Hallo,
warum regt es die ganze Welt auf, wenn in den USA der
Hypothekenmarkt Probleme hat?
weil die Risiken aus den Krediten weiterverkauft wurden, z.B. an Gesellschaften, die dann wiederum durch die Kredite besicherte Anleihen herausgegeben haben. Diese Anleihen wurden nícht an Kleinanleger in den USA verkauft, sondern an institutionelle Anleger in der ganzen Welt, z.B. große Fonds.
Wenn nun die Kredite durch den Häuslebauer nicht mehr bedient werden, verlieren diese Anleihen an Wert, was wiederum die Anteilseigner der Fonds nicht schön finden und in der Konsequenz ihre Anteile verkaufen wollen. Wenn nun die Fondsgesellschaften nicht genug flüssige Mittel haben, um die Anteile zurückzunehmen, sind die Fonds pleite oder aber sie werden (vorübergehend) geschlossen.
Die genannten Fonds und Anleihen haben ein Volumen von einigen hundert Miliarden Euro. Das Potential für eine weltweite Finanzkrise ist also vorhanden. Inzwischen dürften weltweit einige zig Milliarden Euro vernichtet worden sein. Fonds in einem ähnlichen Volumen wurden inzwischen geschlossen.
Verursacht wurde die ganze Veranstaltung von niedrigen Zinsen und einem bommenden Immobilienmarkt in den USA. In den vergangenen Jahren gingen die Finanzdienstleister in den USA dazu über, nicht 60, 80 oder 100% der Kaufpreise für die Hütten zu finanzieren, sondern 110, 120 oder 130%. Diese Überfinanzierung war solange kein Problem, wie die finanzierten Immobilien ständig an Wert gewannen und der Kredit aus dem Verkauf einige Jahre später zurückgeführt werden konnten.
Selbst als sich der Preisanstieg verlangsamte, hätte das kaum Folgen gehabt, wenn die Finanzdienstleister (ich sage bewußt nicht Banken, weil sich auf dem Markt auch viele Vermittler tummeln) nur Kredite an Menschen vergeben hätten, die vom Einkommen oder Vermögen her in der Lage gewesen wären, den Kredit auch ohne Verkauf des Hauses zu bedienen. Dummerweise vergab man im Vertrauen auf immer weiter steigende Immobilienpreise auch Kredite an Menschen, die über eine eher zweifelhafte Bonität verfügten: Das sog. subprime-Segment ward geboren.
Ein weiteres Problem sind die steigenden Spreads, d.h. die Renditeaufschläge für Anleihen und andere Finanzinstrumente. Steigende Renditen bedeuten fallende Kurse (sofern börsennotiert) bzw. fallende Werte. Da die meisten Institute nach IFRS oder US-GAAP bilanzieren, laufen diese Wertverluste direkt in die Gewinn- und Verlustrechnung, d.h. Gewinne schwinden bzw. Verluste entstehen.
Warum müssen die deswegen Zentralbanken Geld in den Markt
„pumpen“?
Neben Kundeneinlagen stellen Kredite der Banken untereinander die wichtigste Refinanzierungsquelle für Kreditinstitute dar. Nach der Fastpleite der IKB, der drohenden Illiquidität anderer Institute und aufgrund geschlossener Fonds gebundener Liquidität kam der Kreditmarkt der Banken untereinander in den letzten Tagen praktisch zum Erliegen. Die Banken, die Liquidität haben, rücken sie also nicht mehr heraus, so daß die, die Liquidität brauchten bzw. suchten, keine mehr bekamen. Die Notenbanken sprangen ein, um die klammen Institute mit Geld zu versorgen und die Befürchtungen, die Liquidität könnte im Markt knapp werden, zu zerstreuen.
Wie „pumpen“ die denn?
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnelltender
Ein guter Artikel zu dem Thema:
http://www.faz.net/s/Rub09A305833E12405A808EF01024D1…
Gruß
Christian