Jesu unfreiwilliger Tod

Hallo Hannes,

klar, daß das Sühnetod-Theorem ein nachösterliches Interpretament ist, das sich ex post in den Evangelienberichten niederschlägt.

Wo hat in dem Zusammenhang der Diskussion der Gottesknecht des Jesaia Ort und Bedeutung?

Bedeutung ganz sicher eine erhebliche. Das beginnt ja bei den Synoptikern mit der Taufe Jesu (die es im Joh. nicht gibt): „dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe“ als Zitat von Jes.42.1.:
„Seht, mein Knecht, den ich stützte, mein Erwählter, an dem ich mein Wohlgefallen habe! Ich lege meinen Geist auf ihn, dass er den Völkern die Wahrheit verkünde.“
Den Geist, der „einer Taube gleich“ auf ihn niedersteigt, haben alle 4 Evangelisten.

Und daß die Interpretation der Ereignisse von Leiden und Tod als Sündensühne bereits in den frühesten Gemeinden Gedankengut war, und dies als „Erfüllung der Schrift“, davon zeugt u.a. Lk.24.25-27 „Wie schwer fällt es euch zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Mußte nicht der Christus dies erleiden, und so in seine doxa eingehen? …“ [ουχι ταυτα εδει παθειν τον χριστον και εισελθειν εις την δοξαν αυτου]

Dazu Jesaia:
53.6-7: „… Jhwh warf auf ihn die Schuld von uns allen. Als er gefoltert wurde, litt er doch bereitwillig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird …“
In Jes. 53.9 gibt es den öffentlichen Prozess mit dem ungerechtfertigten Todesurteil als Resultat.
Und weiter
53.11-12 „Durch sein Leiden wird mein Knecht viele rechtfertigen, indem er ihr Verschulden auf sich nimmt.“… „daß er sein Leben in den Tod dahingegeben hat und unter die Übeltäter gezählt wurde, während er doch die Schuld der vielen trug und für die Sünder eintrat“. [Übersetzung nach Joerg Sieger]

Und auch hier wieder bezieht sich Joh.-Ev. in anderen Aspekten auf ihn. Z.B.:
Jes. 49.6: „Ich mache dich zum Licht der Heiden, daß mein Heil bis an die Grenzen der Erde reiche.“

Beim Autor des Joh.-Ev. ist derweil das „in den Kosmos kommen“, „Fleisch werden“ des Logos selbst schon das Entscheidende des Auftrags …

Dem entsprechend liest man in den Kirchen des byzantinischen Ritus im Amt der Ostersonntags den Prolog (1-17) des Johannes-Evangeliums.

Interessant. Du hattest ja schon bei anderen Gelegenheiten darauf aufmerksam gemacht, daß im orthodoxen Ritus Johannes eine viel explizitere (und vorrangigere?) Stellung hat.

Danke für den Hinweis.
Und einen ebenso

Freundlichen Gruß!

Metapher

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