Nachtrag (@ Claus)
Hallo Claus!
Während ich dieses längliche Post schrieb, hast du deinen Artikel gelöscht. Sinnloserweise wie ich finde, daher setze ich meine Antwort eben an dieser Stelle des Threads als Nachtrag zu meinem eigenen Beitrag rein.
selbst wenn es das Zitat gäbe / gibt, ist wohl der in der
Bringschuld, der zitiert.
Ich habe Schuld, sorry!
Na, jetzt lad mal nicht zu viel Schuld auf dich …
Es ist ein bißchen schade, dass du einfach nur den Büßer machst (und von Thread zu Thread eilst), anstatt den Unterschied zwischen deiner Version des Zitats („Ich denke, sobald ich NICHT bin …“) und dem Original zu reflektieren.
Mit der Falsch-Zitation bist du ja auch in guter Gesellschaft, u.a. zitiert mein sehr geschätzter ehemaliger Prof., Wolfgang Mertens, diese Passage falsch - ebenfalls ohne Quellenangabe - scheinbar aus seinem trügerischen Gedächtnis heraus:
„Ich denke, wenn ich nicht bin, …“
http://books.google.de/books?id=gBXquQNj9pcC&pg=PA28…
Mertens: wenn - konditional
Claus: sobald - temporal
Lacan: wo bzw. da, wo (òu)- räumlich-positional
Hört sich nach Korinthenkacke oder Übersetzungsproblematik an, geht aber darüber hinaus.
Nicht nur ist Lacans „òu“ in seinem räumlich-positionalen Sinn wesentlich und unverzichtbar in einer Aussage, in er es um eine grundlegende Dezentriertheit des Ich geht (das ist ja Lacans Kritik an Descartes: bei Descartes ruht Denken und Sein in einem Ich-Mittelpunkt, während für Lacan im Ich ein anderer denkt, das Ich damit ex-zentrisch ist).
Der entscheidende Punkt ist -und deine Hervorhebung des „NICHT“ (im Lacanschen Original findet sich diese Hervorhebung natürlich nicht!) macht das noch deutlicher-, dass das „wenn“ und das „sobald“ ein Entweder-Oder suggerieren (Denken, sobald/wenn nicht Sein), während Lacans „òu“ sehr wohl ein Zugleich aufzeigt.
Es geht Lacan eben nicht darum zu sagen, man könne denken oder sein bzw. man könne nur sein, wenn man nicht denkt (ein solcher Romantiker ist er nicht), sondern es geht ihm um eine grundlegende Differenz, Nicht-Identität:
„… also bin Ich, wo ich nicht denke“
Das Ich und seine Existenz ist (zusätzlich noch; nicht: nur!) woanders zu suchen als im Denken, als im Bewusstsein.
Wie könnte man das von einem Psychoanalytiker auch anders erwarten …
Hegel dagegen wäre bekanntlich ein ganz miserabler Psychoanalytiker gewesen. Soll heißen: Wenn sich Lacan hier gegen Descartes wendet, dann kritisiert er mit diesem Satz im Grunde die Subjekt-Konzeption der ganzen neuzeitlichen Philosophie von Descartes bis Hegel.
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