Lebenskunst, Epikur und Epiktet

Wer aus philosophischer Sicht
(der Weisheit entsprechend) Lebenskunst praktizieren will,
kommt an der dazu bedingenden Selbstfindung nicht vorbei.

Das habe ich genauso auch schon gelesen (leider kann ich partout die Stelle nicht mehr finden) als auch bisher so verstanden :smile:

Stellt man sich eine der elementaren Grundfragen der
Philosophie: Was ist der Sinn des Lebens? Des eigenen,
individuellen einerseits und des kollektiven, der gesamten
Schöpfung andererseits, kann man sich der Lösung nähern.
Lebenskunst heißt diesem Sinn gerecht zu werden.

Sehr schöne Formulierung; vor allem, wenn man den Aspekt der Weisheit hier mit einbezieht

Interessant scheint mir bei der Frage Epikur/Epiket die Lösung
in der buddhistischen Philosophie!
Buddha lebte das Epikurideal als junger Mensch in Perfektion.
Jedes Leid und Not wurde von ihm ferngehalten.
Dann entdeckte er allerdings die Sterblichkeit und Not vieler
Mensch und beschloß ihnen zu helfen. Er wurde Asket in
Perfektion. Als beim meditieren ein Boot vorbeikam, worauf ein
Musiker seinem Sohn erklärte wie sein Saiteninstrument
gespannt sein müsse um zu klingen: Nicht zu straff (Epiket),
damit die Saiten nicht reissen und nicht zu locker (Epikur),
damit das Instrument auch zu klingen vermag.

Danke auch für diese Anekdote, die wirklich schön den bisherigen Kanon verbildlicht (würde sie gerne in anderen Erörterungen verwenden, wenn ich darf).

Um aber nun die oben erwähnte Selbstfindung zu erlangen, wählt
das Individuum je nach individueller Beschaffenheit, den einen
oder anderen Weg, um sich dann nach der Gabelung wieder auf
dem gemeinsamen zu treffen. Ohne jedoch einander aus den Augen
zu verlieren, sprich der gemeinsame Nenner Ethik! (Toleranz
z.B.).

Dies ist sicherlich eine Möglichkeit es zu sehen…allerdings bin ich der Ansicht, dass wie bei der Sinnfrage des Lebens (individuell/kollektiv) auch die Ethik nach diesem Gesichtspunkt (individuell/kollektiv) betrachtet werden kann : Epiktet als auch Epikur geben ja eigentlich schon normative Lebensregeln vor (wobei ja beide ihren Schwerpunkt in der Ethik haben), die allerdings nur dann einen Sinn bzw. Folgen haben, wenn sie zuerst auf sich selbst angewandt werden. So soll (IMHO) zuerst eine individuelle Ethik etabliert werden, aus der eine neue Ethik für das Kollektiv des Lebens entstehen kann (man bedenke nur an dieser Stelle was für geradezu revolutionäre Kosmopoliten beide Schulen für ihre Zeit waren : Stoiker sahen Sklaven und „Barbaren“ (sprich Ausländer) im Gegensatz zu allen anderen Griechen nicht als Menschen 2. Klasse an und von Epikur wissen wir, dass Prostituierte in seiner Schule durch ihre rege Teilnahme an den Diskussionsrunden gern gesehen Gäste waren, wohingegen niemand daran dachte, im Gegensatz zu den Treffen des Lukian, sich an Ihnen zu vergehen).

Bin gespannt auf deine Antwort…

Richard

Vielen Dank, denn das klingt nachvollziehbar. Gerade in dem Punkt der bleibenden Herausforderung möchte ich dir ausdrücklich recht geben, da auch ich beide Schulen so sehe, dass sie keinen endgültigen Zustand der Glückseligkeit/erleuchtung/etc. kenn oder gar suchen, sondern viel eher ein stetes „Sich-Bestreben“ einfordern.

Dankbare Grüsse…

Richard

Das habe ich genauso auch schon gelesen (leider kann ich
partout die Stelle nicht mehr finden) als auch bisher so
verstanden :smile:

Würde mich natürlich interessieren, wenn du es findest, dann informier mich bitte! Scheint mir einfach logisch zu sein.

Danke auch für diese Anekdote, die wirklich schön den
bisherigen Kanon verbildlicht (würde sie gerne in anderen
Erörterungen verwenden, wenn ich darf).

Natürlich darfst du sie verwenden, gehört ja nicht mir! :smile:
Interessant war für mich die Parallele zweier so fremder Kulturen, die ja nun keine Möglichkeit zur Kommunikation hatten.

Um aber nun die oben erwähnte Selbstfindung zu erlangen, wählt
das Individuum je nach individueller Beschaffenheit, den einen
oder anderen Weg, um sich dann nach der Gabelung wieder auf
dem gemeinsamen zu treffen. Ohne jedoch einander aus den Augen
zu verlieren, sprich der gemeinsame Nenner Ethik! (Toleranz
z.B.).

Dies ist sicherlich eine Möglichkeit es zu sehen…allerdings
bin ich der Ansicht, dass wie bei der Sinnfrage des Lebens
(individuell/kollektiv) auch die Ethik nach diesem
Gesichtspunkt (individuell/kollektiv) betrachtet werden kann :
Epiktet als auch Epikur geben ja eigentlich schon normative
Lebensregeln vor (wobei ja beide ihren Schwerpunkt in der
Ethik haben), die allerdings nur dann einen Sinn bzw. Folgen
haben, wenn sie zuerst auf sich selbst angewandt werden. So
soll (IMHO) zuerst eine individuelle Ethik etabliert werden,
aus der eine neue Ethik für das Kollektiv des Lebens entstehen
kann (man bedenke nur an dieser Stelle was für geradezu
revolutionäre Kosmopoliten beide Schulen für ihre Zeit waren :
Stoiker sahen Sklaven und „Barbaren“ (sprich Ausländer) im
Gegensatz zu allen anderen Griechen nicht als Menschen 2.
Klasse an und von Epikur wissen wir, dass Prostituierte in
seiner Schule durch ihre rege Teilnahme an den
Diskussionsrunden gern gesehen Gäste waren, wohingegen niemand
daran dachte, im Gegensatz zu den Treffen des Lukian, sich an
Ihnen zu vergehen).

Bin gespannt auf deine Antwort…

Richard

Hier muß man differenzieren, denke ich. Willst du die Ethik (Normen) aus geschichtlich-philosophischer Zeit, während Epikur/Epiktets Zeiten erörtern, oder in unsere Zeit bringen?
Sicherlich sind die 2000 Jahre nicht spurlos an der Menschheit vorrübergegangen! In einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung, wollte ein (renomierter) Sprachwissenschaftler eruiert haben, daß z.B. Homer, (aufgrund seiner Ausdrucksweise) über kein Ich-Bewußtsein verfügt hat. Die Zeit der Griechen ist sicherlich eine Aufbruchzeit der Menschheit. Da passen deine Aussagen diese Schulen betreffend sehr gut. Aus heutiger Sicht würde man jedem, der sich erlaubt Sklaven zu halten, allein schon die Benutzung des Wortes Ethik als Farce unterstellen.
Für mich persönlich sind Ethik und vorgegebene Normen nicht miteinander zu vereinbaren. Ein kollektives Zwangsverhalten, erhebt ein Tun nicht in ethische Sphären, sondern entspringt kausal in sozialen Gesetzmäßigkeiten, da wo der Mensch noch Herdentier ist. Ethik aber steht über dem Tier, (dem Tier im Menschen meine ich). Deshalb kann ich dir zustimmen, eine individuelle Ethik wird sich, parallel zur Selbsterkenntnis einstellen. Und doch denke ich, werden diese individuellen ethischen Merkmale eine gewisse Schnittmenge haben.

Grüss Dich

HC

Das habe ich genauso auch schon gelesen (leider kann ich
partout die Stelle nicht mehr finden) als auch bisher so
verstanden :smile:

Würde mich natürlich interessieren, wenn du es findest, dann
informier mich bitte! Scheint mir einfach logisch zu sein.

Eine mögliche Quelle, die ich jetzt noch auf die schnelle finden konnte, ist mein Skript über einen Vortrag an der Hochschule für Philosophie in München mit dem Titel „Versuch zur Grundlegung einer Philosphie der Lebenskunst“. Ausserdem bin ich mir sicher passende Passagen in Wilhelm Schmids „Philosohpie der Lebenskunst“ gelesen zu haben. Wenn ich’s genauer finde poste ich es sofort…

Hier muß man differenzieren, denke ich. Willst du die Ethik
(Normen) aus geschichtlich-philosophischer Zeit, während
Epikur/Epiktets Zeiten erörtern, oder in unsere Zeit bringen?

Nein, der Gott der Philosophen :smile: behüte mich… mir liegt lediglich daran gerde die Ethik ET/ER zu erörtern…alles andere wäre anmaßend oder nur zu Teilen bei sorgfältigster Darlegung möglich.

Richard

Nein, der Gott der Philosophen :smile: behüte mich… mir liegt
lediglich daran gerde die Ethik ET/ER zu erörtern…alles
andere wäre anmaßend oder nur zu Teilen bei sorgfältigster
Darlegung möglich.

Richard

Na dann bin ich beruhigt. :smile:

Da mein Studium nun schon ein paar Jährchen her ist, verfüge ich, wie du gemerkt haben magst, nur noch über rudimentäre Kenntnisse, die beiden betreffend. Aber ich werde die Gelegenheit am Schopfe packen und mal wieder meine alten Bücher hervorziehen. Wenn ich mich etwas eingelesen hab, melde ich mich wieder. Würde mich aber auch über eine Anregung von dir freuen!

Grüss Dich
HC

Würde mich aber auch über eine Anregung von
dir freuen!

Sehr gerne :smile: Wenn’s denn etwas Literatur als Aperitif sein darf bevor zum Hauptgand, der eigentlichen Erörterung kommen :

Ein schönes (leider schwer zu besorgendes) Werk scheint mir das Werk „Stoa und Epikur - Für den Schulgebrauch“ aus dem Jahr 1927 von Dr. Ernst Neustadt zu sein - „scheinen“ deshalb weil es leider in Latein und Altgriechisch abgefasst worden ist, dafür aber die Einleitung umso spannender ist.

Desweiteren :

  • The Ethics of the Stoic Epictetus, engl. Übers. des Werkes von Adolf Friedrich Bonhöfer (bin leider noch nirgends an das deutsche Original rangekommen)
  • Philosophy as a way of life, Pierre Hadot
  • Epikur - Theorie der Lebenskunst, Heinz-Michael Bartling

Dies als kleine Auswahl von weit mehr Büchern, welche ich in die engere Wahl gezogen habe. Da ichj allerdings ebenfalls noch selbst am Auswerten der Literatur bin, melde ich mich sobald ich auf weitere interessante Ein-/Ansichten gestoßen bin…

Natürlich freue ich mich ach über jede Meinung, Tipps, etc. via Mail!

Gruß…

Richard