Natürlich klingt das grauenvoll. Aber - horribile dictu - es ist grammatisch nicht falsch, wie du bereits vermutetest. Es ist nur übler Stil. Es fällt unter die auch in deinem canoonet-Link (ganz unten!) erwähnten Ausnahmen, die, wie ebendort erklärt, z.B. in Aufforderungen vorkommen können.
Deine beiden Beispiele sind jedoch nicht Fälle von falsch gebildeten Passiven des reflexiven Verbs „sich einigen“: Das falsche Passiv zu
„Sie haben sich geeinigt“
würde nämlich lauten
„Sie wurden von sich geeinigt“.
Oder mit dem Indefinitpronomen:
„Man hat hat sich geeinigt“
würde es lauten
„Man wurde von sich geeinigt“
Das geht natürlich offensichtlich nicht.
Aber sowohl bei der Variante mit dem Subjekt-Korrelat „es“
„Es wurde sich geeinigt“
als auch bei der Variante mit der temporalen Präpositionalphrase
„Nach langen Verhandlungen wurde sich geeinigt“
handelt es sich - wie in dem o.g. Link erklärt - um eine Passivform des subjektlos verwendeten reflexiven Verbs.
So wie die Mutter (entsprechend dem Beispiel im Link) z.B. zu dem Kind sagt:
„Jetzt wird sich gewaschen, und dann wird sich sofort schlafengelegt!“
Der Beobachter könnte dann sagen:
„Es wurde sich gewaschen und dann wurde sich schlafengelegt.“
Entsprechend wäre ein Szenarium denkbar, wo der Boss einer Werbeagentur seinem bisher einfallslosen Team den Auftrag in der Form gibt:
„Der Kunde wartet genervt seit Tagen. Noch eine Stunde Brainstorming, dann wird sich auf einen Slogan geeinigt!“
Dann würde es konsequent - wenn auch stilistisch abartig - heißen können:
„Nach einer Stunde wurde sich auf einen perfekten Slogan geeinigt.“
Selbstverständlich hieße die stilistisch akzeptable Form: „… hat man sich geeinigt.“