Der Mythos des Sisyphos

Wer Philosophie liebt, hat von Albert Camus gehört. „Der Mythos des Sisyphos“ eines seiner großen Werke. Ich möchte hier nun etwas auf den Inhalt eingehen, Fragen stellen und diskutieren. Wohlgetan, fangen wir an :wink:

In seinem Werk „Der Mythos des Sisyphos“ beschäftigt sich Camus mit der Absurdität des Lebens’. Camus stellt sich die Frage ob das Leben die Mühe gelebt zu werden lohnt, oder nicht.

Er zählt zu beginn gewisse Aspekte auf, die für den Menschen das Leben absurd machen. Bsp: Der Mensch wird niemals in der Lage sein, alles zu ergründen und zu erfahren. Des Weiteren greift der die Freiheit auf und stellt die Freiheit Gott gegenüber.

Camus macht deutlich, der Mensch, dem die Absurdität klar geworden ist, steht die ganze Zeit im Zwiespalte mit dem Leben.
Es gibt drei Stufen des Umgangs mit der Absurdität: 1) ihre Erkenntnis 2) ihre Annahme und schließlich 3) die Revolte

So weit, so gut. Jetzt ein paar fragen.

Habe ich so weit seine Philosophie richtig verstanden?

Was mir unklar ist, wie soll diese Revolte (Aufstand) aussehen?

Meint Camus durch annehmen der Absurdität gibt es dem leben einen Sinn? Bsp. wären gut.

absurd leben

Habe ich so weit seine Philosophie richtig verstanden?

soweit, im Grundzug, ja

Was mir unklar ist, wie soll diese Revolte (Aufstand) aussehen?
Meint Camus durch annehmen der Absurdität gibt es dem leben einen Sinn?

Nein. Es gilt, die Absurdität (etwa: „es gibt keinen Sinn des Lebsn“) zu durchschauen. Sie annehmen heißt aber nicht liebkosen. Es gilt, sich ihr nicht zu unterwerfen. D.h. im vollen Bewußtsein der Unmöglichkeit, einen Sinn zu finden, nicht aufzuhören, ihn zu suchen. Die Konsequenz: „So gut wie möglich und so lange wie möglich zu leben“. Das ist die Revolte. Nicht aufhören, zu streben, und sich von der Gewißheit unmöglicher Erfüllung nicht hindern lassen. Scheitern ist ok, aufgeben nicht.

Also z.B. der Suizid ist keine Lösung (siehe auch „Der Fremde“). Es wäre eine Unterwerfung unter die Sinnlichkeit. Schau dir an, wie er

a) den Sisyphus beschreibt: Er lächelt beim Heraufrollen des Steins in Vorfreude auf die Freiheit und ist niedergeschlagen, wenn er unbelastet vom Berg absteigt in Vorwissen der zukünftigen Last

und b.) den Don Juan: Was er an Qualität nicht erreichen kann, ersetzt er durch Quantität: Er bleibt nicht bei einer, die er nicht kriegen kann, sondern geht immer weiter von einer zur nächsten und ist selbst derjenige, der sie verläßt.

Beides sind für ihn absurde Menschen und es gilt, absurd zu leben. Das IST die Revolte.

Es steht in gewissem Gegensatz zur Absurdität bei Kafka. Dazu siehe:
/t/kafka-k-wird-von-einem-torwaechter-gehindert/4409…
und
/t/kafka-k-wird-von-einem-torwaechter-gehindert/4409…

Bei beiden ist klar, was mit Sinnlosigkeit gemeint ist, aber es bleibt unbestimmt, worin denn „Sinn“ bestehen könnte. Das ist entscheidend.

Gruß
Metapher

zum ‚absurden‘ Don Juan …

… auch noch dies zur Verdeutlichung:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

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Nein. Es gilt, die Absurdität (etwa: „es gibt keinen Sinn des
Lebsn“) zu durchschauen. Sie annehmen heißt aber nicht
liebkosen. Es gilt, sich ihr nicht zu
unterwerfen. D.h. im vollen Bewußtsein der Unmöglichkeit,
einen Sinn zu finden, nicht aufzuhören, ihn zu
suchen.

Das ist aber doch das komplette gegenteil. Du sagst, dass man die Sinnlosigkeit des Lebens durchschauen und annehmen muss. Und weiter schreibst du, nicht aufzuhören einen Sinn zu finden?
Könntest du mir das noch einmal erklären?

Die Konsequenz: "So gut wie möglich

und so lange wie möglich zu leben". Das ist die Revolte. Nicht
aufhören, zu streben, und sich von der Gewißheit unmöglicher
Erfüllung nicht hindern lassen. Scheitern ist ok, aufgeben
nicht.

Camus beschreibt also das der Mensch, der die absurdität angenommen hat und sich Bewusst darüber ist, ständig damit beschäftigt ist sich aufzuraffen. Das bezeichnet er als Revolte?
Somit hat er dem Leben aber doch einen Sinn gegeben. Die ständige Revolte?

gruß
dein6Sinn :smile:

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Pest und Cholera allüberall?
Ich kenne den Mythos von Sisyphos.
Ich kenne nicht den ‚‚Mythos von Sisyphos‘‘ von Camus.
Aber ich kenne ‚‚Die Pest‘‘ von Camus.
(Und habe mich wohl in grauer Vorzeit ‚mal mit ‚‚Existentialismus‘‘ mehr oder weniger umfassend - eher weniger - auseinandergesetzt).
(Sartre’s ‚‚la nausée‘‘ [‘‚Der Ekel‘’] hat mich auf Anhieb angewidert.)
(und wenn ich mich irgendwann in müßiger Stunde nochmal mit dem Thema beschäftigen werde - was wohl eher nicht wird - dann ist Sartre’s ‚‚l’être et le néant‘‘ [’‚Sein und Nichts‘’] auf der Warteliste an erster Stelle aus ontologischem Interesse.)

Das Fazit, das ich mir gemerkt habe war:
Das Leben, Existenz überhaupt ist absurd (angesichts des Leids, das die Pest anrichtete), Sinn des Lebens, sind nicht zu begreifen, geschweige denn ihm irgendwie zu begegnen.
Was man auch tut, am großen Ganzen, dem Leid, der Sinnlosigkeit, der Absurdität ändert sich nichts.

Dennoch tut Dr.Rieux in ‚‚Die Pest‘‘ alles menschenmögliche, um zu helfen, das Leid zu lindern.
So ähnlich, wie Voltaire’s ‚‚il faut cultiver notre jardin‘‘
frei übersetzt:
‚‚Unseren Garten müssen wir pflegen und kultivieren‘‘
(Das bißchen Vorgarten? Oder diesen wunderbaren Garten Welt?)
Also: Bei allem Schlechten in der Welt, sollten wir uns doch - dem zum Trotz? oder ungeachtet dessen? oder in aller (zynischer?) Distanz? - mit aller Liebe um unseren eigenen Brei zu dessen und unserem Wohle kümmern. (?)
[Naja … die spinnen eben, die Philosophen …]

Fazit: Augen zu und durch. Weitermachen. So gut es eben geht.
(Am besten gar nicht nach Sinn fragen? Laufen lassen, aber nicht untätig?)

Hoffe, den Grundgedanken des Existentialismus damit einigermaßen getroffen zu haben.

Nun - danach ging zwar nicht die Ausgangsfrage - ist es natürlich leicht, den Teufel an die Wand zu malen, wenn man in Zeiten von Pest und Cholera Philosophie betreibt oder einen Simpel ‚‚Candide‘‘ in die Welt hinaus schickt oder überhaupt an allem zweifelt (verzweifelt? … müßte man 'mal die Biographien Camus und Sartre bemühen …)
(Wobei Voltaire natürlich kein Existentialist war, sondern er mit seinem ‚‚Candide‘‘ nur die Naivität der Leichtgläubigen anprangerte - wie ich es in Erinnerung habe).

De facto ist die Welt in der wir leben wesentlich ‚reichhaltiger‘, als nur ‚schlecht, sinnlos, negativ und hoffnungslos‘.

Man kann als Einzelner nichts bewegen in dieser Welt … aber es kommt darauf an, es zu tun, es zu versuchen, dann gehört man immerhin zu denjenigen, die in der Masse den Unterschied ausmachen zu denen, die resignieren.

Chinesisches Sprichwort (mir heilig):

Ein Baum, der fällt macht mehr Krach, als ein Wald, der wächst.

Soll heißen: Die wenigen schlechten, entsetzlichen, mörderischen Geschehnisse, Katastrophen, Nachrichten, die einem den Boden unter den Füßen wegzuziehen geeignet sind, die mehr Sensation und Aufmerksamkeit heischen, als die große Masse, die den Globus am Drehen hält, vernebeln den Blick auf die Massen, die in Frieden leben und die Menschheit ausmachen.

Kann man nicht einfach sagen, dass dieses Buch klar zu machen versucht, dass es keinen Sinn an sich gibt,dass man in einer hochgradig absurden Welt lebt.

Solange man ungluecklich ist, solange man hofft und an einen Sinn glaubt, ist der Mensch in sich gefangen mit dem Gedanken des Selbstmordes und mit der Absurdität seines Lebens.
Camus macht klar, dass der Mensch ständig sich die Absurdität klar wird und entweder sagt, „Mein Leben ist Sinnlos“, oder die Revolte durchführt, also ständiger innere Krieg mit sich selbst um der Sinnlosigkeit zu entgehen. Wie Sysiphos. Der ständig den Stein hoch schleppt, auf die freude dir er oben haben wird. Beim runtergehen, wird ihm klar, dass dieses eigentlich „scheisse“ ist :wink:
Wenn er einfach sich damit abfindet und die Absurdität akzeptiert, wird der Mensch heiter und enspannt.

Dadurch zieht Camus den schluss, eine sinnfreie Welt durch einen selbstentwurf des Menschen desen Dasein jeden Tag aufs neue Größe zu verleihen möglich ist.

Lässt sich seine Message so interpretieren? :smile:

Ob z.B. man einen anderen Menschen liebt oder nicht, soll jeder für sich entscheiden. Bloß ist die Liebe eine konstruktion der Ewigkeit und lässt die absurdität aufblühen.
Nach Camus Gedanken sollte man also keine Partnerschaft eingehen?