Hallo,
nachdem der real existierende Sozialismus-Kommunismus
untergegangen ist, ereilt den Kapitalismus nun
dasselbe Schicksal?
tatsächlich ist es nicht der Kapitalismus, der versagt hat, sondern es haben staatliche Eingriffe zu der Katastrophe geführt. Seit den 70ern haben die Staaten (allen voran die USA) den Finanzsektor immer wieder gestützt. Das hat dazu geführt, daß die untereinander berechneten Zinssätze nicht dem tatsächlichen Risiko entsprachen und zu riskante Geschäfte unternommen wurden.
Der zweite Eingriff in den Markt ist die in viel zu großem Maße und viel zu billig bereitgestellte Liquidität. Dadurch gab es Anlagedruck, der zu riskanten Investitionen (=Kredite u.ä.) führte. Man konnte ein praktisch unbegrenztes Geschäftsvolumen drehen, hat zwar nur kleine Margen erzielt, aber durch die Masse aber unfaßbare Gewinne gemacht - immer in dem Wissen, daß der Staat schon eingreifen wird, wenn es mal eng wird.
Genau das ist ja die Ursache dafür, daß die Finanzmärkte zusammengebrochen sind, nachdem man ausgerechnet Lehman umfallen ließ (um am nächsten Tag AIG zu stützen). Die Finanzmärkte waren so darauf eingestellt, daß der Staat eingreift, daß sie nicht so reagierten wie sonst, wenn ein Kreditnehmer pleite war: dumm kucken, Forderungen anmelden, teilweise abschreiben und anschließend weitermachen. Stattdessen kam es zur puren Panik und irrationalen Reaktionen, die teilweise bis heute anhalten.
Ursachen des Debakels sind also eine implizite Staatsgarantie für den Finanzsektor und massenweise billiges Geld. Dies hat man nun durch eine explizite Staatsgarantie und noch mehr billiges Geld ersetzt. Daß das nicht die Lösung sein kann, ist wohl offensichtlich.
Wenn wir also vermutlich in absehbarer Zeit einen noch größeren Kollaps erleben werden, liegt das nicht an zu viel Kapitalismus, sondern zu vielen (oder meinetwegen zu falschen) staatlichen Eingriffen in den Markt.
Gruß
Christian