% bezugsberechtigt. Für nicht Volljährige gibt es verschiedene Modelle.

Die Zahl der Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren betrug 50,9 Millionen, das heißt 61,2 Prozent. Insgesamt 18,4 Millionen Menschen waren 65 Jahre oder älter, dies entspricht einem Anteil an der Gesamt­bevölkerung von 22,1 Prozent.

Quelle: bmwsb

Also hätten wir 69,3 Mio bezugsberechtigte im Jahr 2021 gehabt. Das macht 832 Mrd € im Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 2023 4.121,2 Mrd € (Link). Die Auszahlung des Grundeinkommens (nur die Volljährigen beachtet) würde also etwa 20% des BIP betragen.

Die Sozialleistungsquote von Deutschland betrug im Jahr 2022 etwa 30,5% (Link).

Und ich wiederhole mich: es geht beim Grundeinkommen nicht um eine zusätzliche Leistung. Viel mehr geht es um eine Neugestaltung vieler Steuern und Sozialausgaben. Und letzten Endes um den unwürdigen Umgang mit den monetär benachteiligten.

Genau darum geht es bei der vergleichsweise geringen Höhe: es soll das Überleben absichern. Mehr nicht. Aber das ohne Herabwürdigung.

Das verstehst Du falsch. Von jedem einzelnen Euro, den man dazu verdient, ab dem ersten, bleiben dem Arbeitnehmer X € zur persönlichen Verfügung.

Ja, natürlich müssen einige Jobs dann besser bezahlt werden als heute, damit sie attraktiv sind. Aber das ist doch heute auch schon so. Den großen Mangel an Fachkräften in der Pflege haben wir doch nicht, weil man dafür unwahrscheinlich intelligent sein muss, und sehr spezielle Fähigkeiten besitzen muss (wie zum Beispiel beim Programmierer), sondern weil der Job hart ist und in Bezug darauf für die meisten zu schlecht bezahlt wird.

Gleiches gilt natürlich für Lehrer:innen, Erzieher:innen und auch für viele Handwerksberufe.

Generell ja, aber diejenigen die Berufstätig sind, bekommen das Geld ja über die zusätzlichen Steuern wieder abgezogen, haben also ein Nullsummenspiel. Zugegeben man könnte noch mit den Steuersätzen Argumentieren, daß Geringer verdienende, geringere Steuersätze haben, und daher etwas vom Geld bei ihnen hängen bleiben würde, und dafür die Spitzensteuersätze etwas mehr bezahlen, aber das würde nur die Sache komplizierter machen, ohne echten Erkenntnisgewinn zu bringen.

Ja so wie bisher eben auch, nur das Grundeinkommen nimmt die Steuer wieder weg. Siehe oben.
Daher habe ich in der Rechnung oben die Erwerbstätigen rausgenommen, weil da eben letztlich nicht viel bei denen hängen bleibt, und das ganze für diese ein Nullsummenspiel ist. linke Tasche, rechte Tasche und so. Nur für alle anderen muss das Geld aufgetrieben werden.

Gesamtgesellschaftlich wird es ein Nullsummenspiel. Aber nicht für den einzelnen. Daher wird es keine direkte Überweisung der beispielhaften 1.000 € vom Finanzamt aufs Konto und den Abzug von exakt 1.000 € vom Lohn geben.

Das mittlere Einkommen in Deutschland betrug im Jahr 2023 4.323€. Mit einem solchen Einkommen hätte man (in Steuerklasse 1 und 4 mit Kichensteuer) gemäß Online-Rechnern knapp 700 € Steuern und und gut 900 € Sozialabgaben zu entrichten. Wir haben also derzeit beim mittleren Gehalt ohnehin Abgaben von 1600 €. Wenn man bedenkt, dass Arbeitslose, Rentner, Kranke weniger Geld von den jeweiligen Versicherungen bräuchten, könnten deren Beiträge sinken und im selben Maß die Steuerlast steigen.

Nachtrag: (ich musste eine Weile suchen)

Es gibt eine Organisation, die verlost derzeit alle paar Wochen einige Grundeinkommen für ein Jahr. (Neulich gab es mal ein ganz anderes Modell, das dann aber auch wissenschaftlich begleitet wird.)

Die beantworten viele Fragen. Hier mal zur Finanzierung:

Das Grundeinkommen ist nicht finanzierbar. Oder?

Die Rechnung scheint einfach: Wenn 84 Millionen Menschen in Deutschland ein Grundeinkommen von 1.200 Euro im Monat erhalten, kostet uns das etwas über eine Billion Euro im Jahr. Das ist das Zweifache des Bundeshaushalts. Das Grundeinkommen ist also nicht finanzierbar, oder? Stimmt nicht, denn diese häufig aufgestellte Rechnung basiert auf falschen Annahmen.

Das Wichtigste zuerst: Das eine Grundeinkommenskonzept gibt es nicht, sondern dutzende Finanzierungsmodelle. Sie alle haben eins gemeinsam: Am Monatsanfang bekommt jeder Mensch einen festen Betrag aufs Konto – trägt aber gleichzeitig nach seinen Möglichkeiten durch Steuern zur Finanzierung dieses Betrages bei. Die Differenz aus Grundeinkommen und Steuerlast entscheidet, ob jemand in einer Gesellschaft mit Grundeinkommen unterm Strich mehr oder weniger Geld in der Tasche hat.

Grundeinkommen ist kein zusätzliches, sondern grundsätzliches Geld – und funktioniert nur über einen Steuerausgleich:

83% der Menschen hätten mit einem über solch einen Ausgleich finanzierten Grundeinkommen mehr Geld als heute. Das reicht bis in die gehobene Mittelschicht hinein, nämlich bis zu einem individuellen Nettoeinkommen von 3.350 Euro monatlich.

Die meisten Menschen haben übrigens heute schon eine Art Grundeinkommen: So beträgt Bürgergeld plus Krankenkassenbeitrag und Mietkostenübernahme auch etwa 1.000 Euro. Es ist aber nicht bedingungslos, sondern sorgt für Demotivation, Existenzangst und Misstrauen.

Besserverdienende erhalten ebenfalls bereits eine Art Grundeinkommen in Form des Einkommenssteuerfreibetrages, also dem unteren Teil des Einkommens, der nicht versteuert werden muss.

Das Grundeinkommen ist im Wesentlichen eine Steuerreform, die diesen Freibetrag durch die Ausschüttung desselben Geldes am Monatsanfang ersetzt. Gleichzeitig findet ein Ausgleich statt, bei dem sehr große Einkommen und Vermögen etwas mehr zum Wohl der Gesellschaft beitragen.

Der größte Teil des zur Finanzierung eines Grundeinkommens nötigen Geldes ist also bereits da. Der fehlende Anteil lässt sich auf verschiedene Arten finanzieren, zum Beispiel über eine Finanztransaktions- oder eine CO2-Steuer, eine Konsum- oder eine Kapitalertragssteuer. Für welchen Steuermix man sich entscheidet, ist eine politische Frage. Aber klar ist: Viele Wege führen zum Grundeinkommen.

Ein über Steuerausgleich finanziertes Bedingungsloses Grundeinkommen bietet uns als Gesellschaft daher gleichzeitig die Möglichkeit, den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit ganz gezielt zu begegnen: Gesellschaftliche Spaltung, Armut und Klimawandel.

Quelle: Mein-Grundeinkommen

Und hier nochmal die Zusammenfassung einer Untersuchung des DIW:

Hallo,
das war doch eigentlich das Thema, oder ?. Verwaltungskosteneinsparung !
All das, was ihn den Nachfolgebeiträgen ausgeführt wurde, beantwortet nicht die Frage, wo und in welchem Umfang Verwaltungskosten eingespart werden.
By the way - seit mehr als 50 Jahren spielt das Thema Verwaltungskosten im Zusammenhang mit Versicherungen, speziell mit der gesetzlichen Krankenversicherung eine ständige und große Rolle.
Und immer und immer wieder werden in der allgemeinen Wahrnehmung die „hohen“ Verwaltungskosten dafür verantwortlich gemacht, dass die Beiträge ständig steigen und die Leistungen ständig sinken. Da gab es vor ca. 20 Jahren bereits eine Studie, die zu folgendem Ergebnis kam. Würden bei allen gesetzlichen Krankenkassen alle Verwaltungskosten von heute auf morgen auf 0,00 € gesenkt werden (also alle persönlichen als auch sächlichen Verwaltungskosten), dann könnte der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung bei allen Krankenkassen um 0,3 Prozentpunkte gesenkt werden.
Ich denke, das wäre heutzutage nicht anders und von daher dürfte eine Senkung der Verwaltungskosten im Zusammenhang mit dem Bürgergeld zwar bei den steuerzahlenden Bürger/innen gut ankommen, aber letztendlich nichts bringen. Damit will ich aber nicht gesagt haben, dass nicht trotzdem dort eingespart werden sollte, wo es sinnvoll wäre.
Gruss
Czauderna

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Ich schrieb hier vor ungefähr 20 Jahren, dass eine Eindämmung der Transferleistungen, der Subventionen und Steuervergünstigungen kaum durchsetzbar ist, weil schon damals praktisch jeder Haushalt in irgendeiner Form von diesen Leistungen begünstigt wurde. Gleichzeitig trägt natürlich jeder Haushalt zu deren Finanzierung bei.

Das Problem liegt nun darin, dass zwar jeder Haushalt relativ schnell beziffern kann, inwieweit er von diesen Leistungen profitiert, aber kaum beziffern kann, was von seinen Steuern und Sozialabgaben in die dafür notwendigen Töpfe geht. Das heißt im Umkehrschluss, dass jeder Haushalt sofort weiß, was er verliert, wenn eine Leistung gekürzt oder gestrichen wird, aber nicht beziffern kann, was er im Gegenzug an Steuern und Sozialabgaben weniger zahlen muss.

Daher ist allein der Versuch bzw. dessen Ankündigung, Leistungen zu kürzen, politischer Selbstmord und aus dem gleichen Grunde werden immer neue Leistungen und die Ausweitung der bestehenden Leistungen vor Wahlen angekündigt, weil jeder weiß, wie er profitiert, aber niemand durchblickt, was ihn das an der Kasse, auf dem Gehaltszettel usw. kosten wird.

Zu dieser Wahrheit gehört eben auch, dass es eine Vielzahl von Töpfen gibt, die sich aus mehreren Quellen speisen. Hinzu kommen noch staatliche Zuschüsse zu diesen Quellen, die natürlich auch aus Steuern bezahlt werden. Also irgendwie von uns allen. Zu der Wahrheit gehört übrigens auch, dass diese ganzen Leistungen, Vergünstigungen und Subventionen auch erhebliche Fehlanreize setzen - insbesondere, aber nicht nur auf dem Wohnungsmarkt. Auch darüber referierte ich in den letzten 25 Jahren schon einige Male. Der Unterschied zu heute im Vergleich zu meinem ersten dieser Vorträge 1999 oder 2000 ist nur, dass heute der Wohnungsmangel, den ich vorhersagte, eingetreten ist.

Aber ich schweife ab. Eine Idee hinter dem Grundeinkommen ist jedenfalls, die ganzen Töpfe und Quellen zu jeweils einem bzw. einer zusammenzufassen. Aus zig Sozial- und Transferleistungen wird eine und tatsächlich ist nicht zu erwarten, dass sich die Gesamtsumme der Auszahlungen verändert.

Ein Rentner, der eine Minirente bekommt, die durch Wohngeld und Grundsicherung aufgestockt wird, erhält dann ein monatliches Grundeinkommen. Die alleinerziehende Mutter bekommt dann nicht mehr Wohngeld, Arbeitslosengeld und Kindergeld, sondern das Grundeinkommen (für sich und das Kind). Der nach einem Arbeitsunfall erwerbsunfähige Arbeitnehmer mit Kind bekommt dann nicht Erwerbsminderungsrente, Verletztenrente (jaja, wird angerechnet; es geht um die Veranschaulichung), Wohngeld und Kindergeld, sondern Grundeinkommen und vielleicht noch einen Zuschlag obendrauf für die Einzahlungen in die Rentenversicherung.

Es geht gar nicht so sehr um die Details, sondern um die Idee dahinter, nämlich aus der Vielzahl von Töpfen und Quellen etwas zu machen, das für jeden etwas transparenter und nachvollziehbarer wird.

Wie gesagt: ich bin nicht dafür und ich glaube aus den vorgenannten Gründen auch nicht, dass so etwas kommt, aber von allen Argumenten, ist das, dass die Sache nicht finanzierbar ist, das schlechteste, denn die Summe der Auszahlung muss gar nicht zwingend höher sein als die heutige Summe der Sozial- und Transferleistungen, Zuschüsse, Subventionen und Steuervergünstigungen.

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Wenn es so wäre, würde ich Dir direkt Recht geben.
Leider fällt eben in vielen derartigen Diskussionen auf, daß immer nur Argumentiert wird: Wir führen ein Grundeinkommen ein, und finanziert wird das dadurch daß die Sozialhilfe/ ALG II/Bürgergeld wegfällt, und damit keine Bürokratie mehr nötig ist.
Alle weiteren Transferleistungen/Steuervergünstigungen etc bleiben außen vor bzw. werden nicht erwähnt/vergessen.
Daher gehe ich dann natürlich bei de Berechnung auch davon aus, daß diese Gelder die vorher geflossen sind, weiter fließen. Und dann wird es unfinanzierbar.
Und bei vielen Befürwortern kling das oft auch zumindest unterschwellig mit, daß es so ein wenig der feuchte Traum ist, einfach nochmal zusätzlich 1000 Euro im Monat zu bekommen, und ansonsten bleibt alles wie gehabt. Und der Hinweis der nicht Finanzierbarkeit, wird dann immer ohne konkret Zahlen zu nennen, mit „Aber die Bürokratie fällt doch dann weg“ abgebügelt. Auch @Pierre hat sich da mit konkreten Zahlen wo das Geld herkommt, und wieviel nötig ist zurückgehalten.