Frauenquoten in Vorständen notwendig?

Das mag lokal stimmen, ist aber seit dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung in der Fläche kein Thema mehr. Das Problem ist vielmehr darin begründet, daß es einem Teil der Gesellschaft nicht gelingt zu verstehen, daß die Menschen Kinder auch bekommen, weil sie sich mit ihnen beschäftigen wollen, anstatt sie von 7 bis 17 Uhr bei irgendwelchen Leuten zu parken, die sich gleichzeitig um 19 andere Kinder kümmern sollen.

Das zweite Problem liegt darin, daß einem Teil der Gesellschaft nicht gelingt zu verstehen, daß Kinder im Normalfall mehr an der Mutter als am Vater hängen. In Summe heißt das, daß die Mütter nicht in Teilzeit arbeiten, weil sie die Kinder nicht anderweitig betreut bekommen, sondern weil Mütter und Kinder schlicht und ergreifend mehr Zeit miteinander verbringen wollen, als die, die zwischen spätmöglichster Abholung aus der Kita und Schlafenszeit verbleibt.

Darüber hinaus ist es durchaus möglich, Teilzeittätigkeit mit Führungsaufgaben zu verbinden, aber wie ich schon schrieb, will man das als Frau vielleicht auch einfach mal nicht. Es sind die Männer, die glauben, sich und der Welt etwas beweisen zu müssen. Die Männer, die es für ihr Ego brauchen, anderen Leuten sagen zu können, was sie zu tun und zu lassen haben. Und es sind die Männer, die in Männerrunden ständig ihren Schwanz auf den Tisch legen müssen, wenn es eigentlich um eine sachorientierte Lösung für ein bestimmtes Problem geht. In diesen Runden geht es nicht in der Regel darum, die beste Lösung für alle und das Unternehmen zu finden, sondern darum, seine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Inkompetenz und Unwissenheit werden da gerne bewußt oder unbewußt mit möglichst viel „uga uga“ kompensiert. Und im Nachhinein muß man irgendwelche Ausreden finden, warum man für das Desaster, daß man mit seiner genialen Meinung angerichtet hat, eigentlich nichts kann und die Umstände, irgendjemand anderes oder unzureichende Mittel schuld sind.

So ganz ohne Anspruch darauf, repräsentativ zu sein: von meinen gut 20 Jahren Berufstätigkeit hatte ich zwei Jahre lang eine Frau als Abteilungsleitung. In den zwei Jahren bin ich häufiger nach meiner Meinung und Einschätzung von Sachverhalten gefragt worden als in der restlichen Zeit und das sicher nicht, weil ich in den zwei Jahren für kompetenter gehalten worden wäre. Männer glauben aus Prinzip, daß allein ihre Funktion sie dazu befähigt, Recht zu haben, während Frauen die Leute, die sie explizit für spezialisierte Aufgaben bezahlen, auch nach ihrer Meinung fragen, um dann auf Basis mehrerer Meinungen und der eigenen Einschätzung eine Entscheidung zu fällen.

Frauen sind also quasi die Jean-Luc Picards dieser Welt, während Männer in Führungspositionen mehr nach Stromberg kommen.

Aber ich schweife ab. Neulich wurden bei uns alle Führungspositionen neu ausgeschrieben. Von den Frauen abgesehen, die ohnehin schon auf einer Führungsposition saßen, haben sich in dem Bereich, den ich gut überblicke, genau null Frauen auf die Stellen beworben, während sich neben den Männern, die schon auf den Stellen saßen, noch doppelt so viele Männer beworben haben. Wohlgemerkt: es war ausdrücklich gewollt, die Frauenquote zu erhöhen und neue Führungskräfte zu finden.

Ergebnis: Es hat niemanden gegeben, der nach dem Verfahren Führungskraft wurde, der/die vorher nicht schon eine war.

Das läßt zwei Schlußfolgerungen zu (Achtung: Vereinfachung):
a) Die Frauen, die Führungspositionen wollen, bekommen diese auch.
b) Männer glauben zu einem größeren Teil als Frauen, daß sie eine Führungsposition haben sollten.

So, und wenn man diese Erkenntnis auch nur zu einem Hauch verallgemeinert, kommt man schnell zu dem Ergebnis, daß es überhaupt keinen Sinn ergibt, Frauenquoten gesetzlich vorzuschreiben, weil man überhaupt erst einmal Frauen finden muß, die qualifiziert sind UND willig, einen derartigen Posten auszufüllen.

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