Leichengeruch

Ein herzliches Hallo an alle!

Ich bräuchte für einen Roman Hintergrundwissen zum Thema Leichengeruch: Wann setzt dieser ein, so dass menschliche Nasen diesen riechen können.

Lieben Gruß und schon einmal ein dickes Dankeschön im Voraus.

Michael Vogl

Zu Deiner Frage:

Die Entwicklung des Leichengeruches ist von mehreren Faktoren abhängig.

Insbesondere von der Umgebungstemperatur (z.B. Heizung an oder aus) und der Umgebungsfeuchtigkeit / Luftfeuchtigkeit.

Extrembeispiel:

Eine Leiche, die 3-4 (!) Stunden in einer Badewanne lag, in die kontinuierlich 30-40 Grad warmes Wasser nachlief, ist in einem vergleichbaren Verwesungsstadium, wie eine Leiche, die mehrere Tage oder gar Wochen in einer trockenen Umgebung (z.B. Bett) bei Raumtemperatur lag.

Der Bauch ist z.B. massiv aufgetrieben/aufgedunsen (Gasentwicklung), die Haut löst sich bereits ab, Extremitäten reissen bei leichter Beanspruchung ab (typisch für sog. Wasserleichen) und die Färbung der Bauchdecke ist ggfls. bereits deutlich grünlich und rötlich. Mit entsprechendem Geruch. Die Leiche kann in diesem Stadium bereits so stark verwest sein, dass eine Identifizierung nicht mehr sicher ohne zusätzliche Untersuchungen (DNS-Analyse, Zahnabdruck usw.) durchführbar ist.

Anderes Beispiel:

Eine Leiche, die in einer Umgebung mit nahezu kaum messbarer Luftfeuchtigkeit und kaltem Klima liegt, wird ggfls. ausgetrocknet (Feuchtigkeit dunstet aus) und mumifiziert. Dabei besteht verhältnismäßig geringe Geruchsbildung.

Grundsätzlich setzt bei einer Leiche nach Herz-Kreislauf-Stillstand nahezu augenblicklich der Verwesungsprozess ein. Insbesondere im Bereich der Darmschlingen, die eine physiologisch hohe bakterielle Besiedlung vorweisen, beginnt die massive/explosionsartige Vermehrung von Bakterien mit Entwicklung entsprechender Fäulnisgase und toxischer Produkte.

Bedingt durch optimale (humanpathogene Bakterien wachsen optimal bei 37 Grad und bringen Ihre enzymatischen Auflösungsprozesse ebenfalls bei 37-40 Grad optimal zum Einsatz) oder suboptimale Wachtumsbedingungen entsprechend schnell oder langsam. Wie im Beispiel der Badewannenleiche kann das extrem schnell gehen.

Liegt eine Leiche z.B. in einer Umgebung unterhalb des Gefrierpunktes, wird die Vermehrung der Bakterien z.B. extrem gehemmt (Konservation).

Ein weiterer Faktor für die Geruchsbildung ist die Intaktheit der Bauchdecke, da sich in diesem Bereich die meisten Gase sammeln. Ist der Mensch verletzungsbedingt gestorben, zum Beispiel an einer perforierenden Verletzung der Bauchdecke oder ist der Bauchraum gar weit eröffnet (Nach Explosionen oder Schussverletzungen / Bauchschuss, Pfählungsverletzung o.ä.), ist die Geruchsbildung ggfls. entsprechend extrem(er).

Man kann also nicht pauschal sagen, wann der Geruch aus einer Wohnung dringt. Das ist ja zusätzlich noch davon abhängig, inwiefern die Tür abgedichtet ist.

Es gibt Leichen, die aufgrund der entsprechenden Umstände erst nach vielen Monaten gefunden werden, z.B. weil die Tür optimal abgedichtet hat.

Ich empfehle Dir den Besuch eines rechtsmedizinischen Institutes bzw. die Anwesenheit bei gerichtsmedizinischen Sektionen / Leichenöffnungen, um Dir mal direkt ein Bild davon zu machen, wie das aussieht und riecht. Allerdings würde ich in dem Zusammenhang nicht unbedingt von Deinem Roman erzählen, sondern es mit medzinischem Interesse begründen :wink:

Nachfragen kostet nichts und es ist sauspannend.

Dabei ist aber eine hundertprozentige Diskretion Deinerseits Voraussetzung (wegen oftmals laufender kriminalpolizeilicher Ermittlungen usw.)

Ggfls. könntest Du Dich auch mit der Mordkommission Deiner lokalen Kriminalpolizei in Verbindung setzen. Wäre möglich.

Liebe Grüße, J.

Hallo Jan_81_B!

Auch Ihnen ein ganz dickes Dankeschön für die sehr lange und ausführliche Antwort. Aber wie gesagt: leider klappt es nicht, was ich mir vorgestellt habe (auch wenn meine Geschichte recht skurril ist, so ein bißchen Logik ist vorhanden, und ich befürchte, wenn ich da dann ein Faktum a la „Nach 30 Minuten riecht die Leiche“ hineinbringe, werden wohl 85% der Leser das Buch zur Seite legen, weil absoluter Schmarrn, den der Autor verzapft hat.

Lieben Gruß und nochmals ein dickes Dankeschön

Michael Vogl

1 Like

Hallo zusammen,
Leichengeruch riecht mehrheitlich gleich.
Ich als Tatortreiniger finde den Geruch nicht süsslich.
jemand der 3 Monaten gelegen ist, die Wohnung stinkt bestialisch, nicht nur den Verwesungsgeruch, auch ranziges Fett.
Die Tür öffnet man schnell und schliesst sie gleich wieder, es ist nicht zum aushalten. Zum Glück habe ich
eine Super Ausrüstung und man riecht absolut nichts .
Beim reinigen, riecht man zusätzlich Urin und Eisengeruch, Ammoniak, Fisch und wie wenn der Zahnarzt die Zähne aufbohren tut. und je nach dem ob Alkoholiker oder Drogensüchtiger, riecht es ein bisschen anders.
Gruss

Hallo,

diese Frage lässt sich so pauschal gar nicht beantworten. Es kommt auf die Umstände an. In ausreichend trockener/gut belüfteter Umgebung muss es gar keinen Leichengeruch geben. Und dazwischen ist alles möglich, insbesondere auch was die Intensität angeht. Viele der lang unentdeckten Wohnungstoten haben nicht/nicht so intensiv gerochen, dass ihr Tod den Wohnungsnachbarn über den Geruch aufgefallen wäre.

Gruß vom Wiz

Hallo nochmal!

Dankeschön für Ihre Antworten. Leider (?) muss ich jetzt daraus schließen, dass ich die geplante Szene nun doch nicht nehmen kann :frowning:

Nun gut, muss ich mir etwas anderes ausdenken.
Vielen lieben Dank noch einmal und lieben Gruß

Michael Vogl

Es kommt darauf an, wie lange die Leiche schon liegt.
Ich finde den „Geruch“ mancher eröffneten (frischen) Leichen ekelig.

Hallo,

die vorherigen Beiträge haben ja das Meiste abgedeckt, nur die Maden nicht. Die erzeugen einen eigenen, sehr ekligen Geruch. Sie kommen nur ab ca. frühlingshaften Temperaturen vor, je wärmer, desto eher und schneller.
Komme vom Land und habe etliche Tierleichen mit Maden gesehen und gerochen - der Gestank ist sehr penetrant. Soll andere Aasfresser abschrecken, was er sicher schaft.
Wenn Du selbigen kennenlernen möchtest, lass eine offene Dose Katzenfutter oder Hühnermägen o.Ä. im Sommer offen rumsteht und rieche nach ein paar Tagen daran. Da kannst Du auch die Maden gut beobachten. Angeblich ziehen sie zum Verpuppen immer nach Süden - ?
Verbranntes Fleisch riecht allerdings auch sehr mies, fettig anhaftend eklig. Lässt sich auch leicht selbst erfahren (nicht in der eigenen Küche probieren!).

Viel Spaß, Paran

Hallo,

das UP ist von 2011…

Nur so zur Info.

Grüße
Mau

Hallo,

Danke für den Hinweis. Hatte ich völlig übersehen. Wer rechnet auch mit Antiquariat?
Gib das mal auch dem MOD durch.

Ist arg hier heutzutage.
Frage mich, wann der Aufruf erscheint, Helmut Schmidt zum 40. zu gratulieren. Oder seinen Eltern zur Hochzeit. Der Geologe nennt sowas rückschreitenden Erosion, aber in der Geologie nervt das zumindest nicht.

Gruß, Paran