Pest und Cholera allüberall?
Ich kenne den Mythos von Sisyphos.
Ich kenne nicht den ‚‚Mythos von Sisyphos‘‘ von Camus.
Aber ich kenne ‚‚Die Pest‘‘ von Camus.
(Und habe mich wohl in grauer Vorzeit ‚mal mit ‚‚Existentialismus‘‘ mehr oder weniger umfassend - eher weniger - auseinandergesetzt).
(Sartre’s ‚‚la nausée‘‘ [‘‚Der Ekel‘’] hat mich auf Anhieb angewidert.)
(und wenn ich mich irgendwann in müßiger Stunde nochmal mit dem Thema beschäftigen werde - was wohl eher nicht wird - dann ist Sartre’s ‚‚l’être et le néant‘‘ [’‚Sein und Nichts‘’] auf der Warteliste an erster Stelle aus ontologischem Interesse.)
Das Fazit, das ich mir gemerkt habe war:
Das Leben, Existenz überhaupt ist absurd (angesichts des Leids, das die Pest anrichtete), Sinn des Lebens, sind nicht zu begreifen, geschweige denn ihm irgendwie zu begegnen.
Was man auch tut, am großen Ganzen, dem Leid, der Sinnlosigkeit, der Absurdität ändert sich nichts.
Dennoch tut Dr.Rieux in ‚‚Die Pest‘‘ alles menschenmögliche, um zu helfen, das Leid zu lindern.
So ähnlich, wie Voltaire’s ‚‚il faut cultiver notre jardin‘‘
frei übersetzt:
‚‚Unseren Garten müssen wir pflegen und kultivieren‘‘
(Das bißchen Vorgarten? Oder diesen wunderbaren Garten Welt?)
Also: Bei allem Schlechten in der Welt, sollten wir uns doch - dem zum Trotz? oder ungeachtet dessen? oder in aller (zynischer?) Distanz? - mit aller Liebe um unseren eigenen Brei zu dessen und unserem Wohle kümmern. (?)
[Naja … die spinnen eben, die Philosophen …]
Fazit: Augen zu und durch. Weitermachen. So gut es eben geht.
(Am besten gar nicht nach Sinn fragen? Laufen lassen, aber nicht untätig?)
Hoffe, den Grundgedanken des Existentialismus damit einigermaßen getroffen zu haben.
Nun - danach ging zwar nicht die Ausgangsfrage - ist es natürlich leicht, den Teufel an die Wand zu malen, wenn man in Zeiten von Pest und Cholera Philosophie betreibt oder einen Simpel ‚‚Candide‘‘ in die Welt hinaus schickt oder überhaupt an allem zweifelt (verzweifelt? … müßte man 'mal die Biographien Camus und Sartre bemühen …)
(Wobei Voltaire natürlich kein Existentialist war, sondern er mit seinem ‚‚Candide‘‘ nur die Naivität der Leichtgläubigen anprangerte - wie ich es in Erinnerung habe).
De facto ist die Welt in der wir leben wesentlich ‚reichhaltiger‘, als nur ‚schlecht, sinnlos, negativ und hoffnungslos‘.
Man kann als Einzelner nichts bewegen in dieser Welt … aber es kommt darauf an, es zu tun, es zu versuchen, dann gehört man immerhin zu denjenigen, die in der Masse den Unterschied ausmachen zu denen, die resignieren.
Chinesisches Sprichwort (mir heilig):
Ein Baum, der fällt macht mehr Krach, als ein Wald, der wächst.
Soll heißen: Die wenigen schlechten, entsetzlichen, mörderischen Geschehnisse, Katastrophen, Nachrichten, die einem den Boden unter den Füßen wegzuziehen geeignet sind, die mehr Sensation und Aufmerksamkeit heischen, als die große Masse, die den Globus am Drehen hält, vernebeln den Blick auf die Massen, die in Frieden leben und die Menschheit ausmachen.