Gold/Silber etc. kaufen

Das hat nur aus zwei Gründen funktioniert: erstens weil die Märkte die steigende Staatsverschuldung hingenommen bzw. gekauft haben und zweitens, weil die Zinsen so niedrig waren, daß die Staatshaushalte die neue Verschuldung verkraften konnten.

Zu zweitens: bei steigender Verschuldung hätten die Zinsen steigen und nicht fallen müssen.

Zu erstens: das haben die Märkte hingenommen, weil es für diejenigen, die Staatsanleihen kaufen wollten bzw. mußten, keine Alternativen gab. Und ab einem gewissen Punkt vor allem, weil die Zinsen immer weiter fielen und damit die Kurse stiegen. Man mußte dabei bleiben und kaufen.

Für die niedrigen Zinsen sind nicht die Märkte verantwortlich, die dafür sonst verantwortlich sind, das Zinsniveau zu bewegen, sondern die Notenbanken, und diese Mischung macht das ganze zur größten Blase der Menschheitsgeschichte und diese Blase platzt nur nicht, weil die Zinsen weiter künstlich niedrig gehalten werden und die Märkte das immer größer werdende Risiko akzeptieren, ohne Zinsaufschläge zu verlangen.

Die Entkopplung von Rendite und Risiko ist genau das, was die Finanzkrise befeuert hat - und die Massen an billigem Geld und wie ich seit zwölf Jahren schreibe, kann man ein Problem, das aus zu viel zu billigem Geld entstanden ist, nicht dadurch lösen, daß man noch mehr noch billigeres Geld in die Märkte drückt.

Wir hatten damals eine fatale Fehlallokation von Kapital (viele Kredite an Leute, die sie nicht bedienen können) und wir haben das heute in noch viel größerem Ausmaß. Wir haben die Finanzkrise nicht aufgearbeitet und abgewickelt; nein: wir haben sie fortgeschrieben und zwar mit viel größeren Beträgen und vom US-amerikanischen Häusermarkt zunächst auf die Staatsanleihen und dann auf alle Vermögensklassen (insbesondere Aktien und Immobilien) ausgeweitet.

Das einzige, was noch fehlt, ist der Funke. Er wird die größte Implosion der Finanzmärkte in der Geschichte der Menschheit auslösen und er wird kommen - zwangsläufig. Es gab noch nie eine Blase, die mit einem leisen Zischen abgelassen wurde.

Und nun gehen die Staaten der Welt hin und retten mit zusätzlichen geliehenen Billionen Euro und Dollar ihre Wirtschaft. Das wird die Lage ganz sicher nicht verbessern.

Es gab bzgl. der Finanzmärkte noch nie einen besseren Zeitpunkt für Besorgnis.

Im Augenblick werden gewerbliche Immobilienfinanzierungen (also Bürogebäude), die ja in der Regel auf 15, 20 Jahre oder noch länger gestrickt werden, nach rd. zwei Jahren gedreht, d.h. die Immobilie wird verkauft und neu finanziert (höherer Kaufpreis zzgl. Vorfälligkeitsentschädigung). Zwei Jahre. Wir befinden uns also in der Phase des größeren Idioten. Es wird gebaut, um kurz danach an den größeren Idioten weiterzuverkaufen, der wieder einen höheren Preis bezahlt. Der Markt der Büroimmobilien ist also völlig überhitzt.

Was passiert da wohl, wenn die Unternehmen jetzt merken, daß Telearbeit funktioniert? Man wird Büroräume zusammenstreichen. Spätestens, wenn sich das Ende des Mietvertrages nähert, wird man 10% Telearbeitsquote einkalkulieren und noch ein bißchen verdichten. Wie viel spart man so ein? 20%? Wie reagiert wohl ein überhitzter Immobilienmarkt, wenn auf einmal 20% weniger Fläche nachgefragt werden?

WeWork & Co. sind in manchen Städten mittlerweile relevante Mieter. Was passiert wohl in einer Phase der Rezession mit kleinen Start-ups, die diese Mietflächen nutzen? Heute las ich, daß die Zahl der offenen Stellen bei den Fintechs in den letzten Wochen dramatisch abgenommen hat. Was passiert mit einem überhitzten Immobilienmarkt, wenn nicht nur 20% weniger Mietfläche nachgefragt wird, sondern auch WeWork & Co. als Mieter wegfallen, weil denen die Kundschaft weggebrochen ist?

Was bedeutet das dann wohl für die Pfandbriefe, über die die Immobilienkredite an die Märkte weitergegeben werden? Pfandbriefe, die so sicher sind, daß sie von allen Versicherungen gekauft werden dürfen und für die Banken keine Eigenkapitalbelastung darstellen, wenn sie sie halten.

Aber wer weiß, vielleicht geht das Beben auch nicht vom Immobilienmarkt aus, sondern vom Anleihemarkt. Die Chinesen denken strategisch, erkennen frühzeitig Entwicklungen. Was passiert wohl, wenn die auf einmal ihre Finanzmärkte öffnen? Den Wechselkurs realistisch festlegen? Ob dann wohl Kapital von Europa und aus Nordamerika nach China wandert? Was macht dann die EZB bei einer solchen Kapitalflucht? Die Zinsen weiter niedrig halten? Oder vielleicht doch die Zinsen erhöhen, damit das Kapital bleibt? Und was bedeutet das wohl für die Fähigkeit der Staaten, sich an den Anleihemärkten billig Geld für Konjunkturprogramme zu beschaffen (s.o. erstens und zweitens)?

Und noch eines: die Geldmengenausweitung ist aus einem Grund noch nicht als Inflation zurückgekommen: weil das Geld in Vermögenswerten geparkt wurde. Die Inflation wurde in den Finanz- und Immobilienmärkten zwischengeparkt (inkl. Immobilienfonds). Wenn sich da der Absturz fortsetzt, werden Vermögenswerte liquidiert. Und dann sitzen Leute, die zu Hause rumsitzen, sich langweilen und in Haus und Garten investieren, auf ganz viel Geld. Ob die das wohl sparen? Hier war heute Papierabfuhr. Bei jedem Haus hier in der Neubausiedlung große Kartons: Fernseher, Hochdruckreiniger, diverse Gartengeräte usw. Die Leute geben das Geld aus und sie werden es umso schneller ausgeben, je mehr sie Angst haben, daß das Geld an Wert verliert. Und damit machen sie genau das: sie sorgen dafür, daß das Geld an Wert verliert. Mehr Nachfrage bei gleichem Angebot führt zu Inflation

Vieles von dem, was ich schrieb, wird vielleicht nicht eintreten oder vielleicht auch gar nichts, aber „kein Grund zur Besorgnis“ ist das letzte, was mir zur aktuellen Situation einfällt.

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