Eine Berufung spüren / eine Berufung verspüren

Warum habe ich diese Frage gestellt. Eine Berufung geht von einem selbst aus und wird nicht von außen beeinflusst. Im Text steht auch „spüren“. Ich dachte mir aber, dass es falsch ist. Dann habe ich den Unterschied zwischen „spüren“ und „verspüren“ nicht verstanden

Nadja, man könnte das auch schreiben, es wäre aber eine sehr ungewöhnliche Formulierung und ich wüßte jetzt ad hoc auch keine Formulierung in der verspüren heutzutage noch angewendet wird.
ramses90

Aber eigentlich warum? Was macht die Formulierung ungewöhnlich, dass ich es nicht verspüre (spüre?)

klingt altmodisch und verschroben.
Warum sollte man ver voran setzen wenn spüren vollkommen ausreichend ist?
ramses90

Warum gibt es dann zwei Wörter im Deutschen, wenn es keinen Unterschied macht. Es muss doch einen Grund dafür geben/gegeben haben, oder?

Ich bin nun ganz gewiss kein Experte der deutschen Sprache, aber „verspüren“ würde ich für „Empfindungen, die man in sich selber fühlt“ benutzen, während ich „spüren“ für Sinneswahrnehmungen von außen wählen würde.

Ich verspüre eine große Angst.
Ich spüre, dass Monika Angst hat.

Hallo X_Strom

Nach deiner Definition ist dann „eine Berufung verspüren“ ist die richtige Antwort, oder?

Grüße

So unterschiedlich sind darüber halt die Ansichten.
Ich würde nie von verspüren reden oder schreiben.
Für mich ist das Schriftum oder Redewendung in Romanen aus der Zeit um 1900.
ramses90

Ohne @Metapher sage ich nur, dass ich das nach meinem Empfinden für richtig halte.

Der Gebrauch von Wörtern unterscheidet sich je nach Region, Bildung, Umfeld und Alter.

Ich gehe davon aus, dass sowohl @ramses90 als auch @X_Strom Muttersprachler sind. Ist meine Vermutung korrekt?

Grüße

Bei mir ist das so.

Ich kommuniziere hauptsächlich mit Gleichaltrigen und Älteren.
Ich lese täglich eine lokale Zeitung und hole mir oft sonntags das Exemplar einer großen, deutschen Sonntagszeitung.
Ich bin in einem dörflich geprägten Ortsteil einer Kleinstadt aufgewachsen und lebe auch noch dort. Noch bin ich unter 50 Jahre alt, das sollte sich aber im Laufe des nächsten Jahres ändern.

Und jetzt kann es sein, dass Ramses in einer Großstadt lebt, als Ausbildungsleiter einer großen Firma vornehmlich mit jungen Leuten zu tun hat und circa 35 Jahre alt ist.

Direkt daraus würde folgen, dass ihm Wörter befremdlich vorkommen, die ich als ganz normal empfinde.

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Aber das macht das Wesen einer Sprache aus: Diversität und Verschiedenartigkeit aber trotzdem eine Einheitlichkeit. So sehe ich es

Viele Grüße

Ein Beispiel kann ich dir geben: Ich würde gerne den Unterschied zwischen „festigen“ und „verfestigen“ lernen. Die Frage stellte ich in dieses Forum. Einige haben sich gemeldet und ich gehe davon aus, dass sie alle Muttersprachler waren. Danach habe ich selbst versucht, Belege zu sammeln. Bis heute ist es mir nicht gelungen, diese zwei Wörter zu lernen und sie auseinanderzuhalten. Wie die Deutschen selbst diese zwei Wörter anwenden und auseinanderhalten, ist mir bis heute ein Rätsel

Bei mir ist das so, daß beide Ausdrücke „spüren“ und „verspüren“ im Bezug auf „Berufung“ gleichermaßen gängig sind (zumal ja nicht gerade häufig zu hören und zu lesen).

Daß sich allgemein „ver-spüren“ eher auf

bezieht, und zwar im psychischen als auch im somatischen Sinne, liegst du wohl richtig. „spüren“ ohne Präfix, ebenso wie das mit er-Präfix, dagegen auf externe sinnliche wahrnehmung. Wie es ja schon vom nächtlichen Wanderer lautete „*… spürest du kaum einen Hauch*“.

Da es aber bei der Zusammensetzung von „Berufung“ mit „spüren“ um den speziellen religiösen Kontext geht, zumindest metaphorisch, also mit dem quasi äußeren Hören einer Stimme assoziiert ist, liegt „spüren“ ebenso nahe wie „verspüren“. Denn es wird „Berufung“ ja auch als Gefühl verstanden: Man „fühlt“ sich berufen.

Daher möchte ich hier meinen, es ist gehoppt wie gesprungen.Und @Nadja hätte mal wieder ein Beispiel, wo richtig/falsch gar keine Alternative ist.

Gruß
Metapher

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Das ist ja nicht zu fassen! :upside_down_face:

Hallo Metapher!

Gilt diese Aussage auch für „festigen“ und „verfestigen“? Ist das der Grund, warum ich diese zwei Wörter nicht lernen kann?
Grüße

Nein. Und wie andernorts schon mal gesagt:

Da hilft nur: Sprachgebrauch beobachten. Und in diesem Fall („spüren/verspüren“) ist es halt gleichgültig. Bei „stehen/verstehen“, „nehmen/vernehmen“, „sehen/versehen“ aber z.B. keineswegs.

Schönen Gruß

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Hallo,

ja, die Verwendung des Präfixes „ver-“ ist ein sehr weites Feld - auf die Gefahr hin, Dich noch fassungsloser zu machen, hier ein kleiner Überblick :wink:

Gruß
Kreszenz

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Danke für den Hinweis. Das ist ein toller Artikel

Über „verspüren“ und „spüren“ schreibt der gute Mensch:

Hier dient das „ver“ zur Verstärkung, zur Veredelung, zur Kenntlichmachung des Besonderen.

Dann geht der gute Mensch weiter und behauptet die unten aufgelisteten Wörter demselben Prinzip wie das Paar „spüren/ verspüren“ folgen :

neigen --> verneigen
sichern --> versichern
meinen --> vermeinen

Er geht aber nicht auf „festigen“ und „verfestigen“ ein

Grüße

Fühl Dich mal lieber berufen. :sunglasses: