Mord an Soleimani

Wie passen aber Trumps Äußerungen dazu?
„Wir haben gehandelt, um einen Krieg zu stoppen“, sagte Trump vor Journalisten in Florida. „Wir haben nicht gehandelt, um einen Krieg zu beginnen“.
Ich verstehe das so, als gebe es (noch) keinen Krieg.

Das war nur ein Beispiel im vereinfachten Umfeld. Die Welt der Politik und Diplomatie ist ungleich komplizierter und umso differenzierter sind die Mechanismen. Zumal es ja eine mutige Annahme ist, daß wir alles mitbekommen, was zwischen den Ländern an Kommunikation stattfindet. Es ist auch nicht so, daß jeglicher Kontakt abgebrochen wird, nur weil man in einem Punkt verschiedener Meinung ist oder offen Konflikte austrägt. So sind die Russen ja weiterhin gerne bereit, uns Erdgas zu liefern, obwohl wir ihnen in vielen anderen Bereichen ernsthaften wirtschaftlichen (u.a.) Schaden zufügen.

Ja, so manches finde ich auch nicht gut und tendenziell umso mehr, je mehr wir uns dem heutigen Datum nähern. Dennoch ist es zu einfach, das militärische Vorgehen in Bausch und Bogen zu verurteilen. Südkorea würde es heute nicht geben, wären die USA im Rahmen der UN-Mission nicht eingeschritten. Die Invasion auf Grenada geschah auf Wunsch der Lokalregierung, die Invasion in Panama war im Grunde ein Schlag gegen den Drogenhandel, gegen den Kampf gegen den IS kann man nicht ernsthaft etwas haben wollen, die Intervention in Haiti 2004 war auch eher hilfreich und der zweite Golfkrieg war fraglos auch richtig und wichtig, um mal ein paar positive Beispiele zu bringen.

Beim dritten Golfkrieg sieht die Sache genauso anders aus wie beim Vietnamkrieg oder dem Angriff auf den Sudan. Was den jüngsten Angriff im Irak angeht: andere Geheimdienste hätten das wahrscheinlich weniger spektakulär und öffentlichkeitswirksam, aber im Zweifel genauso effizient erledigt. Ist halt die Frage, was man besser findet.

Ganz im Gegensatz zu Russland zum Beispiel und ich vermute, daß sowohl Russland als auch Israel der Mossad eine ähnliche Zahl von Staatsfeinden und Terroristen beseitigt haben wie die USA, nur halt nicht als Videospiel, sondern unauffällig und leise - womit ich nicht sagen will, daß das eine besser ist als das andere. Aber eines löst halt mehr Diskussionen aus.

Bei Trump gibt es eine goldene Regel: Achte nicht darauf was er sagt, sondern was er tut. Am besten geht man immer davon aus, dass das was er sagt gelogen ist. In den meisten Fällen stimmt das dann auch.

Die USA haben einen der ranghöchsten Offiziere eines anderen Staates getötet, was nichts anderes als eine Kriegserklärung ist. Das kann sich der Idiot in Chief und seine Entourage schön reden wie sie wollen.

Für den Iran ist nun klar, dass (vielleicht mit der Ausnahme von Khamenei) jeder damit rechnen muss, von den USA ohne Vorwarnung getötet zu werden. Die Frage ist, was sie mit dem Wissen tun werden.

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Naja, das ist sehr gut gedacht und gemacht.
Der Trumpsche Stich in ein Wespennest sorgt für Aufklärung.
Zum Wesen einzelner Personalien und systematischen (Terror-)Strukturen.
Jeder kann für sich die folgenden Reaktionen Iraks und Irans selbst beurteilen.

Da muss man sich wirklich nicht gleich positionieren.
Wenn man keine Stärke hat.
Und von allen Beteiligten aufgrund vertraglicher Vereinbarungen und Absichtserklärungen abhängig und letztendlich in Eigenverantwortung ungeschützt ist.

awM

Ach echt jetzt? Wieso machen wir uns eigentlich noch die Mühe und stellen Menschen vor Gericht, wenn es in eindeutigen Fällen in Ordnung ist, einen Menschen von Staats wegen zu töten? Wir stellen einfach einen ein, der dann allein und final beurteilt, ob es in Ordnung ist, Menschen umzulegen, und dessen Entscheidung auch keiner gerichtlichen Kontrolle unterliegt. Macht die ganze Sache schnell, effizient und billig. Und das tolle ist, dieser eine Mensch wird nie einen Fehler begehen, denn die Entscheidungen werden ja nicht einmal im Nachgang überprüft.

Und natürlich wird derjenige auch niemals seine Möglichkeiten und seine Macht für persönlich oder gar unlautere Zwecke mißbrauchen.

Ich frage mich nur, warum die Menschheit nicht schon früher darauf gekommen ist, einer Person allein die Macht über Leben und Tod zu übertragen. An so einem System ist ja nichts falsches oder beunruhigendes zu entdecken.

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Naja, die Alternativen wäre ein Angriff auf den Iran oder wahlweise das Werfen von Kuscheltieren gewesen. Aus Sicht der trump’schen Wähler wäre letzteres wohl nicht entschlossen genug rübergekommen.

Soleimani unterschiedt zu jeden anderen normal rechtschaffenden Menschen, dass er ein Terrorist war und und außerhalb seines eigenen Landes die öffentliche Sicherheit und Ordnung Iraks zu kippen versuchte. Ich sehe das sogar als zutiefst demokratisch, in dem diese Knallcharge nicht mehr darauf hoffen durfte, unbehelligt zu bleiben, als jeder andere Terrorist IM KAMPF auch. Im Kampf konnte noch niemand auf ein ordentliches gerichtliches Verfahren vertrauen. Hätte sich doch ergeben und einem Gerichtsverfahren überantworten können. War nicht seine Sache. Von daher: Boooom.

Und das weißt Du, weil Du ihn gekannt hast oder weil ein unabhängiges Gericht das festgestellt hat? Oder weil Dir das jemand erzählt hat, dem Du vertraust oder zumindest glaubst?

Übrigens: Marinus van der Lubbe hat den Reichstag angezündet, die Juden sind schuld an der Pest und der Krieg in Albanien ist vorbei. Ich hab’s im Fernsehen gesehen.

Wie bitte? Die Ermordung eines Menschen „ist nicht per se verwerflich“?
Gerade gestern sagte ich zu meinem Mann es kommen zu viele Krimis im Fernsehen und es wird darin nur noch gemordet, seit einiger Zeit aus Gründen wie „sie hat mir meinen Mann weggenommen“, „ich konnte doch nicht zusehen, wie unser Sohn das Geschäft, unser Lebenswerk, verkauft“ etc. Mord wird zu einem normalen Mittel, einen Konflikt zu lösen, wenn man sonst unfähig ist. Dazu paßt dann obige Aussage…

Man sollte bei allem immer auch das iranische Volk im Blick haben. Was Trump JETZT erreicht hat, ist dass das Volk hinter der Regierung steht, das war bis vor dem Anschlag nicht so. Wir waren im Herbst dort und haben immer wieder gehört: Wir hassen unsere Regierung! Wir haben ein Land erlebt, das ganz anders ist, als das Bild, das wir hier gezeichnet bekommen. Eigentlich stimmt nichts von dem, was man hier so zu hören und zu lesen bekommt. Das iranische Volk leidet bitter unter dem Embargos, glaubt mir. Und hätte der orangene Idiot in Washington nicht das Atomabkommen einseitig aufgekündigt, gäbe es die ganze Schei*e nicht. Das hatte er sich vermutlich im Sandkasten mit seinem Freund Kim ausgedacht.

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Der Iran hat keiner der Aussagen bezüglich des Geschenverlaufs dementiert.

Offenkundig Fake. Nicht wahr?

Das war kein Mord. Ich sprach zwar davon aber es war nur eine Tötung. Soleimani kannte das Risiko und wusste bescheid.

Ach echt? Der Reichstagsbrand und das, was der Bevölkerung dazu verkauft wurde, war Ausgangspunkt der deutschen Nazidiktatur, die Geschichten, die der Bevölkerung über die Juden verkauft wurden und die aufgrund vieler Lügen (nicht zuletzt zurückgehend auf die Pest und den Schuldvorwurf an die Juden) auf fruchtbaren Boden fielen, waren Ausgangspunkt für den Mord an Millionen Juden und das letzte ist ein Zitat aus „Wag the Dog“; ein Film, der sehr anschaulich aufzeigt, wie Menschen durch die Medien manipuliert werden.

Bis vor ein paar Tagen hat den Namen Soleimani wahrscheinlich nicht einmal jeder hundertste gehört, aber heute sind sich alle sicher, daß der Mann der Drahtzieher der iranischen Terrorismusindustrie war. Und woher wissen sie es? Weil sie es in den Nachrichten gehört haben.

Der Mann wird im Iran als General gefeiert und nicht als oberster Terrorist und es gab auch keine Unterhaltung zwischen westlicher staatlicher Stelle und iranischer staatlicher Stelle mit dem folgenden Inhalt: „Wir haben Euren Oberterroristen ermordet“ - „Stimmt nicht. Der Mann war nur ein friedliebender General.“

Und selbst wenn der Mann auf dem Petersplatz in Rom gestanden und seine Sünden zugegeben hätte: in westlichen Rechtsstaaten pflegt vor einem Urteil eine Gerichtsverhandlung vor einem unabhängigen Gericht stattzufinden und eine Urteilsvollstreckung nach einem Urteil.

Daß einige es anscheinend normal finden, daß ein Mann ermordet wird, nur weil ein westliches Staatsoberhaupt mit Deutungshoheit über Recht und Moral der Ansicht ist, daß der Mann umzulegen ist, zeugt sehr davon, wie sich die moralischen Maßstäbe in den letzten Jahren verschoben haben. Erschreckend, kann ich nur sagen.

Und das hier…

…ist wirklich unfaßbar. „Nur eine Tötung“ ist eine verharmlosende Bezeichnung für menschen- und völkerrechtswidrige Selbstjustiz.

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So viel zum Thema ‚Meinungsfreiheit‘. Ohne jegliches Veständnis für Spaß am Diskurs. Bleib dabei als abschreckendes Beispiel.

mki

Die Meinungsfreiheit garantiert Dir, daß Du in der Öffentlichkeit Deine Meinung kundtun darfst. Das heißt aber nicht, daß Dir - erstens - auf einer privaten Kommunikationsplattform keiner den Saft abdrehen darf und - zweitens - daß das, was Du von Dir gibst, irgendjemand ernstnehmen muß.

Oder anders: Meinungsfreiheit heißt, daß man seine Meinung äußern darf, aber man muß nicht und erst recht nicht überall.

Liebe Community,

das www Team distanzieren uns klar von diesen Aussagen.

Da die Selbstregulierungsprozesse des Forums hier sehr gut greifen, bleiben die Beiträge stehen.

Schöne Grüße,
Dominik vom www Team

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Was hat dieses Thema denn mit Spaß zu tun?

[Beitrag editiert vom www Team]

Er war sicherlich kein Kind von Traurigkeit


Ob es nun schade um ihn ist oder nicht, mag jeder für sich selbst entscheiden. Eine schlaflose Nacht werde ich nicht haben.

awM