Kartoffelwein?

Oh, Kartoffelwein kenne ich. Das hat mein Großvater früher immer selbst hergestellt.

Aber Kartoffeln haben keinen Zucker, sondern Stärke, die erst umgewandelt werden muss.
Bei Chefkoch.de habe ich eine interessante Diskussion gefunden, daraus:

"… die Definition ist, dass alkoholische Getränke, die durch Vergären von bereits vorhandenem Zucker aus Früchten (oder auch aus Honig) entstehen, Weine sind.

enthält das Ausgangsprodukt Stärke statt Zucker, die erst in solchen umgewandelt werden muss, wird das vergorene Getränk ein Bier. deshalb ist der japanische Sake streng genommen nämlich auch kein Wein, sondern ein Bier …"

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Und? Schmeckt er? Durftest Du kosten?

Habe mal bei Wikipedia nachgeschaut und glaube nicht, dass ich diese Vorform trinken möchte. Nachstehen, falls es interessiert, das Rezept für den Kartoffelwein aus dem Netz:

"Wash the potatoes thoroughly and chop them but do not peel. Place the potatoes in a large saucepan with the pearl barley and simmer until the potatoes are tender. Strain into a bucket on to the sugar and stir until the sugar has completely dissolved. When cool add the chopped sultanas, orange juice and wine yeast and cover the bucket and leave for five days. Strain into a demijohn and leave to ferment.

When fermentation has ceased, rack the wine into a clean jar and place in a cooler environment and leave for a further few months. Rack again if necessary and leave until the wine is clear and stable and then bottle. This wine goes on improving for well over 12 months."

Für mich klingt das nach Kopfschmerzen …

anscheinend schon

http://www.ferienhaus-lenkerstetten.de/40413.html?entry_id=616c56207a57355a265abb94f6e5e898#blogstart

Hätte allerdings keine Lust, das zu probieren. Schmeckt wahrscheinlich wie Kartoffelwasser mit Alkohol. Die Kartoffel selbst hat ja kaum Geschmack.

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Servus,

Branntwein wird eher selten aus Wein (oder Analogen) destilliert - in der Regel aus vergorener Maische. So auch beim Korn, beim Kartoffelschnaps, beim Obstler, Kirsch, Quetsch, Marillenschnaps usw. usw.

Schöne Grüße

MM

Servus,

kannst Du die Herstellung in groben Zügen beschreiben?

Sicher, dass das kein Kartoffelschnaps war?

Schöne Grüße

MM

Servus,

scheint bei Dir Stövers Frittenkartoffel zu sein.

Das ist aber nicht die einzige Kartoffel, die es gibt, und wenn die Kartoffeln, die bei Dir auf den Tisch kommen, kaum Geschmack haben, bist Du zu bemitleiden.

Schöne Grüße

MM

Also…

Wie andere schon geschrieben haben, „Wein“ wird eigentlich aus Traubensaft gemacht, im weiteren Sinn aus dem Saft anderer Früchte. Dabei wird der Zucker der Früchte in Alkohol umgewandelt.

Macht man das Getränk aus was stärkehaltigem, muß die Stärke erstmal in Zucker umgewandelt werden, damit danach Alkohol draus gemacht werden kann.

Dein Rezept…

1350g Zucker
1100g Kartoffeln
 450g Graupen
...
 3,8l Wasser
...

besteht mehr aus Zucker als aus Kartoffeln.
Wenn das Zeug gährt, wird erstmal der Zucker in Alkohol verwandelt, überschlagen macht das schon etwa 13% Alkohol. Dann ist da jede Menge Stärke, die erst in Zucker, und dann in Alkohl umgewandelt werden könnte - wenn die Mikroorganismen nicht bei 17% aussteigen würden…

Ich sag’ ja, klingt für mich nach Kopfschmerzen … :slight_smile: Ehrlich, ich nehme lieber einen schönen Mosel oder Rheinhessen (unser Nachbar, der Gute, bringt aus der Region einen sehr leckeren Chardonnay mit). Eigentlich bin ich Experimenten nicht abgeneigt, aber Kartoffelwein … :grimacing:

Gruß,
Eva

Der Mann auf der verlinkten Seite erzielt mit farbigen Kartoffeln eine sehr ansprechende Optik bei seinem Produkt :smile:

natürlich haben Kartoffeln Geschmack!
Die können aber mit der Geschmacksintensität von Weintrauben und anderem Obst nicht konkurrieren. Was dann im Kartoffelwein davon noch zu schmecken ist, dürfte nicht viel sein.
Das gleiche Geschmacksproblem ergibt sich beim Brennen von Weizen etc.

Gruß Heinz

Hallo Heinz,

wobei man allerdings Vergären und Destillieren unterscheiden muss - in der genießbaren Fraktion des Destillats sind halt eine Menge Aromen nicht mehr enthalten, die in der Maische noch waren.

Kartoffelschnaps schmeckt im Vergleich zu Korn halt ein bissele muffig; ob eine Art Kartoffelbier (von Wein kann man da eher nicht reden) mehr Kartofffelaromen herüberbringt, wäre interessant. Wer weiß, vielleicht meldet sich ja Frank Zimmermann nochmal, der das zu kennen glaubt?

Schöne Grüße

MM

Ich grüße euch alle herzlich!
Weiß jemand vom euch ob es einen Kartoffel-Weinhändler in Berlin gibt? Wurde gerne mal solche einen exotischen Wein kosten.

Viele grüße Nadiene

Hallo Nadine,

in Deutschland ist kein „Kartoffelwein“ im Handel, und auch im übrigen Europa würde es mich wundernehmen, selbst bei den Briten, denen nichts abgefahren genug sein kann.

Schöne Grüße

MM

Ich habe schon einmal darüber gelesen, dass besagter Wein mit 15 Gerstenmalz zubereitet werden kann. Leider kenne ich den Link dazu nicht mehr.

bitte mit WAS??

Gerstenmalz 15 EBC ist was zum Brauen, nicht zum Wein bereiten. Und was haben denn dann eigentlich die Kartoffeln noch in dem Bier verloren, das Du da machen willst? Wie soll ihre Stärke aufgeschlossen werden?

Schöne Grüße

MM

Hallo Eva,

gerade gelesen - und in meinem Bestande nachgeschlagen:

Allgemeines Haus- und Wirthschafts-Lexicon.
Encyclopädisches Wörterbuch für das praktische Leben
Herausgegeben von D. William Löbe
Zweite Ausgabe mit Universalregister
Dritter Band J - M
Leipzig - Verlag von Otto Wigand 1859

Seite 121
"Kartoffelwein:

Zur Darstellung von 125 Quart dieses Weines sind erforderlich 40 Pfund Kartoffelzucker, 1/2 Pfund guter weißer roher Weinstein, 3 Loth Ingwer, 1 Pfund gute Rosinen und 5 frische Citronen. 125 Quart reines Regen- oder klares Flußwasser werden in einem Kessel bis zum Sieden erhitzt, die zerschnittenen Rosinen hinzugetan und 1/2 Stunde gekocht; dann setzt man den Kartoffelzucker und, wenn dieser aufgelöst ist, den gepulverten Weinstein zu. Ist alles aufgelöst, so gießt man die Masse durch ein Haarsieb in ein reines hölzernes Gefäß, in dem sie bis auf 14 Grad R. abgekühlt wird. Man setzt nun 1/6 Quart reine frische Weißbierhefe zu und füllt die Flüssigkeit auf ein Faß, auf dem vorher ein geistiger Wein gelagert hat, worauf man noch den gepulverten Ingwer und die in dünne Scheiben geschnittenen Citronen fügt. Die Gährung, welche allmalig beginnt, darf nicht gestört werden; wenn aber keine Hefe mehr ausgestoßen wird, füllt man das Faß mit abgekochtem und wieder abgekühltem Wasser auf, verspundet es und läßt es drei Wochen ruhig im Keller liegen. Nach dieser Zeit wird die Flüssigkeit auf ein kleineres Weinfaß von der Hefe klar abgezogen, das Faß verspundet, 6 Wochen ruhig im Keller liegen lassen und dann der Wein auf Flaschen abgezogen, die man gut verpicht. Der Kartoffelwein hält sich viele Jahre lang und gewinnt durch Lagern an Stärke."

Auf gleicher Seite:

"Kartoffelzucker oder Stärkezucker:

Um diesen Zucker zu bereiten, wird aus den Kartoffeln zunächst das Stärkemehl gezogen und dieses in Syrup umgewandelt. Wird der Syrup noch stärker eingekocht, als in dem Artikel Kartoffelsyrup angegeben ist, so erhält man eine körnige Masse, den Stärkezucker…"

A. a. O.:

"Kartoffelsyrup oder Stärkesyrup:

Um denselben im Kleinen zu bereiten, nimmt man z. B. auf 6 Pfund Kartoffelstärke ein 8 Quart Wasser haltendes Gefäß oder einen entsprechend großen kupfernen Kessel. Das irdene Gefäß muß mit einer bleifreien Glasur versehen sein. Zum Kochen der angegebenen Menge Stärke bedarf man 7 Quart Flußwasser. Mit 1/2 dieser Wassermenge wird die Stärke erweicht, zu einer milchigen Flüssigkeit umgerührt, als ob Kleister gekocht werden sollte, das übrige Wasser mit 2 Loth concentrierter Schwefelsäure zum Kochen gebracht und die aufgeweichte Stärke nach und nach hinzugetan. Es wird nun ebenso verfahren, als ob man Stärke kochen wollte…
…Nachdem die Stärke 8 Stunden lang gekocht hat, wird der Kleistergeruch verschwinden und die Stärke ein honigähnliches Ansehen erhalten…"

Es geht dann noch eine komplette Seitenspalte weiter, insbesondere um diverse Methoden, die Säure zu entfernen und, falls Kupferkessel, die Masse auf giftige Kupfergehalte zu prüfen.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo, Helmut!
Krönchen und :+1: dafür! Das ist großartig, wird gespeichert und ausgedruckt! Oft übersetze ich Fantasy mit Mittelalter-Ambiente, da kann solches Wissen sehr gelegen kommen. Und waren das noch Zeiten, als man Flusswasser zum Kochen nehmen konnte :flushed:
Gruß,
Eva

tut mir leid, so habe ich es nur in einem Artikel gelesen. Keine Gewähr.