J.D. Morley, "Nach dem Monsun" – gibt's das engl. "East of the Sun…"?

Hallo Eva, Danke, also, schauen wir mal.

Ich bin’s gewohnt, dass Amis gelegentlich „angst“, „spiel“ oder „zeitgeist“ schreiben, aber die Worte, die Morley sich rausgesucht hat, sah ich nie in einem englischen Text, auch nicht von den Ostküstenintellektuellen (und sein Buch hatte wohlgemerkt rein gar nichts mit Deutschland zu tun, sondern handelte auf Englisch von Japan; als Lektor hätte ich das gestrichen).

Salu- ich meine bis dann,

Henrik

So! Wegen der deutschen Einsprengsel habe ich recherchiert - was auch sonst * g*.
Die Kollegen bei dict.cc zitieren aus dem OED, aber dort muss man sich anscheinend registrieren, dazu habe ich keine Lust, deshalb direkt aus dict.cc: https://en-de.dict.cc/?s=armband
„high-nosed“ (aus dem Beitrag kopiert): …high-nosed adj. having a high or long nose; (figurative) having a keen sense of smell; (also) haughty, arrogant. "
und:
" OED: (15th cent., now rare) GermanKachelofen enclosed fireplace made of stove… … "
und
„It’s not at all unusual for English-language authors to use non-English words, terms or expressions in an attempt to display their vast learning and scholarship. It does become a problem for the translator if the foreign sprinklings are in the target language, as in your case.“
Hier der Link zum Forum, der hoffentlich funktioniert. Einfach etwas nach unten scrollen, mein Eintrag müsste noch ziemlich schnell zu finden sein.
Sonst nix Neues.
Grüße,
Eva

Hallo Eva,
Danke für die Hintergründe! Also darf Morley offiziell „Kachelofen“ sagen, und das in einem englischsprachigen Buch über einen „Englishman in Japan“ (Untertitel). Ich find’s trotzdem seltsam und hätte es weglektoriert.
Danke auch für die anderen Erklärungen, wenn auch nichts zur Entstehung der Übersetzung…
Gerade sah ich in einer Kurzgeschichte von John Updike dies:

…the expertise of geländesprungs and slalom form

Das wollte ich hier schon als nun wirklich übertriebene Verfremdwörterung anführen, doch dann habe ich nochmal nachgesehen. Und es gibt ja auch „abseiling“.
Das Buch von J.D. Morleys Mutter über Asien (quasi „Nach dem Monsun“ aus ihrer Sicht) ist unterwegs zu mir. Falls es neue Aufslchlüsse liefert, rühre ich mich.

Du meinst, als Lektor des Originaltextes? Hm … Von außen betrachtet kannst Du doch nicht wissen, wie dieser Stil auf einen Muttersprachler wirkt, siehe die Antworten bei dict.cc. Was Dich als Nicht-Muttersprachler stört, findet der Muttersprachler vielleicht normal oder sogar pfiffig. Davon abgesehen nützt das Weglektorieren nix, wenn der Autor sagt, das bleibt drin. Und sogar als Übersetzer würde man - vorausgesetzt der Autor/die Autorin lebt noch :wink: - Rücksprache halten.
Übrigens habe ich mal geschaut, wer sonst noch Morley übersetzt hat. Heute habe ich keine Zeit, aber morgen werde ich versuchen, den ein oder anderen von diesen anderen Übersetzern zu erreichen, vielleicht weiß einer etwas über das mysteriöse Buch.
Bin gespannt, ob das Buch der Mutter zur Aufklärung beiträgt.
Grüße,
Eva

Danke für Deine Recherchen!
Ja, so viel Einfühlung wie ein Muttersprachler habe ich nicht, aber doch einige Erfahrung. Ich bleibe dabei, dass ich in diesen Situationen redigieren würde.
Es gibt genug Texte, die tragisch unredigiert sind. Autoren, die stolz betonen, dass ihre Texte ohne Lektorat gleich in die Druckerei gehen (wie Simenon, Maugham), imponieren mir gar nicht, und seien sie noch so erfolgreich.
Morleys Mutter muss ihren Text lange vor dem Bericht des Sohns geschrieben haben. Erschienen ist ihr Buch offenbar 1994, aber vielleicht war ihr Text da schon älter. J.D. Morleys „Nach dem Monsun“ kam 2001, und rein theoretisch könnte er Tagebücher und Zeichnungen seiner Mutter veröffentlicht und daraus Inspiration für sein eigenes Buch zum selben Thema gezogen haben. Mal schauen, das Buch kommt aus Großbrexitannien, das kann dauern.

PS.
Der Morley-Vater, ein Kolonialbeamter, hat auch Memoiren über die selbe Zeit in Singapur und weitere Stationen geschrieben, die sich ebenfalls inhaltlich mit Morleys „Nach dem Monsun“ überschneiden. Das Buch des Vaters interessiert mich nach Vorrecherchen jedoch nicht.

Hallo Eva, nun erhielt ich das Buch von J.D. Morleys Mutter Patricia Morley, „My Other Family“, in dem sie die selbe Singapur-Zeit beschreibt wie er im Buch „Nach dem Monsun“/„East of the Sun, West of the Moon“.

Es gibt im Buch der Mutter in Impressum, Vorwort, Nachwort etc. keinerlei Hinweis auf den Sohn. Vom Lauftext kenne ich bis jetzt nur die ersten 10 Seiten, auch dort erscheint er nicht (sie konzentriert sich ganz auf die Asiaten, ihre other family). Theoretisch hätte es sein können, dass

  • sie bei der Veröffentlichung 1994 (Jahrzehnte nach dem Berichtszeitraum) mit dem Sohn zusammengearbeitet hat, der damals schon Autor war
  • der Sohn ihre Memoiren für seine Memoiren „Nach dem Monsun“ (2001) verwendete.

Für beides gibt es keinerlei gedruckte Indizien in beiden Büchern, soweit ich sie bis jetzt kenne. Das Rätsel um den englischen oder deutschen Urtext von „Nach dem Monsun“ besteht also weiter. Patricia Morleys „My Other Family“ lese ich in den nächsten Tagen zu Ende. Ich melde mich, wenn ich durch bin.

PS.
Der Sohn ist der weitaus bessere Schreiber, aber nur sie hat eigene Zeichnungen dabei.

Hallo Eva,

jetzt habe ich das 1994er englische Singapur-Buch der Mutter Patricia Morley zu Ende gelesen. Dort erwähnt sie ihren Sohn John David Morley nur als Neugeborenen, nicht als Autor. Es gibt also keine Hinweise auf irgendeinen Austausch der beiden für ihre jeweiligen Singapur-Memoiren.

Völlig klar ist, dass der Sohn John David Morley für seine deutschsprachigen 2001er Singapur-Memoiren viele Details aus dem Buch der Mutter 1:1 wiederholt. Darunter auch plastische Szenen aus seinem Geburtsjahr 1948, an die er sich erinnern will. (Falls man unterstellt, dass er sich daran nicht erinnern kann, kann er sie aus dem Buch der Mutter haben, aus ihren mündlichen Erzählungen oder aus Erzählungen von anderen Verwandten oder Zeugen oder aus dem Buch seines Vaters, das ich nicht kenne.)

In keinem der beiden Bücher von Patricia und John David Morley finde ich einen Hinweis auf das Buch oder das Schreiben der/des anderen. Rein theoretisch ist es möglich, dass John D. Morley sein Buch auf Englisch schrieb und (von Bernd Rullkötter?) ins Deutsche übersetzen ließ, aber eine englische Fassung gar nicht wollte .

Hallo!
Melde mich nach längerer Pause - zu viel um die Ohren, dann Urlaub. Habe heute nochmals eine Mail an den Piper-Verlag geschrieben, diesmal nicht über das Kontaktformular der Webseite (daraufhin kam nämlich sofort eine automatische Antwort, ob die Mail nicht ein Versehen wäre und ich sie vielleicht löschen möchte ), sondern als „echte“ Mail. Mal abwarten.
Gruß,
Eva

Hallo Eva, also dann gutes Eingewöhnen - wollen wir Wetten abschließen auf einen Erfolg der Recherchen?

Zum Glück haben wir keine Wette abgeschlossen … Der Verlag rührt sich nicht und ich gebe jetzt auf. Schade.
Gruß,
Eva

Eva, Danke für Recherchen und Deine Nachricht.

Ich habe mittlerweile auch nichts Neues erfahren oder auch nur gemutmaßt.

Ich hätte ja vermutet, dass der Piper-Verlag zumindest schreibt, dass sie nichts wissen. Vielleicht wissen sie auch was, wollen es aber nicht sagen.

Oder sie haben erst nach der Buchmesse Zeit, Dir zu antworten. Dann rühr’ Dich nochmal.

Ciao ~

Henrik