Hausverkauf privat/ mit Makler

Hallo an alle Erfahrenen,

die schon mal ein Haus verkauft haben!
Ich wohne in einer ländlichen Gegend, wo naturgemäß mal hin und wieder ein Haus verkauft wird. Früher hing da ein Schild draußen: „Verkaufe Haus von Privat! Tel. 0815/…“
Heute hängt fast immer irgendeine Maklerfirma dran. Wie kommt sowas? Traut keiner mehr einem Privatverkäufer oder macht denen das zuviel Mühe oder haben die es nicht mehr nötig, den „besten“ Käufer zu suchen? Oder ist der Verkauf durch den Makler ertragreicher?
Bin auf eure Antworten gespannt!
Vorweg danke und einen schönen Tag noch,
Euer blindfisch

hallo,

meine persönliche meinung und einschätzung dazu:

hausverkauf macht viel arbeit. insb. wenn man es „gut“ machen will. das fängt schon bei exposé, fotos und grundrissen an, dann geht´s weiter über notwendige unterlagen etc.
was den meisten „privaten“ fehlt, ist der wille und die kenntnis, ein haus in seinem zustand richtig (ein)zuschätzen - was ist die „hütte“ wirklich wert?

man könnte sich ja einen gutachter holen… aaaaaber: das kost´. und wer verkaufen will/muß, will nicht auch noch geld ausgeben. das gilt im übrigen auch für einschlägige portale und zeitungsannoncen - eine aussagekräftige annonce macht mehr arbeit und kostet mehr geld als ein banales „haus zu verkaufen, preis vs“.

dazu: i.a. traut man einem makler mehr wissen, kenntnis und kompetenz zu. für wirklich gute und engagierte makler mag das zutreffen - aber diese zu finden ist schwer.
zudem ist ein makler i.a. courtageabhängig - heißt: je höher der veranschlagte (und erzielte) kaufpreis, desto höher das einkommen des maklers in diesem fall. und der verkäufer hört ja sehr gerne, daß seine hütte viel wert sein soll - die courtage zahlt i.a. (berlin o.ä. bu-länder mal abgesehen) der käufer.

summasummarum: erhöhte „kompetenz“ würde ich maklern grds. mal absprechen. was sie aber haben, ist die zeit, sich um besichtigungen, um exposés, um fotos, um internet-auftritte etc.pp. zu kümmern. das können und wollen die wenigsten.
und dann unterstellt man maklern auch gerne (positiv gemeint), daß sie über eine erkleckliche anzahl an interessenten verfügen, denen sie die immobilie anbieten können. das gilt für ländliche gebiete, in denen der zulauf an interessenten nicht allzu groß ist, erst recht.

meine erfahrung aus monatelangem suchen war: maklerangebote gibt´s deutlich mehr als private, aber die ausbeute ist - absolut gesehen - nicht höher gewesen. ein privates, gut gemachtes angebot habe ich letztendlich immer vorgezogen, und zwar nicht der eingesparten courtage wegen, sondern weil ich mir dann sicher sein konnte, daß dem verkäufer wirklich was an einem anständigen verkauf liegt.

saludos, borito

Hallo!

zudem ist ein makler i.a. courtageabhängig - heißt: je höher
der veranschlagte (und erzielte) kaufpreis, desto höher das
einkommen des maklers in diesem fall.

Das Einkommen des Maklers ist aber noch viel stärker vom Aufwand abhängig. Wenn er das Haus nach fünf Besichtigungen verkaufen kann und dafür 3000 Euro bekommt ist das deutlich besser als wenn er es erst nach 10 Besichtigungen verkaufen kann, dafür aber 4000 Euro bekommt. Es sind deshalb eher die Verkäufer, die den Preis nach oben treiben, nicht die Makler. Sehr schön beschreibt das übrigens auch Nina:

/t/maklerprovision–11/5986597/20

Mein Vater meinte immer, der Haupteil seiner Arbeit als Makler wäre gewesen, die Verkäufer zu überzeugen, daß ihre Bude nicht so viel wert ist wie sie denken. Meine eigene Wohnung habe ich dank Makler 10 000 Mark billiger bekommen - wenn man die erste (private) Kleinanzeige des Verkäufers zugrunde liegt, sogar 25 000 Mark. Das waren mir die rund 4000 Mark Courtage wert.

Ich persönlich würde deshalb das Angebot eines (guten, kompetenten) Maklers einem Privatverkauf jederzeit vorziehen.

Gruß,
Max

Ja, richtig und zusätzlich habe ich auch auf Käuferseite erst kürzlich in einer mir fremden Stadt eine Eigentumswohnung für meine Mutter gesucht und die gleichen Erfahrungen gemacht wie vor Jahren, als ich noch selbst gemakelt habe: die Immobilien, die von privat verkauft werden sollen, sind ca. 15 - 25% zu teuer angeboten worden, zudem sind Preisverhandlungen direkt mit dem Verkäufer absolut Emotionsbehaftet und werden dadurch schnell unsachlich und ergo schwierig.

Dabei ist mir klar, dass es schwer ist, eine Immobilie zu verkaufen, die vielleicht das Elternhaus ist, in der man jahelang gelebt hat, seine Kinder großgezogen hat, dem Apfelbaum beim Wachsen zusah, etc. in der man sich wohl gefühlt hat und glücklich war.

Das Ding ist nur, dass dem interessierten Käufer nicht zu allererst die liebevoll ausgesuchten Fliesen mit den kleinen Blümchen auffallen, sondern er gleich sieht, dass das diese Fliesen Baujahr 1978 sind, ebenso das Bad und der Garten zwar sehr hübsch angelegt, aber eben stark hanglagig/mit Blick auf ein Hochhaus/an einer vielbefahrenen Straße, etc. ist.

Es ist das Geschick des Maklers, solche Immobilien zum Wohle des Eigentümers und des Interessenten richtig einzuwerten.

In dem Büro, in dem ich gearbeitet habe, gab es jeden Monat ca. 20 Besichtigungen von Immobilien, deren Besitzer verkaufen wollten. Ein Teil wurde abgelehnt, bei einem großen Teil zogen sich die Verhandlungen bezüglich des Kaufpreises über Wochen und Monate bis zu einem Jahr, bei dem kleinsten Teil waren die Eigentümer bereit, den Preis zu akzeptieren, den der Markt hergab.

Viele dieser Eigentümer versuchten ihr Glück daraufhin mit einem Verkauf von Privt und setzten das Objekt - überteuert - in Zeitung und Internet.
Etliche Wochen/Monate später, zermürbt von vielen Besichtigungen und ebensovielen Absagen, war das Objekt am Markt unten durch, weil jeder, der zu diesem Zeitpunkt eine Immobilie suchte, es kannte.

Dann soll der Makler ran und es richten - wenn 90% der Interessenten, die für dieses Objekt in Frage kämen, es bereits besichtigt haben und sich dagegen entschieden haben.

Viele Grüße,

Nina

1 Like

moin,

wo sucht denn ein potenzieller Käufer zuerst? Internet > Makler abklappern!
Ich glaube nicht, dass ein Häuslesucher mitm Fahrrad die Gegend abschnüffelt nach Schildern wo drauf steht „kauf mich“

cu Tom

moin denker,

ich stimme dir in allem zu - dennoch zwei anmerkungen dazu:

  1. ein guter makler ist sein geld allemal wert. nur: woran erkenne ich einen „guten“ makler (und zwar als potentieller verkäufer - der hat´s da nämlich deutlich schwerer!)
  2. wenn ich den up richtig verstanden habe, war der „ausgangspunkt“ für die frage der VERkäufer, der den makler engagiert, und nicht der käufer, der die makeldienste in anspruch nimmt.

und genau da ergibt sich für mich der gravierende unterschied in der darstellung: warum wählt der VERkäufer lieber einen makler als selbst einen verkauf zu versuchen?

saludos, borito

Hallo!

  1. ein guter makler ist sein geld allemal wert. nur: woran
    erkenne ich einen „guten“ makler

Ich schlage mich gerade mit der Frage herum, woran man einen guten Spengler erkannt. Und meinen Kunden muss ich oft genug verklickern, daß sie in mir den guten Grafiker erkennen. Ich denke, daß ist ein branchenunabhängiges Problem. Weil die Zugangsvorausetzungen nicht so hoch sind, lockt die Maklerbranche natürlich Glücksritter an, die denken, das schnelle Geld zu machen. (Dank an Wiz für die treffende Formulierung. /t/maklerprovision–11/5986597/6

Woran erkennt man, daß jemand gut ist? Mitgliedschaft in Breanchenverbänden, Berufserfahrung (bzw. langjährige Firmengeschichte), persönlicher Werdegang - wer in den vergangenen fünf Jahren bereits als Koch, Lastwagenfahrer, Versicherungsvertreter und Avon-Berater gearbeitet hat und jetzt seit einem halben Jahr einen auf Makler macht, ist jetzt nicht gerade die erste Wahl. Auch der professionelle Außenauftritt kann ein Indiz sein - die selbstgebastelte Visitenkarte ist nicht gerade ein Indiz dafür, daß hier jemand ein Gespür für professionelles Arbeiten hat. Aber das sind alles nur Indizen - es mag auch fähige Quereinsteiger mit selbstgebastelten Visitenkarten geben.

und genau da ergibt sich für mich der gravierende unterschied
in der darstellung: warum wählt der VERkäufer lieber einen
makler als selbst einen verkauf zu versuchen?

Weil ihn das viel Arbeit spart und der GUTE makler zudem auch seine Fachkenntnisse einbringt - zum Beispiel über Vertragsrecht und Marktgegebenheiten.

Lg,
Max

saludos, borito

Danke an alle! Nun weiß ich Bescheid, ihr habt es mir einleuchtend erklärt.
Viele Grüße und nochmals Dank, blindfisch