Infinitiv mit zu - oder nicht?

Hallo,

ich bin Berlinerin und streite mich mit meinem hessischen Kollegen über folgenden Satz von mir:

„Ich habe die Unterlagen vorn zu liegen.“

Er wiederum behauptet, dass es richtig heißen müsste:

„Ich habe die Unterlagen vorn liegen.“

Was ist richtig? Bin auf die Antworten gespannt.

Gruß

Susanne

Hallo Susanne,

deine Version ist perfekt!!!

Perfekt berlinerisch.

Richtig ist leider die des hessischen Kollegen.

Viele Grüße! m.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

schade, warum eigentlich ich finde meine Version so schön, wird wohl schwer werden sich um zu gewöhnen…

Danke für die schnelle Antwort. Susanne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ich habe nicht mal verstanden, was du mit deiner Formulierung eigentlich sagen wolltest. Da ich des Hochdeutschen mächtig bin, scheint das ziemlich klar ein Dialekt zu sein.

Levay

Hallo,

keine der Varianten ist meiner Ansicht nach korrektes Schriftdeutsch. Ich weiß noch nicht einmal, was damit genau gemeint ist …

Je nach Bedeutung könnte der Satz z.B. korrekt heißen:

Ich habe mir die Unterlagen herausgelegt.
Die Unterlagen liegen direkt hier bei mir.
Die Unterlagen liegen zuoberst auf meinem Schreibtisch.

Oder etwas informeller:

Ich habe die Unterlagen ganz vorne auf meinem Schreibtisch liegen.

Gruß,

Myriam

Hallo Levay,

das ist in unserem Büro ein häufig benutzter Satz.

Er: „Wo sind die Unterlagen für den nächsten Termin?“ Ich: „Die habe ich vorn zu liegen“ Und jedesmal werde ich verbessert :frowning:

Viele Grüße Susanne

Es sei noch erwähnt, das mein Zimmer im Gang (Flur) vor seinem liegt, auf deshalb „vorn“ wenn ich bei ihm im Zimmer stehe.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Myriam,

mein Zimmer liegt im Gang vor seinem Zimmer. Wenn ich in seinem Zimmer stehe und er mich fragt, dann sind die Unterlagen vorn in meinem Zimmer.

Gruß Susanne

mein Zimmer liegt im Gang vor seinem Zimmer. Wenn ich in
seinem Zimmer stehe und er mich fragt, dann sind die
Unterlagen vorn in meinem Zimmer.

Aha. Demnach also einfach:

„Die Unterlagen liegen in meinem Zimmer.“
„Ich habe die Unterlagen in meinem Zimmer.“

Oder umgangssprachlicher:

„Ich habe die Unterlagen in meinem Zimmer liegen.“

„vorn(e)“ ist meiner Ansicht nach überflüssig, da Du ja nur ein Zimmer hast. Wenn man es in den Satz einbaut, klingt es wie eine nähere Angabe dazu, wo genau in Deinem Zimmer die Unterlagen sind.

Gruß,

Myriam

„vorn(e)“ ist meiner Ansicht nach überflüssig, da Du ja nur
ein Zimmer hast. Wenn man es in den Satz einbaut, klingt es
wie eine nähere Angabe dazu, wo genau in Deinem Zimmer die
Unterlagen sind.

Gruß,

Myriam

Servus Myriam,
es ist IMO völlig wurscht, wo die Sachen liegen. Die Frage ist, ob das ‚zu‘ richtig ist. Und es ist nur dort richtig, wo eine mächtige Berliner VERDI-Fraktion jemanden vor der Kündigung bewahrt :wink:)
Überall woanders wäre diese Verwendung von ‚zu‘ ein ausreichender Grund für einen sofortigen Rausschmiss.

Kai

Hallo, Susanne,

„Ich habe die Unterlagen vorn zu liegen.“

„Ich habe die Unterlagen vorn liegen.“

es gibt anscheinend nichts, was in www nicht schon irgendwann behandelt wurde :wink:

Aus dem Archiv:

/t/ich-habe-hier-ein-blatt-zu-liegen/466965

Gruß
Kreszenz

ergaenzung…

Hallo,

ich bin Berlinerin und streite mich mit meinem hessischen
Kollegen über folgenden Satz von mir:

„Ich habe die Unterlagen vorn zu liegen.“

Er wiederum behauptet, dass es richtig heißen müsste:

„Ich habe die Unterlagen vorn liegen.“

Was ist richtig? Bin auf die Antworten gespannt.

wenn dein chef sagt: die unterlagen haben vorn zu liegen, dann hat er nicht nur grammatikalisch recht, sondern er will auch noch, dass du die unterlagen schleunigst nach vorne bringst, wo sie hingehoeren:smile:))))

also du kannst diesen infinitiv schon verwenden - es ist dann fuer aussenstehende aber unklar, wer dafuer verantwortlich ist - sprich: es darf kein ich,du,er usw. als subjekt dienen:smile:

ich habe die unterlagen vorn zu liegen.

es ist IMO völlig wurscht, wo die Sachen liegen. Die Frage
ist, ob das ‚zu‘ richtig ist.

Das wird mich aber auch in Zukunft nicht davon abhalten, weitere Fehler in den Beispielsätzen zu erwähnen.

Gruß,

Myriam

Hallo,

keine der Varianten ist meiner Ansicht nach korrektes
Schriftdeutsch. Ich weiß noch nicht einmal, was damit genau
gemeint ist …

Sehe ich anders. Mal abgesehen von dem vielleicht für Nichtberliner verwirrenden zu ist der Satz klar verständlich, wenn man den Kontext kennt, und weiß, was im Büro als „vorn“ definiert ist und um welche Unterlagen es sich handelt.

[…]
Oder etwas informeller:

Ich habe die Unterlagen ganz vorne auf meinem Schreibtisch
liegen.

Wenn du das als richtig empfindest, ist automatisch auch der Originalsatz (ohne zu) grammatisch. „Auf meinem Schreibtisch“ ist ein Attribut, das man weglassen kann, und „ganz“ ein Adverb, das auch wegbleiben darf. Übrig bleibt der Originalsatz — und der ist natürlich auch perfektes Schriftdeutsch.
Bemäkeln könnte man höchstens die Genauigkeit, aber dann müsstest du auch spezifizieren, was für unterlagen und wo genau vorne auf deinem Schreibtisch und ob du deinen Arbeitsschreibtisch meinst und wierum die Papiere liegen… aber das ist ja unnötig. Schließlich ist der Kontext ja bekannt.

Gruß,

  • André

Sehe ich anders. Mal abgesehen von dem vielleicht für
Nichtberliner verwirrenden zu ist der Satz klar
verständlich, wenn man den Kontext kennt , und weiß, was im
Büro als „vorn“ definiert ist und um welche Unterlagen es sich
handelt.

Ich habe mal den wesentlichen Teil Deiner Aussage markiert. Der Kontext war zum Zeitpunkt meines Postings eben nicht bekannt, und der Satz mir damit unverständlich.

Gruß,

Myriam

„vorn(e)“ ist meiner Ansicht nach überflüssig, da Du ja nur
ein Zimmer hast. Wenn man es in den Satz einbaut, klingt es
wie eine nähere Angabe dazu, wo genau in Deinem Zimmer die
Unterlagen sind.

„vorn“ bezieht sich auf die position des zimmers, nicht auf die des gegenstandes im zimmer, denn ein zimmer hat kein „vorn“ und „hinten“, sondern nur ecken und waende/seiten.

„vorn im auto“ haette jedoch 2 moegliche bedeutungen.

mfg:smile:
rene

„vorn“ bezieht sich auf die position des zimmers, nicht auf
die des gegenstandes im zimmer, denn ein zimmer hat kein
„vorn“ und „hinten“, sondern nur ecken und waende/seiten.

vorne im Zimmer = im Eingangsbereich, im Bereich direkt nach dem Eingang. Dass sich das „vorn“ auf die Lage des Zimmers bezieht, wird nur dann klar, wenn man den Kontext kennt.

Gruß,

Myriam

„vorn“ bezieht sich auf die position des zimmers, nicht auf
die des gegenstandes im zimmer, denn ein zimmer hat kein
„vorn“ und „hinten“, sondern nur ecken und waende/seiten.

vorne im Zimmer = im Eingangsbereich, im Bereich direkt nach
dem Eingang. Dass sich das „vorn“ auf die Lage des Zimmers
bezieht, wird nur dann klar, wenn man den Kontext kennt.

wenn du es so betrachtest, hast du recht.

waere aber kaese…in meinen augen.

der komposthaufen befindet sich vorn im garten.

wo ist der komposthaufen?

der komposthaufen befindet sich oben im garten.

wo ist der komposthaufen?

das wasserfass steht unten im hof.

wo ist es?

jens spielt hinten im hof.

wo spielt er?

all diese adverbien sind nur naehere erlaeuterungen, die die position der orte naeher beschreiben sollen.

der komposthaufen befindet sich vorn im garten.
wo ist der komposthaufen?

der komposthaufen befindet sich oben im garten.
wo ist der komposthaufen?

das wasserfass steht unten im hof.
wo ist es?

jens spielt hinten im hof.
wo spielt er?

all diese adverbien sind nur naehere erlaeuterungen, die die
position der orte naeher beschreiben sollen.

Aber einige dieser Beispiele sind, genau wie der Originalsatz, zweideutig wenn man nicht den Kontext (nämlich den Aufenthaltsort des Sprechenden) kennt. Und das ist alles was ich sagen wollte …

Gruß,

Myriam

ot

es gibt anscheinend nichts, was in www nicht schon irgendwann
behandelt wurde :wink:

Aus dem Archiv:

/t/ich-habe-hier-ein-blatt-zu-liegen/466965

Gruß
Kreszenz

Hallo Kreszenz,

vielen Dank fürs Ausgraben. Als ich die Frage gelesen habe, fiel mir natürlich sofort meine Frage von damals ein. Ich konnte sie aber nicht mehr finden, weil ich mittlerweile eine andere E-Mail-Adresse habe.
Beim Lesen wurde mir ganz wehmütig zumute… wo sind sie nur alle hin, die sich damals noch so rege und sachkundig beteiligt haben…

Grüße
Uschi