Leonardo da Vinci

Hallo zusammen,

ich habe gestern mal wieder folgende Formulierung gelesen: „Leonardo da Vinci - das erste Universalgenie der Moderne“. Kennt ihr sicher alle, taucht ja wirklich dauernd auf. Jedenfalls habe ich mich diesmal gefragt, wer wohl die anderen sind, wenn er das erste war…und mir ist doch glatt niemand eingefallen.
Wer also frage ich euch, fällt wie Leonardo in die Kategorie „Universalgenie“? Mir ist klar das das durchaus auch Ansichtssache ist, doch wäre ich für jeden Vorschlag sehr dankbar.

Universalgelehrte waren bis in die mittlere Neuzeit eher die Regel, im Gegensatz zu den Spezialisten der späteren Zeit.

Bei Da Vinci kommt dazu, dass er neben den Geisteswissenschaften auch mit technischen und naturwissenschaftlichen Leistungen glänzte. Und „erster der Moderne“ lässt sich darauf beziehen, dass er im frühen 16. Jahrhundert lebte, also ziemlich am Anfang der Moderne. Kobernikus, Leibniz, in gewissem Sinne auch Goethe wären weitere Beispiele.

Universalgenies
Hi,

Wer also frage ich euch, fällt wie Leonardo in die Kategorie
„Universalgenie“?

http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,A8E0FB3…
und
Ray

Ich hoffe, dass dieser Link hilfreich im Sinne der Anfrage war

Freundliche Grüsse

Moin
Ähnlich wie Volke wollte ich spontan Goethe nennen, aber dann fiel mir ein, dass ich seine Farbenlehre, auf die er selbst so besonders stolz war, verglichen mit seinen literarischen Werken, etwas „dünn“ fand.
Es entbehrt ja nicht einer gewissen Tragik, dass viele berühmte Leute eine ihrer Leistungen besonders schätzen, die vielleicht eher zu den schwächeren gehört. Freud hat bis zuletzt die „Traumdeutung“ als das wichtigste seiner Bücher empfunden. Aus heutige Sicht ist es nur noch historisch interessant bzw. als Pioniertat wichtig, denn zuviele Irrtümer und Halbwahrheiten hatten sich in diesem Buch reit gemacht.
Andere Bücher von ihm sind fast zeitlos zu empfehlen. Manche wiederum hat er selbst nur als hypothetisch oder „romanartig“ gewertet - darunter nicht die schlechtesten („Jenseits des Lustprinzips“ und „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“).
Aber so geht es uns ja schließlich oft selber: Wir schätzen ein Talent von uns hoch ein, was garnicht so groß ist - nur unsere Neigung war hier so groß.
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

Ähnlich wie Volke wollte ich spontan Goethe nennen, aber dann
fiel mir ein, dass ich seine Farbenlehre, auf die er selbst so
besonders stolz war, verglichen mit seinen literarischen
Werken, etwas „dünn“ fand.

das sehen viele Maler und Farbphysiologen aber anders. Steiner sowieso :wink:

Im Ernst. In diesen Kreisen wird die Farbenlehre immer noch hoch gehandelt.

Gandalf

In diesen Kreisen wird die Farbenlehre immer noch
hoch gehandelt.

Ich hab sowas bedfürchtet, Gandalf. :wink:
Tja, was soll man dazu sagen? Goethe erinnert mich in seiner Farbenlehre etwas an Wittgenstein (oder umgekehrt, wenn du chronologisch denkst). Ich hab den Titel des Wittgenstein-Buches gerade nicht im Kopf, wo er so über Farben rumschwafelt. Beide schwafeln durchaus unterhaltsam, aber ohne wirklich nachvollziehbare Aussagen herum, dass die Schwarte kracht. Manch einem Gymnasiasten hätte der Oberstudienrat „Thema verfehlt“ unter den Aufsatz geschrieben.
Gruß,
Branden

Hallo,

Wer also frage ich euch, fällt wie Leonardo in die Kategorie
„Universalgenie“?

es wurde schon gesagt, Leonardo, Leibniz, A. von Humboldt und natürlich der Herr Geheimrat.

Wobei Goethe m.E. aus allen diesen Personen herausragt, weil er auf wirklich vielen Gebieten herausragendes geleistet hat, da reichen bei anderen ein Dutzend Leben nicht aus.
Er war Politiker
Er war Verwaltunsleiter eines Herzogtums
Er war Theaterintendant
Er war Maler
Er war Schriftsteller
Er war Naturwissenschaftler

Und in all diesen Bereichen, außer der Malerei, da war er ‚nur‘ talentiert, hat er herausragendes geleistet.

Speziell als Naturwissenschaftler wird er gerne unterschätzt.
Er postulierte und fand z.B. den Zwischenkieferknochen und leitete so ab, daß der Mensch kein Sonderfall sei, sndern mit den Tieren zusammenhänge. Das war lange vor Darwin.
Er hat die Vergleichende Morpühologie der Planzen mitbegründet.
Seine Farbenlehre spielt heute noch in bestimmten Bereichen eine große Rolle.
Als Chemiker war er zwar weniger tätig, regte aber viele Experimente und Verfahren an.
Er war als Mineraloge/Geologe Förderer und Forderer. Das Minenwesen Thüringens reformierte er grundlegend. Das Mineral Goethit ist nach ihm benannt.

Er legte mehrere große, systematische Sammlungen an

Und der Dinge mehr.

Wenn man das nur ließt, fragt man sich, wie der Mann das alles hingekriegt hat.

Gandalf

Hallo,

Wer also frage ich euch, fällt wie Leonardo in die Kategorie
„Universalgenie“?

es wurde schon gesagt, Leonardo, Leibniz, A. von Humboldt und
natürlich der Herr Geheimrat.

da will ich doch glatt noch Benjamin Franklin in die Runde werfen. ;o)

Genialtückische Grüße

=^…^=

Da will ich gleich noch ein paar mehr werfen: Michelangelo zum Beispiel. Agrippa, zumindest des Bedenkens wert. Buffon, Newton, …

Gruß
Peter B.

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Hallo zurück,

neben Benjamin Franklin und Michelangelo sowie

Agrippa, zumindest des Bedenkens wert. Buffon,
Newton, …

würde ich in die zweite Reihe auch noch Friedrich von Hardenberg (Novalis) stellen, der ja nicht nur Philosoph und Dichter, sondern im bürgerlichen Leben Jurist mit montanwissenschaftlicher Zusatzausbildung war.

Gruß sannah

Hallo,

Da will ich gleich noch ein paar mehr werfen: Michelangelo zum
Beispiel.

Wieso? Was außer Kunst und der damit verwandten Architektur konnte er denn noch?
Gruß
loderunner

zum Beispiel das:
http://www.sonett-central.de/michelangelo.htm

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Er befasste sich außerdem mit Mathematik, machte sich Gedanken über Gesellschaften (was wohl erst in seinem Nachlaß auftauchte) und Wirtschaft. Außerdem ist von Malerei zu Architektur ein ziemlich weites Feld zu überbrücken.

Gruß
Peter B.

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Oh ja, Musik hatte ich jetzt ganz vergessen.

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der aller erste…
Hallo,
zu all den andern, die schon genannt wurden fällt mir nun noch eins ein, das genau genommen nicht zur Moderne zu zählen ist. Und doch wird er oft als „der erste moderne Mensch auf dem Thron“ (J. Burkhardt) bezeichnet: Friedrich II. (HRR) von Staufen, und eigentlich mitten im MA einzuordnen.
Genie? weiß nicht, wie genial muss man sein um „Genie“ zu sein? Universal? auf jeden Fall: Politik, Wissenschaft, Sprachen, Kunst…
Zur Moderne fällt er mir vor allem deshalb ein, weil nicht nur das Königreich Sizilien unter ihm geradezu „modern“ strukturiert wurde, sondern auch sein Umgang mit der Wissenschaft modern anmutete.
Viele Grüße von Kati

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Hallo Katharina,

zuerst fiel mir ein, Friedrich II. ist doch der mit Ursprachen-Experiment an Kindern. Also suchte ich und fand dieses im Internet:

/t/die-suche-nach-der-ursprache/1647521

Natürlich weiß ich viel zu wenig über ihn und kann die Berichte über seine Experimente nicht einschätzen.

Trotzdem habe ich den Eindruck, daß er sicherlich sehr begabt war, und dazu hatte er natürlich noch Macht und Mittel eines Herrschers auf seiner Seite. Und aufgrund dieser Macht konnte er Experimente anordnen, auch um abstrus anmutende und verbohrte Fragestellungen zu untersuchen.

Ich weiß nicht, ob sich zu der Zeit sonst jemand zu der Frage geäußert hat, welches die „Ursprache“ sein mag, vermute aber, wirklich gute Gelehrte wären damals bereits schlauer gewesen.

Aus diesen Gründen würde ich ihn allenfalls als hochstehenden Dilettanten einstufen. Zu jener Zeit und in den Jahrhunderten davor waren die wirklichen Universalgelehrten eher im arabischen Raum zuhause.

„Gekrönte Häuptern“ würde ich eher aus der Wertung lassen, weil ihnen einfach das Korrektiv durch Kollegen, durch „Peers“ mehr oder weniger gefehlt hat, und sie durch ihre Macht auch jede unsinnige Idee verfolgen konnten, was kein anderer hätte tun können.

Grüße,

I.

Hallo,

Er befasste sich außerdem mit Mathematik, machte sich Gedanken
über Gesellschaften (was wohl erst in seinem Nachlaß
auftauchte) und Wirtschaft.

Wenn das schon universell zu nennen wäre, ist jeder von uns ein Universalgenie.
Sich mit etwas befassen ist ja noch kein Zeichen von Genius.

Außerdem ist von Malerei zu
Architektur ein ziemlich weites Feld zu überbrücken.

Damals nicht.

Nebenbei hat Brunelleschi neben seiner Herkunft als Goldschmied wesentlich mehr geleistet - es musste nicht nur ein wenig Festungsbau betreiben, sondern auch die Kräne füre den Bau der Domkuppel erfinden.

Sorry, auch zusammen mit den Gedichten wird aus dem Künstler Michelangelo noch kein Universalgenie.

Gruß
loderunner