Liebe Steffi!
Daß ich hier nicht als der Homöopathie-Guru auftrete, mag daran liegen, daß die Problemstellungen meistens mit klassischer Homöopathie nicht viel zu tun hatten oder andere schon gesagt haben, was ich zu sagen gehabt hätte - Du zum Beispiel! 
Ich habe zu meiner tierärztlichen Literatur sowohl Kent alsauch Metzler im Regal stehen und weiß sie anzuwenden, ich verwende i.d.R. keine Komplex-Mittel und kann sowohl eine klassische Fallanamnese erstellen alsauch repertorisieren. Ich habe Homöopathie ausgiebig neben dem Studium her gelernt und verschiedene intensive Seminare (incl. das der Carstens-Stiftung) dazu besucht.
Im Übrigen vewendest Du hier im W-W-W ja auch fast ausschließlich bewährte Indikationen, eine genaue Fallanamnese würde den Rahmen ja auch „geringgradig“ sprengen! Daß ich nicht mehr über Homöopathie schreibe, liegt einfach auch daran, daß die Homöopathie eine Heilmethode des direkten Kontaktes ist - man muß sehen, hören, riechen, nachfragen… Ich maße mir nicht an, durch eine schriftliche Fallbeschreibung das passende Mittel finden zu können - dazu gibt es zu viele und man übersieht zu leicht ein Leitsymptom.
Ich bin kein blinder Verfechter der Schulmedizin, ich bin viel eher der Meinung, daß man zu dem jeweiligen Zeitpunkt die beste Therapie wählen sollte. Leider sind auch viele Patientenbesitzer nicht bereit, die aufwendige homöopathische Therapie zu bezahlen - erste Fallanamnese ca. 2h, Repertorisieren noch mal 1-2h, die Therapie ist dann nicht mehr teuer, aber auf diese Weise kannst Du vielleicht 3 Patienten pro Tag betreuen, alles andere läuft - wie in der Schulmedizin - auf bewährte Indikation heraus! Du nimmst, was bei so gelagerten, akuten Fällen i.d.R. hilft!
Ich habe also kein Glück gehabt, sondern meinen Hund aufgrund der Tatsache, daß keine Knochenschädigungen festzustellen waren, er gegen feste Berührungen nichts hatte, bei leichter Berührung aber zitterte und diese offensichtlich als unangenehm empfand mit Bryonia behandelt. Da es sich um ein akutes Geschehen handelte, bin ich mit einer niedrigen Potenz an das Problem gegangen.
Allerdings hätte ihm diese Behandlung überhaupt nichts genützt, wenn er z.B. einen losen Chip im Gelenk gehabt hätte! Deshalb mußte erstmal eine ausschließende Diagnostik her!
Und natürlich weiß ich auch gerne, was das Tier hat, das ich behandele, aber ich kann nicht warten, wenn ein Tier mit Schmerzen kommt, bis die Diagnostik durchgelaufen ist, das kann Wochen dauern! Nach Maries Beschreibung der Anfälle kann man Epilepsie fast 100%ig ausschließen, da der Hund keine Absencen zeigt; die meisten Epileptiker schreien auch nicht vor Schmerz (und ich hatte selber einen epilepsiekranken Hund und schon etliche in der Praxis)! Außerdem - einen epileptiformen Anfall erkennt jeder TA, der noch halbwegs nüchtern vor dem Tier steht - und davon gehe ich aus, wenn jemand Notdienst hat. Bei einer Borreliose ist dem Hund mit Schmerzmitteln nicht dauerhaft geholfen, aber der akute Handlungsbedarf ist damit abgedeckt - und geholfen hat es ja auch. Bei Epilepsie hätten die Mittel nicht geholfen, es sei denn, die Kollegin hätte Valium gespritzt - was ich mir nicht vorstellen kann, daß macht man nur streng nach Indikation!
Und was unsere Unwissenheit angeht - wann sagst Du denn, daß Du nicht alles weißt? Jedesmal, wenn Du was richtig gemacht hast? Natürlich erinnern wir daran, wenn wir nicht weiter wissen! Andersherum wäre es ein bißchen seltsam: das Tier ist gesund geworden, eine schwere OP hat geklappt und wir stehen da und sagen: „Wunderbar - aber das war Zufall, denn wissen Sie, wir können auch nicht alles wissen!“
Liebe Grüße von
Archie - der beileibe nicht alles weiß, aber gerne alles wüßte…