Doktortitel in Philosophie

Die Philosophie und der Tod
Hallo,

ein Bekannter von mir hat  den Doktortitel in Philosophie erreicht.
Respekt!

Auf jeden Fall, wenn er ihn im Fach Philosophie hat erworben hat. (Der Titel „Dr. phil.“ kann sich jedoch auch auf viele andere Wissenschaften beziehen, die traditionell in der „Philosophischen Fakultät“ einer Universität zusammengefaßt werden).

Philosophie gehört mit Physik und Mathematik zu den kognitiv anspruchsvollsten Wissenschaften. Dies im Unterschied zur oft gehegten öffentlichen Einschätzung. Das liegt daran, daß der Begriff „Philosophie“ verschiedene Konnotationen hat, die in der Regel mit der gleichnamigen Wissenschaft und ihren zahlreichen Teildisziplinen nicht viel gemeinsam hat.

Im FAQ:1653 (auch in der Brettbeschreibung verlinkt) hatte ich diese unterschiedlichen Wortgebräuche einmal näher erklärt. Je nachdem, wo diese Promotion gemacht wurde: In der Regel bedeutet das ca. 3 Jahre selbständiger Forschungsarbeit, die in einem umfangreichen Text (der sog. Dissertation), dokumentiert und argumentiert wird, der meist auch als Buch zu publizieren ist. (Das ist allerdings bei allen Dissertationen der Philosophischen Fakultäten der Fall). Die meisten philosophischen Forschungsgebiete greifen auch tief in die Philosophiegeschichte ein: Das bedeutet zusätzlich Sprachenkenntnisse (neben heutigen Sprachen) in Latein und Griechisch.

Aber was fängt man denn nun tatsächlich damit an?
Womit verdient man dann Geld?

Wer Philosophie als Hauptfach studiert und sich nach dem Magister (alte Studienordnung) zu einer Promotion aufmacht, wird wohl meist eine anschließende uni-interne Laufbahn intendieren.

Andere Berufswege, die ganz spezifisch Philosophie bzw Philosophiegeschichte zur Basis haben, gibt es genaugenommen gar keine. FBH hat ja in seinem Link zur Fachzeitschrift „Information Philosophie“ auf einige Möglichkeiten verwiesen. Aber für alle diese Berufe ist bestenfalls der Magister günstig, die Promotion wäre dagegen in dieser Hinsicht reiner Luxus bzgl. Energie- und Zeitaufwand.

Philosophiert nicht automatisch jeder Mensch?

Ja, aber im Sinne von nur einem der Wortgebräuche „Philosophie“. Genaueres dazu hab ich in dem o.g. FAQ erklärt. Wenn die vielleicht etwas krasse Analogie erlaubt sei: Jeder, der die vier Grundrechenarten beherrscht, kann rechnen, aber ist ja dadurch allein noch nicht Mathematiker.

Besagten Bekannten kann ich nicht fragen, weil er nicht mehr lebt.

Wenn ich ein wenig ausholen darf:
Es war die (von seinem Schüler Platon wiedergegebene) Auffassung des Sokrates, daß die (unsterbliche) Seele, die, bevor sie sich bei der Geburt in das Gefängnis des Körpers begibt (das ist alles als „bildliche“ Rede gemeint gewesen), die (ewigen) Ideen zu sehen (= wissen) vermochte. Dabei vergißt die Seele dieses Wissen allerdings (die → Anamnesis-Theorie). Das begründet die Denk- und Erkenntnisfähigkeit des Menschen: Alles Erkennen ist Wiedererkennen. Und zwar, weil ein kleiner Rest von Erinnerung noch da ist, den man beim Lernen wieder ins Bewußtsein hebt (der philosophische Lehrer spielt dabei die Rolle einer Hebamme, daher -> Maieutik).

Der Philosoph - so Sokrates - unterscheide sich von einem normalen Menschen dadurch, daß er sich ein wenig besser und deutlicher an dieses vorgeburtliche Wissen der „Seele“ erinnere. Es ist daher besonderer Gegenstand seiner Sehnsucht. Und nach dem Tod, also nach der Befreiung der Seele aus der Körperlichkeit, ist dieses ursprüngliche Wissen, das „Sehen der Ideen“, wieder da. Der Philosoph bemühe sich daher, diese Sehnsucht auch schon vorher zu stillen. Er scheue daher jedenfalls den Tod nicht, im Gegenteil, er ist ihm willkommen (Platon/Sokrates im Dialog „Phaidon“).

Vielleicht tröstet dich das ein wenig bezüglich dieses deines Bekannten :wink:

Schöne Grüße
Metapher