Ist es diskiminierend, Schwangere bzgl. des Downsyndroms mit kassenärztlichen Untersuchungen zu "unterstützen"?

Aufgrund der vielen engagierten Antworten möchte ich deutlicher machen, wo meine riesengroßen Bedenken liegen.
Wenn durch welche auch mmer fein gestrickteren medizinischen oder technischen Möglichkeiten immenser Fortschritt möglich ist, ist das ja erst mal schön.
Der Nutzen und vor allem Sinn für Menschen ist dann aber davon abhängig, wie er psychisch und sozial damit umgeht. Da scheint mir die Weiterentwicklung bei weitem nicht so rasant voran zu schreiten, wie in den eher naturwissenschaftlichen Bereichen.
Konkret: Ich befürchte, dass Eltern wie auch immer behinderter Kinder bei vorgeburtlich einfach möglicher Feststellung einer „Schädigung“ zunehmend in Legitimationszwang für die Existenz ihres nicht den Normen entsprechenden Kindes geraten.
Das hat dann mit Freiheit der Entscheidung auch nicht mehr viel zu tun.
Bin da ratlos.
LG
Amokoma1

Natürlich ist das letztendlich entstehende Problem die „gesellschaftliche“ Akzeptanz. Die besteht aber nicht nur aus irgendwelchen herstellbaren strukturellen Voraussetzungen, sondern auch aus psychischer Akzeptanz des überwiegenden Teils der Bevölkerung.
Ich kann beruflich viel aus dem Nähkästchen plaudern.
Bei einem von mir initiierten Austausch einer der Fachkräfte aus je einer Regelkindergarten- und einer Sonderkindergartengruppe musste eine ansonsten hoch motivierte Erzieherin aus dem Regelbereich abbrechen, weil sie bei dem gemeinsamen Essen mit den Kindern aus dem Sofia abbrechen angesichts Spucken, Rmschmieren, in ihr Essen greifen einfach nur Ekel empfunden hat.
Und so was ist ernst zu nehmen. Das ist auch nicht die ominöse „Gesellschaft“, das sind halt die ganz normalen Menschen.
LG
Amokoma1

Das ist eine interessante Feststellung angesichts der Tatsache, dass Du hier folgende „Notlage“ angeführt hast, für die ich doch bitte Verständnis haben möge:

Exakt in der Position genau dieses „verhältnismäßig großen Wohlstands“ befanden wir uns just in dem Moment auch, in dem sich für uns die Frage des Nachwuchses stellte. Es ging weder bei uns, noch in dem von Dir beschriebenen Fall um eine wirklich existenzielle und unerträgliche, drohende Verarmung, sondern um Klagen auf ganz hohem Niveau (erklär deinen „Notfall“ bitte mal Menschen, die nie auch nur ansatzweise in die Nähe einer eigenen Immobilie kommen werden), und einen nötigen Plan B, den man immer haben sollte, wenn man sich für eine eigene Immobilie entscheidet. Bei uns war es damals u.a. auch aus diesem Sicherheitsaspekt heraus erst mal kein ganzes Haus, sondern „nur“ eine einzelne Wohnung, an der wir dann leider auch die Gelegenheit hatten, unseren „Plan B“ aus anderen Gründen kurz darauf erproben zu müssen. Hat funktioniert, und hätte auch mit einem Kind mit Behinderung funktioniert.

Und was Geschwisterkinder angeht: Die haben meine volle Hochachtung und Respekt. Und wenn ich die Gelegenheit habe, da zu unterstützen, jederzeit gerne! Ich habe einige Geschwisterkinder kennengelernt. Kein leichtes Leben, je nachdem wie schwer die Behinderung eines Geschwisters ist. Aber mir will ehrlich gesagt kein Fall einfallen, bei dem dies nicht unter dem Strich sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt hätte, wenn das sonstige Umfeld stimmte. Klar, wenn man es mit Familien zu tun hat, bei denen kein Familienmitglied einen dreistelligen IQ hat, dann werden ggf. „andere Vorteile“ in einem behinderten Angehörigen gesehen, aber das ist ein anderes Thema.