Hallo,
jenseits von der Frage der Gerechtigkeit der Belastung halte
ich Kirchhoffs Vorschlag für Unfug. Ab und an eine
Entrümpelung der Steuergesetze sollte ein konstanter Prozess
sein. Aber eine dauerhafte Vereinfachung ala Kirchhoff ist
nicht nur realitätsfern sondern in einem demokratischen Staat
nicht gewünscht. Hier in dieser Diskussion wird ein
wesentlicher Aspekt von Steuern vergessen, nämlich, dass wir
damit unsere Demokratie tatsächlich „steuern“ im Sinne von
lenken.
Das ist doch fernab jeder Realität. Im Augenblick ist das Steuersystem so undurchsichtig, dass es schon in sich undemokratisch - weil nicht transparent - ist. Die vielen Spezialregelungen führen zu permanenten Vergünstigungen oder Benachteiligungen Betroffener / nicht Betroffener.
Und in der Praxis ist die Abgabenlast obendrein ungerecht verteilt weil Spitzenverdiener relativ deutlich besser abschneiden.
Zudem stellt sich die Frage, ob alle anderen Staaten mit einfacheren Steuersystemen (und das dürfte die ganze Welt sein!!!) deiner Meinung nach undemokratisch sind.
Subventionen alle ersatzlos abbauen - was ein Unsinn: unsere
demokratisch gewählten Vertreter sollen doch die Programme
umsetzen für die sie gewählt wurden. Das Lenkungsinstrument
dafür sind (oft) Steuern.
- Energiewende beinhaltet ganze Pakete steuerlicher Maßnahmen
- private Altersvorsorge wird mit Absicht steuerlich
begünstigt
- …
Zu Punkt 3 fällt dir schon nichts mehr ein.
Die Energiewende vollzieht sich von ganz alleine wenn erneuerbare Energien preiswerter werden als andere Technologien (was jetzt schon der Fall ist) und weil die Leute auch nicht so blöd sind, dass sie nicht kapieren, dass wir uns die Klimaerwärmung und weitere Fukushimas und Tschernobyls nicht leisten können.
Die private Altersvorsorge zieht nur bei einem begrenzten Kreis von Menschen. Jeder Geringverdiener kann überhaupt nicht vorsorgen und partizipiert somit nicht von derartigen Vergünstigungen.
Gerne stellt die FDP oder „die Wirtschaft“ den Staat als
steuerfressendes Wesen dar das sich durch Misswirtschaft und
Verschwendung auszeichnet.
Was Unsinn ist wenn es von Unternehmen kommt, die nur wenige Steuern zahlen obwohl sie riesige Umsätze erwirtschaften. Ansonsten stimmt es aber, denn der ganze Apparat muss logistisch und personell aufrecht erhalten werden. Wenn man dieses Ungetüm zerschlägt und nur noch 5% an Kosten hat spart der Staat und damit die Bürger riesige Summen, die jetzt FÜR NICHTS ausgegeben werden müssen, nämlich nur dafür, dass sich der ganze Schwachsinn selber erhält.
Das dumme A… was für unsere hohen Steuern verantwortlich ist
können wir jeden morgen im Spiegel betrachten. Infrastruktur,
Müllabfuhr, Gesundheit, Bildung, Sicherheit,… das wollen wir
ALLE. Aber der blöde Staat soll nix kosten…
Für viele dieser Dinge zahlt man extra, das sind keine nur über Steuern finanzierte Infrastrukturen. Oder zahlst du nichts für Müllabfuhr, Krankenkasse und all deine anderen Beispiele?
Das, was man den Autofahrern abzockt, würde allemal reichen die luxuriösesten Straßen zu haben - nur finanziert man mit dem Geld andere marode Bereiche des Staatshaushalts.
Andere Infrastruktur kann man mit den Steuern, die ja auch bei Kirchhoff durchaus anfallen, gut finanzieren. Denn es werden ja nicht einfach nur Steuereinnahmen reduziert, sondern das unglaubliche deutsche Bürokratenmonster zerschlagen. Du stellst es hier so dar, als würde Kirchhoff die Steuern einfach nur senken - was aber so nicht stimmt. Er vereinfacht sie erstmal nur massiv. Und das ist der logischste und beste Gedeanke, den ein klar denkender Mensch haben kann.
Ich habe nämlich immer mehr das Gefühl, dass Deutschland sich mit seinem ganzen komplizierten Scheiß selber umbringt. Unsere Bürokratie und zuvorderst auch das Steuersystem sind Symptome einer dekadenten Gesellschaft, die keine ernstzunehmenden Probleme zu haben scheint und sich deswegen selber welche schafft. In anderen Ländern müssen Menschen dafür sorgen, dass sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen haben. In Deutschland schlägt sich ein riesiger Apparat mit einem absolut lächerlichen Wust an komplizierten Regeln und Bürokratie herum. Ganz ehrlich, ich denke immer öfter, dass wir hier mal wieder einen Krieg bräuchten damit die dekadenten Leute mal wieder geerdet werden und sich wieder um elementare Dinge des Lebens kümmern müssen. Was in diesem verdammten Land los ist - und das Steuersystem ist da ein Symbol der besonderen Art - ist unerträglich geworden.
Leute, wir wollen die Steuerung unseres Gemeinwesens durch
Steuern. Wer einen handlungsunfähigen Staat will sollte sich
klarmachen, dass dies der wilde Westen ohne Wyatt Earp wäre.
Das ist lächerlich. Unser Staat ist unsteuerbar geworden weil niemand mehr das Steuersystem durchschaut und weil allein seine Aufrechterhaltung dermaßen teuer ist, dass es jeder Beschreibung spottet. Jeder klar denkende Mensch greift sich auch an den Kopf wenn du behauptest, dass wir einen handlungsfähigen Staat hätten. Tatsächlich ist es so, dass das komplizierte System nur denen, die genügend frech und informiert sind, Lücken eröffnet um sich geschickt irgendeiner finanziellen Mitverantwortung zu entziehen. Wer das nicht kann - weil er gar keine Zeit hat um alles zu verstehen und keine komplexen finanziellen Verstrickungen hat - zahlt für den ganzen Mist.
Dieser ganze Zirkus, der sich nur um sich selber dreht und Unsummen frisst, gehört zerschlagen. Leider wird es realistisch nicht passieren weil die ganzen Profiteure auch in wesentlichen Entscheidungsgremien sitzen und zu verhindern wissen, dass der goldrichtige Ansatz von Kirchhoff Realität werden könnte.
Gruß,
MecFleih