Der weisheit ende oder nur am ende derselben?

Wissenschaft Wirtschaftswissenschaften
#1

ein novemberblues

zwei wichtige und richtungsweisende landtagswahlen sind kaum vorbei, und dann dies:

„Die Wirtschaftsweisen haben ihre Konjunkturprognose korrigiert und gehen in diesem Jahr nur noch von einem Wachstum um 1,6 Prozent aus. Das teilte der Sachverständigenrat in seinem Gutachten an die Bundesregierung mit. Bislang hatten die Wirtschaftsweisen für 2018 mit einem Plus von 2,3 Prozent gerechnet.“

ich möchte ja nicht gleich wieder (ver)zweifeln, aber wenn in einem großem unternehmen das controlling kurz vor jahresende derart abweichende erwartungen bekannt geben würde, dann würden holzwände und nägel bereitgestellt. nicht nur für die controller.

bemerkenswert die erste begründung im artikel für das desaster:

„Als Gründe für den Abschwung gelten ein Mangel an Fachkräften, etwa beim Bau oder unter IT-Expertinnen.“

hallo?
der bau boomt wie nie zuvor, dort werden umsätze und preise und niedriglöhner und ergebnisse geschwungen ohne ende.

i, wieso i?

vielleicht kann mir jemand erklären, wie das alles zu erklären ist.

pasquino

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#2

Ja, aber es geht nun mal um das Wachstum, das heißt um das Delta. Wenn es heute boomt und morgen genau so, ist das Delta null. Das heißt nicht, dass das Level auf null liegt.

Wir produzieren für die halbe Welt mit, dank dem Euro. Das war aber letztes Jahr auch schon so.

#3

Viele Betriebe könnten noch mehr Aufträge bearbeiten (oder vorhandene schneller abarbeiten), wenn sie Facharbeiter und Bauingenieure finden würden. IT-Berufe sind genauso ein Engpass, aber auch Ingenieure allgemein, auch andere Fachkräfte.

Außerdem gab es auch noch einen Knick durch das gute Wetter, denn das führte zu Niedrigwasser auf dem Rhein und anderen Wasserstraßen, weswegen weniger Transportkapazität zur Verfügung stand. Waren konnten nicht geliefert werden, deswegen wurden Rechnungen nicht geschrieben, deswegen fiel das BIP geringer aus (etwas vereinfacht).

#4

Als WiWi muß ich Dir doch nicht erklären, daß die Erwartung bereits alle bekannten Größen enthält und nur noch mit einem Fehlerterm ergänzt wird. Würde man eine Abweichung von der Erwartung erwarten, wäre dies ebenfalls eine zu messende Größe und gehört ins Modell, oder mit anderen Worten, das Modell --war scheiße-- hatte zu wenig Freiheitsgrade.

#5

Vielleicht beschäftigst Du Dich mal mit den Grundlagen der Tätigkeit des Sachverständigenrates. Wenn Dir dann über den Weg läuft, wie oft der Rat seine Prognosen abgibt, kommst Du vielleicht auch dahinter, wieso gerade jetzt eine Korrektur der Prognose vorgenommen wird.

Im übrigen kann so eine Prognose nur auf vorhandenen Daten und Annahmen bzgl. der Zukunft beruhen. Natürlich kann man sich hinstellen und behaupten, der Sachverständigenrat hätte alle Unwägbarkeiten und unvorhersehbaren Ereignisse vorhersehen müssen, aber das ist dann schon ein bißchen albern.

In dem Kontext:

#6

Aber ist die Korrektur einer Prognose um 0,7 Prozentpunkt gleich so schlimm? Zumal die Tendenz der Abschwächung des Konjunktur ja durchaus richtig prognostiziert wurde.
Kritik an diesem Zirkel muss ja viel grundsätzlicher ansetzen.

Ist folgendes eigentlich ein Widerspruch?
Als Gründe für den Abschwung gelten ein Mangel an Fachkräften, etwa beim Bau …
Maßnahmen gegen den Abschwung seien den Wirtschaftsweisen zufolge unter anderem … eine Reform der Grund- und Grunderwerbsteuer sowie eine Stärkung des Wohngelds und des sozialen Wohnungsbaus.

Gruß
F.

#7

Servus,

versuch doch mal rauszukriegen, wann

war. Dann verstehst Du das wahrscheinlich eher.

Übrigens: Der Vergleich mit „dem Controlling“ (d.h. nicht denjenigen, die in dieser Abteilung ordentliche Arbeit verrichten, sondern der Niete, die sie verbal „nach oben“ vertritt) ist nicht so ganz passend, weil der Sachverständigenrat seine Prognosen an nichts geringerem als der Wirklichkeit messen lassen muss, die vom Buddhistischen Standesamt zwar zeitlich verzögert, aber ziemlich genau ermittelt wird. Die erwähnte Niete wird aber nur an den Wunsch- und Truggebilden gemessen, die in einem wegen der üblichen Phantasietermine mit dem Schätzeisen erstellten Jahresabschluss stehen. Die lassen sich von einem geschickten Politiker ohne weiteres nach seinen Wünschen gestalten.

Schöne Grüße

MM