Das 'Gewinnprinzip' bei 'Die Glücksritter'

Hallo

Etwas was mich schon immer interessiert hat: Das „Gewinnprinzip“ am Ende des Films „Die Glücksritter“ mit Dan Akroyd und Eddy Murphy.
Denn irgendwie verstehe ich nicht so recht ob und wie da der gewinn zu Stande kommt. Ich will mal die Fakten in Erinnerung rufen.
Sollte das Prinzip sowieso „Film-Unsinn“ sein, dann hat sich das natürlich auch gleich erledigt.

Also mal zusammengefasst:
Die beiden gehen mit Geld an die Börse. Sie wissen, das der Orangensatz NICHT Teurer wird (bzw. dessen Ernte nicht beeinträchtigt ist). Die Duke’s denke aber das es so kommen wird. Sie wollen den Markt aufkaufen um dann (vermutlich) Gewinn zu machen, wenn der Preis von O-Saft in die Höhe geht, weil er knapp ist.

Nun kaufen auch andere O-Saft-Aktien wie verrückt. Der Preis steigt von 1.02 auf 1.42 (wobei ich jetzt nicht weiß, ob das ein „Faktor“ ist oder der Dollar-Preis). Bei 1.42 (oder so) verkaufen dann die beiden Hauptdarsteller ihre Aktien (wobei nicht geklärt wird, woher sie diese überhaupt haben).
Der Preis für die Aktie sinkt also. Dann wird der Report veröffentlicht und es wird bekannt gegeben, das die orangen-Ernte nicht beeinträchtigt ist. Danach kaufen die Leute weiter Aktien - die Dukes wollen alles abstossen und als der Preis noch weiter gefallen ist, verkaufen auch die Hauptdarsteller weiter ihre Aktien. Zum Schluss sind sie auf 0.29 und sie freuen sich.
Die Dukes sind um „Millionen Ärmer“ und die Hauptdarsteller (vermutlich) um Millionen Reicher.

Also von Börse habe ich so total keine Ahnung. Steige auch überhaupt nicht dadurch, wie das „gebrülle und Geschreie“ dort zu irgendeinem „Ernstzunehmenden Ergebnis“ führen kann (falls das dort damals überhaupt so abgelaufen ist und nicht nur in Filmen so dargestellt wurde).

Vielleicht mag mir jemand das ja in ganz einfachen leicht verständlichen Worten erklären? Das würde mich sehr freuen :smile:

Vielen Dank

Gruß
Andreas

Hallo,

es geht nicht um Aktien, sondern um Terminkontrakte. Der „Kurs“ ist dabei der Preis einer definierten Menge einer definierten Ware zu einem definierten Termin. Orangensaft wird in USD je amerikanischem Pfund (~454 Gramm) in gefrorener Form mit definiertem Zucker- und Wassergehalt gehandelt (ein Kontrakt besteht dabei aus 15.000 Pfund).

ein „Faktor“ ist oder der Dollar-Preis). Bei 1.42 (oder so)
verkaufen dann die beiden Hauptdarsteller ihre Aktien (wobei
nicht geklärt wird, woher sie diese überhaupt haben).

Da es sich um Terminkontrakte handelt, kann man auch verkaufen, ohne Ware oder gegenläufige Kontrakte zu haben. Im äußersten Notfall kauft man am Tag der Lieferung (bzw. entsprechende Zeit vorher) die Ware am sog. Spotmarkt - also zur sofortigen Lieferung. Entscheidend ist also, daß man den Kontrakt erfüllen kann. Wann man sich die entsprechende Ware besorgt, ist egal.

Der Preis für die Aktie sinkt also. Dann wird der Report
veröffentlicht und es wird bekannt gegeben, das die
orangen-Ernte nicht beeinträchtigt ist. Danach kaufen die
Leute weiter Aktien - die Dukes wollen alles abstossen und als
der Preis noch weiter gefallen ist, verkaufen auch die
Hauptdarsteller weiter ihre Aktien. Zum Schluss sind sie auf
0.29 und sie freuen sich.

Ich glaube, an der Schilderung stimmt etwas nicht. Die Dukes kaufen vor Bekanntgabe und Murphy/Akroyd verkaufen. Andere springen auf den Zug der steigenden Preise auf. Dann kommt der Bericht, der Preis fällt und die Dukes versuchen, wieder zu verkaufen. Alle anderen verkaufen ebenfalls und am Ende kaufen M/A billig die Kontrakte auf.

Dadurch, daß sie erst teuer verkauft haben und später billig kaufen, haben sie keine offenen Positionen (sind also ohne Risiko bzw. Lieferpflicht), sofern sie genauso viele gekauft wie verkauft haben. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis ist der Gewinn (abzgl. Gebühren für die Börse).

Das kann theoretisch so funktionieren aber das Verhalten der Dukes wie auch von M/A wäre ziemlich illegal.

Gruß
Christian

Hallo

Danke für die Ausführung.
So wirklich verstanden habe ich das Prinzip zwar nicht, wieso man etwas verkaufen kann, obwohl man überhaupt nichts „besitzt“ ist mir als Laie zwar schleierhaft, aber ich glaube trotzdem, das ich das Prinzip wie geschildert verstanden habe.

Mit der Ausführung habe ich mich dann wohl verschrieben. Ja, die Dukes kaufen am Anfang alles und M/A fangen dann an zu verkaufen.

Hmm… Ich glaube so langsam steige ich dann doch durch. Ich habe halt noch die „Aktien“-Sache im Kopf… Wahrscheinlich typischer Anfängerfehler? Börse=Aktie :smile:
Dann bleibt jetzt für mich zum Schluß noch die Frage, wer dort diejenigen sind, die da von M/A kaufen. Sind das dann letztendlich die Händler, die dann die Waren (in dem Fall Orangensaft) weiterverkaufen?

Dann ist das da ja ein bisschen so wie „bei uns“ auf einem Großmarkt, bei dem die Großposten der Landwirte verkauft werden? Wobei das dort natürlich etwas ruhiger zugeht und eher an eine Auktion erinnert…

Wird denn dort (New Yorker Börse) wirklich sowas „Banales“ wie gefrorener Orangensaft und Schweinebäuche gehandelt?

Gruß
Andreas

Hallo,

So wirklich verstanden habe ich das Prinzip zwar nicht, wieso
man etwas verkaufen kann, obwohl man überhaupt nichts
„besitzt“ ist mir als Laie zwar schleierhaft,

man verkauft ja nicht per heute, sondern auf Termin, d.h. die Ware steht erst im März, Juni oder September zur Lieferung an. Theoretisch könnte bspw. ein Landwirt auf diesem Wege seine Ernte vom nächsten Herbst schon heute zu einem festen Preis verkaufen.

Nichts anderes haben M/A versprochen: ich liefere Dir zu einem bestimmten Datum 15.000 Pfund gefrorenen Orangensaft. Wie die am Ende diesen Vertrag erfüllen, interessiert niemanden. Schlecht wäre nur, wenn sie ihn nicht erfüllen, weil das dann teuer wird. Die beiden haben das Problem aber nicht, weil sie im Laufe der Szene die notwendigen Lieferkontrakte wieder kaufen. Netto sind sie also ohne Verpflichtung: sie müssen liefern, bekommen aber auch geliefert.

Dann bleibt jetzt für mich zum Schluß noch die Frage, wer dort
diejenigen sind, die da von M/A kaufen. Sind das dann
letztendlich die Händler, die dann die Waren (in dem Fall
Orangensaft) weiterverkaufen?

Möglicherweise, aber vielleicht auch einige, die einfach auf die Preise wetten. Das ist ja übrigens auch der Vorwurf, der heute den Warenterminhändlern gemacht wird: daß nämlich über diese Geschäfte die Preise für die Endkunden beeinflußt werden (insbesondere kritisiert bei Lebensmitteln).

Ich will gar nicht darüber diskutieren, inwieweit das tatsächlich stimmt, aber generell ist dieser ganze Terminhandel ein interessantes Thema. So werden bspw. durch die Konditionen (wieviele Sicherheiten sind zu hinterlegen, wie groß ist ein Kontrakt oder was kostet der Handel eines Konraktes) auch die Preise beeinflußt. Der deutliche Kurseinbruch bei Silber im Herbst ist bspw. auf solche Veränderungen bei den Randbedingungen zurückzuführen.

Dann ist das da ja ein bisschen so wie „bei uns“ auf einem
Großmarkt, bei dem die Großposten der Landwirte verkauft
werden? Wobei das dort natürlich etwas ruhiger zugeht und eher
an eine Auktion erinnert…

Das kann man schon vergleichen und natürlich ist die Szene in dem Film auch übertrieben.

Wird denn dort (New Yorker Börse) wirklich sowas „Banales“ wie
gefrorener Orangensaft und Schweinebäuche gehandelt?

Dafür gibt es separate Börsen, die sich jeweils auf bestimmte Rohstoffe und Waren spezialisiert haben. Wo im Moment mit was gehandelt werden kann, weiß ich aus dem Kopf nicht. Große Warenterminbörsen befinden sich u.a. in New York, Chicago und London.

Gruß
Christian

Hallo

Danke für die Antwort.
Ist schon ziemlich Haarsträubend was „da abgeht“ :smile:

Aber ich denke mal, das ich es mir jetzt in etwa vorstellen kann…

Übertrieben wird ja meistens. Der Film an sich ist aber zu Weihnachten immer ganz oben auf „meiner Liste“ :smile:

Gruß
Andreas

Hallo,

das Prinzip der Glücksritter ist eine Mischung aus Insidergeschäft und Leerverkauf. Vielleicht kannst du Dich mit diesen Begriffen ein wenig ins Thema reinlesen.
Zur Ergänzung empfiehlt sich noch „Wallstreet“ ins Filmprogramm aufzunehmen. Dann weisst Du alles, was Du über Börse ets. wissen musst… :wink:)

Gruß vom Money-Schorsch