Moin Oliver,
In dem ersten Posting stand bereits etwas von einer
„Normalverteilung“. Das ist eine mathematisch definierte
Verteilungsform („Gaußsche Glockenkurve“) von Merkmalen.Ja, das klingt ja sehr schön wissenschaftlich
Ich hoffe, den Psychologen sind die Mängel und
Unzulänglichkeiten solcher mathematischen Modelle, um
menschliches Verhalten zu beschreiben, genau so bewusst wie
den BWLern.Die Normalverteilung ist kein Modell, um menschliches
Verhalten zu beschreiben, sondern man kann sie benutzen, um
die (Häufigkeits-)verteilung von Merkmalen zu modellieren.
Findst du obigen Satz nich etwas albern angesichts der Tatsache, dass es sich in diesem Fall bei dem was du so schön mit „Merkmalen“ oder „Daten“ beschreist um menschliche Verhaltensweisen handelt ?
Im Gegensatz beispielsweise zur Körpergröße dürfte es schon schwierig sein, überhaupt einen Maßstab für menschliche Verhaltensweisen zu schaffen, der eine Vergleichbarkeit (und somit eine „Modellierung“ mit Hilfe einer Verteilungskurve) überhaupt erst ermöglicht. Also erneut meine Frage: Wo ist die Norm für Verhaltensweisen, die bei ADHD eine Rolle spielen ?
Es gibt also
empirische Daten, die die Diagnose ADHD rechtfertigen.Ich hoffe, du bezeichnest jetzt aber nicht Ergebnisse, die
aufgrund von besagten Fragebögen erhalten werden, als
„empirische Daten“ *g*.Ich weiß nicht, von welchen Fragebögen Du sprichst.
Die besagten Fragebögen, die Bettina in einem Posting weiter unten verlinkte: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Ansonten verweise ich bezüglich fundierter Kritk an dieser Konsensus-Erklärung auf mein Posting weiter unten:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Im Gegenteil: Er sagt, daß die Hunter im evolutionären
„Kampf“ „verloren“ haben und nun darunter leiden, daß sie die
Minderheit sind. Nach Ansicht vieler Kulturanthropologen ist
das erste falsch, nach meiner vieler Mediziner und Psychologen
das zweite.
Und nach Meinung der anderen Kulturanthropologen und der anderen Mediziern und Psychologen ist es genau umgekehrt ? *g*.
Nur mal zum Vergleich: Wenn ein junges Mädchen sehr darunter
leidet, dass sie bspw. eine sehr große Nase hat, dann kann es
durchaus sein, dass sie deshalb psychologische Hilfe braucht.Oder eine plastische Operation.
Bist du sicher, dass das das Problem behebt ? Vielleicht findet sie anschließend ihre Ohren zu groß.
Ich will sagen: Man sollte vielleicht mehr Augenmerk darauf richten, was eigentlich das Problem ist, als dem guten Mädchen zu erklären, dass ihre große Nase vermutlich größtenteils genetisch bedingt ist „na bravo“. Allerdings hätte ich jetzt erwartet, dass du sagst, man könne das Mädchen ja so medikamentös behandeln, dass ihr die große Nase nichts mehr ausmacht. Ich bin mir sicher, dass solche Medikamente zur Verfügung stehen.
Aber kein Mensch käme auf die Idee, deshalb „große Nasen“ als
Krankheit oder Störung zu bezeichnen, nicht mal Nasen, die
sich mit ihrer Größe am Rande der Gauschen Verteilungskurve
befinden.Doch: Es gibt Nasen, die so dysfunktional geformt sind, daß
sie eine plastische Operation notwendig machen, um
Lebensfunktionen nicht zu gefährden.
Doch ?? Die Rede war von großen Nasen , nicht von dysfunktional geformten Nasen. Soll ich entsprechende Abblidungen für dich im www suchen ? *fg*
Du hast prinzipiell immer die Möglichkeiten, bei
Störungen zwischen einem Menschen und seiner Umgebung
mehrere Variabeln (sowohl beim Menschen, als auch
seiner Umgebung, als auch der Interaktion zwischen den beiden)
zu verändern, um hier ein halbwegs harmonisches Miteinander zu
bewirken.Nein, ich habe prinzipiell nicht immer die Möglichkeiten, an
allen Rädern zu drehen, weil es sich z.B. bei ADHD um eine
genetisch weitgehend determinierte Störung handelt. Ich
befürworte keine Eugenik.
Mit deinen „gentisch determinierten Störungen“ bereitest du aber der Eugenik eine prächtige Grundlage. Insofern sollte man mit dererlei Behauptungen vielleicht etwas vorsichtiger sein, als du es hier bist.
Klar, denn so gehört es sich für eine angemessene Therapie von
ADHD. „Diese umfasst eine medikamentöse Therapie kombiniert
mit pädagogischen und sozialen Unterstützungen“ (aus der von
mir zitierten Konsensus-Erklärung). Die medikamentöse Therapie
besteht aus der Gabe von Ritalin, die
pädagogisch-sozialen-psychologischen „Unterstützungen“ finden
im Rahmen von Therapieprogrammen wie z.B. THOP von Döpfner und
Kollegen statt. Dabei wenden Eltern, Lehrer usw. bestimmte
Verhaltensweisen an, die eine günstigere Interaktion zwischen
den Betroffenen ermöglichen sollen.
Ich glaube, du hast mich nicht ganz verstanden. Ich meinte, ob es z.B. Beschulungsmodelle gibt, die den Bedürfnissen von ADHD-Kindern entgegenkommen und somit z.B. eine Medikamentenabgabe völlig unnötig machen. Meiner Meinung nach kann man nämlich erst dann behaupten, dass dieser Versuch allein nichts fruchtet, wenn man ihn gemacht hat.
Vielleicht ein besseres Gegenbeispiel:
Lange Zeit galt Homosexualität ebenfalls als wie du so schön
sagtest „Abweichung von der Norm“ und wurde als
Krankheit/Störung aufgefasst. Die mit der Homosexualität
verbundenen Leiden, wurden aber durch diese Bewertung häufig
grade erst verursacht.Das ist ein Beispiel, das paßt. Es gibt aber auch Beispiele,
die nicht passen: Schizophrenie, Autismus, Anorexia und eben
ADHD. Bei Schizophrenie, Autismus und Anorexia wurden die
Mütter als „Verursacherinnen“ der Störung ihrer Kinder
angesehen - mit der Folge, daß die Mütter öffentlich an den
Pranger gestellt wurden, weil sie angeblich ihre Kinder zu
Schizophrenen, Autisten oder Anorektikerinnen gemacht hatten.
Geholfen hat das den Kindern auch nicht.
Ok, wir haben jetzt also Beispiele die passen und Beispiele die nicht passen. Aber wir haben noch nicht geklärt, zu welchen Beispielen AHDH zählen wird. Wie Tobias schon sagte, werden wir diesbezüglich wohl noch etwas abwarten müssen.
Nach der Hunter-Fabel sind die Farmer am Leiden der Hunter
Schuld - also die meisten von uns. Wieder entstehen künstliche
Gräben, auf deren Seiten sich Leute unversöhnlich
Schuldzuweisungen an den Kopf werfen.
Nanana, was hast du denn für ein Interaktionsverhalten mit Leuten die „anders“ sind ? *g*
So ist es. Deshalb fand ich es wichtig, daß wir neben einer
Pro-Hartmann-Position, die hier in den letzten Wochen
vertreten wurde, auch die Contra-Hartmann-Position zu Wort
kommen lassen.
Und jetzt die Contra-Konsensus-Position
Ich bin nur etwas überrascht, dass du trotz dieser offensichtlich doch recht dünnen Beweislage so überzeugt von einer genetischen Ursache für ADHD bist. Sollte man da als Fachmann wie du einer bist nicht im Sinne der Wissenschaft wenigstens die Option offenlassen, dass es auch anders sein könnte? Schließlich geht es hier ja nicht um religiöse Dogmen, oder ?
Ich hätte mir eine etwas
sachlicherer Auseinandersetzung mit diesem Hunter/Farmer
Ansatz gewünscht. Ich bin der Meinung, wenn es sachliche
Argumente für oder gegen etwas gibt, dann kann man diese auch
entsprechend präsentieren.Das gebe ich an Dich zurück.
Ich werde mich daran erinnern, wenn ich mal den Auftrag erhalte, als psychologische Fachkraft einen Artikel in einem wissenschaftlichen Fachblatt zu schreiben, der den Anspruch erheben soll, über rein Populärwissenschaftliche Plattitüden hinauszugehen, so wie es bei den von dir genannten Artikeln ja wohl eigentlich der Fall sein sollte.
Solange ich aber hier nur als Laie ohne große Sachkenntnis schreibe, ist ein gewisser Abstand zwischen meinen Postings und die eines Fachmanns was Sachlichkeit anbelangt doch erlaubt denke ich mal
Gruss
Marion