Interessantes Urteil gegen Heilpraktikerin

Die Frage war der Trigger.
So richtig die Zusammenhänge gesehen habe ich selber allerdings auch erst vor nicht langer Zeit.
Es ist ja nicht uninteressant.
Ich werde es bei passender Gelegenheit gerne woanders einbauen. Aber eigentlich ist es auch gleich, weil dieser Thread sowieso schon in der Anlage obsolet ist, weil er keine einzige Frage enthält, da muss ich es auch nicht so genau nehmen und betrachte ihn mehr als Plauderei, wo er auch hin gehört.

Immer wieder beeindruckend, deine Expertise.

mein lieblingsargument.

sollten wir hier nun mal wieder den steinerschen „ätherkörper“, die medizinisch ebenso fragwürdige „karma“-interpretationen sowie des „negers heiße afterdrüse“ hervorkramen?
natürlich gelten diese dinge (aus gründen des selbsterhalts diverser interessierter) offiziell nicht mehr, aber was genau bleibt dann übrig von der „anthroposophischen medizin“, außer dem dilemma, daß "alternativ-medizin" im moment der evidenz keine mehr ist?

e.c.

Und was denkst Du, bewegt die GKV dazu, das zu bezahlen?

keine ahnung.

e.c.

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Moin,

@anon40662036
Kundenbindung ist eines der denkbaren Zauberworte. Siehe auch https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/homoeopathie-warum-zahlt-die-krankenkasse-a-1137637.html

-Luno

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Hallo,
die Krankenkasse sollte eigentlich das hohe Ziel anstreben, die Kundenbindung auf null zu bringen
Gesundheit fuer alle
Gesundheitskasse

Moin,

Krankheiten und Unfälle verschwinden nicht, auf ein solches Krankenkennkassensystem wird niemand verzichten wollen.
(Wobei das nicht bedeutet, dass es 100% perfekt ist, das ist eine andere Baustelle).

Dass Krankenkassen aufgrund der Konkurrenz zusätzliche Leistungen anbieten, ist an sich ja auch nicht verwerflich, grundsätzlich Dinge, speziell der Vorsorge, anzubieten.

Kundenbindung = 0 bedeutet ja, dass man wechselt wie die Windrichtungen. Was soll das bringen? Die grundlegenden Leistungen sind nahezu identisch, daher sucht der Kunde nach einem Zusatznutzen. Dass Homöopathie dabei teilweise mitbezahlt wird, ist bedauerlich. Da wären bezahlte Kurse wie „Aufklärungskurs gegen Homöopathie“ ein besserer Weg.

-Luno

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Hallo,
nein, das war, ist und kann nicht das Ziel einer Krankenkasse sein. Ich selbst war 48 Jahre bei einer GKV Kasse beschäftigt und natürlich war die Kundenbindung eines unserer höchsten Ziele und das nicht erst seit 1996, als die Kassen für alle Arbeitnehmer geöffnet wurden.
Und um die Kunden zu binden, wurde gewollt der Wettbewerb eingeführt, der allerdings groteske Auswüchse hervorbrachte - „Kopfgelder“, sprich Vermittlungsgebühren, Sponsoring, bis hin zu abstrusen „Gesundheitsvorsorgemaßnahmen“ wie etwa Bauchtanz oder Kochkurse.
Irgendwann war Schluss damit, aber nicht lange, dann kam dieser Wettbewerb wieder, nicht mehr ganz so ausufernd, aber er kam und es gibt ihn auch heute noch.
Wenn hier anklingt, dass es eine Krankenkasse für alle geben soll, dann ist das eine Lösung, die nicht wenige Anhänger in Deutschland hat, nennt sich „Einheitskasse“ oder auch „Bürgerversicherung“ einhergehend mit einer Versicherungspflicht für alle, also auch Selbständige und sogar ggf. für Beamte.
Es wurde ja immer schon mal diese Forderung aufgestellt (SPD) - aber dann auch immer wieder
in die Tonne getreten. Ich denke, dass aufgrund der Pandemie nach deren Ende, das Thema Gesundheit insgesamt in Deutschland erneut auf den Prüfstand kommen wird und dann auch wieder die „Bürgerversicherung“ ihre Chance haben wird. Ich wäre dafür.
Gruss
Czauderna

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Viele Selbständige würden da vielleicht jubeln, wenn sie aus ihren teuren PKVs wieder rauskönnten… Aber abgesehen davon, hätte so etwas auch ziemliche Nachteile.

Eine Bürgerversicherung wäre ein weiterer Schritt in Richtung Rationierung von Gesundheitsleistungen, wenn nur ein Anbieter bestimmt, welche Leistungen es gibt und welche nicht. Die ganze privatärztliche Versorgung würde ja im wesentlichen wegfallen, Engpässe könnten in noch mehr Bereichen als ohnehin schon entstehen, beispielsweise wenn Psychotherapie nach dem Kostenerstattungsverfahren usw. nicht mehr möglich wäre. Ich wollte letzthin mal einen Termin beim Facharzt machen, nachdem ich drei Absagen kassiert hatte („wir nehmen zurzeit keine neuen Patienten…:“ bzw. „bitte rufen Sie in vier Monaten noch einmal an“, habe ich einfach einen Termin in einer Privatpraxis als Selbstzahler gemacht, kostet mich halt ungefähr einen Hunni, aber wenigstens findet der Termin statt.

Der Wettbewerb über die Beitragshöhe würde zudem auch entfallen, das würde den Kostendruck wegnehmen, die Bürgerversicherung könnte ungehemmt bürokratische Blüten ausbilden.

Hallo,
nun, wenn ich mich richtig erinnere, würde bei einer „Bürgerversicherung“ die Vollversicherung bei der PKV nicht mehr gehen, Zusatzversicherungen, also der Arzt als Privatpatient weiterhin.
Die Bürgerversicherung als neues System hätte Vorteile - ca. 150 Krankenkasse in Deutschland wären weg und die immer angeprangerten Vorstandsgehälter und „Versicherungspaläste“ auch.
Die Zahl der Gerichtsverfahren mit der Kasse als Angeklagte würden schlagartig abnehmen.
Das ganze Gezanke mit dem Wechsel der Krankenkasse wäre passe.
Das wäre es dann aber auch im Grunde genommen schon.
Ob es bei der „Bürgerversicherung“ weiterhin die freie Arzt- oder Krankenhauswahl gäbe, wäre die Frage. Da die Beiträge für alle gleich wären, gälte dies auch für die Einstufungskriterien (was ja heute schon überwiegend so ist). Bonusprogramme wären hinfällig, eher wäre mit Risikozuschlägen zu rechnen.
Ich merke gerade, dass mir mehr Nachteile als Vorteile einfallen und das, obwohl ich
als Krankenkassenmensch trotzdem für die Bürgerversicherung bin, aber ich war ja auch für die „Deutsche Post“ und die „Deutsche Bundesbahn“ und warum, weil es da im Vergleich zu heute besser klappte.
Gruss
Czauderna

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Hallo,

da ist aber schon ein bißchen was von einer verklärten Erinnerung dabei. Im Grunde ist es doch so, daß sich die Leistungen von damals zu heute kaum noch vergleichen lassen. Selbst beim banalen Produkt Brief gibt es inzwischen erhebliche Unterschiede - z.B. Nachverfolgbarkeit normaler Briefe, Ausdruck des Portos zu Hause. Natürlich sind die Preise in den letzten 30 Jahren gestiegen, aber das ist bei praktisch allen Dienstleistungen so und zwar oftmals auch in einem erheblicheren Maße.

Gruß
C.

Hallo,
ich weiß, ich weiß, wenn hier nicht alles auch wirklich sachlich begründet wird, sondern rein vom Gefühl her, muss man mit Widerspruch rechnen. Ist okay.
Ich versuche mich zu bessern.
Gruss
Czauderna

Aus meiner Sicht könnte man sie einschränken - egal wie die Versicherungen gestaltet sind. Ich sehe keine Kausalität zwischen einer Versicherung oder eintausend Versicherungen in Bezug auf die freie Wahl von Ärzten oder Krankenhäusern.

Auch da sehe ich keine zwingende Kausalität zur Gestaltung des Versicherungssystems. Bonusprogramme sollen ja nicht nur Werbung für die Versicherungen sein, sondern auch Erziehung zum gesunden Leben. Und die Möglichkeit von Risikozuschlägen wird ja schon derzeit diskutiert - zunehmend, seit viele Menschen Körpersensoren á la Smartwatch benutzen.

Wenn ich an eine Bürgerversicherung denke, sehe ich das Modell der gesetzlichen Rente vor mir (mal von den Makeln abgesehen, dass man sie seit Jahrzehnten systematisch schlecht redet und ihr immer mehr Leistungen auferlegt, die als „versicherungsfremd“ gelten.) Hier wird mit vergleichsweise geringem Aufwand nach gesetzlichen Regeln das Geld verteilt. Ich sehe keinen zwingenden Grund, warum man nicht ähnlich sinnvoll eine Krankenversicherung für alle mit möglichst exakten Regeln aufstellen können sollte. (Dass auch diese Versicherung nicht immer optimal entscheiden wird, dürfte klar sein.) Um die Kosten zu beherrschen, könnte man eine Obergrenze in Bezug auf das BIP festlegen - ohnehin weisen beide Kurven seit vielen Jahrzehnten eine Korrelation auf Quelle 1 Quelle 2

Ich gebe ehrlich zu, meine Wahrnehmung zu diesem Thema ist subjektiv verfärbt. Ich bin versicherungspflichtiger Arbeitnehmer und habe einen Verwandten, der zu seinem Glück in die GKV zurück konnte, und einen Bekannten, der den Zeitpunkt verpasst hat und im Rentenalter von 75 Jahren noch immer täglich arbeiten geht. Aber bis jetzt scheinen mir die Vorteile solch einer Bürgerversicherung zu überwiegen - bzw. habe ich noch keine ernstzunehmenden Nachteile gegenüber dem derzeitigen System gelesen, die man nicht regulatorisch abwenden könnte.

Ja, wie trefflich, dass Du das nicht zu entscheiden hast.

Genau das müsste gewährleistet sein. Ich bin ein glühender Verfechter von Gleichbehandlung auf wissenschaftlich höchsten Niveau und damit Fan einer Bürgerversicherung, die bestmögliche, relative „Gesundheit“ (wäre noch exakt zu definieren) herzustellen hat.
Ärzte müssten aber auch von den Honoraren leben können! IGeL, sowie jedwede „Hotelleistungen“ über Zusatzversicherungen, müssten verboten sein.
Ein Gesundheitsdienstleister wird sonst stets in Interessenkonflikt geraten und das System neigt zu Fehlallokationen.

Das bestimmt nicht die Krankenversicherung, sondern das Gesetz. Auch heute hat jede gesetzliche Krankenkasse identische Leistungen zu bieten, allenfalls Satzungsleistungen sind statthaft (was ich, obwohl ich als Optiker partizipiere, sehr bedauere, da es wieder Gleichere unter den Gleichen gibt)

Wohl dem, der diesen „Hunni“ hat. Wir bezahlen unserem Schamanen auch sein Baströckchen auf Privatbasis, aber im Prinzip ist sowas unethisch und unsozial. Wenigstens tanzt er für uns ums Feuer, was manchmal hilft, bei Ärzten wartet man dagegen 4 Monate und länger, wenn man keinen Hunni hat.

Hä? Die Krankenversicherung ist kein Staat im Staate, auch wenn es gerade heute, mit über 150 Krankenkassen, so aussieht. Eine Einheitskrankenkasse unterstünde dem Gesetz und der Kontrolle des Ministeriums für Gesundheit und dessen Kontrollorganen.

Formatierung korrigiert, für korrekte Anzeige der Zitate
MOD Pierre

Doch, das ist verwerflich, weil es dann „rentablere“ Patienten für Dienstleister gibt, die man bevorzugt versorgt und behandelt.

Ach Leute, Homöopathie besteht nicht nur aus „Murus berlinensis“ oder „Elektrosmog C30“, mal abgesehen davon, dass es mit den Kügelchen manchmal gelingt, als Placebo Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.
Davon abgesehen gibt es Wirkstoffe, mit denen ich Dich auch noch bei D10 ins Jenseits schicken könnte (Nowitschok, VX, Botox)

Formatierung korrigiert für korrekte Anzeige der Zitate
MOD Pierre

Verstehe ich Dein Argument richtig, dass es keine Leistungen geben solle, die nicht durch die Krankenkasse bezahlt werden würde? Damit willst Du den Ärzten, Apothekern, Hörgeräteakustikern, Physiotherapeuten und anderen Dienstleistern die Verlockung von höheren Einkünften nehmen, damit diese nicht dazu führen, dass die Kunden/Patienten nicht vorgezogen werden, die sich die Verlockungen leisten können. Habe ich das richtig verstanden?

Im ersten Augenblick möchte ich zustimmen. Denn wie ich schrieb, würden dann alle Patienten/Kunden die selbe Leitung erhalten und der Dienstleister könnte alle gerecht behandeln. Es würde auch ausschließen, dass einige Teile der gesundheitlichen Vor- oder Nachsorge zu privaten Versicherern ausgelagert werden würden, die in erster Linie (per se finde ich das in Ordnung) an Umsatz und Gewinn orientiert sind - die Verlagerung, die wir seit Jahrzehnten bei der Rente beobachten können.

Das ist aber ein Punkt, an dem ich ein paar Gegenargumente hätte: ich halte es, wie ich es oben schon andeutete, für sinnvoll, die Gesamtkosten des Gesundheitssystems zu begrenzen. Das bedeutet aber auch, dass jede einzelne Maßnahme eine Grenze kennen muss. Plakativ möchte ich mal Zahnersatz, Brillen und Hörgeräte nennen. Wenn man die Grenze bei den herausnehmbare Gebiss, dem Kassengestell und Kopfhörern setzt - wie solle sich dann eventueller technischer Fortschritt durchsetzen? Wie soll man mit Menschen umgehen, die sich Implantate, Kunststoffgläser im Titangestell und „unsichtbare“ In-Ear-Hörgeräte leisten wollen und können?

Als Maßnahme sehe ich eine Art Preiskommission, die die Preise festlegt, die die Anbieter der Produkte erhalten können (warum kostet ein Implantat 2.500 €? Das Material kostet ein paar Cent bis wenige Euro, Zeitaufwand ist auch überschaubar …). Aber dann sind wir nur noch einen Schritt entfernt vom immer wieder befürchteten Sozialismus.

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich will Deine Ideen und Gedanken nicht einfach diskreditieren, sondern mit Dir in einen konstruktiven Gedankenaustausch treten.

Grüße
Pierre

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Das finde ich super, dass man mal ein paar vernünftige Worte wechseln kann. Ich nehme das Angebot dankend an und erläutere im Folgenden meine Position, die sich nach vielen Jahren der Diskussion mit Ärzten im medizin-forum, durch Erfahrungen im Berufsleben gebildet hat:
Du hast vollkommen recht…, ein Versicherter kann nicht erwarten, dass ihm die Solidargemeinschaft eine Luxusversorgung (gerade bei Heil- und Hilfsmitteln) finanziert. Das gilt in unzumutbarer, fast unmenschlicher Weise schon heute und wird über die WANZ-Verpflichtung geregelt. Eine Therapie hat WANZ zu sein, nämlich Wirtschaftlich, Ausreichend, Notwendig und Zweckmäßig.
Von diesem Prinzip kann man nicht ganz abweichen, allerdings würde ich alles, wofür Ärzte „aus gutem Grunde“ für IGeL kassiert haben, in dieser WANZ-Regel als „N“ wie Notwendig unterbringen und die Kasse bezahlen lassen.
Dazu gehört auch unter Vorbehalten die alternative Medizin. Auch Schulmediziner streiten z.B. nicht ab, dass Akupunktur bei Schmerzzuständen „evident“ sein kann. Auch manche ayurvedische Therapien sind als wirksam belegt.
NICHT erstattungsfähig wären bspw. Lifestyle-OPs und alles, was objektiv nicht als zielführend im Sinne einer Befindlichkeitsverbesserung gelten kann.
Wer an seiner Brille goldene Bügel haben muss und an einen Gehstock aus Elfenbein, der muss das selbst bezahlen.

OT: Bitte erläutere bei Gelegenheit, wie ich Zitate richtig formatiere. Danke