Malteser pinkelt in die Wohnng

Unser Malteser pinkelt nun schon seit einiger Zeit ständig nachts in die Wohnung! Sein „Lieblingsort“ ist die Küche: entweder pinkelt er den Mülleimer an, oder ein Stuhlbein (das Laminat ist dort schon aufgebrochen!)oder die Balkontür bekommt ein paar Spritzer ab.
Er geht aber auch ins Wohnzimmer, wo er sich eine neue, noch unbekannte Stelle sucht und macht auch nicht vor den Gardinen halt!
Wir sind schon völlig verzweifelt und können uns das nicht erklären. Der Hund ist nun 7 Jahre alt (nicht kastriert) und bei uns aufgewachsen. Er kam als letztes Familienmitglied zu unseren beiden Katzen (Kater 11 Jahre und Kätzin 14 Jahre)und uns. Die Eingliederung hat sehr gut geklappt; alle haben sich akzeptiert und leben gut miteinander.
Nun sind wir vor ca. 1 Jahr umgezogen, haben aber auch wieder ein kleines Haus mit großem Garten. Die Katzen haben den Umzug super vertragen und fühlen sich in ihrem kleinen Reich superwohl. Die Kätzin hat allerdings dann angefangen, einige Male in das Hundebett zu pinkeln. Weshalb wir dann dachten, dass der Hund sich rächen will und deswegen in die Wohnung pieselt. Obwohl die Kätzin jetzt seit langem nicht mehr sein Bett als Klo benutzt, macht er dennoch weiterhin sein Pipi in die Wohnung, immer - nachdem geschimpft wurde -an andere Stellen …
Hat jemand Rat?

Gruß, Carmen

Hallo,

ich würde meinen, dein Hund markiert. Und wenn das Bepinkeln seines Betts durch die Katze der Auslöser gewesen ist, scheint der Zusammenhang ziemlich klar. Mit „Rache“ hat das übrigens nichts zu tun. Es geht lediglich um Revieransprüche, und da die Katzen sich überall bewegen, hat der Hund die Herausforderung der Katze angenommen. Rein verhaltenstechnisch ist das sogar eine sozial äußerst korrekte Verhaltensweise, denn sie verhindert, dass der Hund auf die Katzen losgeht.

Die Tatsache, dass er es nur nachts tut, keine großen Pfützen pinkelt und sich dabei um „bedeutsame“ Orte bemüht, spricht definitiv gegen eine Erkrankung.

Wenn ihr ihn schimpft, ohne ihn dabei erwischt zu haben, kann das keine Früchte tragen, weil der Hund nicht weiß, warum er geschimpft wird. Letzten Endes müsst ihr ihn dabei ertappen, wenn eine Bestrafung Sinn machen soll.

Ich würde dazu raten, dem Hund ein komplett neues Hundebett zu kaufen und zu verhindern, dass die Katzen es erneut markieren. Es ist anzunehmen, dass der Geruch der Katze - auch wenn er für Menschennasen nicht mehr wahrnehmbar sein mag - für den Hund noch immer gegenwärtig ist.

Zudem würde ich den Aktionsradius des Hundes in der Nacht einschränken. Heißt: Türen zu und den Korb an einer Stelle, wo der Hund zwar ungestört schlafen, aber sich nicht beliebig durchs Haus bewegen kann.

Wenn das nicht möglich ist, könntet ihr versuchen, den Hund an eine ausreichend große Transportbox zu gewöhnen. Vielleicht hat er ja bereits eine im Auto, wenn nicht, könnte die neu gekaufte später als Autobox ihre Dienste tun. Sie stellt ohnehin die sicherste Transportmöglichkeit für Hunde dar.

Wenn er die Box schon kennt, müsst ihr vermutlich keine große Gewöhnung machen, wenn nicht, solltet ihr euch eine Weile Zeit nehmen, um dem Hund die Box schmackhaft zu machen. Methoden zur Gewöhnung findet ihr im Internet genug. Geht der Hund problemlos und gerne in die Box, verbringt er für eine Weile die Nächte dort.

Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sein Bett bepinkeln - zumindest nicht, solange die Katzen sich dort nicht auch wieder verewigt haben. Heißt: Ihr müsst den Schlafplatz des Hundes energisch vor den Katzen schützen. Sonst werdet ihr das Problem vermutlich nicht mehr los.

Die Box muss groß genug sein, dass der Hund aufrecht stehen und sich umdrehen kann. Da der Hund die ganze Nacht dort sein soll, muss auch noch eine Wasserschüssel reinpassen. Hier macht es Sinn, eine zu kaufen, die man ins Gitter einhängen kann, damit der Hund sie nicht aus Versehen umwirft.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,
vielen Dank für Deine prompte Antwort und Tipps.
Ein neues Hundebett ist kein Problem. Du wirst wohl Recht damit haben, dass der Katzengeruch für den Hund noch wahrnehmbar ist, obgleich ich das Bett regelmäßig wasche.
Der Tipp mit der Hundebox hat gerade eine größere Diskussion bei uns zuhause ausgelöst. ;o)
Die Tür des Schlafzimmers können wir leider nicht zumachen, da auch die Katzen gewohnt sind, überall herum zu laufen.
Was ist eigenlich mit Kastration? Könnte das Problem damit dann auch behoben werden?
Im Übrigen macht er auch bei Besuchen von Freunden in deren Wohnung; mein Mann meint zwar, dass er ihn noch nie beim Pinkeln erwischt hätte, wohl aber beim Häufchen machen! :o(

Gruß, Carmen

Hallo Carmen,

wenn der Hund auch in fremden Wohnungen seine Geschäfte verrichtet, ist das tatsächlich eindeutiges Markierverhalten. In diesem Zusammenhang muss man allerdings auch immer sagen: Er tuts, weil er sich traut. Heißt: Das Ganze steht mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur mit euren Katzen im Zusammenhang, sondern zeigt auch ein Rangordnungsproblem.

In fremden Wohnungen würde ich ihn konsequent an der Leine lassen. Dadurch hat er keine Gelegenheit, sich ohne weiteres irgendwo zu verewigen. Und wenn er es an der Leine wagen sollte, kann man ihn prompt zurecht rüffeln.

Eine Kastration KÖNNTE in diesem Fall helfen, da ausgeprägtes Markierverhalten schon im Zusammenhang mit Hormonen stehen könnte. Wäre der Hund 2 oder 3 Jahre alt, würde ich das stärker bejahen. Jetzt besteht durchaus die Gefahr, dass er das Verhalten viel stärker im Kopf als in den Hoden hat. Er scheint ja schon eine ganze Weile erfolgreich damit zu sein. In diesem Fall brächte eine Kastration keine Besserung.

Wo es sich in jedem Fall lohnt hinzuschauen, ist der Umgang mit dem Hund. Kann es sein, dass der Knabe ziemlich viele Rechte hat? In solchen Fällen sind z.B. auch erhöhte Liegeplätze (Couch/Bett) ein Thema.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

danke nochmals fÜr die vielen Hinweise; ja, der „Knabe“ hat eigentlich alle Rechte, die sich so ein „Nachkömmling“ immer herausnehmen darf.
Couch, Bett oder Stühle - egal, alles kein Thema.
Er darf auch überall mit hin. Außer bestimmter, vom uns bisher oft besuchter Stätten, bei denen er mittlerweile „Hausverbot“ hat, wegen seiner Pinkelei.
Er ist eigentlich eine Art Hauptperson geworden in unserer Familie. Das ist ihm auch bewusst - so glauben wir - weshalb wir uns auch nicht erklären können, was ihm nun fehlt, oder was ihm aud einmal „gegen den Strich geht“.

Was sollten wir da ändern?

Gruß, Carmen

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Hallo Carmen,

Das ist ihm auch bewusst - so glauben wir - weshalb wir uns auch nicht erklären können, was ihm nun fehlt, oder was ihm aud einmal „gegen den Strich geht“.

Ihm fehlt nichts - er hat zuviel. Er fühlt sich auf Grund aller Rechte und der übergroßen Aufmerksamkeit, die er genießt, als Oberschnösel. Entsprechend verhält er sich auch: „Sein“ Haus, „seine“ Möbel, „seine“ Menschen.

Was ihm gehört, wird auch als sein Besitz markiert. Und das tut er hemmungslos - und nicht nur in eurer Wohnung. Sein „Größenwahn“ schließt die Wohnungen fremder Leute in sein Besitzdenken mit ein.

In meinen Augen ist die einzige Chance, die ihr habt, seine Rechte drastisch zu beschneiden. Solange ihr ihn in dem Glauben lasst, dass er der Mittelpunkt der Welt ist, werdet ihr das Problem auch nicht loswerden und könnt bestenfalls Krisenmanagement betreiben.

Eine Änderung würde ziemlich umfasssende Verhaltensänderungen von eurer Seite bedingen - und erfahrungsgemäß plagen sich viele Hundebesitzer damit sehr. Wenn es dich näher interessiert, was ihr ändern solltet, kann ich aber gerne noch was dazu schreiben.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Du hast meinen Verdacht, der mich schon seit Längerem beschleicht, nunmehr bestätigt.
Bisher sind aber leider alle Maßnahmen, die ich ergreifen wollte, bei meiner Familie nicht auf Gegenliebe gestoßen.
Deswegen wäre ich sehr dankbar, von Menschen, die sich auf dem Gebiet auskennen, Meinungen und Tipps sozusagen aus der „Vogelperspektive“ zu erhalten.
Wenn Du ein paar nützliche Anregungen hast, dann bitte her damit.

Viele Grüße,

Carmen

Hallo Carmen,

etliche der folgenden Tipps sind nur dann relevant, wenn - wie in eurem Fall - Verhaltensprobleme beim Hund entstanden sind. In intakten Rangbeziehungen spielen sie kaum eine Rolle, weil der Mensch bereits die Spielregeln klar genug definiert hat.

  1. Liegeplätze:
    Im Moment liegt euer Hund da wo er will, wann er das will und wie lange er will. Das solltet ihr ändern. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ihr verbannt ihn konsequent von allen Menschenplätzen, d.h. keine Couch, kein Sessel, kein Bett. Das ist die einfachere Variante, weil der Hund relativ schnell kapiert, worum es geht, aber auch deswegen, weil der Mensch sich in der konsequenten Umsetzung leichter tut.

Oder ihr bringt ihm bei, nur auf euer Kommando hoch zu kommen und sich auch auf euer Kommando widerspruchslos runter schicken zu lassen und VOR ALLEM (!) unten zu bleiben. Das ist schwieriger für den Hund zu lernen, verführt aber auch den Menschen dazu, ihm schnell wieder was durchgehen zu lassen. Es macht auch keinen Sinn, den Hund am Anfang des Fernsehabends hoch zu holen und ihn dann den ganzen Abend da zu lassen. Und du kannst dir sicher sein, dass dein Hund keine Gelegenheit auslassen wird, Ge- und Verbote zu umgehen :smile:. Aus Betten sollte er unbedingt konsequent draußen bleiben.

Und: KEIN Platz in der Wohnung gehört mehr uneingeschränkt ihm. Wenn er irgendwo liegt - auch auf seiner Decke - wird er immer mal wieder von euch dort weggeschickt. Beim Staubsaugen wird nicht um ihn rumgesaugt, sondern er muss gehen. Liegt er im Weg, steigt ihr NICHT über ihn drüber, sondern schickt ihn aus dem Weg. „Immer mal wieder“ bedeutet auch genau das: Immer mal wieder. Es heißt nicht, dass ihr den Hund nun permanent aufscheuchen müsst, wenn er irgendwo liegt. Es bedeutet, aber, dass er immer dann auch wegzugehen hat, wenn ihr es von ihm verlangt.

  1. Besitz:
    Dem Hund gehört nichts mehr. Auch keine Spielsachen, die irgendwo rumliegen. „Selbstbefriedigung“ damit, wenn ihm grade danach ist, gibt es nicht mehr. Alles wird weggeräumt und der Hund kriegt es nur, um mit euch zu spielen. Dabei achtet ihr darauf, dass er Beute nicht sichert, indem er sie weg- bzw. um euch rumträgt. Er darf sie kurz haben, hat sie aber auf Kommando sofort an euch herzugeben. Zur Not den Hund beim Spielen anleinen, damit er nicht abhauen kann, und ihn an der Leine herholen.

Futter steht nicht zur Selbstbedienung rum, sondern wird zu Fütterzeiten verabreicht und muss innerhalb von 15 Minuten gefressen sein, sonst wird es bis zur nächsten regulären Mahlzeit weggeräumt.

Man kann auch einen Schritt weitergehen, und ihn sein Futter über den Tag weg erarbeiten lassen. Aber ich will euch nicht überfordern :smile:.

  1. Zuwendung (Das Wichtigste!):
    Für die nächsten 6 Wochen wird der Hund nicht mehr beachtet, wenn er von sich aus zu euch kommt und euch zum Streicheln oder Spielen auffordert. Ihr reagiert in keinster Weise auf ihn, auch nicht mit einem „Nein“. Ignorieren heißt: Nicht reden, nicht anfassen, nicht anschauen. Der Hintergrund ist: Was jederzeit und im Übermaß verfügbar ist, ist nichts wert - auch für den Hund nicht. Es wird als selbstverständlich erachtet, und der Hund benutzt den Menschen, um es sich zu holen, wenn ihm danach ist. Mit Zuneigung von Seiten des Hundes hat das nichts zu tun - auch wenn wir das gerne so sehen möchten.

Aber keine Sorge: Er kriegt seine Streicheleinheiten schon - nur eben zu euren, nicht zu seinen Bedingungen. Heißt: Immer wenn der Hund etwas anderes macht, als sich um euch zu kümmern (zum Beispiel rumliegt) ruft ihr ihn zu euch. Wichtig: Ihr geht NICHT zu ihm hin. Er muss zu euch kommen. Dann wird er gestreichelt. Achtung: Damit aufhören, bevor der Hund von sich aus geht, weil er genug hat. Passiert das, ruft ihr ihn zurück und bekrault ihn noch 1-2 Minuten, bevor IHR ihn entlasst. Versucht er nach dem Entlassen weitere Zuwendung einzufordern: Ignorieren.

Es kann durchaus sein, dass der Hund erst mal den Teufel tun wird, als freudestrahlend zu euch zu kommen, wenn ihr ihn ruft. Vor allem dann nicht, wenn er vorher seinerseits ignoriert wurde. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Hund versucht, seine bisher innegehabte Position zu verteidigen. Er ist weder „beleidigt“ noch „trotzig“, sondern verhält sich lediglich gemäß der Lerntheorie „Erfolgreiches Verhalten wird beibehalten“.

Dummerweise greift bei ihm inzwischen auch bereits das Prinzip der variablen Verstärkung. Heißt: Wenn einer von euch zwischendurch schwach wird und doch wieder auf die Aufforderung des Hundes eingeht, ritzt der sich eine Kerbe in seinen Colt und merkt sich: „Das Verhalten ist immer noch erfolgreich, wenn ich nur konsequent dran bleibe“.

  1. Unterordnung:
    Übt mit dem Hund Dinge, die er nicht mag. Macho-Hunde lassen sich oft nicht gerne hochheben, an bestimmten Körperstellen berühren, Kämmen oder in bestimmte Positionen legen. Und genau das muss er sich nun täglich mehrmals gefallen lassen. Ohne großes Tamtam, aber auch ohne nachzugeben. Achtung: Gegenwehr in Form von Drohverhalten ist möglich. Dieses sollte sofort mit einem klaren „NEIN!“ unterbunden werden. Die Übung wird danach fortgesetzt. War sie erfolgreich, wird der Hund kurz (!) und sanft gelobt. Insgesamt sollten diese Übungen aber immer in einem möglichst entspannten Rahmen stattfinden. Sie dienen dem Bindungsaufbau.

Wenn der Hund nicht leinenführig ist, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, auch daran zu arbeiten. Leinenführig heißt, dass er an einer normalen 1,50 - 2,0 Meter langen Leine entspannt nebenher läuft, so dass die Leine permanent locker durchhängt. Tut sie das nicht oder wird der Hund nur an der Flexi geführt, habt ihr hier eine anspruchsvolle Aufgabe. Tipp: Es funktioniert am besten über konsequentes Stehenbleiben. Der Hund kommt nicht mehr vom Fleck, wenn er zieht. Das bedeutet, dass ihr zu Anfang u.U. in einer Stunde keine 20 Meter weit kommt. Egal. Damit der Hund weiß, was Sache ist und ihr nicht in Dauerstress geratet, finden normale Gassirunden z.B. NUR noch an der Flexi statt, Leinenführigkeitstraining nur an der kurzen Leine.

Tägliche Arbeit mit dem Hund z.B. in Form von gezielten Spielen. Hier kannst du im Forum mal unter FAQ:3302 schauen, da hab’ ich einige aufgelistet.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,
vielen lieben Dank für Deine Mühe!

Da haben wir ja allerhand viel zu tun, meine Güte.
Zuhause haben wir alle zusammen über die aufgezeigten Möglichkeiten gesprochen und ich habe die Tipps ausgedruckt und an den Kühlschrank gepinnt - gut sichtbar für alle und immer gleich zum Nachlesen verfügbar.

Ich hoffe, es fruchtet - bei allen ;o)

Viele Grüße!

Carmen