hallo,
etwas spät klinke ich mich auch noch ein: kann vor allem zum mittelalterlichen Kaisertum ein bisschen ergänzen.
Karl wurde Kaiser in Anlehnung an die römische Tradition.
Als sich die Söhne und Enkel Karls als unfähig erwiesen, wurde
von den inzwischen erstarkten Vasallen, nun meist Herzöge
genannt, andere zuerst zum König, dann unter Umständen zum
Kaiser gekrönt.
Seit Otto I. (936-973) wurde die römische Kaiserkrone dann traditionell mit dem „deutschen“ Königtum verknüpft.
Die Köniswürde ist die wichtigere, die Kaiserkrönung nur ein
Sahnehappen auf den Kuchen.
Das würde ich sagen trifft für’s MA nicht ganz so zu. Richtig ist, wie schon gesagt wurde, dass das Königtum mehr reale Macht mit sich brachte als das Kaisertum. In der mittelalterlichen Weltvorstellung jedoch stand der Kaiser, je nach Interpretation, direkt neben oder als aller erster direkt unter dem Papst: der Papst das geistliche Schwert, der Kaiser das weltliche Schwert auf Erden. Das weltliche war entweder durch Gott direkt, oder durch Gott über den Papst dem Kaiser gereicht. Wer da welche Interpretation bevorzugte dürfte klar sein - dass das immer wieder ein Punkt für heftigste Auseinandersetzung war ebenfalls.
Die Krönung durch den Papst (der seit Innozenz III. außerdem bei der deutsch-röm Königswahl durchaus ein Wörtchen mitzureden hatte => Prüfung der Idoneität (Eignung)) gab dem Kaiser in der mittelalterlichen Weltordnung eine, durch Gott legitimierte, Stellung, die definitiv und unverrückbar über allen Königen stand. Im Denken dieser Zeit kann man dieser göttlichen Legitimation eine größere Bedeutung zuordnen als es in unserem heutigen Denken üblich ist.
Und so haben die sieben Kurfürsten, inzwischen fest etablierte
Teritorialherren, man bis ins 18. Jhdt. zuerst den König und
damit den Kaiser gewählt, die schließlich auf die lästige
Reise nach Rom verzichteten.
Interessant hierzu ist eine Rechnung von H. Fuhrmann: „In den rund 230 Jahren (von Otto I. bis Barbarossa) […] waren die deutschen Könige über fünfzig Jahre auf Romfahrt, in Italien oder in Rom, etwa ein viertel ihrer Regierungszeit […]. Von den Beteiligten zehn Kaisern sind zwei in Rom und Umgebung, einer auf dem Rückmarsch in Tirol gestorben.“
Diese Romfahrten waren nicht nur „lästig“, sie zogen dem Kaiser durchaus auch beträchliche Kräfte ab. Möglicherweise ein entscheidender Faktor warum es „Deutschland“ mit seinem Wanderkönig und seiner Kaiserwürde nicht gelang ein einheitliches zunehmend zentralisiertes Staatengebilde zu schaffen, im Gegensatz zu z.B. Frankreich und England…
Mit dem Verzicht auf die Romfahrt allerdings, und damit der Aufgabe der göttlichen Legitimation durch die päpstliche Krönung, dürfte die Kaiserwürde tatsächlich ihre „imperiale Ausstrahlung“ verloren haben.
Immerhin: der mittelalterliche Kaiser war (in Anlehnung an Karl d. Gr.) Herr über die deutschen Lande, Burgund und Reichsitalien. Diesen Anspruch (den auch die Kaiser des MA nur teilweise verwirklichen konnten) hatten die neuzeitlichen Kaiser nicht mehr.
Ich denke also, das auf jedenfall klar zwischen dem mittelalterlichen Kaisertum und dem neuzeitlichen zu unterscheiden ist. Ersteres ist geistlich legitimiert (und zieht auch einen Großteil seines Machtanspruches hieraus), letzteres ist wesentlich säkulärer und da es keine besonders große reale Macht hat, wird es nun wohl tatsächlich eher zum genannten „Sahnehäubchen“.
Wir sind jetzt wahrscheinlich wirklich ein bisschen off-topic geraten, sorry. Hoffe ich konnte trotzdem was beitragen,
Viele Grüße von Kati
P.S. Habe mich hier zu großen Teilen an einem sehr interessanten Kapitel aus folgendem Buch orientiert: Fuhrmann, H.: Überall ist Mittelalter. Von der Gegenwart einer Vergangenen Zeit. München 1996.
Schließlich wurde das Kaisertum bei den Habsburgern heimisch;
so sehr, dass auch eine weibliche Erbfolge möglich war. Siehe
Maria Theresia.
Sachsen und Preußen hatten sich inzwischen durch Hinzugewinn
von Land außerhalb des Reiches für diese Gebiete zu Königen
ernannt. Und wurden schließlich auch innerhalb des Reiches
unter diesem Titel anerkannt.
Als Napoleon duch den Rheinischen Bund dem Kaisertum jegliche
Macht nahm, gab der Franz seine dutsche Kaiserkrone ab und
nannte sich Kaiser von Österreich. Bei der Gelegenheit wurden
die Württemberger- und Bayernherzöge zu Königen, der Markgraf
von Baden Großherzog. Alles von Napoliums Gnaden; sie musste
dafür auch Stief- und Adoptivtöchter des Franzosenkaisers
heiraten.
Dann gabe es fast siebenzig Jahre keine deutschen Kaiser. Erst
Bismarcks Einigungspolitik bescherte uns die drei
Hohenzollernkaiser.
Nach Auflösung des Reiches 1918 wurden Bayern und
Württemberger und Badener wieder zurückgestuft, sodass es
wieder Markgrafen von Baden, die sich durch ihre Unfaähigkeit,
ihre Ländereien richtig zu bewirtschaften immer wieder für
Skandale gut sind, und Herzöge von Württemberg, die mit der
heutigen Geschaftswelt besser zurecht kommen, gibt.
Klar ist nur, ein Paar war König und Königin, aber wie wird man Kaiser.
Beides durch Wahl. Zuerst wurde man deutscher König, dann zog
man nach Rom, um sich vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen
Und was ist höher bewertet Kaiser oder König?
Der jure der König, de facto und in den Augen der Leut der
Kaiser.
Das sieht man daran, dass der König von Preußen sich einen
Deut darum scherte, was die Kaiserin in Wien dachte, und in
Schlesien einmarschierte und annektierte.
Der Kaiser hatte stets nach seiner Wahl, Verträge zu
unterschreiben, in denen er die Souveränität der Kurfürsten
anerkannte.
Ist doch ein hübscher Durchzug durch die deutsche Geschichte
geworden, aber vermutlich wolltest du auch das nicht wissen.
In Frankreich, Großbritannien, Spanien, Russland etc. lief es
ähnlich ab.
Gruß Fritz