Der Lindner und die Grundschuld

Was wir aber nicht wissen :woman_shrugging: wir wissen nur, dass da eine hohe Grundschuld eingetragen wurde - der Rest ist Spekulation

Eh, aber was ist denn deiner Meinung nach der wahrscheinlichste Grund, dass zur Grundschuld von 2,3 Millionen um eine weitere um eine halbe Million dazu kam?

Spekulation :woman_shrugging:

Es kann sein - es kann nicht sein …

Das Einzige was es sicher sagt, ist dass die Bank das Grundstück und die Villa für wertvoll genug hält, um eine Grundschuld über 2,8 Mio einzutragen

Dann anders rum: Welche sonstigen Gründe fallen dir ein, wieso man in so einem Fall eine zweite Grundschuld eintragen sollte?

Evtl wurde die Villa auf einer Giftmüll-Deponie gebaut was erst bei Renovierung des Pools aufgefallen ist und nun komplett saniert werden muss, womit vorher keiner gerechnet hatte?

Die ganze Villa ist Heizungstechnisch nicht auf dem aktuellen Stand und wird nun auf Solar/Fernwärme und überall auf Fußbodenheizung umgestellt ?

Egal… es ist egal… weil alles Spekulation ist - genau das erreicht was der Journalist bezweckt hat

Nein ich kann L auch nicht ausstehen - kein bisschen - aber es gilt immer noch die Unschuldsvermutung solange ihm keine Sauereien nachgewiesen werden können - und eine weitere Grundschuld einzutragen oder privat Kredite aufzunehmen ist per se nicht strafbar

Grundschuld hängt schon mit dem Wert einer Immobilie ab, aber auch noch weiterer Faktoren wie Bonität des Schuldners und Prognose eines möglichen Wiederverkaufswerts, Tilgungsgeschwindigkeit und Zins. Letztere „weichen“ Faktoren die im Ermessensspielraum der Bank liegen, dürften im Falle Lindner eine große Rolle spielen.
Udo Becker

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Aber deine Beispiele laufen doch auch darauf hinaus, dass die zweite Grundschuld darauf hinweist, dass die erste ausgeschöpft wurde und es Bedarf nach mehr Kapital gab. Oder verstehe ich dich falsch?

kann - muss aber nicht - ist eigentlich sicher dass Haus/Grundstück L allein gehört? Oder nicht doch seiner Frau ? … Wir wissen nichts - wir spekulieren nur - und keiner weiß was wirklich Sache ist :woman_shrugging:

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Sehen wir es mal so:
Wenn Karl Arsch von nebenan im Monat 3000 Euro hat und sich mit 300.000 Euro verschuldet, dann könnte das normal sein.
Herrn Lindner wird unterstellt, dass er mit ungefähr 3 Millionen verschuldet ist. Wenn er ein monatliches Einkommen von 30.000 Euro hätte, wäre das das gleiche Verhältnis.
Und wir wissen nicht welchen Wert die Immobilie hat und welche Kredite hinter den Grundschulden stehen. Und auch nicht wieviel Eigenkapital in dem Haus steckt.
Es gibt nur Presseberichte, die in Teilen nicht korrekt sein mögen.

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Und das ist nicht einmal unrealistisch. Seine Nebeneinkünfte lagen 2020 bei über T€ 400 und dazu kommen noch die Bezüge als Abgeordneter bzw. Minister. Das hängt natürlich alles vom weiteren Fortgang seiner politischen Karriere ab, aber Politiker seiner Kategorie fallen auch nach Abwahl bzw. Rücktritt eher weich.

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Ja, aber warum hast Du damit so ein Problem? Und warum sprichst Du von

Die Summen, um die es hier geht, mögen einem Kleinverdiener immens erscheinen. In etwas begüterteren Lebensverhältnissen ist das nichts Besonderes. Und auch wenn der Begriff „Schulden“ juristisch korrekt ist, bekommt er natürlich in dieser Verwendung einen ganz schalen Beigeschmack, den er hier nicht verdient. Ich spreche grundsätzlich von Verbindlichkeiten, die jemand ganz seriös begründet, wenn er dahinter ein Konzept/Einkünfte hat, diese geplant und regulär über die Zeit wieder auszugleichen. Zu Schulden, durch die jemand angreifbar wird, werden solche Verbindlichkeiten erst dann, wenn ein entsprechendes Konzept nicht aufgeht/die Einkünfte zusammenbrechen, … und eine reguläre Tilgung nicht mehr möglich ist.

Da aber kaum jemand in der Lage ist eine Immobilie bar zu bezahlen, ist doch überhaupt nichts dabei, dass Menschen ihrer Einkommenssituation angemessen Immobilien finanzieren. Der eine kann sich eben nur die recht bescheidene Eigentumswohnung in der nicht sonderlich hübschen Vorstadt leisten. Beim anderen reicht es für die etwas großzügigere Stadtvilla in einer der Traumstädte. Und wieder jemand anderes plant so, dass er gleich ein paar Wohnungen mit dazu baut/kauft, um künftig Mieteinnahmen zu generieren, die zunächst den hierfür zusätzlich aufgenommenen Kredit refinanzieren und später mal passives Einkommen im Alter sind. Wo ist da (d)ein Problem, so lange solche Konzepte gut durchdacht sind und aufgehen?

Dinge entwickeln sich zudem oft über die Zeit, und dann kann es eben auch passieren/durchaus sinnvoll/nötig sein, zusätzliches Kapital aufzunehmen um hierauf angemessen zu reagieren/hieraus einen langfristigen Vorteil zu ziehen. Auch das ist doch überhaupt kein Problem, wenn man in der Lage ist, auch dieses Geld dann regulär wieder zurück zu führen. Es gibt Menschen mit recht großem finanziellen Spielraum, die mit einer ersten Finanzierung noch lange nicht „am Limit“ sind, und sich eine 2. und 3. Finanzierung problemlos leisten können, wenn diese notwendig oder sinnvoll werden sollte.

Wir haben auch (in deinen Augen vollkommen unseriös) zunächst im Wege einer vorweggenommenen Erbfolge eine Eigentumswohnung erworben, die wir „deutlich über Wert“ mit einer Grundschuld belastet haben, weil in dem abgesicherten Kredit die Kosten für eine vollständige Sanierung der vorhandenen Wohnung und für einen Anbau in Größenordnung eines eigenen kleinen Einfamilienhauses enthalten waren. Als der Erbfall eintrat mussten (vorhersehbar und von Anfang an mit einkalkuliert) Miterben am Rest des Hauses ausbezahlt werden. Also die 2. Wohnung auch „deutlich über Wert“ mit einer Grundschuld belastet und aus dem damit abgesicherten Kredit eben auch nicht nur die restlichen Anteile an der 2. Wohnung im Ist-Zustand erworben, sondern ebenfalls gleich noch mal weitestgehend saniert, um sie angemessen vermieten zu können. Die Mieten zahlen den Kredit ab, im monatlichen Cashflow bleibt sogar noch etwas übrig, solange die Wohnung vermietet ist. Bei Leerstand ist es aber auch kein Problem diesen Kredit anderweitig zu bedienen. So wie es bei jedem sein sollte, der Wohnungen finanziert erwirbt und vermietet.

Nachdem der Kredit für die 1. Wohnung weitgehend zurückgeführt war sind wir endlich mal an ein neues Dach mit Ausbau gegangen. Auch den haben wir wieder finanziert. Ups, jetzt sind wir auch bei drei „ganz unseriösen“ Finanzierungen für ein Haus, obwohl wir jetzt unter dem Strich deutlich weniger zahlen als früher. Und da hierbei zufällig die erste Bank wieder ins Spiel kam, reichte denen die noch bestehende alte Grundschuld aus. Bei einer anderen Bank hätte es eben einer zusätzlichen Grundschuld bedurft.

Zudem weiß man bei Herrn L. AFAIK nicht so wirklich viel über das konkrete Objekt und dessen Umstände. Da sind X Konstellationen denkbar. Alleine schon die Tatsache, dass da jetzt etwas in eine Finanzierung über den Wert des Objektes zum Kaufzeitpunkt hineingeheimnist wird, finde ich schon kurios. Jeder, der ein leeres Grundstück erwirbt und darauf erst ein Haus bauen will, macht es genau so! Jeder, der ggf. einen Altbestand zunächst abreißen, sanieren, erweitern will, macht es so, … Und gerade bei Sanierungen ist der Finanzbedarf zu Anfang oft nur „Wunschvorstellung“. Kaum machst Du die erste Wand auf, explodieren die Kosten ggf., weil man da auf Dinge stößt, die keine noch so gute und gründliche Vorab-Prüfung auch nur ansatzweise ergeben hat. Es heißt doch nicht umsonst, dass eine Sanierung nur doppelt so lange dauert und drei mal so viel kostet, wie ein Neubau. Da dann noch mal einen Nachschlag in der Finanzierung zu brauchen, ist keine große Besonderheit und sagt nichts über die Seriosität eines Bauherren/Käufers aus.

Auch dieses Thema „Eigenkapital“ wird regelmäßig vollkommen überbewertet. Ja, wenn es schon mit einer ersten Finanzierung recht eng ist, ist das von größerer Bedeutung. Aber je mehr finanzieller Spielraum besteht, um so unwichtiger wird es. Das Geld muss ja auch nicht bar Tatze auf den Tisch der Bank gelegt werden, und es ist der Bank vollkommen egal, ob man dieses nachgewiesene Eigenkapital 1:1 einsetzt oder die restlichen Bau-/Erwerbskosten anderweitig z.B. aus den laufenden Einkünften bezahlt. Unsere Umbaumaßnahmen waren immer deutlich teurer als das, was wir finanziert haben. Da wurde dann das für den Kredit nötige Eigenkapital auf dem Papier nachgewiesen. Tatsächlich aber die Kosten über die Zeit einfach aus den laufenden Einkünften bezahlt. So what?

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Danke für den ausführlichen Text. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn Immobilien über Kredite finanziert werden. Ich mache das mit meinem Haus auch nicht anders. Nur kommen hier halt ein paar Dinge zusammen.

Lindner ist nicht irgend jemand sondern der Finanzminister, dem unter anderem die Bafin unterstellt ist. Und wenn der Finanzminister für eine Bank, bei der er hohe Kredite hat, Werbung macht, finde ich das halt interessant. Wenn kurz nach der Werbung dann ein weiterer Kredit von der gleichen Bank kommt, finde ich das gleich nochmal interessanter.

Kann gut sein, dass hier alles in bester Ordnung ist. Aber so zu tun, als gäbe es keinerlei Gründe, diese Vorgänge genauer zu beleuchten, finde ich falsch.

Die Sache mit der „Werbung“ mag man gerne untersuchen, sollte sich aber darüber klar sein, worum es dabei dann konkret geht! Es geht dabei eben gerade nicht darum, dass Herr L. Kreditnehmer dieser Bank ist, und es geht dabei ebenfalls nicht darum, dass Herr L. bei dieser Bank dann auch noch eine weitere Finanzierung aufgenommen hat (zumal es vollkommen normal ist, dass man sich im Falle eines zusätzlichen Finanzierungsbedarfs an den schon zuvor genutzten Finanzierer wendet).

Man kann Herrn L. auch nicht grundsätzlich verbieten/vorwerfen, dass er - wie jeder andere auch - bei einer x-beliebigen Bank Kredite für eine Immobilienfinanzierung aufnimmt, nur weil er Finanzminister ist.

Genau dies passiert hier aber gerade! Ich bin alles andere als ein besonderer Fan von Herrn L. aber deshalb lasse ich mir noch lange nicht meine Objektivität nehmen. Und hiernach ist/wäre an der ganzen Geschichte nur ein einziger Punkt „spannend“: Wurde Herrn L. aufgrund seiner „Werbung“ ein Vorteil versprochen/verschafft, den er nicht hätte annehmen dürfen? Und dafür sehe ich bislang in der ganzen Diskussion nicht den Hauch eines Verdachts. Statt dessen wird hier aus objektiv nicht zu beanstandenden und ganz normalen/regulären Vorgängen nur aufgrund der Höhe des Betrages um den es hier geht und der politischen Position von Herrn L. ein ganz schwer verdaulicher Ahnungs-Verdachts-Verleumdungs-Neid-Cocktail gemixt.

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Naja, für Werbung wird man üblicherweise bezahlt. Das wäre ja erst recht kein Problem. Hier geht es um ein Grußwort zum 100. Gründungstag der fraglichen Bank, das den Gästen per Video vorgespielt wurde. Dass ein prominenter Kunde ein Grußwort einspricht oder einen Vortrag hält, ist nichts ungewöhnliches. Genauso, wie man für ein neues Produkt die besonders pflegeleichten Kunden anspricht, werden vor solchen Veranstaltungen die Kundenbetreuer aufgefordert, doch ihre prominentesten Kunden zu fragen, ob sie nicht Bock haben, ein paar Worte zu sprechen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass 2002 oder 2003 Friedrich Merz die Eröffnungsrede auf unsem Kundensommerfest gehalten hat (wobei ich mir gerade aber nicht sicher bin, ob der damals Kunde war oder ob der das damals über sein Management gegen Bezahlung zustande kam).

Oder anders: so ein Grußwort ist keine Werbung. Die Bank hat davon nichts gehabt, außer dass da ein bekanntes Gesicht ein paar warme Worte geredet hat.

Und noch ein Punkt: es gibt eine interne Revision, es gibt Wirtschaftsprüfer und es gibt Verbandsprüfer. So groß ist die BBBank auch nicht, dass da jeder darauf wetten kann, dass ausgerechnet das Kreditengagement Lindner nicht geprüft wird. Hinzu kommt, dass der Auftritt von Lindner ja auch bekannt war. Insofern wäre es schon ziemlich blöd, bei so einem prominenten Fall irgendein Ding zu drehen.

Damit kommen wir zum letzten, aber eigentlich wichtigsten Aspekt: wo soll denn der Vorteil für Lindner gewesen sein?

  • Einen Kredit zu bekommen, den er woanders bzw. ohne die Rede nicht erhalten hätte? Die Kreditwürdigkeit steht doch bei dem Einkommen nicht einmal ansatzweise in Frage.
  • Günstigere Zinssätze? Günstiger als was? Viel Luft nach unten gab es zu der Zeit nicht und 0,1% hier oder dort spielt für keinen der Beteiligten eine Geige. Normalkonditionen gibt es in der Region sowieso nicht; da wird jeder Zinssatz individuell ausgehandelt.

Mal abgesehen davon, wie gesagt, dass über die mit den Grundschulden besicherten Kredite überhaupt nichts bekannt ist und sich mir weiterhin die Frage stellt, wie der Journalist überhaupt an die Grundbuchdaten gekommen ist. Mit etwas Böswilligkeit kann man durchaus annehmen, dass da gezielt eine Kampagne aufgebaut werden soll.

Was seltsam wäre, denn bei dem ganzen Mist, den der Mann die ganze Zeit erzählt, gäbe es doch genug politische Anhaltspunkte.

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Ein Bekannter von mir hat sich vor ungefähr 20 Jahren ein Grundstück mit Haus gekauft. Voll finanziert, weil er und seine Frau schon damals Beamte auf Lebenszeit waren - also über ein sicheres und planbares Einkommen verfügten. Das Haus war damals weit über 100 Jahre alt und bedurfte einer gründlichen Sanierung, die sich über knapp 10 Jahre hinzog. Natürlich wurde das alles teurer als gedacht, so dass nachfinanziert werden musste. Zwischendurch kauften sie erst ein Auto auf Kredit, dann noch das zweite. und ein Motorrad. Als das erste Auto bezahlt war, kam hier jemand auf den Gedanken, dass alle Abwasserrohre entweder saniert oder sehr gründlich und teuer untersucht werden sollten. Also nahm man einen weiteren, mit Grundschuld besicherten Kredit für die Sanierung auf.

Und dennoch: alles im Lack. Mit seiner Pensionierung in knapp zehn Jahren werden er und das Haus schulden- bzw. lastenfrei sein. Und jetzt der Clou: der Mann macht inzwischen auch politisch Karriere. Das Grundbuch sieht mit Sicherheit wirrer aus als das vom Lindner. Da kann man nur hoffen, dass da nicht auch ein Journalist auf den Gedanken kommt, seinen unberechtigten und uninformierten Rüssel ins Grundbuch zu halten.

Als ich vor knapp 20 Jahren meine erste Wohnung kaufte, musste ich aus völlig uninteressanten Gründen nur rd. 45% des Kaufpreises finanzieren. Einige Jahre später dachte ich darüber nach, die inzwischen weitgehend freie Grundschuld und eine weitere, noch einzutragende Grundschuld für den Kauf einer weiteren Wohnung zu verwenden. Welche Schlussfolgerungen hätte eine Journalistennase denn daraus gezogen? Mit Sicherheit doch nicht die, dass die erste Wohnung bezahlt war und eine zweite gekauft werden sollte.

Auf der Immobilie, in der ich nun wohne, lastet eine Grundschuld, die in gut dreimal so hoch ist wie der ausstehende Kredit für dieses Haus. Das liegt daran, dass es sich um eine Gesamtgrundschuld handelt, die auf zwei Grundstücken lastet, von denen eines meiner Frau und das andere uns beiden gehört. Auch hier ließe sich aus der Grundschuld an sich keinerlei Rückschluss ziehen, wie hoch unsere Verbindlichkeiten sind und wie hoch diese für welche Immobilie sind.

Der langen Rede kurzer Sinn: aus dem Umstand, dass da eine Grundschuld eingetragen ist und eine zweite eingetragen wurde, lässt sich seriös kein Rückschluss ziehen. Zumindest nicht, so lange nicht bekannt ist, wer da für was welche Kredite aufgenommen hat.

Und selbst dann ist noch lange nicht gesagt, wo da die Vorteilsnahme sein soll. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht mal vorstellen, wo sich da eine verstecken sollte (s.u. zweite Hälfte meines vorherigen Artikels).

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Keine Ermittlungen gegen Lindner:
Staatsanwaltschaft Berlin: Keine Ermittlungen gegen Christian Lindner (berliner-zeitung.de)

„Die Prüfung habe weder einen – „ohnehin fernliegenden“ – Anfangsverdacht wegen Abgeordnetenbestechung noch wegen Vorteilsannahme ergeben, erklärte die Behörde nun.“

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