Das mittelalterliche China, Peru etc

Moin,

Ich hatte das Wort Alterum verwendet. Antike ist nochmal etwas
anderes.

das Wort ‚Altertum‘ hab ich in Deiner Frage nirgendwo gesehen.
Und zur Antike:
Der erste Satz des Wiki-Artikelsbeschreibt es recht gut
Antike (von lateinisch antiquus „alt, altertümlich, hergebracht“) bezeichnet die Epoche des Altertums im Mittelmeerraum. Zeitlich reicht die Antike etwa von 1200 v. Chr. bzw. 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.

Gandalf

Hi Ralf,

das Problem hierbei ist, dass China eben keine eigenständige Historiographie hat sondern eine Dynastiegeschichte - und die ist nicht einmal annähernd historiographisch. Tatsächlich ist es so, dass die frühste Dynastiegeschichte nicht nur zu großen Teilen fiktional ist, sondern dass viele historische Events oder gar Dynastien selbst übergangen, überschrieben wurden. Durchaus einflussreiche Regenten, Dynastien sind in der offiziellen Dynastiegeschichte gar nicht enthalten.

Die Dynastiegeschichte ist eines von vielen Propagandamitteln (hier nicht polemisch zu verstehen), durch das Macht ausgedrückt wird.

Daher ist es in der Sinologie schon lange fraglich, ob man dieser noch länger folgen sollte und die Suche nach Alternativen hält, unter Vorlage diverser Vorschläge, bereits seit einigen Jahren an.
Natürlich ist es einfacher sich mal eben der x- oder y-Dynastie zu bedienen. Aber das ganze Feld ist eben alles andere als einfach weil es primär darum geht eben nicht Geschichte abzubilden, sondern zu kreieren - dabei fallen mehr Späne, als nur die ein oder anderen verlängerten oder verkürzten Regierungszeiten.

lg
Kate

Den zwinkernden Smiley hast du hoffentlich trotzdem gerade noch wahrnehmen können.

lg
Kate, heute humorlos.

Hallo!

Deine Ausführungen zur Antike sind natürlich richtig. Ich hatte diesen Begriff jedoch wohlweislich nicht verwendet, sondern den übergeordneten Begriff Altertum verwendet.

Das von Dir zuvor verwendete Zitat stammt immer noch nicht von mir. Dies wurde mir von Dir zugeschrieben: „wo etwa 1000 Jahre nach der römischen Herrschaft auch ein Zeitalter der Renaissance begonnen hat.“

Gruß
vdmaster

noch wahrnehmen können.

Den Gehalt an Selbstkritik in meiner Antwort habe ich verborgen. Denk mal nach!
Ich find Smileys blöd.

Schönen Tach

vV

Moin,

Das von Dir zuvor verwendete Zitat stammt immer noch nicht von
mir. Dies wurde mir von Dir zugeschrieben: „wo etwa 1000 Jahre
nach der römischen Herrschaft auch ein Zeitalter der
Renaissance begonnen hat.“

ach je, langsam wird es albern.
Ich kopiere mal Deine Ausgangsfrage:

_Guten Tag zusammen,

immer wiedrer höre ich solche und ähnliche Aussagen: Im mittelalterlichen China … oder andere Länder, die nie zum römischen Reich gehört haben.

Ich denke, dass so eine Aussage falsch ist, weil ein Mittelalter da stattgefunden hat, wo etwa 1000 Jahre nach der römischen Herrschaft auch ein Zeitalter der Renaissance begonnen hat. Also in China sicher nicht.
Sehe ich das richtig oder sehe ich das zu eng?

Schöne Grüße

vV_

Gandalf

1 Like

In Kürze und gänzlich unalbern: Bitte vgl. meinen nickname einmal mit dem nickname vom UP. Danke!

ups!
Hi,

In Kürze und gänzlich unalbern: Bitte vgl. meinen nickname
einmal mit dem nickname vom UP. Danke!

ups,
Wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Tschuldigung mein Blindheit und ich nehme alles zurück!

Gandalf

Schon vergessen - owT
.

Hallo.

… - eine Industrialisierung gab es
in endemischer Form schon früher als in Europa, …

Hilf mir bitte mal, wann das war. Googeln nach „Industrialisierung China“ ergibt (fast) nichts.

Was das Mittelalter in Europa angeht: Ist das nicht einfach nur ein Begriff, der dem Zeitraum zwischen dem wohlbekannten, blühenden Altertum/Antike und etwa der Renaissance zugeordnet wird, von vielen als eine Zeit des Stillstands angesehen, einer Zeit, in der vergleichsweise wenig passierte. So gesehen sicher sehr problematisch, das auf andere Weltgegenden anzuwenden.

Gruss
Laika

Hi

Das Zeitalter „Industrialisierung“ gibt es so in China nicht, die Merkmale, die diesem Zeitalter im europäischen Kontext zugeschrieben wurden, entwickelten sich getrennt von einander in verschiedenen Zeitaltern, ein wichtiger Unterschied z.B. ist, dass Chinas Elite eine Meritokratie war (oder zumindest sein wollte), gewachsener Adel spielte eher im Militär eine Rolle.

Der wichtigste Ausgangspunkt sind hier sicherlich die Song-Dynastien. China weitete sich aus, es entstand eine eigene, fast unabhängige Händlerkaste, diese veränderte die Struktur der Gesellschaft durch ihren Reichtum und Einfluss enorm. Durch die intensivere Flussschiffahrt und die Schaffung neuer Handelsstrecken (Erweiterung der Infrastruktur) veränderten sich die Bewegungsmuster der Gesellschaft, auch weil zuvor übliche Familienvorgaben außer Mode fielen und so in einem gewissen Rahmen größere gesellschaftliche Beweglichkeit (für Männer) schufen. Durch die Fähigkeit der Händler zu investieren und eigene Marktstädte zu schaffen sowie neue Berufsgruppen für Dienstleister zu ermöglichen stieg der Lebensstandard und somit auch die Nachfrage. Um den Händlern entgegentreten zu können wurden spätestens in der Ming-Dynastie Wachstumsvorgaben (zumindest auf Lokalebenen) im Regierungsprogramm institutionalisiert.

Schon von frühster Zeit an gab es Arbeitsspezialisierung und spezialisierte Familien. Nehmen wir mal ein Dorf Guanshuang. Dorf Guanshuang hat einen Magistraten mit einer Wachstumsvorgabe von wasweißich, außerdem hat Dorf Guanshuang sehr fruchtbare Bauern in der Umgebung, also einen Getreideüberschuss. Die Familien in Guanshuang stellen Nudeln, Schnaps, Gemüsepfannkuchen, Oberbekleidung und Flöten her, es gibt eine Familie welche für die Post im nördlichen Bereich der zugehörigen Präfektur zuständig ist, eine Familie die Pferde züchtet und verkauft. Es mangelt an Eisen und Feuerholz. Ein kluger Magistrat wird nun zusehen, dass den Familien Schnaps, Flöte, Pferd durch Grundstückshandel und Marktstanderweiterungen mehr cerealische :wink: Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Die Förderung der speziellen und edlen Flöten führt zu einem guten Absatz über die wandernden Händler in größere Städte, aus dem Ertrag wird Feuerholz verhandelt, dass durch Sonderkonditionen Familie Schnaps zugewendet wird. Der überschüssige Schnaps wird gegen Eisen verhandelt, damit werden bessere Beschläge für die nun sehr begehrten Pferde hergestellt. Die optimal versorgten, ausgebildeten und beschlagenen Pferde führen dazu, dass Guanshuang zu DEM Postpferddorf in der gesamten Präfektur wird. Handel und Produktion konzentrieren sich bald auf die optimale Postpferdproduktion, das Dorf erhält ein Herausstellungsmerkmal und ergänzt sich mit den umliegenden Dörfern die andere Dinge primär liefern. Geht es drei Dörfern gut wird ein Tempel gegründet, wo jährlich Tempelfeste („Messen“) stattfinden, auf denen der kommende Jahresumsatz verhandelt wird.

Das ist jetzt grob dargestellt, aber so ungefähr lief das an vielen Orten Chinas. Fabrikproduktion, Fließband, Kolonnenunterbringung etc. das gab es schon früher in China, wenn auch ohne technische Hilfsmittel, weshalb es nicht durch ein industrielles Zeitalter eingeführt werden musste. Die Verfügbarkeit von strategischen komparativen Vorteilen und Bereitschaft, in diese zu investieren, war ein wichtiges Merkmal „unserer“ Industrialisierung.

Über die Ming-Dynastie hinweg wurden nicht nur viele neue Erfindungen gemacht, sondern die Handels- und Spezialisierungsentwicklung vorangetrieben. Es gab aber auch Gegenbewegungen: Mit dem Neo-Konfuzianismus wurde die Gesellschaftsstruktur wieder steifer und Frauen vom öffentlichen Leben (und somit Arbeitsleben) fast getilgt. Denoch erfolgte hier der in der Qing-Dynastie (nach erheblichen kriegsbedingten Einbußen) fortgeführte Bevölkerungsanstieg.

Wie gesagt, ein Industrialisierungszeitalter gab es in China nicht, die wichtigsten ähnlichen Entwicklungen würde ich zwischen Song- und Ming-Dynastie verorten.

lg
Kate